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hübsche Freunde

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28.02.2006
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hübsche Freunde

Die Eisenbahn fährt los. Ich fahre gerne mit der Eisenbahn, besonders mit der roten, großen, die wie ein Hochhaus aussieht. Ein Hochhaus, das fahren kann und dabei gar keinen Lärm macht, aber durch die Landschaft zischt wie ein Düsenflieger der ganz nah am Boden bleiben muss, weil ihn sonst die Feinde sehen.
Ich sitze immer unten. Hier können die mich erst recht nicht sehen, wenn ich an ihnen vorbei und zur Arbeit zische und … und noch weiter. Hier können sie mich nicht sehen, die Leute die glauben, ich sei ein dummer Junge. Nur ich kann sie angucken, wenn die Eisenbahn ganz schnell durch einen Bahnhof fährt. Ich kann sehen, wie hübsch sie alle sind und wie gemein.

Ich habe schöne Beine. „Deine Beine sind das Schönste an dir, Stefan!“, hat auch meine Mutter immer gesagt. Aber meine Beine sind nicht nur schön, sondern auch stark. Es macht Ihnen gar nichts aus, wenn ich meine Hände auf sie lege und den Koffer mit dem Butterbrot, dem Tee und dem Werkzeug sogar noch auf die Hände obendrauf. Den Trick hat mir mal ein Kumpel von mir beigebracht. Ein Kumpel auf der Arbeit bei der „reintegrativen Maßnahme“. Er hat gesagt, dass es ganz leicht ist, die Hände auszutricksen. Inzwischen bin ich auch ziemlich gut darin.

Ich finde es schade, dass es hier keine Abteile mehr gibt. Keine eigenen Räume mit einer Tür [Komma] die man zumachen kann, damit man sich fühlt wie in einem eigenen Zimmer. Hier gibt es nur Vierersitze, zwei Sitze in und zwei Sitze gegen die Fahrtrichtung, aber selbst die sind schöner als die einsamen Einzelplätze vor und hinter mir. Wie immer setze ich mich also in eine von den Sitzgruppen. „Ich mag Menschen“, sage ich immer wenn mich einer fragt warum, und „ich sehe mir gerne ihre hübschen Gesichter an“. Besonders morgens, dann wenn die Gesichter noch echt sind und nicht hinter einer Maske aus Erwachsensein versteckt werden.
Ein anderer Grund warum ich so gerne in den Vierersitzen sitze ist, dass ich Freunde suche. Echte Freunde, die mich auch mögen.


„Freunde sind wie Eltern, die länger leben. Sie passen auf dich auf.“, „Freunde sind immer da.“, „Ein guter Freund, ein guter Freund, das ist das Schönste was es gibtaufderwelt“ und vor allem „Wenn ich mal nicht mehr da bin, Stefan, dann brauchst du sehr viele, sehr gute Freunde.“


Das sind die Gründe, warum ich hier sitze und die Menschen freundlich anlache. Vielleicht brauchen sie ja auch einen Freund. Das wäre schon sehr praktisch. Man könnte sich ja zusammen tun, irgendwie.
Ein junger Mann setzt sich auf den Platz mir gegenüber. Ich weiß nicht, ob er das macht, weil er es so möchte, oder weil kein anderer Platz frei ist, aber das ist mir egal. „Jeder Besuch ist guter Besuch“, sage ich immer.
Er ist sehr hübsch. „Ein fescher Bursche“, würde meine Mutter sagen. Seine dunklen, ganz durcheinander aussehenden Haare hängen ein bisschen lose über seinen Augen. Er hat schöne, braune Haut und große Wangenknochen. In seiner rechten Hand hält er ein kaputtes Taschenbuch. Mit der anderen Hand zusammen legt er diese Hand auf die Sitzlehne.
Ich finde, dass das schön aussieht.
Er hat einen engen, schönen Pulli an und eine schwarze, ganz enge Hose und auch sonst ist alles sehr eng.
Sein Kopf ist ein kleines Bisschen zurückgelehnt. Seine Nase hat eine schöne Form, wenn er aus dem Fenster guckt. Ganz kurz, sodass er es nicht merkt, wandere ich mit meinen Augen auf seinem Körper herum.

Er tut so, als sei er sehr müde, aber ich kann aus diesen dunklen Augen erkennen, dass er es nicht ist. Er beobachtet alles sehr wach, auch mich und ich weiß nicht, ob ich das gut finde.
Vielleicht ist das ja seine Art Freunde zu finden. Ich denke kurz nach und frage ihn dann etwas. „Was liest du denn da Schönes?“, frage ich. Das ist eine gute, nette Frage um ein Gespräch anzufangen.

Er sieht überrascht aus und antwortet erst, nachdem er mich einmal genau so angeguckt hat, wie ich nicht gerne von Leuten angeguckt werde. Von oben bis unten hat er mich angeguckt und er bleibt mit seinen Augen genau an der Stelle hängen, an der ich das nicht so gerne habe, auf meinem Koffer und auf meinen Händen die darunter eingequetscht liegen.

Der Koffer ist eigentlich nicht besonders schön und ich glaube, die Leute gucken ihn nicht so oft an, weil sie gerne alte Koffer angucken oder Koffer sammeln, sondern weil sie wissen, was ich damit mache. Die Leute sind schlauer, als man denkt. Sie wissen, warum ich meine Hände austricksen muss.

Endlich antwortet er auf meine Frage. „Was Englisches“, sagt er, nicht mehr. Nur: „Was Englisches.“ Eigentlich mag ich solche Antworten nicht, aber bevor ich weiter darüber nachdenken kann sage ich schnell: „Aber auch englische Bücher haben Namen, oder?“.
Das war schlau von mir. Einfach ganz schnell was sagen, dabei einen Witz machen und alles ist wieder gut. Beinahe wäre das Gleiche passiert, wie beim letzten Mal, wie bei allen letzen Malen.
Auch der junge Mann lacht jetzt ein bisschen. „Ja“, sagt er und sagt einen sehr langen, komplizierten englischen Namen, den ich noch nie gehört habe.
Ich bin schon wieder schlau. Anstatt zuzugeben, dass ich den Namen nicht kenne, sage ich ganz schnell, dass ich auch gerne lese. Ich sage auch, dass man vom Lesen ja schlauer wird und ich glaube der junge Mann freut sich ein bisschen über das kleine Kompliment. Ich finde, er ist sehr hübsch, wenn er sich freut und ich mache ihm noch ein Kompliment. Ich sage, „Deine Augen sind sehr schlaue Augen.“ und ich lüge nicht, wenn ich das sage.
Er, glaube ich, findet das aber nicht sehr schön und ich weiß auch warum und zucke zusammen. Ich weiß, dass viele Leute es nicht gerne mögen, wenn ich zu nah an ihnen dran bin. „An dem jungen Mann bin ich viel zu nah dran, wenn meine Hand sein Bein berührt“, denke ich und lehne mich zurück, so schnell wie möglich. Ich bin stärker als mein Bauch.

Es ist mein Bauch, der all das Schuld ist, nicht mein … das, was weiter unten ist. Das habe ich auch meiner Mutter gesagt und sie hat mir nicht geglaubt. Das habe ich auch dem Arzt gesagt und er hat mir nicht geglaubt und immer etwas von unterdrückt gesagt.
Unter meinen Gedanken drunter, hat er gesagt, da sind noch andere Sachen, die mich dazu bringen Menschen anzufassen, die ich nicht kenne. Unterbewusst, genau, das war das Wort. Der Arzt hat schon ganz viele andere Leute untersucht, die ganz speziell begabt sind, so wie ich. Spezielle Leute machen auch manchmal spezielle Sachen, sagt er, so wie ich. Ich finde aber, er hat nicht immer Recht. Ich glaube ihm nicht, wenn er sagt, dass unter meinem normalen Denken noch ein anderes Denken ist, dass ich gar nicht bemerke. Und ich glaube ihm auch nicht, dass ich die Leute anfasse, weil ich sie „mehr als gerne haben will“. Ich weiß, was er damit meint, ich bin ja nicht so dumm wie er sagt.

Der junge Mann lächelt sofort wieder, als ich mich zurückgelehnt habe, aber sein Lächeln ist jetzt anders. Es ist nicht mehr so echt. Es ist nicht mehr so stark. Vielleicht ist das so, weil ich sein Bein doch sehr stark angefasst habe. Die rote Bahn ruckelt und will anhalten. Er macht ein Zeichen mit seinem Finger. Ein Zeichen, das „Ich steige jetzt aus“ bedeuten soll, aber ich weiß, dass er nicht echt aussteigen will. Ich weiß, dass er vor mir wegläuft, vor dem alten dummen Jungen. Ich will ihn doch nur zum Freund haben. Das versteht er einfach nicht und glaubt, ich will andere Sachen mit ihm machen. Wie alle anderen. Als er auf dem Flur ist, merke ich, dass er es ernst meint. Er will wirklich gehen. Ich darf ihn nicht lassen.

- „Du brauchst ganz viele Freunde, Stefan!“. –

Ich fasse ihn noch mal an und sage ihm, er solle bitte nicht gehen. Bitte nicht! Er merkt das kleine Anfassen an der Hand nicht. Ich muss ihn stärker anfassen, fester.- „Freunde muss man sich bewahren!“ – Jetzt umarme ich ihn richtig fest. Der junge Mann kriegt Angst und wird auch ein bisschen wütend. Das merke ich, als er mir ins Gesicht schlägt. Ich lasse ihn sofort los, weil ich merke, dass es so nicht geht. Und weil ich Angst habe, dass mir wieder das gleiche passiert wie das letzte Mal, als ich einen anderen Freund von mir nicht gehen lassen wollte. Da habe ich ihm ins Gesicht geschlagen. Das letzte Mal, als ich danach ins Gefängnis gehen musste. Dort wollten die Leute auch nicht gerne meine Freunde sein.

Ich sage „Entschuldigen sie vielmals!“, setze mich wieder hin und bin wieder schlau. Ich bin wieder so schlau wie vorher, weil ich wieder nett bin.
Der junge Mann geht sehr schnell weg, die Leute im Wagen gucken mich böse an, aber das ist mir egal, weil ich sie nicht als Freunde haben will und weil sie nicht hübsch sind.

Ich setzte mich wieder hin und frage mich, warum nicht auch andere Leute gerne andere Menschen anfassen. Sie sind doch so schön!
Warum wollen andere Menschen nicht meine Freunde sein? Man braucht doch so dringend welche.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo zusammmen,

hier ist mein erstes nicht-experimentelles, ernsthaftes Werk, welches ich posten möchte. Ich werde mich über jede konstruktive Kritik sehr freuen und im Folgenden auf Wunsch die Entstehungsgeschichte erläutern.

Vor allem in Sachen Sprach-/Schreibstil hoffe ich auf eure Hilfe, denn die Gratwanderung zwischen Verständlichkeit/Ästhetik und Charakterisierung des Erzählers fiel mir oft schwer.

Mit freundlichen Grüßen

Neon.Golden

 

Hallo Neon. Golden,

deine Gescichte liest sich im Großen und Ganzen ganz flüssig, kleinere Fehler habe ich dir unten korrigiert.

Zum Inhalt:
Du beschreibst die Gedanken, die so einem, ich sage jetzt einfach mal, "psychisch Kranken" durch den Kopf schwirren. Zumindest glaube ich, dass das deine Absicht ist. Dass man mehr Verständnis für solche Leute aufbringen soll, da sie ja nichts für ihre Krankheit können.

Dabei sind mir aber einige Dinge als störend vorgekommen:

Es wird z.B. nicht so ganz deutlich, ob die Krankheit zum einen auch von der Erziehung kommt. Du deutest es zwar immer wieder kurz an, z.B. die Mutter, die ihm sagt, dass er schöne Beine habe etc., aber so richtig deutlich wird das nicht.
Wenn du wirklich die Schuld für die Krankheit der Mutter/den Eltern zuschieben willst, solltest du das noch etwas mehr vertiefen. Ansonsten würde ich es rauslassen. So kommt es mir irgendwie so vor, als sei es nichts Halbes und nichts Ganzes.

Ganz im Allgemeinen finde ich, dass du die tatsächliche Gemütslage des Kranken nicht sehr deutlich beschrieben hast. Da steckt finde ich noch einigese an Potential drinnen. Du kannst z.B. ein-/zweimal seine Gedanken durch die Jugend kreisen lassen (das würde auch wieder Bezug zu den Eltern herstellen....) etc.

Die Stellt mit dem Gefängnis finde ich, ist auch noch ausbaufähig. Wie lange war er im Gefängnis? Was hat er dort erlebt? Usw. usf.
(nur als kleine Gedankenstützen, wenn du die Gechichte überarbeiten willst)


Dann das eigentliche, was mir an der ganzen Geschichte fehlt, ist eine klare Pointe. So ist es ein bloßes Runtergeratter der Krankheitsgeschichte. Du deutest zwar eine Pointe an, nämlich, dass der Kranke sich nicht verstanden fühlt, aber das nach dem Lesen der Geschichte keine Überraschung mehr. Vielleicht solltest du im ersten Teil des Textes diese Sachen "Er glaubt mir nicht; sie glaubt mir nicht" etc. rausnehmen.... das würde die Pointe finde ich viel besser wirken. Ein klein wenig ausbauen kannst du sie dann natürlich trotzdem noch.

Allerdings muss ich dir auch eingestehen, dass du dir kein leichtes Thema für deine erste "ernste" Geschichte ausgesucht hast und ich wollte dir die Geschichte mit meinen Ratschlägen nicht "zerreißen", sondern dir stattdessen Anstöße und Tipps geben, wie du sie überarbeiten oder es beim nächsten Mal besser machen kannst.

Viele liebe Grüße,

Sebastian

Und hier die versprochenen Details ;)


Roten, Großen
roten, großen

Ein Hochhaus das fahren kann und...
Ein Hochhaus[,] das fahren kann und...

Wobei ich mich frage, wie eine Eisenbahn wie ein Hochhaus aussehen kann?


und … und noch
und was? ;)
(liest sich bißchen komisch irgendwie)

die Leute die glauben, ich bin ein dummer Junge.
Indirekte Rede => Konjunktiv: ich sei ein dummer Junge


Ich habe schöne Beine. „Deine Beine sind das Schönste an dir, Stefan!“, hat auch meine Mutter immer gesagt. Aber meine Beine sind nicht nur schön, sondern auch stark.
Den ersten Satz kannst du, finde ich rausschmeißen. Der Leser sind sonst vor lauter schönen Beinen deinen Prot nicht mehr ;)


Es macht Ihnen gar nichts aus, wenn ich meine Hände auf sie lege und den Koffer mit dem Butterbrot, dem Tee und dem Werkzeug sogar noch auf die Hände obendrauf. Den Trick hat mir mal ein Kumpel von beigebracht. Ein Kumpel auf der Arbeit bei der „reintegrativen Maßnahme“. Er hat gesagt, dass es ganz leicht ist die Hände auszutricksen. Inzwischen bin ich auch ziemlich gut darin.
Kumpel von MIR
ganz leicht ist[,] die Hände


Und was daran der Trick oder so Besonderes sein soll, die Beine auf die Hände und obendrauf den Koffer legen zu können, verstehe ich leider nicht ganz.


Ich finde es schade, dass es hier keine Abteile mehr gibt, keine eigenen Räume mit einer Tür die man zumachen kann, damit man sich fühlt wie in einem eigenen Zimmer im Zug.
Der Satz wirkt mMn etwas überladen. Vielleicht kannst du den Nebensatz zu einer Ellipse umwandeln:

Ich finde es schade, dass es hier keine Abteile mehr gibt. Keine eigenen Räume mit einer Tür [Komma] die man zumachen kann, damit man sich fühlt wie in einem eigenen Zimmer.

(das "im Zug" kannst du auch weglassen. Es ist klar, dass Du im Zug bist!)

„Ich mag Menschen“, sage ich immer wenn mich einer fragt warum,
Warum was wird nicht so ganz deutlich. Wenn du das vorne anstellst, wird es klarer:
Wenn mich einer fragt warum, sage ich immer: "Ich mag Menschen, ich sehe mir gerne ihre hübschen Gesichter an."

Besonders morgens, dann wenn die Gesichter noch echt sind und nicht hinter einer Maske aus Erwachsensein versteckt werden.
Der Satz gehört auch noch mit zur wörtlichen Rede oder?

Ein anderer Grund warum ich
Auf jeden Fall mit Komma nach Grund, besse wäre aber:
Ein anderer Grund dafür, dass ich...
(hört sich sonst so nach Ugs an)


„Freunde sind wie Eltern die länger leben.
Komma nach Eltern.


gibtaufderwelt
Ist die Zusammenschreibung Absicht? Hab gerade das Lied im Kopf, da werden die letzten Wörter ja auch so zusammenhängend gesungen.... ;)

In seiner rechten Hand hält er ein kaputtes Taschenbuch. Mit der anderen Hand zusammen legt er diese Hand auf die Sitzlehne.
Du findest, dass das schön aussieht. Ich kann mier gerade gar nicht vorstellen, wie das aussieht. Sitzt man wirklich so da im Zug? ;)

Ganz kurz, sodass
so dass (neue Rechtschreibung, bin aber nicht ganz sicher jetzt)


„Was liest du denn da Schönes?“
Ich weiß zwar nicht, wie alt die Typen sind, aber vielleicht wäre "Sie" als Anrede besser.


antwortet erst nachdem
antwortet erst[,] nachdem

angeguckt
angeguckt klingt auch so ugs. Außerdem verwendest du es dreimal hintereinander. Vielleicht angesehen, betrachtet als Alternative.

an den beiden Stellen hängen,
Sind das wirklich zwei verschiedene Stellen? Deiner Beschreibung nach sollte man das auf einen Blick erkennen, also Koffer und Hände.


an denen ich das nicht so gerne habe, auf meinem Koffer und auf meinen Händen die darunter eingequetscht liegen.
"nicht so gerne habe" klingt auch nicht gerade rund.
Dannn bleibt er "an" deinem Koffer und "an" deinen Händen hängen und nicht darauf und vor "an meinem Koffer" würde ich einen Doppelpunkt setzen.

Der Koffer ist eigentlich nicht besonders schön und ich glaube, die Leute gucken ihn nicht so oft an, weil sie gerne alte Koffer angucken oder Koffersammler sind, sondern
Wenn ich ehrlich bin, habe ich den kompletten Satz nicht so wirklich verstanden. Der wirkt bißchen widersprüchlich oder du hast ein "nicht" zu viel drinnen. Und das mit den Koffersammlern ist auch nicht so ein etwas unrunder Vergleich, finde ich.


Die Leute sind schlauer als man denkt.
schlauer [KOMMA] als

Endlich antwortet er auf meine Frage.
Ist mir jetzt erst aufgefallen. Wieso schaut er nicht einfach auf das Deckblatt des Buches, was der Herr da liest? So mach ich das jedenfalls immer ;)


Nur, „was
Nur: "Was...

nachdenken kann sage
kann, sage

„Deine Augen sind sehr schlaue Augen.“
Was sind denn schlaue Augen? ;)
Vielleicht eher so: "Deine Augen schauen so angestrengt aus. Du bist sicher sehr intelligent."(also nicht wörtlich, aber so in die Richtung)

mein … das, was weiter unten ist.
mein ..., was weiter unten ist.
(das "das" kann raus)


„unterbewusst“,
Unterbewusst groß und die Gänsefüßchen kannst du auch weg lassen.

Ein Zeichen das „Ich steige jetzt aus“ bedeuten soll,
Zeichen, das

Sodass ich ihm ins Gesicht
So dass. (Aber am Anfang eines Satzes ist das zumeinen nicht so schön. Du kannst ja einfach schreiben "Ich hatte ihm ins Gesicht geschlagen")


Das letzte Mal, als ich danach ins Gefängnis gehen musste, dort wo die Leute auch nicht gerne meine Freunde werden wollten.
Klingt auch bicßhen kompliziert, wenn nicht gar unlogisch. Schreib einfach "Danach musste ich ins Gefängnis gehen,..."

 

Hey Neon.Golden,
ich find deine Geschichte super. Hat mich nachdenklich gestimmt.
Mir gefällt sie! ;)

 

Hallo Sebastian,

zunächst einmal vielen Dank fürs Lesen und vor allem für die umfangreiche, sehr konstruktive Kritik an meiner Geschichte. Viele der von dir angesprochenen Fehler habe ich bereits korrigiert, aber bei einigen tue ich mich damit schwer. Die Gründe werde ich nun zu erklären versuchen.


Du beschreibst die Gedanken, die so einem, ich sage jetzt einfach mal, "psychisch Kranken" durch den Kopf schwirren. Zumindest glaube ich, dass das deine Absicht ist. Dass man mehr Verständnis für solche Leute aufbringen soll, da sie ja nichts für ihre Krankheit können.

Das ist im Groben natürlich richtig, aber mit einigen Formulierungen in dieser Absicht kann ich mich nicht so ganz identifizieren. Stefan ist meiner Meinung nach nicht "psychisch krank" oder zumindest kein wirklich "Kranker", denn darunter verstehe ich Menschen mit echten Zwangsvorstellungen die medikamentös behandelt werden sollten. Vielmehr bewegt er sich auf der Schwelle zur geistigen Behinderung, der "speziellen Begabung", ist also einfach nur das, was viele Leute "dumm" nennen. Er ist in gewisser Weise in seiner Entwicklung vor ein paar Jahren stehen geblieben, verhält sich also wie ein Kind. Wie ein solches hat er eine sehr starke Verbindung zu seiner Mutter und sucht krampfhaft Freunde für den Fall, dass diese von ihm geht.


Es wird z.B. nicht so ganz deutlich, ob die Krankheit zum einen auch von der Erziehung kommt. Du deutest es zwar immer wieder kurz an, z.B. die Mutter, die ihm sagt, dass er schöne Beine habe etc., aber so richtig deutlich wird das nicht.

Das ist beabsichtigt, weil seine "Krankheit" gar keine solche ist sondern viel mehr eine Behinderung, etwas von erblichen, physiologischen Faktoren verursacht wird. Seine Mutter erscheint nicht als Verursacherin sondern soll lediglich verdeutlichen, warum genau er Freunde sucht und wie stark er noch im Kindesalter steckt.
Sollte ich trotzdem noch ein paar "Flashbacks" einbauen?


Die Stellt mit dem Gefängnis finde ich, ist auch noch ausbaufähig. Wie lange war er im Gefängnis? Was hat er dort erlebt?

Über diesen guten Vorschlag denke ich im Moment nach und werde die Geschichte überarbeiten sobald ich eine ausreichende Lösung gefunden habe.

Nun zu deiner sprachlichen Kritik im Allgemeinen. Wie gesagt hatte ich bereits beim Verfassen der Geschichte einige Probleme mit meiner Wortwahl. In ihrer ersten Version hatte ich ihr sogar einen derart umgangssprachlichen Tonfall gegeben, dass die Grenze zur Verständlichkeit stark angekratzt wurde.
Ich möchte auch durch die einfach Satzstruktur und Wortwahl, i.e durch Wiederholungen, einfache, kindliche Metaphern usw. zeigen, wie sehr Stefan noch Kind ist und wie wenig er sich in der Sprache der Erwachsenenwelt zurecht findet.

Ist das vielleicht nicht deutlich genug geworden und es es wieder "nichts Halbes und nichts Ganzes"? Sollte ich entweder konsequenter einfach oder konsequenter literarisch schreiben?

Die Pointe der Geschichte, da hast du Recht, ist nicht wirklich am Ende und/oder überraschend zu finden. Was meiner Meinung nach klar werden sollte ist die verzweifelte Lage der Unverständnis in der sich der Prot befindet. Sein Psychiater unterstellt ihm sexuelle Störungen und die Menschen auf der Straße haben Angst vor ihm, nur weil er in Wirklichkeit ein Humanist erster Güte ist. Er mag Menschen wirklich.


RotAway: Vielen Dank für dein Lob! So etwas macht Mut.

 

Hallo Neon.Golden,

ich finde deine Geschichte, von den nicht gerade wenigen Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehlern einmal abgesehen, recht passabel.

Doch muss ich im Großen und Ganzen der Kritik Sebastians zustimmen. Auch ich denke, eine ausgefeiltere Beschreibung der Krankheit und des Verhaltens des Prots hätte dem Text gutgetan.

Was hat dazu geführt, dass Stefan ist, wie er ist?

Wieso denken "alle anderen", dass er mit diesen etwas anderes im Schilde führt (sie meinen wohl, er sei homosexuell), wenn du weiter oben schreibst, die Leute wissen schon, warum er seine Hände austricksen müsse. Dann wüssten sie ja, dass er krank sei und nichts Obszönes vorhat.

Wieso erfährt der Leser nicht etwas mehr über die Mutter ( um so ggf. mehr über die Ursache oder Anfangszeit von Stefans Krankheit zu erfahren )?

Diese sagt:

„Wenn ich mal nicht mehr da bin, Stefan, dann brauchst du sehr viele, sehr gute Freunde.“

Ist die Mutter krank? Was veranlasst sie, von ihrem (wohl baldigen) Ableben oder Fortgehen zu sprechen?

Mich lässt der Protagonist ehrlich gesagt ziemlich kalt, ich empfinde kein Mitleid. Dazu hättest du Stefan etwas mehr Leben einhauchen müssen, sein (ja teilweise sogar sympathisches) Verhalten noch näher beschreiben müssen.

Welches Bild soll der Leser von Stefan bekommen? Was ist die Hauptbotschaft der Geschichte?

Liebe Grüße,

olimax

 

Einiges ist mit deiner Antwort auf Sebastians Kritik klarer geworden. Diese konnte ich jedoch nicht vor dem Posting meiner Kritik sehen, weil ich gerade mit Schreiben beschäftigt war :)

 

Neon.Golden schrieb:
Viele der von dir angesprochenen Fehler habe ich bereits korrigiert, aber bei einigen tue ich mich damit schwer.
Es war ja keine reine Fehlerkorrektur, eher sage ich mal, Denkanstöße. (von der Rechtschreibung mal abgesehen)

Das ist im Groben natürlich richtig, aber mit einigen Formulierungen in dieser Absicht kann ich mich nicht so ganz identifizieren. Stefan ist meiner Meinung nach nicht "psychisch krank" oder zumindest kein wirklich "Kranker", denn darunter verstehe ich Menschen mit echten Zwangsvorstellungen die medikamentös behandelt werden sollten. Vielmehr bewegt er sich auf der Schwelle zur geistigen Behinderung, der "speziellen Begabung", ist also einfach nur das, was viele Leute "dumm" nennen.
Nun, vielleicht solltest du das noch ein wenig näher erläutern in der Geschichte. Wobei ich sagen muss, dass das mit dem "Psychich Kranken" jetzt mMn nicht so den Unterschied dazu darstellt, sicher lässt sich über Schwere und Ausmaß der Erkrank debattieren.

Er ist in gewisser Weise in seiner Entwicklung vor ein paar Jahren stehen geblieben, verhält sich also wie ein Kind. Wie ein solches hat er eine sehr starke Verbindung zu seiner Mutter und sucht krampfhaft Freunde für den Fall, dass diese von ihm geht.
Dass könntest du auch noch etwas unterstreichen, vielleicht dadurch, dass er Kinderspielzeug bei sich zu Hause hat, Comics liest usw usw....

Seine Mutter erscheint nicht als Verursacherin sondern soll lediglich verdeutlichen, warum genau er Freunde sucht und wie stark er noch im Kindesalter steckt.
Also das ist bei mir nicht ganz so rübergekommen, da solltest du vielleicht noch etwas feilen.

Nun zu deiner sprachlichen Kritik im Allgemeinen. Wie gesagt hatte ich bereits beim Verfassen der Geschichte einige Probleme mit meiner Wortwahl. In ihrer ersten Version hatte ich ihr sogar einen derart umgangssprachlichen Tonfall gegeben, dass die Grenze zur Verständlichkeit stark angekratzt wurde.
Ich möchte auch durch die einfach Satzstruktur und Wortwahl, i.e durch Wiederholungen, einfache, kindliche Metaphern usw. zeigen, wie sehr Stefan noch Kind ist und wie wenig er sich in der Sprache der Erwachsenenwelt zurecht findet.
Ich finde das auch nicht schlimm, wenn die Sprache in diesem Fall manchmal etwas kindlich wirkt. Aber dennoch sollten die Vergleiche auch richtig sein. Speziel ist mir das bei dem Zug aufgefallen, den du mit einem Hochhaus vergleichst und das auch noch ganz am Anfang, wo der Leser ja noch gar nicht weiß, dass du aus der Sicht eines "Kindes" schreibst.

Ist das vielleicht nicht deutlich genug geworden und es es wieder "nichts Halbes und nichts Ganzes"? Sollte ich entweder konsequenter einfach oder konsequenter literarisch schreiben?
Gute Frage, ich würde mich aber für eines entscheiden und ich persönlich würde dann eher das "niveauvollere" wählen. Aber das ist sicher eine Geschmacksfrage.


Die Pointe der Geschichte, da hast du Recht, ist nicht wirklich am Ende und/oder überraschend zu finden. Was meiner Meinung nach klar werden sollte ist die verzweifelte Lage der Unverständnis in der sich der Prot befindet. Sein Psychiater unterstellt ihm sexuelle Störungen und die Menschen auf der Straße haben Angst vor ihm, nur weil er in Wirklichkeit ein Humanist erster Güte ist. Er mag Menschen wirklich.
Dann untermal das ;) Jetzt hast du mir so eine schöne Erklärungen geliefert, wenn du diese in die Erzählung einbaust, wirkt das ganze doch schon....

z.B. Mein Arzt unterstellt mir sexuelle Störungen. Die Menschen haben Angst vor mir. Dabei bin ich doch gar nicht krank. Ich mag die Menschen einfach. Ich mag sie wirklich.

Wenn du möchtest, kannst du dann mit einem Satz schließen "Ich weiß nur nicht, warum.", den würde ich als Hobby-Misanthrop zumindest drunter setzen, aber naja, das würde die Wirkung der Geschichte komplett auf den Kopf stellen :D

Liebe Grüße,
Sebastian

 

Hallo Neon.Golden,

mir erschien deine Geschichte etwas unstimmg. Das mag daran liegen, dass ich beim Lesen einen geistig behinderten Mann vor Augen hatte. Sowohl der restringierte Code, in dem du die Geschichte verfasst hast, als auch der ständige Eigenverweis auf die eigenen Schlauheit erwecken eher den Eindruck eines Menschen mit sehr begrenztem Aufnahmevermögen, eines Mannes, der in Intellekt und Emotion ein Kind geblieben ist. In diesem Falle würde der Mann aber nie ins Gefängnis kommen.
Dieses paarst du mit sexueller Zudringlichkeit. Man kann es so lesen, als spielte der Prot untder dem schützenden Koffer mit den Händen an sich rum, aber auch so, als versuchte er sich davor zu schützen, wieder einen Menschen, den er schön findet, anzufassen. Er scheint darauf konditioniert zu sein, "Anfassen ergibt Ärger", kann aber dem Drang nicht nachgeben.
Da Sexualität unter Behinderten ein Tabu ist, ihrer Libido natürlich gesellschaftlich in keiner Weise gerecht geworden werden kann, mag es so sein, dass sie eher auffällig werden. Klischees kommen nicht von ungefähr und die political correctness, solche Menschen nicht als sexuell Auffällige darstellen zu dürfen, weil es diskriminierend ist/sein könnte, muss eine Geschichte nicht aufbringen. Der Verlauf ist ja so möglich. Trotzdem würde mich natürlich interessieren, warum du gerade einen so in seinen Möglichkeiten begrenzten Menschen auf der Suche nach Freundschaft als Täter darstellst. Das Gros von Sexualstraftätern stellen sie sicherlich nicht.
Auch lässt du in deinem Text mMn durch die Andeutungen (Gefängnis, Arzt) keinen Zweifel daran aufkommen, dass der Prot (auch, wenn er es nicht so empfindet) sexuell auffällig wurde und wird, auch, wenn er den jungen Mann in der aktuellen Geschichte nur ans Bein fasst und umarmt.

Dein Prot ist ganz sicher zu seiner geistigen Behinderung auch ein Opfer von Sozialisierung. Er kennt keine Grenzen, die es einzuhalten gilt. Diese werden aber nicht über den Intellekt, sondern über die Emotionen gesetzt. Die Erziehung hat hier also schon etwas versäumt.
Dein Prot sucht ganz sicher in seinem Selbstverständnis nur Kontakt und Freundschaft und hat nicht gelernt, dies auch außerhalb von Körperkontkat zu empfinden.
Diese Form von Grenzverlust kommt tatsächlich häufig vor. Und natürlich sorgt sie gerade bei Erwachsenen immer wieder für Irritationen und Angst. Das hast du gut eingefangen. Es ist auch eine schwere Frage, wie man im einzelnen und wie eine Gesellschaft im Ganzen darauf angemessen reagieren kann. Insofern schafft deine Geschichte eine gute Diskussionsgrundlage.
Unstimmig finde ich aber wie gesagt, den Gefängnisaufenthalt. So weit würde es bei geistig Behinderten nicht kommen. Allenfalls würde er in der forensischen Psychiatrie landen.
Für mich ist anhand der Sprache der Prot eindeutig geistig behindert genug dafür.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo,

vielen Dank an euch für euer aufmerksames Lesen und eure schlauen Gedanken zu einem Thema, das ich erst durch persönliche Gründe gewählt ahbe und das mir daher sehr wichtig ist.
Ich werde meine Geschichte einmal hinsichtlich eurer Kritikpunkte überarbeiten und, wenn ich etwas zustande bringe, das mir trotzdem noch gefällt, werde ich sie auch hier posten.

Mit freundlichen Grüßen

Neon

 

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