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Halbleeres Glas

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02.09.2001
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Halbleeres Glas

Eine kalte Nacht, 3 Uhr, bis vor einigen Stunden hatte es noch geschneit.
Dreckiger brauner Matsch auf den fast völlig leeren Straßen der das bezeugt.
Ich sitze in dem kleinem Lokal, mit einer Freundin.
Dann und wann ein Räuspern.
Dann und wann ein Wort.
Niemand ist noch hier.
Stilles Zusammensein.
Trinke nicht so viel, denke ich mir.
Aber es muss einfach noch mehr von dem Zeug in mich rein.
Ich brauche es nicht.
Aber das ist der einzige Weg.
Wenn du nichts fühlst, an nichts mehr glaubst, schon so lange nicht mehr.
Was kannst du sonst noch tun ?
Wenn ich so viel getrunken habe, wie in dieser Nacht...
... wird es zwar nicht wirklich besser ...
... aber zumindest glaubst du das es besser ist, wenigstens eine zeitlang...
Dieses Schweben im Rausch.
Die wundervolle Zeit kurz bevor du abstürzt.
Wenn du da sitzt, in der Ecke des Lokals, die Augen starr und ausdruckslos, nur in eine Richtung sehen.
Nein, es macht nichts besser.
Aber ob der Schein trügt oder nicht, ist dir dann völlig egal.

„Trink nicht soviel“ sagt sie zu mir.
Schaut vorwurfsvoll auf mein halbleeres Glas.
Obwohl sie selbst auch schon völlig weggetreten erscheint, ebenfalls dem Rausch ergeben.
Ich trinke einen weiteren Schluck.
„Bitte trink doch nicht soviel“ sagt sie zu mir, in einem seltsamen Tonfall.
Ich kann auch nicht mehr einordnen wie es gemeint ist, dazu bin ich wahrscheinlich zu betrunken.
„Ich muss einfach, es soll so sein, ich fühle nichts, glaube an nichts, siehst du nicht die Sinnlosigkeit...“
Ich weiß nicht ob sie versteht was ich sage.
Ich weiß aber auch nicht ob ich es wirklich verstehe.
Es ist so tief in mir drinnen das es einfach zu schwer ist in Worten auszudrücken.
„Mach doch einfach etwas was dir Spaß macht, nutze deine Zeit doch sinnvoll“ meint sie aufmunternd.
Ich glaube sie lallt etwas.
„Ich nutze meine Zeit sinnvoll, indem ich warte und zusehe wie sie vergeht.“
„Ich verstehe dich, aber das kann es doch nicht sein.“
„Ich weiß es nicht. Wenn ich nichts fühle oder glaube, was könnte dann noch das Richtige sein ? Und wenn ich trinke, vergesse ich die Dinge, die mich beschäftigen wenigstens.... vielleicht kommt es dann ja zurück, das Fühlen, der Glaube...“
Sie nimmt meine Hand.
Und da fühle ich etwas, glaube an etwas...
„Du bist nicht von dieser Welt... du bist heilig...“
Das Mädchen lächelt mich an.
Ich schütte das Getränk weg.

 

Ziemlich lyrisch. Ich glaube Du malst hier ein realistisches Bild vom Alkoholismus. Das Ende hat natürlich einen bitteren Beigeschmack, denn es ist einfach zu gut um wahr zu sein.
Gut.

 

Aber ein wirklicher Alkoholiker würde das Getränk nicht ausschütten. Ich kenne da nämlich ein Paar, die das NICHT tun würden... :rolleyes:
Ansonsten; recht philosophisch, die Geschichte. Aber wahr? Jo, der eine Alkoholiker wird depressiv, der andere fröhlich.
Ich bevorzuge auch die depressive Variante... :D

Griasle
stephy

 

Danke für die Kritik.

Ob die Geschichte wahr ist ?
Hm, ich will es so sagen: Die meisten meiner Geschichten basieren auf eigenen oder gehörten Erlebnissen, Eindrücken usw. die ich so gemacht habe.

Einige haben einen großen Realitätsgehalt, die anderen nur sehr wenig, aber irgendwo ist praktisch immer einer vorhanden.

 

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