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Hanna auf der Bank

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21.01.2003
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Hanna auf der Bank

"Und ich dachte, ich sei etwas besonderes für dich." Monika ging neben ihm und sah auf den Boden.
"Hum", sagte Karl. Was besonderes? Das war ihm nie in den Sinn gekommen. Es war Abend. Das satte Grün des Rasens verlor sich in der Dunkelheit. Vögel hoben sich wie Scherenschnitte gegen den Himmel ab.
"Nun sag doch was. Ich habe dich gestern hier mit einer anderen gesehen."
"Was, auf der Bank, vor den Rosenbeeten?"
Monika nickte.
Die Straße, die sie überquerten, führte von einem Ende des Parkes zum anderen. Autoscheinwerfer spiegelten sich auf dem Asphalt. Karl war als kröchen sie auf ihn zu. Zwei Läufer joggten vorbei.
"Es war dort gewesen." Karl streckte seinen Arm aus. Sie gingen zu den Rosen mit den abendlich matten Farben. Drei Bänke standen dort. Eine war besetzt.
"Diese Frau?", fragte Karl.
"Ja, genau diese. Sie liest."
"Ja", sagte Karl.
"Sie liest ein Buch." Monika näherte sich der Frau mit den roten Haaren und dem bleichen Gesicht. Sollte ich ihr sagen dass es meine ist? Karl entschied sich dagegen.
Monika ging zu Karl zurück. "Kennst du sie?"
"Keine Ahnung."
"Was? Kennst du sie nun oder nicht?"
"Irgendwie kommt sie mir bekannt vor", meinte Karl.

Am nächsten Tag regnete es und sie nahmen ein Taxi. Monika besaß eine kleine Wohnung in einem Hochhaus hinter dem Park und Karl verbrachte eine weitere Nacht bei ihr. Wieso Monika und nicht Hanna?
Letztere war vor drei Tagen aus dem Haus gegangen, um im Park spazieren zu gehen. Nun saß sie jeden Tag ein paar Stunden vor den Rosenbeeten, las in einem Buch und erkannte ihn nicht. Wo kam sie her? Wo ging sie hin? Was war das für ein Buch? Dünn, mit einem schwarzen Einband, den kein Titel zierte. Hanna hatte nie umgeblättert. Hatte sie? Nein. Stundenlang musste sie auf die gleiche Seite gestarrt haben. Ein scheußliches Gefühl von Einsamkeit überkam ihn.

Am Tag darauf war es bewölkt. "Da ist sie wieder." Monika ging an der Frau vorbei, doch Karl blieb stehen. "Hanna!", brüllte er.
"Hanna?" Monika stellte sich neben ihn. "Hanna! sieh mich an!" Franks Kopf wurde rot. Er beugte sich zu seiner Frau hinab und schlug ihr das Buch aus der Hand.
"Was machst du da? Und, Hanna, du kennst sie also!" Monika hob das Buch auf.
"Es ist meine Frau! Es ist meine...." Karl beobachtete, wie Monika neben Hanna auf der Bank Platz nahm und das Buch aufschlug. Dann fing sie an zu lesen.

 

Hallo Claudio,

ja, Bücher können einsam machen :D
In der Kürze zeichnest Du ein sehr verschwommenes Bild, eine Skizze, die mehr auf dem Ambiente denn auf den Protagonisten aufbaut, die vergleichsweise blass und konturlos bleiben.
Ich mag jedoch wirklich die schlichte und damit stimmige Präsentation des Endes und das Ende selber, so daß ich nicht sicher bin, ob es mir besser gefallen würde, wären Hanna, Monika und Karl präsenter, in einer anderen Rubrik sicherlich, in Seltsam passen Stimmung und Reduktion zu dem für mich entscheidenden Gedankenspiel am Ende, der die Erzählung trägt.
Allerdings kommen durch die Dialoge und durch die Reduktion von Monika und Karl nicht immer die Bilder richtig durch :

"Nun sag doch was. Ich habe dich gestern hier mit einer anderen gesehen."
"Was, auf der Bank, vor den Rosenbeeten?"
Monika nickte.
(...)
"Diese Frau?", fragte Karl.
"Ja, genau diese. Sie liest."
"Ja", sagte Karl.
"Sie liest ein Buch."

Das finde ich nicht wirklich präzise abgebildet, hier fehlt zum Verständnis entweder Hintergrund (zu den Prots und den Beziehungen mitzuineinander) oder es ist schon ein wenig zuviel, um nur ein Stimmnugsbild zu zeichnen.

Textkrams :

"Hum." sagte Karl.
"Hum", sagte
Soll ich ihr sagen dass es meine ist? Karl entschied sich dagegen.
da springst Du in Perspektive und Tempus
"Hanna?".
kein abschliessender Punkt nach der WR
Und Hanna, du kennst sie also."
so spricht sie Hana an, nicht ihn. Entweder mit Punkt abtrennen, mindestens aber mit einem Komma :"Und, Hanna, du kennst sie also (ich würde entweder ein Ausrufe- oder Fragezeichen setzen, schliesslich ist es entweder Feststellung oder Frage)

Insgesamt halt, naja, verschwommen :)

Grüße
C. Seltsem

 

Hallo Claudio,

verwirrend und seltsam, aber nicht uninteressant.
Ein Punkt verwirrt mich, erst heißt der Prot Karl, dann Frank...

"Hanna!", brüllte er.
"Hanna?". Monika stellte sich neben ihn. "Hanna! sieh mich an!" Franks Kopf wurde rot. Er beugte sich zu seiner Frau hinab und schlug ihr das Buch aus der Hand.
"Was machst du da? Und Hanna, du kennst sie also." Monika hob das Buch auf.
"Es ist meine Frau! Es ist meine...." Karl beobachtete, wie Monika neben Hanna auf der Bank Platz nahm und das Buch aufschlug. Dann fing sie an zu lesen.

Habe ich die Geschichte nur nicht verstanden (wahrscheinlich sowieso nicht wirklich), oder ist das ein Versehen?

Gruß
odrees

 

oh mann, lol, das war ein Versehen. Danke fuer das Aufzeigen.

Gruss

Claudio

 

hi C. Seltsem

Vielen Dank fuer die Kritik. Dass die Geschichte diffus ist hat zwei Gruende. Erstens sollte damit die seltsame Stimmung hergestellt werden und zweitens habe ich nach einer Pause von mehreren Jahren wieder mit dem Schreiben angefangen. Eine staerkere Charakterisierung haette das noch sichtbarer gemacht <g>.

Zum Zitat: Die Praezisierung wurde in den folgenden Absaetzen nachgeliefert. Hier bleibt der Leser noch im Unklaren ueber das Verhaeltnis von Monika und Karl.

Beste Gruesse

Claudio

 

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