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Hazard Bridge

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09.10.2009
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Hazard Bridge

Piep. Piep. „Julia, können die dich nicht einmal in Ruhe schlafen lassen.“
„Tut mir leid Chris, aber ich muss nochmal dringend in den OP.“
„War ja klar.“
„Schlaf einfach weiter und denk dran morgen früh aufzustehen.“
„Schatz, wie könnte ich unseren besonderen Tag vergessen?“
„Ich weiß. Ich wollte dir es ja nur noch einmal gesagt haben. Das wird so schön morgen! So ich muss jetzt aber los, so ein Spenderherz lässt nicht ewig auf sich warten.“
Chris wirft einen Blick aus dem Fenster. „Pass aber auf Liebling, draußen ist es sehr nebelig.“ Im Rausgehen vernimmt Julia die aufmerksamen Worte ihres Mannes und nickt. Sie wirft Chris noch einen liebevollen Blick zu und verschwindet.

Chris liegt im Bett und ist besorgt um seine Frau. Er kennt den Weg zum Krankenhaus und hofft, dass alles gut gehen wird. Denn morgen ist ihr großer Tag. Sie haben vor, ihr Ehegelübte zu erneuern, da sie endlich wieder zueinander gefunden haben. Ihre Liebe ist jetzt noch stärker, als sie es damals war und die beiden sind sich sicher, dass sie ihre Zukunft gemeinsam verbringen wollen. Da springt der Motor an und Chris hört, wie seine Frau mit durchdrehenden Reifen davonfährt. „Hoffentlich passiert ihr nichts.“

Im Laufe der nächsten halben Stunde muss Chris immerzu an seine Frau denken. Daran, was sie bereits durchgemacht haben. Die grausame Nachricht, dass Julia keine Kinder bekommen kann, war das schlimmste, denn beiden hatten den Wunsch gemeinsam Kinder in die Welt zu setzen. Aber sie haben trotzdem zueinander gehalten und sich die ewige Liebe geschworen. Von seinen Gedanken besänftigt schafft Chris es einzuschlafen. Plötzlich klingelt sein Handy ihn wach. „Oh man, was will Tim denn jetzt von mir? Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert. Hallo Tim!“
„Hallo Chris, du musst sofort aufstehen, wir haben hier einen Unfall auf der Hazard Bridge. Komm bitte sofort vorbei!“
„Ja, ich zieh mich an und komm vorbei, bis gleich.“ Chris kennt den Weg von Julia genau. Um zum Krankenhaus zu gelangen muss sie die Hazard Bridge passieren. Er wird langsam nervös, schüttelt dann aber den Kopf und besinnt sich. Seine Frau ist sicher im Krankenhaus und operiert.

Als Chris aus seinem Haus tritt bemerkt er, dass der Nebel zugenommen hat. Einige Schritte von seinem Haus entfernt sieht er nicht einmal mehr das Licht, welches seine Haustür beleuchtet. Er ahnt, dass die Fahrt zur Hazard Bridge eine Zeit dauern könnte. Er fährt los.
Die Sichtverhältnisse erlauben eine Geschwindigkeit von 30 km/h. Aber durch die zahlreichen Fahrsicherheitstrainings, die er bereits abgeschlossen hatte, fährt er wesentlich schneller. Durch den dichten Nebel kann er nichts sehen.

Der Weg zur Brücke dauert noch nie so lange für Chris. Er will Gewissheit. War seine Frau in den Unfall verwickelt. Wenn ja, dann ist ihr hoffentlich nichts passiert. Vielleicht hat sie es ja auch bis ins Krankenhaus geschafft. Sie musste schon durch manch andere Nacht fahren, begleitet von starkem Regen oder Schneefall und nie ist etwas passiert. Jedes Mal war die ganze Aufregung umsonst. Aber Chris hat wieder dieses Gefühl. Er hat Angst, er könnte seine Frau verlieren. Er kommt von dem Gedanken nicht ab.

Es dauert ungefähr 45 Minuten, bis er die Brücke erreicht. Als er dort ankommt sieht er bereits Tim und ein Paar seiner Kollegen. Vier Streifenwagen sperren die Brücke in beide Richtungen ab, sodass Chris und sein Team in Ruhe arbeiten können. „Ach du Scheisse. Da ist jemand mit seinem Auto die Brücke runter gestürzt. Wie schnell muss der Fahrer wohl gewesen sein, um die Betonmauern zu durchbrechen?“
„Die Gutachter sagen, der Fahrer müsste so um die 130 km/h drauf gehabt haben und das bei diesen Sichtverhältnissen!“
„Ja, es gibt schon verrückte.“ Chris will die Angst die er um seine Frau hat nicht teilen und verschweigt, dass es sich möglicherweise um Julia handeln könnte. „Wie lange soll die Bergung denn dauern?“
„Da man nichts sehen kann müssen wir warten, bis der Nebel einigermaßen verschwunden ist. Wer will schon jetzt den Abhang herabsteigen. Das kann noch einige Stunden dauern.“ Diese Ungewissheit, denkt Chris. Die Brücke ist über 100 Meter hoch, wenn hier jemand runterfällt, dann war’s das wohl. Er denkt weiterhin an seine Frau, doch da kommt Tim auf ihn zu. „Hey Chris, du siehst ganz schön mitgenommen aus. Du solltest dich doch freuen, in wenigen Stunden beginnt euer großer Tag!“
„Ich weiß, aber meine Gedanken sind bei der Person, die unten in dem Auto sitzt.“
„Die Opfer sind dir doch sonst auch egal. Chris, wir können nicht für jeden Mitgefühle zeigen, dass hast du mir selber gesagt.“
„Ja, du hast ja recht.“ Chris Gedanken schwenken plötzlich um. Wahrscheinlich liegt dort unten ein Betrunkener, der die Verkehrslage wegen übermäßigem Alkoholverzehr nicht erkennen konnte. Das gibt ihm ein deutlich besseres Gefühl.

Heftiger Wind kommt auf. „So der Nebel ist verschwunden, wir können den Abhang jetzt runter steigen. Tim, hol schon mal die Ausrüstung.“ Tim schleppt die Seilwinde heran, da fängt es an zu regnen. „Der liebe Gott will wohl nicht, dass wir das Auto bergen.“
„Dann müssen wir beim Absteigen halt besser aufpassen. Wir können nicht noch länger warten.“ Der Regen wird stärker und prasselt auf Chris ein. Es beginnt zu donnern. „Auch das noch.“
„Chris, sollen wir nicht lieber warten?“
„Nein Tim. Wer weiß wie lange die Person dort unten noch durchhält. Wir müssen jetzt da runter.“
„Alles klar!“ Zehn Meter von den Streifenwagen entfernt schlägt plötzlich ein Blitz ein und teilt einen Baum in zwei Hälften. Eine Hälfte fällt geradewegs in Richtung des Teams. Chris schubst Tim zur Seite und wird unter einem mächtigen Ast begraben. „Aah! Verdammte Scheisse!“ Die anderen kommen herbei geeilt. „Chris ist alles in Ordnung?“
„Ich glaube mein Bein ist gebrochen. Aber ich komme allein klar, kümmere dich nicht um mich. Ich rufe Hilfe, bergt ihr lieber das Auto und Ich bleibe mit euch in Funkkontakt.“

Chris spricht durch das Funkgerät. „So ein Krankenwagen ist schon unterwegs.“
„Super, du wirst sehen, die flicken dich ganz schnell wieder zusammen!“ Beim Absteigen erkennt das Team um Tim bereits, dass das Unfallauto vollkommen zerstört ist. Tim berichtet. „Das Auto liegt auf dem Kopf. Wir sind noch zu weit entfernt, um genaueres Berichten zu können.“ Chris verfällt wieder seinen Gedanken. Könnte es doch seine Frau sein, die unten auf ihn wartet. Er ist drauf und dran aufzustehen, aber mit seiner Verletzung würde er den Abhang niemals lebend herabsteigen können. Es bleibt das Gefühl der Ungewissheit. Er versucht Kontakt zu Tim aufzunehmen. „Tim, wie sieht’s aus.“
„Ich glaube, dass da unten war mal ein Audi. Ich kenne dieses Modell. Das gleiche, dass ihr auch fahrt.“ Chris wird plötzlich unwohl. Die Fakten sprechen für sich. Nach jahrelangem Dienst war ihm klar, dass es sich um seine Frau handeln muss. Die gleiche Strecke, die überhöhte Geschwindigkeit des Fahrers und das gleiche Automodell drängen ihn zu einer furchtbaren Gewissheit. Doch Chris fasst einen letzten Hoffnungsschimmer. Er weiß, dass er sie normalerweise nicht bei der Arbeit stören darf, trotzdem schnappt er sich sein Handy und drückt die Kurzwahltaste für seine Frau. Doch da kontaktiert Tim ihn wieder per Funk. Chris Handy wählt. „Hey Chris wir sind jetzt am Auto angekommen, dass Dach ist vollkommen zerdrückt worden, man kann keinen Blick hineinwerfen. Warte mal. Ich höre ein Geräusch aus dem Auto kommen. Ja, da klingelt ein Handy.“

 

Hier ist endlich meine Überarbeitete Fassung. Ich hoffe ich bekomm so langsam die Kurve mit meiner Story! Bin schon auf eure Kommentare gespannt!

MfG Phoenix :)

 

Hallo Phoenix!

Da du ja zu deiner ersten Version geschrieben hast, dass man zu allem, was Verbesserungsmöglichkeiten bietet, etwas sagen soll, fange ich gleich oben an.

"Piep. Piep" => Solche lautmalerischen Begriffe sollte man in literarischen Texten eigentlich immer vermeiden. "Das Handy klingelte." "Der Pieper meldete sich." Sowas in der Art.

Den ersten Absatz würde ich ohnehin umschreiben; bei reinem Dialog fühlt sich der Leser immer so verloren, weil er nicht weiß, wer da gerade redet, wo sich die Personen befinden u.s.w. Nur ein Vorschlag: "Der Pieper auf dem Nachtschränkchen meldete sich mit penetrantem Ton. Stöhnend fuhr Chris hoch." Dabei könntest du auch einbauen, dass Chris vielleicht erstmal auf sein Handy sieht, ob das vielleicht der Übeltäter war, denn schließlich muss er, als Polizist, auch manchmal zu nachtschlafender Zeit raus.

"so ein Spenderherz lässt nicht ewig auf sich warten." => Doch, unglücklicherweise. Du meinst sicher: So ein Herz kann nicht ewig warten, bzw. so ein Herz bleibt nicht lange frisch/transplantierbar.

"Oh man" => "Mann" nicht "man".

"Geschwindigkeit von 30 km/h." => Die Amis (oder wo soll die Geschichte spielen?) fahren mph.

"Die Sichtverhältnisse erlauben eine Geschwindigkeit von 30 km/h. Aber durch die zahlreichen Fahrsicherheitstrainings, die er bereits abgeschlossen hatte, fährt er wesentlich schneller" => In so einem Fahrsicherheitstraining lernt man als erstes, dass man nicht schneller fahren darf, als es die Verhältnisse erlauben.

"Der Weg zur Brücke dauert noch nie so lange für Chris." => Tempus: dauerte.

"45 Minuten" => Übrigens, Zahlen sollte man in literarischen Texten möglichst ausschreiben.

"Scheisse." => Mit ß. Scheiße.

"Die Gutachter sagen, der Fahrer müsste so um die 130 km/h" => Mal abgesehen davon, dass die Gutachter bestimmt nicht vor den Ermittlern am Unfallort sind, und keine Gutachten in fünf Minuten erstellen, halte ich das für einen unglaubwürdigen Knackpunkt deiner Geschichte. Kein Mensch würde so schnell fahren bei den Sichtverhältnissen (Nebel und Dunkelheit!). Hundert km/h über den Möglichkeiten? Nee, da müsste Julia schon auf der Strecke zur Brücke dutzende Male von der Straße abgekommen sein.
=> Möglich wäre es, dass du hier einen zweiten Unfallwagen einbaust. Der eine schubst den anderen von der Brücke oder so.

"Hey Chris, du siehst ganz schön mitgenommen aus." => Übrigens, was macht er da eigentlich (er musste doch unbedingt sofort kommen)? Er ist angekommen und steht nur dumm rum.
=> Sorry, aber die gesamte Bergungsaktion wirkt nicht sonderlich glaubwürdig/realistisch.
"glaube mein Bein ist gebrochen. Aber ich komme allein klar, kümmere dich nicht um mich. Ich rufe Hilfe" => Das hier ebensowenig. Da sind vier Streifenwagen, also acht Polizisten, Krankenwagen müssten in der Situation auch längst vor Ort sein, die Feuerwehr und/oder die Bergrettung.

Zum Schluss kann ich dir noch empfehlen, die Geschichte nicht im Amiland, sondern in heimischen Gefilden spielen zu lassen; und dass die die Brücke den offiziellen Titel "Brücke der Gefahr" trägt, lässt eher eine Satire vermuten. Ich würde das ändern.

Grüße
Chris

 

Hey Chris,

also erstmal finde ich sehr klasse von dir, dass du mir eine so detaillierte Antwort geschrieben hast. Ich finde es bemerkenswert, ich dachte meine Story hätte wohl schon was und dann kommst du und verwirfst meine Gedanken :)
Aber ich sehe ein was du kritisierst und ich werde auf jeden Fall versuchen weiter an meiner Geschichte zu arbeiten! Also Danke für deine Tipps! Ich werde mich mal wieder dransetzen...und alles überarbeiten :D
Aber irgendwann klappt das (man merkt ich bin nen ziemlicher Anfänger :lol:)

Dann mal Gute Nacht!

 

Sehr spannend

Bei aller Kritik von Chris (viele Dinge empfandich beim Lesen übrigens ähnlich wie Chris), trotzdem:

Sehr spannend gemacht, ich war gebannt beim Lesen. Das Ende war schlecht. Ein Betrunkener wäre mir lieber gewesen.

Für den Betrunkenen wäre dieses Ende jedoch wiederum schlecht ...


Liebe Grüße - Thomas

 

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