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Herbstzauber

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09.09.2007
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Herbstzauber

Ich lernte sie im Herbst kennen. Die Blätter fielen von den Bäumen, in verschiedensten Farbtönen, und kehrten so einen roten Teppich für den divenhaften Winter zusammen.
Sie war in Herbstfarben gekleidet, mit einem weichen Petticoat, der ihren Rock wie eine kleine Wolke aussehen ließ, die einsam über den Himmel schwebte. Mit ihrem weißen Schirm in der rechten Hand, links hielt sie ihre Tasche, tanzte sie durch den bunten Bläterregen, dessen Rascheln wie eine leise geflüsterte Melodie klang. Die zarten Blattgerippe brachen allzu leicht mit einem Knirschen unter ihren Plateauschuhen, doch für den Unaufmerksamen tönte nur ihr fröhliches Lachen durch den Wald; wie eine zweite Melodie, die versuchte, die Melodie der raschelnden Blätter einzuholen und zu überholen. jenes, fröhlich durch die Luft tönende, Lachen erschuf für einen kurzen Moment die verklärt-romantische Illusion eines Spätsommers.
Ich trug meine Kamera bei mir, wie so oft auf solchen Spaziergängen, denn ich liebte es, die Schönheit und die Facetten der Natur einzufangen. Für mich. Für Freunde. Oder auch einfach nur so; ich ging auf diese Weise indirekt sicher, dass diese Schönheit nie vergehen würde, insofern man davon ausging, dass die fertigen Fotos nicht verbrannt oder anderweitig vernichtet wurden.. So würden diese Bilder der Natur, wie sie zur heutigen Zeit wohl fast allen bekannt war, lange überdauern und ich würde sie meinen Enkelkindern noch zeigen können, insofern diese Schönheit zu ihrer Zeit nicht mehr existieren sollte.
Wie ich sie so durch den roten Regen tanzen sah, nahm ich die Kamera, um diesen Moment einfach festzuhalten. Für später, für meine Zukunft, um die Erinnerung an diesen einen Tag zu bewahren. Ich zögerte kurz, hielt für einen Augenblick inne, denn ich wusste nicht, ob ein Foto die herrschende Atmosphäre jenes spätsommerlichen Herbstes optimal wiedergeben würde. Doch dann begann ich sie zu fotografieren, ein wenig, als würde eine unbekannte Macht mich drängen. Ich schoss Bild um Bild und hatte alsbald einen, zu Beginn nahezu leeren Film mit den Aufnahmen dieses unbekannten Mädchens gefüllt.
Glücklich wie ich nun war, freute ich mich über dieses Erlebnis; im selben Moment freute ich mich auch, die Fotos zu entwickeln und diesen Tag so vollends für meine Ewigkeit zu konservieren. Meine eigene, kleine Ewigkeit, voll von Erinnerungen, die ich eingefangen hatte in meinem Leben und meinem Handeln. Erinnerungen an schöne Zeiten, die schönsten Zeiten eigentlich, die ich mir jemals hätte vorstellen können.
Als ich in meinem Labor stand, um die Fotos zu entwickeln, durchfuhr mich eine Art Blitz und ich fühlte ein angenehmes Kribbeln im Bauch, wie man es von der Liebe kennt - oder von den Erinnerungen an die Empfindungen, die man als kleines Kind spürte, wenn man Geschenke auspackte. Es war aufregend, fast wie ein Fieber, und ich hoffte, dass alle Fotos etwas geworden waren; wenn sie schön wären, so sagte ich mir, würde ich das Allerschönste stetig mit mir herumtragen, sodass ich, falls ich sie wiederträfe (was ich insgeheim schon hoffte), ihr jenes Foto schenken könnte. Mich beschlich jedoch zeitgleich mit jener kindlichen oder amorösen Aufregung ein merkwürdiges Gefühl, ein wenig unangenehm, während ich darauf wartete, das Licht wieder einschalten zu können, doch ich kannte seinen Ursprung in keinster Weise. Erst, als ich das Licht wieder einschaltete, wusste ich warum. Zuerst spürte ich Enttäuschung, doch dann drängte sich langsam ein kleines Gefühl von Glück in meine Seele, wie ein goldener Hoffnungsschimmer am Horizont. Dort, auf den Fotos, war ein wunderschöner Herbsttag zu sehen, mit Farben, die kräftiger nicht hätten sein können; mir leuchtete eine rot-goldene Pracht entgegen, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Weiche Bewegungen der Blätter schienen so wunderschön, als wären sie lebendig und als würde ich ihnen immernoch beim Fallen in Richtung der kühlen Erde zusehen. Doch sie fehlte. Auf keinem einzigen Foto der gesamten Reihe war sie zu sehen. Kein einziges Mal. Die Bilder jedoch waren ungewohnt schön und farbenkräftig. Ich war der festen Überzeugung, dass jene junge Dame ihre Finger im Spiel hatte.
Ich habe sie noch einmal wiedergesehen, im Winter des folgenden Jahres, als ich sie schon fast zu vergessen begann. Sie ging ein Stück von mir entfernt, doch sie trug wieder denselben weißen Schirm und dieselbe Tasche bei sich wie damals. Den Schirm hatte sie aufgespannt, wie damals im Herbst, und nun war das ganze mit einem schwarzen Kleid und anderen Plateauschuhen kombiniert. Ihre zarten Beine waren in wärmende Wollstrümpfe mit einem schwarzen Muster aus Ranken und Blüten gehüllt. Diesmal tanzte sie nicht so unbeschwert und frei wie damals, sondern ging wie eine edle Dame an mir vorbei, nicht jedoch, ohne mir ein Lächeln zu schenken. Ich hörte das leise Rascheln des Petticoats und das leise Knirschen des Schnees unter ihren Schuhen, als sie an mir vorbeiging. Ich fotografierte sie nur ein Mal, ein einziges Mal, fotografierte ihr hübsches, puppengleiche Gesicht mit dem Lächeln auf den Lippen.
Von da an sah ich sie nie wieder, auf den Fotos jedoch immernoch - auf dem Winterfoto ebenso wie auf den Fotos, die ich im vorherigen Jahr im Herbst aufgenommen hatte. Auf wundersame Weise war sie wieder erschienen, und so kam es, dass sie auf diesen Fotos immerfort durch den herbstlichen Blätterregen tanzte, ein fröhliches Lachen auf dem Gesicht, den Schirm in der rechten und die Tasche in der linken Hand....

 

Hallo Windprinzessin,

zur Geschichte selbst kann ich nicht viel schreiben. Du versuchst, ein bisschen Zauber in eine Jahreszeit zu bringen, um deren Zauber zu beschreiben. Dabei tritt die Handlung natürlich in den Hintergrund und bleibt etwas märchenhaft. Die Fotos sind Mittel zum Zweck, zu erzählen, was auf ihnen zu sehen ist.
Leider zerstörst du den Zauber oft auch gleich wieder durch allerhand Überflüssiges, mal ein Wort, mal ein Satzteil zu viel, mal eine Erklärung, derer es nicht bedarf.
Details:

Die Blätter fielen von den Bäumen, in verschiedensten Farbtönen, und kehrten so einen roten Teppich für den divenhaften Winter zusammen.
warum nur ein roter Teppich, wenn die Blätter doch in verschiedenen Farben von den Bäumen fielen?
Und was am Winter ist divenhaft?
Mit ihrem weißen Schirm in der rechten Hand
ist es nicht egal, wem der Schirm gehört, wenn sie ihn in der Hand hält?
tanzte sie durch den bunten Bläterregen
da fehlt ein t
jenes, fröhlich durch die Luft tönende, Lachen erschuf für einen kurzen Moment die verklärt-romantische Illusion eines Spätsommers.
kein Komma nach "Jenes" (groß, da Satzanfang) und "tönende", kein Bindestrick bei verklärt romantische Illusion
Oder auch einfach nur so;
einfach nur so ist auch für ihn/sie, also überflüssig
ich ging auf diese Weise indirekt sicher
weshalb nur indirekt? Kannst du streichen.
insofern man davon ausging, dass die fertigen Fotos nicht verbrannt oder anderweitig vernichtet wurden..
wenn schon diese Erklärung, dann nur "sofern"; am Ende einen oder drei Punkte, nicht aber zwei. Drei Punkte würden ein Leerzeichen vorab erfordern. Ich würde die Einschränkung allerdings ganz weglassen.
So würden diese Bilder der Natur, wie sie zur heutigen Zeit wohl fast allen bekannt war, lange überdauern und ich würde sie meinen Enkelkindern noch zeigen können, insofern diese Schönheit zu ihrer Zeit nicht mehr existieren sollte.
Dieser Satz ist völlig schief. Die Bilder würden die Natur überdauern, übrigens der einzige Grunde, den Enkeln die Bilder zu zeigen, der Teil "sofern (was hast du eigentlich immer mit dem "in" davor?) die Schönheit ..." ist also überflüssig, da zuvor schon als Bedingung genannt. Wenn, müsste es aber "zu "deren" Zeit heißen, da es sich auf die Enkel bezieht.
um diesen Moment einfach festzuhalten.
"einfach" ist auch überflüssig.
Als ich in meinem Labor stand, um die Fotos zu entwickeln
wozu er/sie dort steht, weiß schon jeder, ist ebenfalls überflüssig
Mich beschlich jedoch zeitgleich mit jener kindlichen oder amorösen Aufregung
amourös

Lieben Gruß
sim

 

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