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Herr A.

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09.06.2005
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Herr A.

Heute war Sonntag, gewiss war heute Sonntag, denn gestern war Samstag und auf Samstag folgt nun einmal Sonntag. Als wäre diese Tatsache nicht schon genug Beweis, dass es Sonntag war, gab es noch ein weiteres untrügliches Zeichen dafür: Obwohl die Kirchenglocken schon längst mit ihrem aus der Nähe ohrenbetäubenden und auch in der Ferne noch störenden, ja das war das richtige Wort, Läuten die siebente, achte und auch neunte Stunde des Tages angekündigt hatten, lag Herr A. noch immer in seinem Bett. Das Bett war es nicht Wert, näher beschrieben zu werden, auch das Zimmer nicht, geschweige denn das ganze Haus und schon gar nicht Herr A. selbst. Das Wichtigste, was man über Herrn A. wissen musste, war, dass er Herr A. hieß.
Erst kurz bevor die Glocken heute zum zehnten Mal geschlagen hatten, die Glocken schlugen nur stündlich, wohl aus dem Grund, dass niemand mehr Kirchenglocken brauchte, um zu wissen wie spät es sei, stand Herr A. auf öffnete das Fenster und ging dann in die Küche, um sich Frühstück zu machen. Heute war ein schöner Tag, obwohl der Ausdruck schön subjektiv ist, und jeder etwas anderes darunter versteht, würde kaum jemand Einwände haben, diesen Tag schön zu nennen. Die Sonne stand leuchtend und froh, verträumte Naturen würden sogar darauf bestehen, ein Lächeln zu sehen, am Himmel, die Blätter der Bäume, deren Farben schon erste Anzeichen des kommenden Herbstes trugen, wogen in der leichten Brise, die dafür sorgte, dass die Temperatur nicht zu heiß war, langsam und fast erhaben hin und her. Dazu noch diese angenehme Ruhe, nicht zu ruhig, dass man von einem Gefühl der Beklommenheit ergriffen werden konnte, sondern einfach eine Ruhe mit dem gewissen Pegel an Lärm, die eine Ruhe nun mal braucht um eine angenehme Ruhe zu sein. Ja, alles war schön an diesem Sonntag.
Nachdem Herr A. das Frühstück gegessen hatte, ein einfaches Frühstück, wie es in seiner Schlichtheit überall auf der Welt Leute zu sich nehmen, räumte er den Tisch ab und warf einen kurzen Blick in die Zeitung, wie jemand, der zwar wissen wollte, was am vorigen Tag in der Welt geschehen war, aber einfach keine Zeit oder Lust hatte, jeden Artikel genau zu lesen. Nun ging er ins Bad, rasierte sich, wusch sein Gesicht und putzte sich die Zähne. Herr A. tat dies alles ohne übermäßige Sorgfalt, aber er achtete trotzdem darauf, das nicht irgendein Haar ungewollt in seinem Gesicht sproß, oder ein Rest vom Frühstück zwischen den Zähnen sichtbar war. Dann zog Herr A. sich an, er nahm eine Hose, die man wohl im jedem Kleiderschrank findet, und auch ein dazu passendes Leibchen. Als Herr A. fertig war suchte Herr A. seine Schuhe und ging dann auf die Straße hinaus, ohne zu vergessen, die Tür abzusperren, wie in diesen Zeiten ja viele Leute darauf achten, ihr Haus nicht unveschlossen zu lassen.
Die Straße war breit, auf beiden Seiten gab es Gehsteige und alle paar Meter waren Bäume gepflanzt, von denen ein paar schon mächtige Stämme hatten, die schier unglaublich hoch in den Himmel ragten und beinahe am Himmel kratzten, um Gott die Hand zu geben, einige Meter weiter waren winzige Schößlinge, bei denen man Angst hatte, sie würden umfallen, wenn man nur zu schnell an ihnen vorbei gehen würde. Auf dieser Straße, genauer gesagt auf dem Gehsteig dieser, war Herr A. nun und ging mit gemächlichen, aber nicht trödelnden Schritten des Weges. Er ging Sekunden, Minuten, Stunden. Das Wetter wurde schlechter, dunkle Wolken, die schon an biblische Ereignisse erinnerten, bildeten sich und bald schon fand Herr A. sich in einem heftigen Regenguß wieder. Es waren große, schwere Tropfen, wobei man ja zu Regentropfen nicht wirklich sagen kann, dass sie groß und schwer sind, denn wer hat denn schon einmal Regentropfen abgewogen oder gemessen? Auch die Ruhe hatte sich bald verflüchtigt, der Geräuschpegel wuchs langsam, aber stetig und ehe man sichs versah, war Lärm überall rund um Herr A.
Herr A. war nach einigen Stunden des Gehens, die Kichenglocken hatten ihre Aufgabe mindestens viermal vollbracht, seitdem Herr A. sein Haus verlassen hatte, am Stadtrand angekommen. Er lenkte seine Schritte zu berühmten Schlucht, die der Stadt viel Ruhm und noch mehr Toruisten eingebracht hatte. Diese Schlucht war praktisch der Lebensnerv der Stadt, ohne dieseSchlucht und die dadurch kommenden Touristen würde es die Stadt nicht geben. Auf diese Schlucht lenkte Herr A, nun seine Schritte zu. Der Regen hatte ihn nun völlig durchnässt und der Tag war gewiss nicht mehr schön. Vor der Absperrung, die Leute daran hindern sollte, in die Schlucht zu stürzen, blieb Herr A. stehen. Nur kurz, der Regen wurde sogar in dieser kurzen Zeitspanne, die Herr A. stehen geblieben war, noch stärker, dann stieg Herr A. über die Absperrung. Er ging, nein er lief rasenden Schrittes auf den Abgrund zu, warf einen Blick hinunter und ging nach Hause.

 

Hallo oleander,

der Text gehört nach Alltag, schließlich hat er keine gesellschaftliche Relevanz. Eigentlich hat er gar keine Relevanz, denn so wenig wie es das Bett, das Zimmer, das Haus oder Herr A. Wert sind, sie näher zu beschreiben, wo wenig ist es auch dieser Spaziergang im Regen.
Die Inhaltslosigkeit versuchst du mit überlasteter Sprache auszugleichen und wenigstens darin liegt Amusement für den Leser, das daraus entsteht, dass es einfach komnisch ist, wenn sich jemand besonders gewählt in einer Sprache ausdrücken will, die er nicht beherscht und dabei immer wieder in Straßenslang fällt.

Details:

Als wäre diese Tatsache nicht schon genung Beweis, dass es Sonntag war
genung
Obwohl die Kirchenglocken schon längst mit ihren aus der Nähe ohrenbetäubenden und auch in der Ferne noch störenden, ja das war das richtige Wort, Läuten die siebente, achte und auch neunte Stunde des Tages angekündigt hatten , lag Herr A. noch immer in seinem Bett.
mit ihrem; hatten, (Leerzeichen zu viel)
Das Wichtigste, was man über Herrn A. wissen musste war, dass er Herr A. hieß.
musste, war, dass
Erst kurz bevor die Glocken heute zum zehnten Mal geschlugen hatten,
geschlagen
die Glocken schlugen nur stündlich, wohl aus dem Grund, dass niemand mehr Kirchenglocken braucht, um zu wissen wie spät es ist, stand Herr A. auf öffnete das Fenster und ging dann in die Küche, um sich Frühstück zu machen.
Tempus: In der Vergangenheit bleiben, selbst, wenn auch heute noch niemand mehr Kirchenglocken braucht. Das ist der Grammatik egal. Also: die Glocken schlugen nun stündlich, wohl aus dem Grund, dass niemand mehr Kirchenglocken brauchte, um zu wissen, wie spät es war,
genau: Komma nach wissen
stand Herr A. auf öffnete das Fenster und ging dann in die Küche, um sich Frühstück zu machen.
auf, öffnete
Heute war ein schöner Tag, obwohl der Ausdruck schön subjektiv ist, und jeder etwas anderes darunter versteht, würde kaum jemand Einwände haben, diesen Tag schön zu nennen.
Hier irritiert, dass es nach dem Einschubkomme für den Gedanken keinen Fortsatz des Hauptsatzes gibt. Aus dem Grund würde ich nach "Heute wr ein schöner Tag" einen Punkt setzen.
Die Sonne stand leuchtend und froh, verträumte Naturen würden sogar darauf bestehen, ein Lächeln zu sehen, am Himmel,
Ich möchte dir den Bandwurmsatz nicht nehmen, aber anregen, Einschübe wie diesen eher mit Gedankenstrichen abzusetzen, dann ist es weniger verwirrend.
die Blätter der Bäume, deren Farben schon erste Anzeichen des kommenden Herbstes trugen, wogen in der leichten Brise,
Hier kommst du in den Bezügen durcheinander. Das macht nichts, denn es können ja ruhig die Bäume sein, deren Farben schon leichte Anzeichen des Herbstes tragen, du drückst aber aus, dass es auch andere Bäume gibt, die diese Anzeichen nicht tragen und darum wiegen sich deren Blätter auch nicht in der Brise.
sondern einfach eine Ruhe mit dem gewissen Pegel an Lärm, die sie braucht um eine angenehme Ruhe zu sein.
- brauchte, um
- Casus: Pegel an Lärm, den sie (Bezieht sich ja auf Pegel)
- Tempus: Du schreibst in der Vergangenheit, also brauchte
- um wenigstens eine "Ruhe" dort wegzubekommen, es reicht doch brauchte, um angenehm zu sein
Nachdem Herr A. das Frühstück gegessen hatte
du solltest in deiner Sprache bleiben, dann hieße es das Frühstück zu sich genommen hatte
ein einfaches Frühstück, wie es überall auf der Welt Leute zu sich nehmen
du unterschätzt die globale Vielfalt eines einfach Frühstücks. Dieser Nebensatz ist inhaltlich falsch.
Herr A. tat dies alles ohne übermäßige Sorgfalt, aber er achtete trotzdem darauf, das nicht irgendein Haar ungewollt in seinem Gesicht sproß,
darauf, dass ... spross
Als Herr A. fertig war suchte Herr A. seine Schuhe und ging dann auf die Straße hinaus, ohne zu vergessen, die Tür abzusperren, wie in diesen Zeiten ja viele Leute darauf achten, ihr Haus nicht unveschlossen zu lassen.
- fertig war, suchte
- hat er die Schuhe auch gefunden? Und warum weiß er nicht mehr, wo er sie am Abend zuvor abgestellt hat? Wenn du ihn gewöhnlich zeichnen willst, muss er wissen, wo seine Schuhe stehen.
- unverschlossen
und beinahe am Himmel kratzten, um Gott die Hand zu geben, einige Meter weiter waren winzige Schößlinge, bei denen man Angst hatte, sie würden umfallen, wenn man nur zu schnell an ihnen vorbei gehen würde.
- Bäume haben Hände?
Zwischen "geben" und "ein paar Meter" sollte ein Punkt stehen oder du musst in der Terminologie bleiben, also mit "einige" oder "andere" weiterschreiben. Die Entfernung der Bäume zueinander hast du ja ohnehin schon genannt.
Ich wollte es auch nicht glauben, aber Schösslinge wird tatsächlich mit Doppel-S geschrieben.
Regenwolken bildeten sich und bald schon fand Herr A. sich in einem Regenguß wieder.
Belasse es doch bei den Wolken, um die Wiederholung von Regen zu vermeiden. - Regenguss
Es waren große, schwere Tropfen, wobei man ja zu Regentropfen nicht wirklcih sagen kann, dass sie groß und schwer sind, denn wer hat den schon einmal Regentropfen abgewogen oder gemessen.
Gerade zu deiner geschwollenen Sprache passen diese ganzen Wortwiederhlungen, hier von Regen und Tropfen, nicht.
- wirklich
- wer hat denn
- gemessen? (ist ja ne Frage)
und ehe man sichs versah, war Lärm überall rund um Herr A.
ehe man sichs versah (Casus)
Herr A. war nach einigen Stunden gehen, die Kichenglocken hatten ihre Aufgabe mindestens viermal vollbracht, seitdem Herr A. sein Haus verlassen hatte, am Stadtrand angekommen.
Vorschlag: Herr A. war, nachdem er einige Stunden gegangen war, die Kirchenglocken hatten ihre Aufgabe mindestens viermal vollbracht, seit dem Herr A. das Haus verlassen hatte, am Stadtrand angekommen.
Sonst wird Gehen groß geschrieben, da du es als Substantiv gebrauchst. Es klingt aber eher nach Straßenslang als nach deiner Kunstsprache.
Er lenkte seine Schritte zu berühmten Schlucht, die der Stadt viel Ruhm und noch mehr Toruisten eingebracht hatte.
zur berühmten; Touristen
ohne dieser Schlucht und den dadurch kommenden Touristen würde es die Stadt nicht geben
ohne dieser und die dadurch ...
Auf diese Schlucht lenkte Herr A, nun seine Schritte zu.
Was war das gleich noch mal?
Der Regen hatte ihn nun völlig durchnässt
nun

Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen solche Sprache. Sie erfordert aber eine sehr starke Präzision.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Oleander,
Eigentlich kann ich nichts mehr dem hinzufügen, was Sim schon geschrieben hat.
Ich dachte mir aber, dass du dich freust, so viel Feedback zu bekommen wie möglich. Und da ich zufällig deine Geschichte gelesen habe, möchte ich dir doch kurz meine Meinung zu dem Text schreiben.

Sonderlich mitreißend war die Geschichte nicht. Sprachlich durchaus bemüht und ausbaufähig - inhaltsmäßig klafft jedoch ein großes Loch. Immerhin lässt du deinen Protagonisten am Ende nicht in den Abgrund stürzen. Eine kleine nette Wendung. Allerdings eine nötige: Geschichten, die mit Selbstmord enden, zielen meistens darauf ab, möglichst große Betroffenheit zu erzeugen, was aber häufig nur oberflächlich und plakativ wirkt.

Vielleicht könntest du Herrn A. etwas näher, ruhig parodistisch, beschreiben. Das einzige was ich über ihn erfahre, ist sein sehr langweiliger Lebenswandel, dem er entkommen möchte aber nicht kann. Als Thema für eine Kurzgeschichte nichts neues, aber wenn gut umgesetzt immer interessant zu lesen - da wohl jeder Mensch in seinem Leben derartige Phasen durchmacht, in denen alles, was er tut, völlig belanglos und inhaltslos vorkommt.

 

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