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Herr B. kauft ein

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13.04.2006
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Herr B. kauft ein

In unserem Herrenkonfektionsgeschäft am Marktplatz weiß man, es ist wieder soweit. Die Spezie der Gattung Mann in Ausführung von Herrn Brotschkowski, kurz Herr B. genannt, ist wieder unterwegs.
Einkaufen gehört für Herrn B. zu den Höhepunkten des Alltages. Er verbindet diese Ausflüge meist mit einem Gaststättenbesuch. Das Restaurant darf nicht zu teuer sein und sollte die deutsche Küche auf dem Speiseplan haben. Die abgestandene Luft speichert Herr B. gerne in seiner Kleidung.
Mit einem breitem Lächeln und seiner Gattin am Arm betritt er an diesem frühsommerlichem Tag das Geschäft.
Sofort breitet sich dieser typische Geruch nach Kochdünsten, Zwiebeln und altem, frittiertem Öl, aus. Dieser Geruch bildet eine perfekte Symbiose mit seinem eigenem Körpergeruch von altem Schweiß.

Herr B. möchte immer von mir, der Inhaberin, bedient werden. Darauf besteht er. Was auch kein Problem ist, da in dem Moment , wo Herr B. das Geschäft betritt, jeder der Angestellten sofort stark beschäftigt ist.
Ich bewundere sein frisches Aussehen und die geschmackvolle Kleidung. Dann folgt der obligatorische Satz des Herrn B., dass er nur hier in diesem Geschäft kauft. Ich hatte beim Hereinkommen des Herrn B. seine Kleidung taxiert und registriert, dass davon nichts in unserem Angebot war.
Ich lächle.

Herr B. formuliert seine Wünsche. Meist braucht er eine neue Hose. So auch diesmal.
Herr B. isst gerne und gut. Seine Hosengröße schwankt deshalb, nicht so seine Meinung von der Größe. Er muss behutsam auf seine neue Größe vorbereitet werden, ohne seine Eitelkeit zu verletzen und sein Wohlgefühl zu stören.
Halbherzig lehnt sich Herr B. auf. Vergeblich! Der Spiegel ist unbestechlich.
Ganz leise sage ich zu ihm, nur er, seine Frau und ich wissen um seine neue Größe. Außen steht nichts und wir sprechen nicht drüber!
Herr B. lächelt seinem Spiegelbild zu, dreht sich mehrfach um die eigene Achse und meint dann:
"Auf Sie ist Verlass, Sie kennen mich und meine Wünsche. Und deshalb kaufe ich all meine Sachen bei Ihnen. Die Hose passt wieder perfekt und ich lasse sie gleich an." Und dabei strahlt er.
Ich lächle.
Während des Bezahlens macht mich Herr B. darauf aufmerksam, dass er den Gutschein der letzten Weihnachtswerbung, den er gerade nicht dabei hat, noch nicht eingelöst und jetzt gerne gut geschrieben haben möchte.
Dem Lehrling, der zufällig in der Nähe der Kasse steht, fällt der Stapel Hemden aus der Hand. Sein Mund steht offen.
"Du musst noch viel lernen und vor allem ruhiger werden, mein Junge!" sagt daraufhin Herr B. gönnerhaft zu dem Lehrling, der mit rotem Kopf die Hemden aufsammelt.

"Und nun gehen wir Kaffee trinken, oder? Am liebsten würde ich Sie mitnehmen, weil es wieder so nett war!" sagt er zu mir.
Beim Hinausgehen sehen wir alle, dass das Etikett aus der Hose ragt und die Größe deutlich zu sehen ist. Der Lehrling will eilfertig etwas sagen, aber ich meine zu ihm:
"Du willst Herrn B. doch nicht den Tag verderben? Wo er doch so ein Netter ist?"

 

Hallo Jurewa,

ich hab' ehrlichgesagt nicht alles verstandanden: Herr B. geht in ein Restaurant und kauft dort Kleidung?

Sofort breitet sich dieser typische Geruch nach abgestandenem Essen, nach Zwiebeln und altem, frittiertem Öl, aus.
Der Geruch muss schon vorher dagewesen, oder breitet er sich nur aus, wenn Herr B. hereinkommt?

Seine Hosengröße schwankt deshalb, nicht so seine Meinung von der Größe.
Versteht man erst nach einer Weile, ließe sich bestimmt besser formulieren.

Was ist die Grundaussage des Textes? Dass Verkäufer lächeln müssen, selbst wenn sie den Kunden nicht mögen? Die Falschheit, um der Wirtschaft willen?

Die Formulierungen sind manchmal holprig, aber daran kann man ja feilen. So richtig verstanden hab ich nicht alles, liegt vielleicht auch an mir.

Freundliche Grüße, Rodion.

 

Rodion schrieb:
Hallo Jurewa,

ich hab' ehrlichgesagt nicht alles verstandanden: Herr B. geht in ein Restaurant und kauft dort Kleidung?

Der Geruch muss schon vorher dagewesen, oder breitet er sich nur aus, wenn Herr B. hereinkommt?


Versteht man erst nach einer Weile, ließe sich bestimmt besser formulieren.

Was ist die Grundaussage des Textes? Dass Verkäufer lächeln müssen, selbst wenn sie den Kunden nicht mögen? Die Falschheit, um der Wirtschaft willen?

Die Formulierungen sind manchmal holprig, aber daran kann man ja feilen. So richtig verstanden hab ich nicht alles, liegt vielleicht auch an mir.

Freundliche Grüße, Rodion.

Hallo Rodion,

Herr B. betritt das Geschäft und erst dann breitet sich der Geruch, den er vorher in dem Restaurant gespeichert hat, aus.
Hmm, Grundaussage?
Einfach, dass immer beide -Kunde und Verkäufer- 'Gewinner' sind. War leicht ironisch gemeint, das Ganze, was ich wohl nicht ganz rübergebracht habe:confused:

Danke für deine Hinweise, war mein erster Kontakt überhaupt ;)

Freundliche Grüße
jurewa

 

Hallo Jurewa.

Ich musste beim Lesen ständig den Grundsatz: "Der Kunde ist König!" denken, den manche Dienstleistende den ganzen Tag durchhalten müssen. Muss ein hartes Schicksal sein, angesichts solcher Kundschaft ... obwohl es sicher auch noch schlimmer geht. ;)

Die Rache am Ende ist natürlich nur in KG richtig gut. :D

Mit einem breitem Lächeln und seiner Gattin am Arm betritt er an diesem frühsommerlichem Tag das Geschäft.
Hier solltest du dem Leser vielleicht doch klar machen, was für ein Geschäft Herr B. betritt und dass es offensichtlich kein Restaurant, sondern eben der Laden der erzählenden Person ist ... sonst schleicht sich dieser fehlende Anschluss hinterher und der Leser hat evtl. Schwierigkeiten mit dem Verständnis.

Die abgestandene Luft speichert Herr B...
wenig später:
...dieser typische Geruch nach abgestandenem Essen.
...klingt in der Wiederholung nicht ganz so gut.

im Gegensatz zu meinem Vorgänger, habe ich an diesem Satz aber nichts auszusetzen:

Herr B. isst gerne und gut. Seine Hosengröße schwankt deshalb, nicht so seine Meinung von der Größe.
... nein, im Gegenteil: Den find ich richtig gut! :)

Ansonsten ein herzliches Willkommen hier (bin auch noch ganz frisch) und viel Spaß beim Schreiben und Lesen!

Pareto

 

Herr B.kauft ein

Hallo Pareto

danke für deine Hinweise. Das mit der Wiederholung war mir selber schon aufgefallen und wird geändert!
Ich freue mich, dass es dir gefallen hat. Ein wenig 'Zuwendung' zu Anfang tut gut :)
Ich wünsche auch dir viel Erfolg!
jurewa

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Elenor,

auch dir danke für die Hinweise. Stimmt, die Perspektive stimmt nicht ganz. Wird geändert :-)) !!
Der Kunde an sich ist schon ein seltsames Wesen.......

Freundliche Grüße!
jurewa

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo jurewa,


ich hoffe, du nimmst mir nicht übel, dass ich eine etwas ältere Geschichte von dir unter die Lupe nehme. Das liegt aber daran, dass mir diese Geschichte gut gefallen hat.
Diese kleine Episode aus dem Leben einer Herrenkonfektionsgeschäftsinhaberin (uff langes Wort) fängt fröhlich an und zieht flott durch bis zur kleine Pointe.

Eine Geschichte zum Schmunzeln.

Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass du noch kerniger, vielleicht auch bissiger formulieren könntest. Aber ich kann dir dazu kaum Formulierungsbeispiele geben.
Die Ehefrau des Herrn B. wird leider gar nicht erwähnt in dem Plot, was ansich nichts ausmacht, weil es ja um Herrn B. geht und gewiss würde es die Story etwas verwässern, wenn ein Schenk auf Frauchen getan würde.
Wäre aber auch eine Idee, dass du ihre Anwesenheit ganz weglässt, dann setzt du dich nicht dem Vorhalt aus, dass sie eh nichts tut in der Story.

Diesen Satz hab ich inhaltlich nicht verstanden:

Ich hatte beim Hereinkommen des Herrn B. seine Kleidung taxiert und registriert, dass davon nichts in unserem Angebot war.
Heißt das, dass nix, was er anhat aus dem Laden stammt? Er also bereits mit seiner Bekleidung sich selbst als Lügner enttarnt?

Herr B. formuliert seine Wünsche.
Das hier könnte man noch pfiffiger darstellen. Vielleicht formuliert er höchst umständlich, wobei am Ende sowieso er nie etwas andres kauft als ne Hose. Aber bis ers raushat, denkt man vom Jackett bis zum ...an alles Mögliche. Würde ihn noch weiter unsympathisch machen.


Herr B. isst gerne und gut. Seine Hosengröße schwankt deshalb, nicht so seine Meinung von der Größe.
Sauber! Zack! Mit drei Formulierungen ist alles gesagt. Gut gemacht. Man ist sofort im Bilde und hat auch eins vor Augen.

Er muss behutsam auf seine neue Größe vorbereitet werden, ohne seine Eitelkeit zu verletzen und sein Wohlgefühl zu stören.
eigentlich hast du mit den Vorworten schon alles vorbereitet, dass man weiß, was passieren muss.
Wie wäre es, wenn du nur schreibst:
Ich muss ihn also behutsam auf seine neue Größe vorbereiten. (und sonst nix)

Ganz leise sage ich zu ihm, nur er, seine Frau und ich wissen um seine neue Größe. Außen steht nichts und wir sprechen nicht drüber!
Nach dreimaligem Lesen habe ich die beiden Sätze verstanden, aber erst danach.
Wie wärs mit : "verschwörerisch leise überzeuge ich ihn davon, dass ausser mir und ihm niemand seine neue Größe weiß und man es der Hose auch nicht von aussen ansehen kann." (naja so viel besser isses auch net, was ich dir grad vorschlag.)
Jedenfalls zündet dein Satz nicht so richtig.

An dieser Stelle fällt mir noch auf, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, so viel wie möglich in die wörtliche Rede zu bringen. Ab und zu verstreut taucht ja wörtliche Rede auf. Probiers ruhig mal. Könnte sein, dass es dadurch noch komischer wird.

jetzt gerne gut geschrieben haben möchte.
Wie wärs, wenn du an dieser Stelle fortsetzt:

"Selbstverständlich Herr Bor..., lösen wir jetzt kurz vor Ostern noch gerne Ihren Gutschein ein."
Ich lächle.
Und dann fällt dem Lehrling der Stapel Hemden aus der Hand.

Und am Ende der Geschichte könnte ich mich auch damit anfreunden, dass die letzten beiden Sätze ganz wegfallen. Ist aber, wie alle meine Vorschläge Geschmacksache. Chefe bist du.

Herzlichen Gruß
lakita

Nachtrag: Wie wärs, wenn Herr B. noch eine fiese Bemerkung über die Handelsspanne bringt und damit zum Ausdruck bringt, dass man sich eh dumm und dämlich an der Hose verdienen würde? Das meinte ich mit vorhin noch ein wenig bissiger werden.

 

Hallo Lakita,

nenne mir einen aus diesem Forum, der sich über Aufmerksamkeit beschwert ;)!
Aber ich war völlig überrascht, dass jemand meinen Herrn B. rausgekramt hat.

Dies war meine erste Geschichte überhaupt und es steckt deshalb sehr viel Herzblut und unzählige Stunden Schreibarbeit darin.
Mit der Geschichte geht es mir wie bei einem erstgeborenem Kinde, ich bin bei der Beurteilung großzügiger, auch wenn ich um die Schwächen weiß. Wenn du nun sagst, ich sei arrogant oder uneinsichtig, so stimmt das, vielleicht, ABER ich werde bei dieser kleinen Geschichte nichts ändern :).

Wenn ich dich richtig verstanden habe, hat sie dir schon gefallen, nur eben könnte sie bissiger sein.

Übrigens, es ist längst kein Privileg der Frauen mehr, nicht über ihre Konfektionsgrößen zu sprechen;). Während sich Frau allerdings sagt, egal, welche Zahl oder Buchstabe, steht sowieso innen, Hauptsache passt und sieht gut aus, meint der Mann, dass er erst kaufen wird, wenn die Vorstellung von seiner Größe mit der ausgewiesenen Konfektionsgröße übereinstimmt.
Also nie!
Die Frau wollte ich als Statistin dabei haben, weil solche Männer Publikum brauchen.

Ich danke dir für das Lesen und die Mühe, die du dir gemacht hast. Deine Vorschläge waren nicht umsonst und ich habe genau verstanden, was du gerne anders hättest bzw. gemeint hast.
Ich hoffe, du verstehst meinen Standpunkt ein wenig und sende dir

einen ganz lieben Gruß!
jurewa

 

Hallo liebe Jurewa,

wenn ich eine Geschichte kritisiere und darin Verbesserungsvorschläge mache, dann sind es wirklich nur Vorschläge, keine Befehle. ;)
Ich kann prima damit leben, wenn ein Autor nichts in seiner Geschichte verändert oder umsetzt. Das ist sein gutes Recht und soll es auch bleiben.

Ich schreibe Kritiken zuallererst deswegen, weil ich mir klar darüber werden möchte, was mir an einer Geschichte gefällt und was nicht.
Das könnte ich natürlich auch in Gedanken für mich selbst ausmachen, aber meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass ich genauer sein muss, wenn ich es schriftlich mache.
Ich habe auf diese Weise hier auf kg schon sehr viel gelernt und werde es auch noch in Zukunft tun.
Wenn so ganz nebenbei für den Autoren und für die anderen Leser ebenfalls ein kleiner Erkenntnishappen abfällt, dann ist es schön und darüber freue ich mich, aber erforderlich ist es eigentlich nicht.

Herzlichen Gruß an die Ostsee

lakita

 

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