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Herr M. wird alt

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25.10.2004
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Herr M. wird alt

Da ist es wieder.
Ich sitze im Zug und male mir Tausend Möglichenkeiten aus, wie ich in diesem Zug sterben könnte, darunter auch realistische.
Mein Puls rast und ich sitze viel zu aufrecht in Stuhl, klammere mich sogar ein bisschen daran fest, die Hände schwitzig.
Dass ich es nicht lassen kann?
Dass es nicht wie früher sein kann, als ich einfach nur andere beobachtete, ihre Falten, Koffer und Dialekte, oder ganz schlicht, die Brüste, schöne, wunderbare Brüste.
Himmel! Jetzt sind all diese Menschen nichts als zusätzliche Gefahrenquellen.
Die Zeitung zittert in den Händen und gibt keine gute Ablenkung, es sei denn man mag flirrende Buchstaben. Mir sprengt es einfach nur die Rübe. Alles sprengt mir die Rübe.
Und dann diese Gedanken!
Man stelle sich nur mal vor: Einer, der gerade auf Klo geht, übrigens schon zum zweiten Mal in einer halben Stunde und einmal davon an einem Bahnhof!!!
Also so einer hangelt sich in dem Moment an meinem Sitz vorbei, in dem ein Hirsch, davon gibts hier viel mehr, als man glauben mag und dazu gehört eine ganz einfache Rechnung: rechts Wald, links Bach, Hirsch durstig, Schiene überqueren, Zug, Ich -lächerlich unsicher am Sitz festgekrallt. Aber ich habe vorgesorgt, ich bin ganz gut im Berechnen von Möglichkeiten und so habe ich mir ausgerechnet, wo ich im Falle eines Zusammenstoßes hinkriechen müßte.
Ich habe es sogar einmal getestet, als niemand im Abteil war. Es ist knapp, man muss schnell sein, aber es ist möglich. Nur, wenn so eine Person, die sich, wie gesagt, gerade an meinem Sitz vorbeihangelt und im selben Moment der Hirsch vor den Zug springt, oder bereits da steht und der Zugführer sucht seine brennende Zigarette auf dem Fußboden (sowas hab ich Tausend Mal im Film gesehen und irgendwo müssen die es ja herhaben) und der Zug entgleist, weil der Hirsch nichts von Zügen versteht und sich nichts dabei denkt, wenn dieses Ding immer größer wird und dann gibts einen Ruck, der diese Person mit solcher Wucht in meinen Bauch rammt, dass ich meine Fluchtpunkte nicht mehr erreichen könnte.
Wahrscheinlich wäre ich nicht mal sofort tot, sondern müßte mir ein Leben unter Schmerzen und Rollstuhl und Harnröhre und was sonst noch vorstellen. Wenn ich gleich sterben würde, müßte ich nur darüber nachdenken, wie ich damit umgehe und dieser Gedanke ist sehr kurz.

 

Darf man überhaupt in Bekifft viel zu kurze, doofe Kurzgeschichtchenkleinklein mitten in der Nacht!!! posten?
hihi... Das wär ja DOPING.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Simone,

da finden sich aber noch sehr viel Fehler für so einen kleinen Text:

Das ich es nicht lassen kann?
Das es nicht wie früher sein kann
Ist beides mal ein elliptischer inhaltssatz (also ein verkürzter), muss aber trotzdem mit "dass" gebildet werden.

dass ich all die Fluchtpunkte, die ich mir sorgsam ausgesucht habe, nicht mehr erreichen könnte.
Warum plötzlich Konjunktiv? Dann müsste das ganze hypothetische Szenario ebenfalls im Konjunktiv geschildert werden.

Wahrscheinlich wäre ich nicht sofort tod
tot

Wenn ich gleich sterben würde, müßte ich nur darüber nachdenken, wie ich damit umgehe und dieser Gedanke ist sehr kurz.
"Müsste" - und hier verschenkst du die - für mich eigentliche - Pointe des Text. Aber was wäre denn, wenn der Augenblick vor dem eigenen Tod sich unendlich ausdehnt. Für andere reicht es, um ein ganzes Leben noch einmal ablaufen zu sehen. Für ihn müsste es die größte Angst sein, diesen "laaaangen" Zeitraum mit Gedanken an sein Ende zu verbringen.

Ich finde, den Sound, diesen leicht neurotischen, seltsamen Sound, triffst du an einigen Stellen sehr gut, aber wenn er in dieses Szenario hineingeht, verliert die Stimme - auch das mit den Brüsten ist jetzt nicht so der Bringer. So ein kurzes Psychogramm, gerade in der Ich-Perspektive, steht und fällt mit dem richtigen Tonfall des Erzählers. Den finde ich hier nur in den ersten paar Zeilen gut getroffen.

Ich sitze im Zug und male mir Tausend Möglichkeiten aus, wie ich in diesem Zug sterben könnte, darunter auch realistische.
Das hier ist ein Riesen-Satz, in dem Tonfall die ganze, kurze Geschichte erzählt - und es wär wirklich eine tolle Nummer geworden.

Gruß
Quinn

P.S.: Die Verknüpfung zwischen den Brüsten und dem Hirsch fehlt auch, aber das ist sicher Absicht und soll die Panik in den Gedankengängen verdeutlichen. Aber trotzdem: Wärst du ein Mann würde man dir vorwerfen, du hättest nur versucht, Brüste in den Text zu schmuggeln - na ja, es würden dir nur Frauen vorwerfen, für uns Männer sind Brüste niemals deplaziert!

 

Ich wußte, dass das mit den Brüsten kommt und ich habe sie trotzdem reingenommen. Ich finde es sooo schön, also richtig schön, romantisch sogar, dass ich es wohl oder übel lassen muss, obwohl ich auch unglaublich gern gefallen will...

Alles geändert, bis auf:

Aber was wäre denn, wenn der Augenblick vor dem eigenen Tod sich unendlich ausdehnt. Für andere reicht es, um ein ganzes Leben noch einmal ablaufen zu sehen. Für ihn müsste es die größte Angst sein, diesen "laaaangen" Zeitraum mit Gedanken an sein Ende zu verbringen.

Och Nö! So lange mag doch niemand lesen und ich auch nicht schreiben.

Zu dem Sound, der läßt sich nicht so schnell ändern, manchmal sogar garnicht. Aber Recht hast du, da kann man nochmal ran. Aber nicht jetzt.

Gruß zurück und danke für die Mühe.

 

Hey Simone,

sorry, wenn der letzte Beitrag schon über 3 Jahre alt ist, aber nachdem du mir einen Kommentar geschrieben hattest, war ich neugierig und wollte mal was von dir lesen. Hab dann das erste angeklickt, was mich angesprochen hat und muss sagen, dass mir die Geschichte gefallen hat :)

Hatte auch oft solche Gedanken und kann mich daher mit dem Menschen identifizieren. Auch die Art und Weise ist sehr persönlich und ironisch geschrieben, find ich auch super.

Das mit den Brüsten hat natürlich herausgestochen, aber fand das nicht unpassend. Männer halt!

mfg
RJames

 

Hi Simone,

also mich überzeugt es leider nicht.
Der Text ist zwar solide geschrieben, aber ich finde keine Geschichte. Das ist halt so ein Gedanke, zu Papier gebracht, aber Entwicklung, Frage, Konflikt...? Klar, man kann auf das ganze typische Korsett scheißen, die allerbesten machen das, aber dann muss irgendetwas anderes, spektakuläres (Kunst eben) drin sein. Im Text ist die Sache vorbei, bevor sie losgeht.
Vielleicht liegt es aber nur an mir. Immerhin raffe ich auch nicht, wie der Titel mit der KG zusammenhängt. Außer in der Form, dass Älterwerden eben oft bedeutet, dass Ängste wachsen, auch irrationale...

Viele Grüße, T.

 

Hallo Simone

Abstrakt, schon beinah eine Persiflage auf Altersängste hast du da vorgelegt. Wenn auch die Vorstellung, ein Hirsch bringe einen Zug zum Entgleisen, mir etwas weit hergeholt erscheint. :D

Mein Puls rast und ich sitze viel zu aufrecht in Stuhl, klammere mich sogar ein bisschen daran fest, die Hände schwitzig.

Müsste es hier nicht im Sitz statt Stuhl heissen? Bei der Vorstellung auf einem Stuhl in einem Zug zu sitzen, da würde mir wohl auch etwas bange. Bei jedem Anfahren oder Bremsen, die Gefahr des Kippens.

Als kurzes Lesestück nicht ungern gelesen, auch wenn sich mehr daraus hätte machen lassen.

Gruss

Anakreon

 

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