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Hilfe, meine Tochter wird erwachsen!

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01.03.2006
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Hilfe, meine Tochter wird erwachsen!

Seufzend schaltete Marek den schrill klingenden Wecker aus und zog sich die Decke ein letztes Mal bis über den Kopf. Wie beinahe jeden Morgen dachte er sich, dass es viel zu früh war, um aufzustehen – doch sein Arbeitgeber war anderer Meinung.
Aus der Küche war schon leises Geklirr zu hören. Sophia, seine Tochter.
Gähnend zwang er sich aus dem Bett und zog sich an. Warum schaffte es ein dreinzehnjähriges Mädchen problemlos aus dem Bett und er nicht? Für ihr Alter war sie ziemlich vernünftig. Manchmal hatte er sogar das Gefühl, sie würde sich um ihn kümmern und nicht umgekehrt. Aber eben nur manchmal.
Erst eine kalte Dusche brachte es fertig, ihn vollends aufzuwecken. Zufrieden musterte er sich im Spiegel. Als Vater sah er gar nicht mal so schlecht aus – fand er – und wollte schon nach seinem Rasierer greifen, als er verwundert inne hielt. Da lag doch tatsächlich ein rosa Venus–Rasierer neben dem seinen. Sofort kam ihm Sophia in den Sinn. Ein unbehagliches Gefühl machte sich in ihm breit.
„Meine kleine Tochter rasiert sich!“, schrie er in Gedanken mit einem Anflug von Panik und eilte aus dem Bad in die Küche, wo sie am Küchentisch vor einer Tasse Kaffee saß.
„Morgen!“, begrüßte sie ihn.
„Morgen.“ Er setzte sich ihr gegenüber und musterte sie, als hätte er sie vorher noch nie gesehen. Lange blonde Haare, die gestuft ihr Gesicht umrahmten, braune Augen und eine recht zierliche Figur, bei der allerdings bereits eindeutige Rundungen zu sehen waren. Sie war das genaue Ebenbild ihrer verstorbenen Mutter.
„Kann ich ins Bad?“, fragte sie. „Mir ist irgendwie schlecht heute …“
Marek nickte.
„Ach und … Du musst mich heute nicht zur Schule fahren. Patrick holt mich ab.“ Damit war sie auch schon weg. Patrick? Marek stutzte.
„Wer ist Patrick?“, rief er ihr nach.
„Na, ich hab dir doch von ihm erzählt. Der süße Typ aus der Zehnten.“, erklärte sie aus dem Bad. „Er hat – Oh Gott!“, schrie sie plötzlich. „Aaaaaaaaaaaaaaaa!“
Marek hastete zur Badezimmertür.
„Was ist? Sophia?“
Die Tür ging auf und Sophia sah ihm zögernd entgegen.
„Ähm … Ich habe da ein kleines Problem.“, murmelte sie.
„Problem?“ Marek verstand nicht sofort.
„Na, DAS Problem.“ Sophia blickte ihn mit einem viel sagenden Blick an. Und plötzlich verstand er.
„Oh Gott!“ Er fuhr sich nervös durch die ungekämmten Haare. „Auch das noch!“
Das Mädchen lächelte zaghaft.
„Und … Ich … war nicht so ganz darauf vorbereitet.“, gestand sie. „Hast du … Binden?“
„Binden?“ Marek wurde bleich. Daran hatte er nicht gedacht. Um genau zu sein, hatte er noch nie daran gedacht.
„Oh bitte, Papa. Sag, du hast mal welche gekauft. Als Vorsichtsmaßnahme. Bitte!“ Sophias Lächeln verschwand
„Moment.“ Marek eilte ins Wohnzimmer und kam mit einer Packung Taschentücher zurück, die er ihr triumphierend entgegenhielt. Sie sah ihn verständnislos an.
„Ok, ok.“ Er seufzte. „Der Supermarkt ist noch zu. Und sonst auch alles….“ Wieder einmal wurde ihm bewusst, dass eine weitere Frau in ihrer beider Leben fehlte. Die knallende Badezimmertür riss ihn aus seinen Gedanken. Dann das Geräusch des Schlüssels.
„Sophia! Mach sofort die Tür auf!“
„Nein!“, bekam er nur als Antwort. So gut kannte er seine Tochter nun schon, dass er hinter diesem einen Wort mehr verstand, als es bedeutete. Es war kurz vor Alarmstufe rot. Er musste handeln. Was für ein Morgen, dachte Marek sich und entschied sich für die anscheinend letzte Möglichkeit. Wofür gab es denn Nachbarn? Also klopfte er an die Nachbarstür und wartete. Erst jetzt kam ihm der Gedanke, seine Nachbarin könne noch schlafen. Für einen Rückzug war es allerdings zu spät, denn die Tür ging auf und eine Frau mittleren Alters stand in einen Morgenrock eingewickelt vor ihm.
„Guten Morgen“, begann Marek. „Ich … Es tut mir sehr Leid, dass ich Sie heute so früh wecke, aber ich habe einen kleinen Notfall.“ Er erzählte ihr alles. Frau Rosenstolz lächelte beruhigend und kurz darauf hielt er eine Packung Binden in den Händen.
„Ihre Tochter ist jetzt eine Frau. Ich gratuliere.“
Warum nur missfiel ihm diese Tatsache?
Mit den Binden marschierte er daraufhin wieder in seine Wohnung.
„Sophia, mach die Tür auf!“, forderte Marek ein zweites Mal. „Ich habe etwas.“ Die Tür ging auf und er gab sie ihr.
„Danke, du bist ein Schatz, Papa!“, rief sie hinter der wieder verschlossenen Tür. „Wo hast du die denn her?“
„Frau Rosenstolz.“
„Waas?“, schrie sie.
Marek biss sich auf die Zunge. Das hätte er nicht sagen sollen. Er hätte wissen sollen, dass Sophia über sein Handeln nicht gerade froh sein würde.
Die Tür ging auf und Sophia kam wütend heraus stolziert.
„Du weißt doch hoffentlich, dass spätestens heute Abend jeder aus diesem Haus es wissen wird!“, fauchte sie und holte ihren Rucksack. „Ich kann mich hier nicht mehr blicken lassen! Tschüss!“ Damit war sie weg.
Müde lehnte Marek sich an die Wand. Es graute ihm vor den nächsten Jahren.

 

Hi Elfe

netter Ausschnitt aus dem Alltag junger Väter. Läd zum Schmunzeln ein. Du kriegst gut die Kurve zwischen Humor und Anspruch hin, das gefällt.
Salopp geschrieben, und genau die richtige Länge.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo feuerelfe!

Nicht sehr spektakulär aber doch schön.
Der Vater, der nach dem Tod seiner Frau das beste für seine Tochter will und deswegen gleich aus jeder Lappalie eine Katastrophe macht, war mir auf Anhieb sympathisch.

LG, Jussy

 

hallö;-)
wie immer großen dank für dein kommentar;-)
nicht sehr spektakulär? ja, das stimmt. aber ist es nicht teil einer kg, dass sie ein ganz alltägliches thema, welches nun mal nicht spektakulär ist, herüber zu bringen? ;-)
lg
ania

 

Hallo feuerelfe!

Warum schaffte es ein 13. jähriges Mädchen problemlos aus dem Bett und er nicht?
Der Punkt nach der 13 ist jedenfalls falsch. ich würde auch dreizehnjährig ausschreiben, liest sich nach meineem Gefühl besser.
Hastig ging er in Gedanken seine weiblichen Mitbewohner durch, wobei ihm auffiel, dass Sophia die Einzige war.
wenn du den Gag meinst, den ich herauslese, würde ich ihn anders formulieren - aber es gab keine ausser Sophia - aber Sophia fiel ihm als einzige ein - oder ...
Die Tür ging auf und eine grinsende Sophia sah ihm entgegen.
„Ähm… Ich habe da ein kleines Problem.“, murmelte sie zögernd.
Bei allen Stimmungschwankungen in diesem Alter - das grinsend passt einfach nicht zu dem Bild, das du zeichnest.
Sophias Lächeln verschwand
Wenn schon Lächeln, dann vielleicht gequält oder verlegen.
Was für ein Morgen, dachte Marek sich und entschied sich für die anscheinend letzte Möglichkeit.
Wenn es die letzte Möglichkeit ist, gibt es auch andere, die er aus irgendwelchen Gründen ausgeschlossen hat. Vielleicht meinst du ja die abwegigste Möglichkeit.
Also klopfte er an die Nachbarstür und wartete. Erst jetzt kam ihm der Gedanke, sie könne noch schlafen.
sie: die Tür, so wie du die Sätze setzt. Ich würde statt sie explizit sagen die Nachbarin.

„Du weißt doch hoffentlich, dass spätestens heute Abend jeder aus diesem Haus es wissen wird!“, fauchte sie und holte ihren Rucksack. „Ich kann mich hier nicht mehr blicken lassen! Tschüß!“ Damit war sie weg.
Während ich den letzten Satz so hinnehmen kann, ist dieser vorletzte Satz mir nicht ganz verständlich. Aber gerade dieser Satz könnte der Tiefgang deiner Geschichte sein. Warum möchte Sophie nicht, dass die anderen Frauen Bescheid wissen? Weil sie dann 'dazugehört' und das nicht will? Weil sie jegtzt nicht mehr als kleines Mädchen gilt und nicht mehr mit Jungs spielen darf - also mit Luchsaugen beobachtet wird? Hier ist ein ganz wichtiger Abschnitt in Sophias Entwicklung und ich habe den Eindruck, da droht etwas schief zu laufen und dann ist der Schlußsatz vielleicht wahrer als der arme Vater ahnt.

Ansonsten fand ich als Witwer und Vater einer (inzwischen erwachsenen) Tochter deine Geschichte schön und humorvoll.

Lieben Gruß

Jo

 

Hastig ging er in Gedanken seine weiblichen Mitbewohner durch, wobei ihm auffiel, dass Sophia die Einzige war.
fand ich witzig; passt jedoch hier irgendwie nicht in die Geschichte
Also klopfte er an die Nachbarstür und wartete. Erst jetzt kam ihm der Gedanke, sie könne noch schlafen.
:D so kommt es so rüber, als ob ihm der Gedanke kam, dass die Nachbarstür noch schlafen könnte

Hi feuerelfe,
... also ... nachdem ich deine Geschichte gelesen hatte, dachte ich "Äh ... ja und?"

Also, sie is schon gut geschrieben, aber ... hm. Na ja, is was für zwischendurch. Ich kann mich natürlich nicht in diese Situation hineinversetzen, weiß nicht, inwiefern es dem Mädchen jetzt wirklich peinlich is, dass es dann des ganze Haus weiß. Hm. Obwohl, wenn ich so nachdenke, könnt ichs schon vergleichen. Ich wär damals auch nicht froh gewesen, wenn alle es wissen würden ... lassen wir das ...

Hau rein

Tserk

P.S: Fehlerliste kommt per PN

 

hallö;-)

erst einmal dir, jobär, vielen dank für dein kommentar;-) und natürlich für deine verbesserungsvorschläge, wurden übernommen;-)

du hast geschrieben: "Warum möchte Sophie nicht, dass die anderen Frauen Bescheid wissen? Weil sie dann 'dazugehört' und das nicht will? Weil sie jegtzt nicht mehr als kleines Mädchen gilt und nicht mehr mit Jungs spielen darf - also mit Luchsaugen beobachtet wird? Hier ist ein ganz wichtiger Abschnitt in Sophias Entwicklung und ich habe den Eindruck, da droht etwas schief zu laufen und dann ist der Schlußsatz vielleicht wahrer als der arme Vater ahnt."

nun, es ist ja nicht so, dass NUR die frauen in diesem haus es erfahren würden, sondern natürlich auch andere, genauer alle, männliche wie weiblliche wesen. es ist nicht gerade toll, wenn jeder von diesem problem weiß und deshalb dieser satz. aber vielleicht sollte ich das dann auch so wie ich es meine hinschreiben*hehe*


dann natürlich auch dir, tserk, großen dank, und natürlich auch für die fehlerliste;-)

glg
ania

 

Hi feuerelfe!

Mir gefällt deine Gesichte sehr^^ Sie stellt die Beziehung zwischen einem alleinerziehenden Vater und seiner heranwachsenden Tochter sehr glaubhaft dar, und ist außerdem irgendwie "leicht" geschrieben (mir fällt grad voll nicht ein wie ich das ausdrücken kann was ich sagen will:bonk: :rolleyes: )
Der Humor gibt dem ganzen das gewisse etwas und ich persönlich habe die Geschichte gerne gelesen!

Lg

Smilla

 

hi feuerelfe,

ich kann mich meinen Vorredner anschließen - eine leichte flotte Geschichte, teils recht witzig. Ich habe aber das Gefühl, dass Du erstmal ein bisschen Anlauf brauchst, um so zu schreiben - der Schluss ist viel stilsicherer als der Anfang mE. Aber eine Steigerung in der Geschichte ist natürlich auch immer schön. :) Ein kleiner Kritikpunkt ist die Überschrift. Irgendwie war mir da von Anfang an klar, um was es ging und auch ungefähr die Richtung in die das Ganze gehen würde.
Und noch eins: das ist ja eigentlich eher eine Geschichte ÜBER Jugendliche - nicht FÜR sie - oder sehe ich das falsch?
Ansonsten: Prima!

schöne Grüße
Anne

 

hallö;-)

doch, du hast schon recht, es ist über eine gesichte über jugendliche.
also passt sie wohl nicht soooo gut hier herein??
würde sie denn besser in alltag passen?
und natürlich danke ich für das lob;-) vielen vielen dank
lg
ania

 
Zuletzt bearbeitet:

auf Wunsch der Autorin nach Alltag verschoben

 

Hi Feuerelfe!

Als Tochter eines alleinerziehenden Vaters fand ich's besonders lustig ;-) Kann nur sagen, dass du die Problematik und den witzig-peinlichen Beigeschmack solcher Situationen gut eingefangen hast.
Nur der Witz mit den weiblichen Mitbewohnern - der ist vielleicht ein bisschen dick aufgetragen.
Aber der Satz , dass sich die Tochter darüber aufregt, dass die Nachbarin und bald alle das wissen, finde ich sehr treffend. Ist halt unangenehm, basta. :D
Hat mir gut gefallen!
Liebe Grüße
Ardandwen

 

Hallö,-)

Vielen, vielen Dank für dein Kommentar;-)
Den Satz mit den weiblichen Mitbewohner und den "zu dick aufgetragenen" Witz, ändere ich *hehe* danke;-)

lg
Ania

 

huhu feuerelfe

ich habe bei deiner geschichte sehr viel gelacht. echt.
ich dachte erst, dass ich bei humor gelandet bin. <--- ist ein kompliment!
und ich brauche jetzt nicht zu wiederholen, dass die geschichte gut ist.blablabla...du weißt was ich meine.

was mir dazu einfällt, als ich das gelesen hab: wie gut es ist, eine ältere schwester zu haben;)

gut. weiter so!

cu joblack87:zensiert:

 

hallo feuerelfe,

mir ist gerade eingefallen, daß ich vorher hätte fragen sollen, aber ich hab deine story mehr oder weniger verwendet, für meine 'zu viel lesen ist nicht gut'.
lies sie dir bitte durch, und sag mir, ob das soweit okay geht, oder ob ich sie löschen soll.
tut leid, das nächste mal denk ich zu erst.
aber zur info: das war so ziemlich 1:1 meine reaktion auf deine geschichte.

lg luna

 

Hallö JoBlack87;-)
Ich danke dir vielmals für dein Kompliment und dein Kommentar. Ich fühle mich geehrt*hehe*
lg

Hallö Luna MacAran;-)
Keine Angst, ist doch ok, wenn du so eine kg schreibst;-) Ist ja nicht verboten etwas aus anderen kurzgeschichten mit einzubeziehen oder? Und ich finde, also zumindest ist das jetzt so bei mir, fühlt sich der Autor der ersten Geschichte doch irgendwie geehrt, dass die eigene Geschichte jemanden zu etwas anderem inspiriert hat;-) *hehe*
Im Übrigen gefällt mir deine kg sehr;-) Kommentar wurde schon geschrieben

glg
ania

 

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