Was ist neu

Hoffnung

Beitritt
01.11.2001
Beiträge
42

Hoffnung

An diesem Tag war alles schiefgegangen. Ich saß am Bahnsteig und lies ein niederschmetterndes Ereignis nach dem anderen Revue passieren. In meinen Gedanken jagten sich mein ganzes bisheriges Leben Fehlentscheidungen, Peinlichkeiten und unglückliche Zufälle bis zur Erschöpfung.
Es war weit nach Mitternacht und die S Bahn war immer noch nicht da. Der Bahnhof war düster, dreckig, vereinzelte Gestalten kreuzten meinen Blick, sie kamen mir alle vor wie gefallene Persönlichkeiten, vielleicht waren sie das auch irgendwie, jedenfalls passten wir bestens zueinander. Neben mir schleuderte ein alter Mann seine Bierflasche in hohem Bogen von sich und übergab sich in den Mülleimer. Es störte mich nicht. Ich fühlte mich leer, zerrissen, nutzlos und wünschte mir, auf der Stelle meinen letzten Atemzug zu tun.
Als endlich der Zug kam und mein Abteil, das ich mir nur noch mit zwei nächtlichen Mitfahrern teilte, mich schadenfroh in Empfang nahm, konnte ich meine Tränen kaum noch unterdrücken. Ich vertiefte mich in einen Aldi Prospekt und betrachtete Fachingskostüme. Bohrmaschinen. Hinter dem Fenster verschwamm die beleuchtete Stadt. Ich war ganz allein. Keiner erwartete mich.
Wir verließen die Stadt, hielten in einem Vorort, ein einziger Bahnsteig, unbeleuchtet.
In meinem Kopf hämmerte nur ein Wunsch: „Bitte lass etwas geschehen. JETZT“. Ich weiß nicht an wen direkt ich diesen Wunsch adressierte, aber ich weiß, das ich nicht damit rechnete daß er sich erfüllte, dafür ist das Leben zu simpel gestrickt.
Als die Bahn sich wieder in Bewegung setzte, hob ich den Kopf, nur einer war zugestiegen, er ging an mir vorbei und ich starrte auf seinen Rücken.
Unvermittelt drehte er sich um und kam auf mich zu, setzte sich mir gegenüber. Seine Haut war von dunklem braun, seine Augen fast schwarz. Ich weiß es, denn sie trafen meine so zielsicher wie der Obdachlose von vorhin den Mülleimer. Er sah mich so intensiv an dass mir schwindelig wurde, normalerweise hätte ich den Blick abgewendet, doch ich konnte nicht.
„Heute ist ein schlechter Tag“, sagte er, und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. „Ich habe gerade mein Handy verloren. Alle Telefonnummern meiner Freunde waren darin gespeichert und alle Freund hatten nur diese Nummer. Ich habe den ganzen nachmittag versucht, mein Handy zu erreichen. Irgendwann muß jemand es aufgehoben haben, er nahm ab, sagte nur „Ich habe dein Handy gefunden“ und legte wieder auf. Seitdem gibt es nichteinmal mehr ein Freizeichen.“ Wir sahen uns immer noch an, ich sah eine Träne in seinen Augen, seine Unterlippe zitterte. „Ich komme von weit her, und habe mit einem Schlag alle Kontakte verloren, die ich mir mühsam aufgebaut hatte. Jetzt bin ich so unglücklich, dass ich am liebsten sterben würde.“
Er stieg bei der nächsten Station aus. Ich atmete einmal tief durch, und widmete mich wieder dem Studium des Werbeprospekts.

11.1.2005,  Claudia Lichtenwald

 

hello Claudia,

eine Momentaufnahme, die mich aber recht unbefriedigt zurückläßt. Mag daran liegen:

'...niederschmetterndes Ereignis ...Fehlentscheidungen, Peinlichkeiten und unglückliche Zufälle...'

Finde ich alles sehr allgemein und damit völlig leblos. Was genau war niederschmetternd, peinlich etc.? Es wird nicht recht deutlich, warum es diesem männlichen oder weiblichen Wesen denn so schlecht geht, woher die Einsamkeit denn rührt.
'Ich fühlte mich leer, zerrissen, nutzlos...' vielleicht auch noch 'ausgestoßen, sinnlos und fehl am Platze'??? ;-)

Andererseits bekomme ich Informationen, die mir nicht so recht weiterhelfen, z.B. hinsichtlich des 'schadenfrohen' Zugabteils.

Das ist so, als würdest Du einen Limettencocktail mit Kokossaft, Rum, Sahne, frischen Kiwischeiben und Orangenschnitz sowie rot-gelb-gestreiftem Sonnenhäubchen schlicht als 'Getränk' bezeichnen.

Dies fiel mir noch auf:
'Es war weit nach Mitternacht und die S Bahn war immer noch nicht da. Der Bahnhof war düster...'

Viele Grüße vom gox

 

Hallo Claudia,

den Beginn deiner Geschichte finde ich recht gut geschrieben. Es gibt die Stimmung des Prot wieder. Aber je weiter ich gelesen haben, je unbefriedigter war ich.

Meiner Meinung nach hätte es der zu letzt einsteigenden Person garnicht beduft. Sie hat keiner Einfluss auf die Stimmung deiner Hauptperson bewirkt. Gut, ihm ging es auch nicht besser am heutigen Tag, wie deinem Prot. Aber ansonsten?
Könnte er nicht etwas wirklich Ungeheueres erlebt haben, das das Schicksal oder die Einsamkeit deines Prot in den Hintergrund verschwinden lässt? Dann würde ich noch einen Sinn in der Geschichte sehen. Aber so?
Ich kann leider nicht erkennen, was du mit der Geschichte bezwecken willst.

Viele Grüße
bambu

 

Hi Claudia !

Ich würd auch mal sagen: nette Grundidee, aber zu verschwommen. Weißt du, was du sagen willst, und wie es deinem Protagonisten wirklich geht; was passieren soll?

wünschte mir, auf der Stelle meinen letzten Atemzug zu tun.

hey- entweder bringt sie sich jetzt um, oder sie ist viel zu dramatisch- das denkt doch niemand so :confused:

Jetzt bin ich so unglücklich, dass ich am liebsten sterben würde.

aaaaahaa- also weil er seine freunde also nur telefonisch erreichen kann, nicht weiß wo sie arbeiten, abends was trinken gehen oder wohnen, ist er verzweifelt- verständlich, das müssen wirklich gute Freunde gewesen sein, da wär ich auch fertig.

die ich mir mühsam aufgebaut hatte

mh- was ist das für ne hohle Person? Es ist eine Arbeit für ihn, Freunde zu finden?

Ich atmete einmal tief durch, und widmete mich wieder dem Studium des Werbeprospekts.

Ahja- also als Reaktion auf diesen Fremden gibt es keine Reaktion? Was spielt er dann für eine Rolle? Lass deinen Prot doch was fühlen! Was ist sonst die Moral von der Geschicht?

Ich denke, wenn dein Protagonist genauer wüsste, was er fühlt und die Story einen klaren Ablauf bekommt könnte mit dem Anfang :thumbsup: noch was draus werden, aber den Schluss solltest du am Besten verschrotten.

:shy:
POLDI

 

Hallo Claudia,
so, wie die Anderen,fand ich den Anfang super. Dachte, jetzt setzt sie sich mit schweren Erlebten auseinander und sucht nach einer Lösung. Habe darauf gewartet, was denn so Schlimmes geschah, Trennung, Krise, eine flüchtige ausweglose Bekanntschaft oder gar unerwiederte Liebe und dann kommt dieser Typ in den Zug.
Paßt irgenwie nicht in die Geschichte, finde ich.
Ich bin sicher, dass dir die Anmerkungen aller helfen werden, daraus noch eine super
Story zu machen, also lass den Kopf nicht hängen, sondern ran...
Viele Grüße
Gina

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom