Horizont der Erfahrungen
Ein Blick.
Schneesturm. Ein Berg. Eine kleine Hütte. Ein Fenster. Ein Tisch. Ein Stuhl. Ein Mann. Oder besser: Ein Junge. Ein Stift. Ein Anspitzer. Ein Kopf. Ein Gehirn. Ein Traum.
Könnte ich mich nur wieder besser an die Bilder erinnern, die Träume in den Tag retten, sagte er immer wieder zu sich selbst, zwar leise und murmelnd, aber in seinen Gedanken als Schrei der Verzweiflung. Wenn er nur wüßte, warum alles weg ist, wohin es ist und wie man es wieder zurrückbekommt? Man müßte es eben irgendwo notieren, alle Wände mit Bleistift versehen. Nimm bloß kein weiß, denn weiß ist keine Farbe, sagte er sich, und gerade aus diesem Grunde hatte er sich für einen Bleistift entschieden. Doch es kam wie es kommen musste, die Wände wurden mit Wolken bepinselt, als ob das die Lösung. Da hätte er auch gleich vor die Hütte treten können, wohlwissend, dass dieser Berg niemals von Tauwetter heimgesucht werden würde. Aber er blieb in seiner Hütte sitzen und malte Wolke um Wolke, bis er soweit war, dass er seinen Stift sooft hatte anspitzten müssen, dass dieser zum Schreiben untauglich wurde. Er wußte ja nicht, dass dieses sein letzter war und er die Hütte aufgrund des Schneesturms niemals wieder verlassen sollte. Darum entschied er sich mit weinendem aus dem Fenster zu schauen.
Ein Blick.
Hitze. Ein Tal. Ein großer Bunker. Kein Fenster. Kein Tisch. Kein Stuhl. Eine Frau Oder besser: Ein Mädchen. Ein Gewehr. Ein Magazin. Kein Kopf. Kein Gehirn. Das Leben.
Könnte ich nur diese Bilder vergessen, der Traum wird zum Tag, der Tag zum Alptraum, kreischte sie immer wider heraus, zwar laut und heroisch, aber in ihren Gedanken als Stille der Verzweiflung. Wenn sie nur wüßte, warum alles da ist, woher es ist und wie man es wieder wegbekommt?
Man müßte es eben irgendwie streichen, das Loch mit Erde versehen. Nimm bloß schwarz, denn schwarz ist eine Farbe, sagte sie sich, und gerade aus diesem Grunde hatte sie sich für die Erde entschieden. Doch es kam wie es kommen musste, das Loch wurde mit Blumen bepflanzt, als ob das die Lösung. Da hätte sie auch gleich aus dem Bunker klettern können, wohlwissend, dass dieses Tal niemals von Regen heimgesucht werden würde. Aber sie blieb in ihrer Hütte sitzen und pflanzte Blume um Blume, bis sie soweit war, dass sie ihr Magazin sooft hatte weglegen müssen, dass dieses zum Schiessen untauglich wurde. Sie wußte ja nicht, dass dieses ihr letztes war und sie die Hütte aufgrund der Hitze niemals wieder verlassen sollte. Darum entschied sie sich aus dem Bunker zu schauen.
Zwei Blicke durch lachende Augen:
Ein Regenbogen. Eine Ebene. Ein Familienhaus. Fenster mit Vorhängen. Betten. Decken. Kinder. Oder besser: Babys. Zwei Trinkfläschen. Zwei Schnuller. Zwei Körper. Im Augenblick ist das Leben ein Traum.
Ein Bild der Vergangenheit. Wenn sie nur wüßten warum? Schwarzweiß. Geschrei und Gemurmel. Gekreische und Stille. Wolken und Blumen. Noch kommt es nicht wie es kommen muss. Schneesturm und Hitze im Wechsel. Noch liegen sie fläschchennuckelnd in ihrem Familienhaus, nichtsahnend, dass auch ihre Fläschchen sich leeren werden und sie das Familienhaus irgendwann verlassen müssen. Die Entscheidung hinauszuschauen wird ihnen abgenommen. Der Vorhang mal offen, mal verschlossen. Im Augenblick jedenfalls noch...