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Hurennacht
Die vorerst letzte Geschichte des Gregor Winkler
Der Mond hing trist in Schwärze und Regen verschmierte die Nacht, während der Tag zur abgestandenen Suppe Woche schmolz.
Laubbäume zitterten im Winterhemd, ein Hund umbellte den Wind, Nebel leckte Hauswände frostig, Winterherzen froren durch die schießwütige Straße und sie trug ihren Schatten noch nackt, als sie die Küche betrat und erfröstelnd die Tür zum Balkon öffnete.
„Da frier ich mir ja die Titten ab! Haste was dagegen, wenn ich noch ne Weile hier bleibe, oder kommt deine Frau irgendwann nachhause?“
„Meine Frauen kommen niemals nachhause“, antwortete ich vom Papier aufblickend in ihre verkoksten Augen. „Ich bin kein Zuhause.“
Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweigen. „Haste was zu trinken?“
„Im Kühlschrank.“ Ich lechzte selber danach.
Sie goss uns den Whiskey ein, fand kein Eis und fragte rauchend nach Essen.
„Ich kann dir noch ein Brot mit Butter, Banane und Orgasmus schmieren,“ sagte ich, mehr fürs Papier als zu ihr.
„Du Schwein!“, lüsternte sie, die Augen verdrehend.
Dann setzte sie sich neben mich und knetete mir am Schwanz rum, während sie fadenrotlos ihre Lebensgeschichte aussabberte, wobei sie sich andauernd zu rechtfertigen schien. Rechtfertigt sich die süße, tiefhängende Traube dafür, so leicht erreichbar zu sein, bei dem, der sie gerade ißt?
„Was schreibst du da?“, fragte sie und blies Rauch geräuschvoll über den Tisch.
„Nichts. Kannst du überhaupt lesen?“
„Ja, kann ich, du Arschloch.“ Wie ein eingeschnapptes Schulmädchen. „Dein Leben is spannend, hä?!“
„Blas mir einen oder geh!“
Sie kroch unter den Tisch und ich führte meinen Schwanz in ihren Mund, legte ihn auf ihre trockene Zunge, griff den Whiskey und dachte an bessere Geschichten.
In dieser Nacht rettete kein Held die Welt und befreite die Prinzessin, keine Herzen bumsten, kein Antiheld war traurig, kein Psychopath zerballerte Verstorbene, kein Abenteuer ackerte den Spannungshügel hinauf und endete doch, so erwartet unerwartet, im Ende.
„Geschichten schreibe ich.“ Ich sah das Papier vor mir erbost an.
Sie antwortete, wie Frau eben antwortet, wenn Frau einen Schwanz im Mund hat.
Ich würde jetzt gerne einen Picasso zerschlagen, aber alles, was ich zerknüllen könnte, wäre dieses Papier, voll mit Hirnschrott und ohne Handlung.
„Schreib doch etwas aus deinem spannenden Leben.“ Sie quetschte sich neben meinem Schwanz unter dem Tisch hervor und lachte böse. Ich mochte sie in diesem Moment irgendwie und notierte es.
Dann beschloss ich, ihr einen Heiratsantrag zu machen, sie sagte ja und wir lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende unserer Tage, hatten drei wunderschöne und gesunde Kinder und schmierten uns und ihnen jeden Morgen ein Brot mit Butter, Banane und Orgasmus. Ans Schreiben dachte ich seitdem nicht mehr. Bis ich die Whiskeyflasche umwarf und aufschreckte, wobei ich sie unter den Tisch katapultierte.
„Entschuldige, ich bin eingeschlafen. Is ja kein Grund, mir gleich den Kopf kaputt zu hauen!“, hörte ich sie fluchen und schrie lauthals, da sie mir meine stinkenden Sackhälften auf dem Stuhl zerquetschte. Ich trat um mich. Sie sprang auf, ungeachtet des Tisches über ihr, der durch die Küche rumpelte, schnappte sich das ungespühlte Küchenmesser und stach unsaubere Wunden in meine vor Schreck erstarrte Brust.
Dann legte ich nach diesem Satz zufrieden den Stift nieder und schoss meinen Lebenssaft ressourcenverschwenderisch in ihren Nuttenhals.