Was ist neu

I love my Parents

Mitglied
Beitritt
30.10.2007
Beiträge
26

I love my Parents

Menschen können hässlich sein, obwohl sie - objektiv betrachtet - gut aussehen. Das wird mir immer wieder bewusst, wenn ich mir Donovan anschaue.

Ich hänge aufdringlich entspannt auf dem protzigen Megasofa im Wohnzimmer ab - alle viere breit von mir gestreckt. Auf dem Flachbildfernseher läuft eine Doku über U-Boote im 2. Weltkrieg. Nicht dass ich das sehen müsste. Ist ganz interessant.

Ich frage mich gerade, wie sich wohl der Pilot gefühlt haben muss, der damals die Atombombe über Hiroshima abgeworfen hat, als Donovan reinkommt. Er nimmt die Fernbedienung und switcht auf die News. Wortlos. Das macht er immer so.
"Kannst du vielleicht mal fragen? Ich schau das gerade."
Er glotzt mich an, als hätte ich ihm gerade auf seine handgeschusterten Loafer gekotzt. Ich weiß schon. Sonst habe ich das immer stumm hingenommen. Bin raufgegangen. Habe ja einen eigenen Fernseher in meinem Zimmer, der kaum kleiner ist.
"Wie bitte?" fragt er. Sein Tonfall ist ruhig und kalt. Und sagt das, was er wirklich meint: "Du Würmchen wagst es, dich mir in den Weg zu stellen? Mir, Donovan, dem Gebieter über dich und dieses Reich? Sei dankbar, dass du überhaupt deine schäbigen Gliedmaßen hier ablegen darfst, obwohl deine alleinige Anwesenheit bereits alles verseucht."

Ich sollte wortlos die Segel streichen und raufgehen, wie ich es immer getan habe. Ich sage nichts. Und doch bleibe ich sitzen. Donovan interpretiert mein Verhalten dennoch als Kapitulation, besteht auf keine hörbare Antwort und versenkt seinen Arsch ebenfalls im watteweichen Sofa. In ausreichendem Sicherheitsabstand, versteht sich. Soll er die News ruhig sehen. Aber hören...?
"Du Dad ... fällt dir was auf an mit?" Ich mache auf Säuselstimme, das verwirrt ihn immer. Mürrisch weht sein Blick zu mir hinüber. Eine Sekunde lang vielleicht.
"Nein". Und wendet sich wieder dem Bericht über Wirbelstürme im mittleren Westen zu.
"Echt nicht?" Keine Reaktion.
"Dad?!" Ich spiele Seifenopern-Nervi-Töchterlein.
"Du-huu ... Da-had ... ?!" Überaus generves Ausatmen seinerseits:
"Was ist denn?!" Ich schwenke meinen Kopf unsubtil von rechts nach links. "Ich war heute beim Friseur, ist gut geworden, findest du auch?!" Er starrt mich an wie eine Geisteskranke, und dreht sich wieder dem Bildschirm zu.
"Ich mein', ich dachte, dich interessiert, was ich mit deinem Geld so mache." Ich will, dass er so genervt ist, dass er geht. Aufgibt. Ins Wohnzimmer nach oben, wo Savannah in Jackie badet. Warum leistet er ihr keine Gesellschaft? Weil sie ihn auch immer zulallt, wenn er die News sehen will?

Na gut. Liebe Tochter wird langweilig.
"Sag mal, hat Martin Chandler eine Freundin?" Ich kann spüren, wie sich die Fasern von Donovans Nervensträngen immer schneller aufzwirbeln. Werden schon noch reißen. Ich muss nur dranbleiben.
"Sag, glaubst du, er betrügt Lara? Komm schon, Dad, sag'."
"Lass Dr. Chandler in Frieden, hörst du?!" Hinreißend, dieser "Ich bin ein autoritärer Vater" - Tonfall.
"Ich tu' ihm doch garnichts".
"Doch. Du gehst ihm auf die Nerven. Es ist ein wenig übertrieben, innerhalb von zwei Wochen vier Mal bei ihm aufzukreuzen. Er fühlt sich belästigt, und hat mich gebeten, dir einen anderen Arzt zu empfehlen."
Ich bin gelähmt, erstarrt. Eine Salzsäule. Mit einem Stein im Magen. Bitte? Was? Was redet der? Was passiert hier?
"Das hat er nicht gesagt". Ich erschrecke über den unüberhörbar kläglichen Klang meiner Stimme.
"Du lügst! Du bist nur angekotzt, weil wir uns verstehen. Er mag mich. Und das gönnst du mir nicht. Nichts gönnst du mir."
Donovans Kehle produziert einen höhnischen Lachlaut:
"Er 'mag' dich?! Hahaaah - er hat Mitleid mit dir. Das ist alles." Mitleid?!
"Du lügst", sage ich und möchte weinen. Weil ich mir plötzlich nicht mehr so sicher bin, dass er das wirklich nicht gesagt hat. Donovan grinst mich an, im Siegestaumel.
"Hat sich die kleine Trixie in meinen Kollegen verguckt?"
Wie zur Hölle konnte ich nur so blöd sein, vor meinem größten Feind, meinem Vater, das Schutzschild runterzunehmen. Als ob ich es nicht besser wüßte. Mit aufgerissenem Hemd ins Messer gerannt. Das war mir schon lange nicht mehr passiert. Und muss sofort revidiert werden.
"Besser in einen Typen verknallt sein, der bescheuert genug ist, sich mit jemandem wie dir eine Praxis zu teilen, als in eine alkoholgetränkte Blow Up Doll, die sich wilder durch die Gegend fickt als ein Pornostar".
Das schmierige Grinsen fällt wie alter Putz von seinen Lippen. Ich hab' das also wirklich gesagt, und ich spüre, wie ich blass werde. Er presst die Kiefer zusammen, Kaumuskeln quellen hervor.
"Ich ... hab's nicht so gemeint." krächze ich zwischen verklebten Stimmbändern hervor. Natürlich habe ich das. Und das weiß er. Deshalb stehe ich jetzt doch lieber schnell auf und geh nach oben, damit ich nicht total vollgesaut werde, mit Blut und Hirnmasse, wenn Donovans Kopf vor Wut zerplatzt, ehe er mir meinen abreißen kann.

Ich würde ihn gerne fragen. Zu ihm nach Hause fahren. Lara öffnet, umrahmt von ihren blöden, "süüüßen" Jungs. Ich würde sie zur Seite stoßen. In die Ecke schleudern mit einem Armschwinger. Zack. An die Wand. Wo sie zusammensinken, wie Gliederpuppen aus Holz. Ohnmächtig. Besinnungslos. Ausgeschaltet. Meine Finger würde sich in Martins Hemdkragen bohren, meine Arme ihn heftig vor und zurück schütteln.
"Stimmt das?" würde ich brüllen. "Hast du zu meinem Vater gesagt, dass ich dir auf die Nerven gehe? Hast du mich an Donovan verraten? Rück schon raus, und erzähl mir keinen Scheiß!"

Stattdessen liege ich auf dem Bett und versuche, mich mittels Selbstsuggestion komplett aufzulösen. Geht nicht. Also beschränke ich mich darauf, die weiße Decke über mir mit Blicken zu durchlöchern. Still ist es. Keine Musik. Nichts. Garnichts. Ich bin nichts. Spüre nichts. Rede ich mir ein. Stimmt aber nicht. Obwohl ich mir nichts sehnlicher wünsche.

Ich gehe rüber in Savannahs Bad. Sie steht vor dem Spiegel. Die Tür war offen. "Hallo Trixie". Ihre Stimme ein lallender Singsang, ihre Lider auf Halbmast. Für einen Moment wundere ich mich, dass sie meinen Namen kennt. Ich schiebe sie barsch zur Seite, dränge mich an den Giftschrank.
"Trixie?" Lethargische Panik in der Stimme.
"Halt's Maul", sage ich. "Ich schmeiß' sie nicht ins Klo. Ich hab Kopfschmerzen und brauch' 'ne Tablette." Mit dem Gift in ihrem Schrank könnte man einen Terroranschlag verüben. Vielleicht sollte ich der CIA mal einen Tipp geben. Dann hätte ich wenigstens sie vom Hals.
"Hatten Sie vor, das Trinkwasser der Nation zu vergiften, Mrs. Cooper?" Savannah würde, wie gewohnt randvoll mit irgendwas, zu allem debil nicken und lebenslänglich bekommen. Donovan, der ihr das Zeug mitbringt wie Süßigkeiten, würde sich erfolgreich rausreden. Charmant - wie er eben so war. Immer, und zu allen, nur nicht zu mir. Und natürlich würde er dabei schrecklich gut aussehen.

 

Hallo Mel!

Damit dieser Text endlich einen Kommentar bekommt, schreibe ich ihn nun. Aber eigentlich weiß ich nicht, was ich sagen soll. Das liegt daran, dass ich nicht weiß, was du eigentlich erzählen willst. Du beschreibst eine Familie, wie man sie aus amerikanischen Soaps kennt. Alltag ist das nicht. Ist das vielleicht satirisch gemeint? Dann sollte der Text unter "Satire" stehen.

Naja, wie gesagt, ich habe keine Ahnung - aber da dein Text durch meinem Komm wieder nach oben rutscht, äußert sich vielleicht noch jemand anders dazu. Oder du machst klar, was du erzählen wolltest.

Grüße
Chris

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom