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Ich hab genug gesehen!
Weltjugendtag, wow, erinnert mich an das Zooropa U2 Konzert in Wiener Neustadt am Flugfeld...
Wir sind damals zu viert hingefahren.
Alte Karre von meinem Freund und keine Karten.
Am Donnerstag haben wir in Wien gesoffen, am Freitag gegen Mittag sind wir gegen drei Uhr auf.
5 Stunden Stau in der größten Hitze. Naja, den Brand sofort mit Bier bekämpft, damit der Dodel gleich
wieder fertig ist. Du weißt ja, angeblich ist der Wahnsinn ja nur eine schmale Brücke!
Nun, wir kommen also da unten an, stellen die Karre ab und suchen uns einen Schwarzhändler.
Der stellt sich natürlich gleich als Polizist heraus und fragt ob wir noch ganz bei Trost sind.
Nach viel „Sorry“ und „Tschuldigung, Herr Inspektor!“ kriegen wir dann doch noch Karten im
dreistelligen Kostenbereich.
„Wurscht!“, denken wir uns, latschen vor zur Bühne und trinken noch ein paar Biere.
Gegen Abend füllt sich der Platz. Wir vorne, irgendwo in der fünften oder sechsten Reihe.
Tja, das hab ich ja dann eine zeitlang mitgemacht.
Links ein paar fette Typen, rechts eine Basketballmannschaft.
Auf alle Fälle hab ich mich im Dunstkreis der Leistengegend befunden, was mich
nach einer Stunde dazu zwang kotzen zu gehen.
Wie dem auch sei. Ich sag zu meinen Kumpels: „Jungs!“, sag ich, „Ich geh reiern!
Wir treffen uns beim Ausgang nach der Show. Am Besten beim Roten Kreuz!“
Ich zuckel also durch die Menschenmassen. Tu mein möglichstes meinen Kreislauf unter Kontrolle zu bringen, dass ich meine Ladung nicht schon vorher verliere.
Klofrau:“ Na, ohne 10 Schülling kaunst do ned auf’s Klo!“.
„Frechheit! Ein menschliches Grundbedürfnis zu belehnen!“, gebe ich zurück und speib ihr auf die Anhängerdeichsel.
Also weiter im Plan. Ich kauf mir noch ein Bier und marschiere zum Roten Kreuz.
Die Show läuft weiter, endet, Zugabe, endet ganz.
Die Leute lösen sich schön langsam auf, es ist 0130.
Ich steh da also, warte, trink noch ein Bier.
Wahrscheinlich süffeln die Burschen noch irgendwo eine Blechfrucht.
Es wird 0300.
Die Polizisten sammeln die letzten Schnapsleichen zusammen und die „Guten Samariter“ neben mir packen auch ein.
Von meinen Freunden keine Spur!
„Ok, ok, ganz ruhig! Die werden mich schon nicht vergessen haben!“, denke ich mir und gleichzeitig schiebt sich ein grauenvoller Gedanke in den Vordergrund.
Hab ich nicht gestern gesagt, dass ich mich noch bei Mary melde?
So ein Schas!
Natürlich sind sie weg!
Die haben geglaubt ich bin bei Mary.
Schöner Schas!
„Aber trotzdem hätten sie ja hier vorbeikommen müssen!“, schießt es mir durch den Kopf und
bei genauerer Betrachtung der Anlage fällt mir auf, dass es an jedem Eck ein Rot-Kreuzstandl gibt.
Ich steh also kurz vor dem Hirnschlag.
Zusätzlich ist der Pullover im Auto und es bekommt dezente 10 Grad in den Flip-Flops.
„Nun Herr Oberarzt, wie schaut’s aus? Könnt ihr mich nach Wiener Neustadt zum Bahnhof mitnehmen?“, frag ich und bekomm den Wink aufzuspringen.
Der Sanitäter schaltet einmal auf den dritten Gang und schon sind wir an einer Kreuzung.
„Aussteigen, wir haben noch einen Auftrag in Eisenstadt!“.
Ich bekomm die Kinderlähmung.
Um 0430 nach Eisenstadt. Ganz genau! Verarschen kann ich mich selber!
Nun gut. Selbst ist der Mann! Also marschier ich los.
Zwei Stunden später treffe ich auf zwei Huren.
Alles ist angeschrieben, nur der Bahnhof nicht?
Nach kurzem Gespräch, wieviel, was und wie lange, wobei ich die Fragen mit
12 Bier, U2 Konzert und 17 Zentimeter wahrheitsgemäß beantworte, deuten sie nach Osten.
Zwei Straßen noch.
Der Bahnhof in Wiener Neustadt sah aus, als wäre die nähere Umgebung ein Kriegsgebiet und dies
ein Lazarett.
Alkoleichen überall.
Ich steuere also die Kassa an und will mir eine Karte nach Amstetten kaufen.
„246 Schilling!“
Gut sag ich und zieh zwei Hunderter aus der Tasche, trenne sie von den Zigarettenpapierln, um sie
ihm durch sein Fenster zu reichen.
Ein paar Zehner und ein paar Schilling später, nähern wir uns dem verlangten Betrag bis
auf 3 Schilling.
„Dös is a bisserl wenig!“, sagt mir das Kapperlmonster hinter seinem Sichtschutz.
„Einen kurzen Moment!“, sag ich, marschier zum Klo und klau dort den Restbetrag aus dem Klofraukörberl.
Gegen 0615 steig ich in den Zug und fahr nach Amstetten. Meine Eltern holen mich vom Bahnhof ab
und transportierten mich bei offenem Fenster nach Hause.
0900 es läutet an der Tür.
Meine Kumpels stehen draußen mit großen Augen und fragen saublöd:
„He Oida, mia haum die Mary verloren!“
Das war der Moment wo ich mir vollkommen sicher war, dass Mary nicht meine Frau wird!