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Ich, inkompetenter Prophet und der Tod aus den Wolken

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01.09.2005
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Ich, inkompetenter Prophet und der Tod aus den Wolken

Meine letzten Tage in der Stadt, die niemals schläft. Nächste Woche werde ich mein Praktikum beenden. Dann habe ich noch etwas Zeit, ein paar Touristendinger zu drehen, zu denen ich mich bisher nicht aufraffen konnte. Ich habe es tatsächlich nicht einmal in den vergangenen sechs Monaten zu der verdammten Freiheitsstatue geschafft. Und das nicht wirklich, weil ich Besseres zu tun gehabt hätte. Oder kann ich Jerry Springer im einzig würdigen Originalton als etwas Besseres geltend machen?
In ein paar Tagen wird mich eine Boeing Irgendwas der Air France vom JFK-Airport mit Zwischenlandung in Irgendwo nach Hannover bringen. Wo Sandra warten wird, um mich heimzufahren in unsere gemeinsame Studienstadt, das herrliche Bielefeld.
Es wird Zeit. Ich habe die Nase voll von New York. Nichts hier ist so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Stadt, die niemals ... Ha-ha. Ist ja auch kein Wunder. Wenn Sie einnicken in einer der kleineren U-Bahnhaltestellen, die nicht Madison Square Garden heißen, werden sie aufwachen und feststellen, dass man Ihnen Schuhe und Hose geklaut hat. Wenn Sie Glück haben. Jetzt, wo der September den Herbst einläutet, kann es eigentlich nur noch schlimmer werden – Kennen Sie eine Großstadt, die an verregneten, dunklen Nachmittagen nicht zu sagen scheint „Häng dich doch auf, du Beule?“. Und kennen Sie einen Fleck Erde, von dem es so sehr scheint, der Begriff Großstadt sei nur für ihn geschaffen worden, wie New York City?
Außerdem will ich meine Arme endlich wieder um Sandra legen, ihren Körper spüren, der schwächer ist als meiner, und an den ich mich doch so oft Schutz und Geborgenheit suchend geklammert habe wie ein kleiner Junge an seinen Teddybären. Ich hatte schlimme Befürchtungen, was die Halbwertszeit unserer Beziehung anging. Als ich abflog, waren wir gerade mal fünf Monate zusammen gewesen. Sie hat geweint am Flughafen, klar ... Trotzdem habe ich jeden Tag, an dem wir telefonierten - also jeden Tag des letzten halben Jahres - an meinen Nägeln gekaut und ständig damit gerechnet, dass sie so etwas sagen würde wie „Weißt du, da ist jemand ...“. So hatte meine letzte Freundin ihre „Das war’s-“ Rede eingeleitet.
Seit ungefähr einem Monat spricht Sandra vage und doch eindeutig davon, dass das „und“ zwischen „Du und Ich“ vielleicht nicht bis ans Ende aller Tage Bestand haben könnte. Ständig erzählt sie, wie jung wir noch sind, oder wie sehr sich alles in diesem kurzen Zeitraum, den ich weg war, verändert hat.
Ich liebe Sandra. Der Gedanke, dass sie nicht dasselbe für mich empfindet und unser Miteinander als erotisches Strohfeuer irgendwann auf dem Weg von der Zwischenprüfung zum Diplom abtun könnte, hat mich vor ein paar Tagen dazu gebracht, eine alte Frau zu beschimpfen, die ich versehentlich angerempelt hatte.
Ich will wieder in Sandras Augen sehen. Ihre roten Locken streicheln. Ich weiß, dass, was immer in ihr abgekühlt ist, sich wieder erwärmen wird, wenn unser Kontakt nicht länger auf von Knacken und Rauschen verschandelte Stimmen mit einem Ozean dazwischen beschränkt ist. Hoffentlich ist da niemand. Ich befürchte Schlimmes.
Seit etwa einem Monat haben auch meine Träume wieder angefangen.

Ich habe es immer gespürt, wenn es sich um einen von diesen Träumen gehandelt hat und nicht nur um das übliche, nächtliche Kino des Absurden, das unser Gehirn aufführt, wenn unsere innere FSK, das Bewusstsein, es nicht länger kontrolliert. Meine seherischen Fähigkeiten wurden mir das erste Mal 1986 bewusst.
Damals träumte ich Nacht für Nacht von einer leuchtenden schwarzen Wolke und Insekten, die vor ihr flohen. Ungefähr einen Monat, nachdem diese Träume begonnen hatten, wurde uns eines Morgens in der Schule verboten, die Rasenflächen zu betreten. Es war die Angst vor einem radioaktiven Präsent, von dem man fürchtete, der Wind habe es aus einem russischen Ort namens Tschernobyl zu uns rübergetragen und dabei den eisernen Vorhang ignoriert wie Krebs durchschnittliche Monatsgehälter und akademische Titel ignoriert.
Die Ähnlichkeiten zwischen dem, was ich geträumt hatte und dem, was passiert war, waren mir damals natürlich aufgefallen. Allerdings war ich noch zu jung, um die Natur dieser Ähnlichkeit in Worte zu fassen.
Einige Jahre später hörte ich im Deutschunterricht auf dem Gymnasium zum ersten Mal das Wort Metapher, und mir wurde klar, dass ich in meinen Träumen – jedenfalls in den beharrlichen, über einen Zeitraum von drei bis sechs Wochen wiederkehrenden – die Zukunft sah. Und das in so verschlüsselter Form, dass sich zwar jedes Mal, wenn ein Ereignis eintrat, hinterher eine Art „Ach, Klar!“ Effekt einstellte, ich aber im Voraus unmöglich sagen konnte, wann genau was passieren würde. Gott hatte mir diese Gabe gegeben wie ein Forscher dem Rhesusäffchen einen I-Pod, ohne ein einziges klärendes Wort über dessen Funktionsweise zu verlieren.
Vor dem tödlichen Autounfall eines Freundes träumte ich von Sardinen in einer Büchse. Eine davon war lebendig und schrie in Todesangst, als das Blech um sie herum von einer hölzernen Zange zusammengepresst wurde. Die Sardine wurde zerquetscht. Bei Ollis Beerdigung hatte ich das Bild im Kopf, wie ihre Augen langsam größer wurden und sich unter dem Druck schließlich langsam aus ihren Höhlen schälten.
Ich sah aber nicht ausschließlich furchtbare Dinge in furchtbaren Träumen vorher. Manchmal war es auch Witziges oder gar Angenehmes, manchmal einfach nur völlige Belanglosigkeiten. Oder alles zusammen.
Ich träumte von verdreckten Flüssen mit braunem Wasser und bekam Durchfall. Ich träumte, ob sie’s glauben oder nicht, von einer Biene und einer Blume in den Nächten, bevor ich meine Unschuld verlor. Ich träumte von einem weißen Hai mit Dollarzeichen in den Augen, der einen Taucher fraß und dann von einem noch viel größeren Hai gefressen wurde. Kurz danach machte ein übermächtiger Konkurrenzkonzern den Arbeitgebern meines Vaters ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnten, und meinen Vater einige Wochen später arbeitslos.
Ziemlich genau mit dem Beginn meines Studiums in 1998 hörten die Träume auf. Drei Jahre lang hatte ich Ruhe, so dass ich schon begonnen hatte zu glauben, ich hätte mir das Alles früher nur eingebildet.
Jetzt hat es wieder angefangen. Und ich bin sicher, dass es diesmal mit Sandra und mir zu tun hat.

In meinem Traum fliegen zwei Vögel gegen Bäume und sterben. Es gibt ein stumpfes Klatschen. Der erste Vogel explodiert regelrecht an der unnachgiebigen Rinde des Baumes. Man sieht Federn erst hektisch in der Luft tanzen, dann ruhig zu Boden schweben. Es vergeht ein wenig Zeit - an der Wurzel des Baumes versammeln sich andere Tiere des Waldes, um zu sehen, was passiert ist – dann gibt es den zweiten unheimlichen Klatscher, an einem Baum, der direkt neben dem steht, der dem ersten Vogel zum Verhängnis geworden ist.
Ich habe früh aufgehört, meine Uri-Geller-Träume, wie ich sie selbst nenne, deuten zu wollen. Immerhin ist die Metapher ein Begriff aus den Geisteswissenschaften, und ich habe mich nicht zuletzt für ein BWL-Studium entschieden, weil mir Zahlen und Koordinatensysteme schon immer mehr gelegen haben als Worte und Sätze. Aber dieses Mal glaube ich, einer passenden Interpretation ganz nahe zu sein.
Zwei Vögel ... Auf jeden Fall geht es irgendwie um Sandra und mich. Sie verlässt mich, ich fliege allein. Auf mich gestellt verliere ich die Orientierung und setzte mein Leben vor die Wand. Oder den Baum. Vielleicht bedeutet es, dass ich vor lauter Liebeskummer mein Studium nicht beenden und dann irgendwie abstürzen werde. Drogen. Alkohol. Talkshows.
Kurz darauf aber muss Sandra erkennen, dass auch sie nicht ohne mich weiterleben kann. Rumms! Opfer Nummer zwei. Und da ich schon in der Gosse liege, kann ich ihr auch nicht mehr helfen.
Wie finden Sie das bis hierhin? Nicht schlecht für einen oberflächlichen Materialisten von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, was?
Keine Ahnung, wie richtig ich liege. Aber ich weiß, dass ich um Sandra kämpfen werde. Versuchen werde, unsere Beziehung durch den Wald zu lotsen, vorbei an den Hindernissen, an denen unsere Liebe zerschmettern könnte. Ich werde sie von der Arbeit aus anrufen.

Aus dem Fenster des Einhundertachten gesehen ist New York eine Termitenkolonie. Zu Beginn meines Praktikums fand ich die elend lange Fahrt mit dem Aufzug in das Stockwerk, auf dem mein Arbeitgeber seine Büroräume hat, unheimlich aufregend. Einen Monat später war es Routine. Mittlerweile nervt es mich.
Besonders lästig fällt ein Pärchen, das fast jeden Morgen mit mir zusammen gen Himmel auffährt. Ewig grinsende, dümmlich „Hi there“ hauchende Amis mit unintelligentem Blick. Und das, obwohl ich mal ohne jedes Vorurteil in dieses Land gekommen bin. Das Schlimmste ist das leise Schmatzen, mit dem Er – zwei Köpfe größer als Sie – im Fünf-Sekunden-Takt ihr Walt-Disney-blondes Haar küsst, wobei sie jedes Mal vergnügt grunzt wie ein kleines Schwein.
Ich sitze an meinem Schreibtisch und warte auf den lunch-break. Es ist nicht verboten, aber es wird auch nicht gern gesehen, wenn man Privatgespräche von einem Firmenapparat aus führt. Das Mindeste, was man tun kann, ist, in der Mittagspause zu telefonieren.
Ich habe mich die gesamten sechs Monate daran gehalten und nicht ein einziges Mal kostengünstig nach Hause telefoniert. Enrico, ein Mit-Praktikant und Beinahe-Absolvent irgendeiner römischen Elite Business-School, hat seine Verwandtschaft beinahe täglich von hier aus kontaktiert. Und das hauptsächlich, um über die matschigen Kuchenlappen zu schimpfen, von der die Amerikaner sich erdreisten, sie „Pizza“ zu nennen. Dementsprechend sind allerdings auch die ersten abschließenden Bewertungsgespräche für Enrico ausgefallen, was nun sichtlich an ihm nagt.
Ich bin sicher, dass ich es mir nicht verderben werde, wenn ich heute, so kurz vor dem Ende des Praktikums, ausnahmsweise mal bei Sandra anrufe. Jim und Erin, mit denen ich das Büro teile, werden es sowieso verstehen. Sie sind nur fünf Jahre älter als ich und wir haben uns in diesen sechs Monaten viel über Frauen unterhalten. Über Frauen und deutsches Bier. Wahrscheinlich werden sie die ganze Zeit rumfrotzeln, wenn sie mich Deutsch reden hören, stramm stehen und „Jawoll!“ und „Achtung!“ rufen, aber das ist o.k. Es sind die einzigen deutschen Wörter, die sie kennen.

Es klingelt neun Mal. Ich bin schon dabei, den Hörer wieder aufzulegen, als am anderen Ende jemand abnimmt.
„Ja?“ Sandra wohnt allein und meldet sich nie mit Namen, weil außer ihr schließlich eh’ niemand rangehen kann. Ich habe ihr mal gesagt, dass es höflicher wäre, sich mit „Niemann“ zu melden, aber sie fand das spießig.
„Hi. Ich bin’s.“
„Oh ... Hi.“ Habe ich mir das eingebildet oder hat sie gerade überlegt, wer dran ist?
„Die Verbindung ist so ... komisch. Gut. Von wo rufst du an?“
Ich muss an die urbane Legende denken, in der ein Babysitter am Telefon terrorisiert wird und die Polizei alarmiert, die ihr dann mitteilt: ‚Mein Gott - Wir haben den Anruf zurückverfolgt - Er kommt aus ihrem Haus!’
„Von der Arbeit.“
„Hast du nicht gesagt, es sei nicht gut, von der Arbeit aus anzurufen?“
„Anders als bei Enrico ist es bei mir heute ein absoluter Ausnahmezustand. Bei fast allen Leuten hier habe ich einen Stein im Brett. Das Gros der Bewertungsgespräche ist eh’ schon gelaufen. Der Agenturleiter mag mich. Außerdem bist du mir im Moment wichtiger.“
„Ach, Jan-Christoph … Du bist doch nächste Woche zurück.“
Ich atme tief ein und sage: „Mir ist aufgefallen, dass du deine SMS schon länger nicht mehr mit ‚Hab’ dich lieb’ abschließt. Letzten Freitag hieß es sogar ‚Bis denn.’ Ich habe ehemalige Bundeswehrkameraden, Typen, die sich Bierflaschen auf dem Kopf zerschlagen, die schreiben emotionaler.“
„Du interpretierst immer einen Quatsch in solche Sachen ...“
„Hast du mich lieb?“
Pause. Ungewissheit. Ich glaube, ein kurzes aber schmerzloses ‚Nein’ wäre mir lieber gewesen.
Erin salutiert vor Jim und flüstert: „Maken Ssie der Panzer abschießfertig, Herr Leutnant. Schnell, schnell!“ Sie haben heimlich geübt.
„Jan-Christoph ... heute ist doch schon der Elfte. Du bist bald wieder da, dann können wir uns in die Augen sehen, wenn wir miteinander reden ...“
„Ich habe einen wiederkehrenden Traum. Willst du wissen, was darin passiert?“
„Ach, Jan-Christoph, das ist doch jetzt nicht dein Ernst!“
Sandra glaubt an alles, was man anfassen kann. Der neue Mercedes. Opernkarten. Italienische Schuhe. Prophetische Träume sind der Stoff, aus dem Nutzlosigkeiten wie Filme und Bücher gemacht werden. Es hat sie regelrecht verstört, als wir mal betrunken von einer Party kamen und ich ihr, stimuliert durch den Erzählkatalysator Alkohol, von meinen halbgaren seherischen Fähigkeiten berichtete. Zuerst hat sie gelacht, dann, als sie merkte, dass es mir ernst war, nahm sie ein Taxi nach Hause. Ich glaube, sie hatte ein bisschen Angst.
Ich werde ihren Unglauben ignorieren.
„In meinem Traum fliegen zwei Vögel kurz nacheinander vor Bäume und sterben. Das sind wir! Die Vögel sind wir! Wir werden getrennt, aber wir können nicht ohne einander ...“
„Jan-Christoph, lass es bitte, oder ich lege auf!“
„Aber ...“
Erin steht noch immer vor Jims Schreibtisch und krächzt militärische Befehle in der Sprache, die nach Ansicht der meisten Amerikaner für das Militär erfunden wurde.
Jims Lachen verstummt abrupt. „Oh, dude ...“ stöhnt er und zieht sich an der Schreibtischkante aus seinem Bürostuhl. Er sieht aus dem Fenster und macht ein Gesicht, als sähe er King Kong die Fassade emporklettern wie in dieser Neuverfilmung mit Jeff Bridges.
„Turn around, man, turn around!”
Erin folgt der Anweisung. Seine Hand lässt einen Stift und sein Gesicht den Unterkiefer fallen. Er winkt mich zu sich: „Jan-Christoph, Jan-Christoph, comecomecomecomecome here, man!“
„Warte mal gerade ...,“ bitte ich Sandra und gehe rüber zu meinen Kollegen, wobei ich den Hörer in der Hand behalte.
„What the fuck is he doing there? Pilot must be shitfaced drunk!”
Während er das sagt, formt Erins rechte Hand eine Kralle, die sich tief in meinen Sakkoärmel gräbt. Seine Linke zeigt aus dem Fenster, erstarrt und unbeweglich wie ein Hinweisschild.
„Oh shit!” schreit Jim und stürzt aus dem Büro, stolpert dabei über den Papierkorb im Eingang und landet mit dem Gesicht zuerst auf dem Flur.
„Jan-Christoph? Was war das? Ist bei euch da irgendwas umgefallen, oder so?“
Ich beobachte das Flugzeug beim größer werden. Es wird einige Stockwerke unter mir einschlagen.
„Sandra?“
„Was? Was ist?“
„Ich glaube, der erste Vogel ist jetzt da.“




Für Majda.

 

Hello Proof (How are you?)!

Nur mal so zur Einleitung: Meine Schwester war kürzlich in NY und war begeistert vom Big Apple-Flair, junge Menschen sind halt leicht zu beeindrucken. :dozey:

Davon abgesehen, habe ich mich bis kurz vor Schluss ernsthaft gefragt, was die Kg in dieser Rubrik verloren hat. Könnte mich dann auch in den A... beißen, dass ich die Pointe nicht habe kommen sehen, Kompliment dafür.

Der Schluss rechtfertigt mMn auch die vielen abschweifenden Informationen im Text, so konzentriert sich der Leser auf alles Mögliche und ist abgelenkt wenn der "Vogel" einschlägt.

Dennoch gibts natürlich was zu meckern, wär ja noch noch schöner ... :D

Der Anfang ist etwas gewöhnungsbedürftig, da du gleich einige Klischees vorbringst, die zutreffen mögen aber den Leser (meine Wenigkeit) nicht in die Handlung "hineinsaugen".

Wenn du, wie ich mal vermute, wirklich vor Ort warst, könntest du eine interessante Anekdote zur Einleitung bringen. Z.B. wird in NY jedes Jahr für einen Tag die Beleuchtung in Manhatten komplett ausgeschaltet, da wirklich viele Zugvögel von den Lichtern der Großstadt angezogen werden, gegen die Gebäude knallen und sterben. Nur so als Vorschlag!

Ich habe es immer gespürt, wenn es sich um einen von diesen Träumen gehandelt hat und nicht nur um das übliche, nächtliche Kino des Absurden, das unser Gehirn aufführt, wenn unsere innere FSK, das Bewusstsein, es nicht länger kontrolliert.

FSK klingt in den Zusammenhang merkwürdig und es soll ja Leute geben, die nix mit dem Kürzel anfangen können. "Innere Selbstkontrolle" wär besser.

Ich träumte, ob sie’s glauben oder nicht, von einer Biene und einer Blume in den Nächten, bevor ich meine Unschuld verlor. Ich träumte von einem weißen Hai mit Dollarzeichen in den Augen, der einen Taucher fraß und dann von einem noch viel größeren Hai gefressen wurde.

Sorry, aber diese beiden Vorahnungen sind definitiv zu klischeehaft und leicht zu deuten im Gegensatz zu den anderen.

Es war die Angst vor einem radioaktiven Präsent, von dem man fürchtete, der Wind habe es aus einem russischen Ort namens Tschernobyl zu uns rübergetragen und dabei den eisernen Vorhang ignoriert wie Krebs durchschnittliche Monatsgehälter und akademische Titel ignoriert.

Du hast es ja mit total abstrusen Vergleichen. Die hier ist besonders krank ... sehr gut. :D

Abschließend kann ich nur sagen, dass dir eine sehr dichte, angenehm zu lesende und wohl auch sehr persönliche Geschichte gelungen ist, die zwar etwas zu viele Randinfos enthält, ansonsten aber keine Schwächen hat.

Vielleicht schreibst du ja in Zukunft mal was katastrophal Schlechtes, nur so zur Abwechslung!

MfG, Marvin

 

Tja....also. Hm. Jetzt mal von Anfang an:

Ich LIEBE New York-Geschichten. Du hast die Stadt wenn auch nicht direkt gut beschrieben, bzw. die emotionen, die NY beim prot auslöst. Das war gut.

Ich HASSE 9/11 Geschichten. Das liegt wohl primär daran, dass ich in den letzten fünf Jahren Dutzende davon gelesen habe und dass - leider - jede zweite NY Story nach wie vor sich um das WTC dreht...hm. Das Problem bei deiner Geschichte ist vor allem, dass SOFORT, in dem Moment, wo du die beiden Vögel erwähnst, alles andere klar ist.

Kennen Sie eine Großstadt, die an verregneten, dunklen Nachmittagen nicht zu sagen scheint „Häng dich doch auf, du Beule?“.
Genial, wirklich. Hat mir sehr gefallen.

Pilot must be shitfaced drunk!”
Meines Erachtens ist "shitfaced" bereits ein Begriff für betrunken. Du kannst also das "Drunk" danach weglassen, sonst würde es ja heießn "der pilot ist betrunken betrunken."


Trotz meiner Abneigung zu 9/11 Stories war deine eine der besseren! Der Anfang war spitze, bis zu den Vögeln.

 

Hallo Proof,

ganz harter Stoff, den Du da hast verarbeiten wollen... Aber verdammt gut. Ich hatte sowas von keine Ahnung auf was die Geschichte hinauslaufen soll und war sehr überrascht. Von positiv überrascht kann man bei dem Inhalt nicht sprechen. Ich meine über das, was Du schreibst. Wie Du schreibst ist gut.
Grüße JH.Rilke

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin und wie immer vielen Dank allen Lesern und Kritikern!

Marvin:

FSK klingt in den Zusammenhang merkwürdig und es soll ja Leute geben, die nix mit dem Kürzel anfangen können. "Innere Selbstkontrolle" wär besser.

Innere Selbstkontrolle klingt besser, FSK klingt merkwürdig ... weil es so sein soll. ;)

diese beiden Vorahnungen sind definitiv zu klischeehaft

Ich weiß. Sollte 'n Witz sein. Is' aber nich durchgedrungen, sachste? :(

eine sehr dichte, angenehm zu lesende und wohl auch sehr persönliche Geschichte gelungen ist

Vielen Dank!

forsakingmax:

Ich HASSE 9/11 Geschichten.

Kann ich nix für.

Genial, wirklich. Hat mir sehr gefallen.

Dankeschön!

"shitfaced" kenne ich eigentlich auch nur alleine stehend. In der von mir benutzten Form habe ich es mal im Booklet des Vampires-Soundtracks gelesen, da erzählt John Carpenter, wie er mit der Band zusammen die Filmmusik komponierte und dann, eines Abends ... sich mit den Jungs zusammen "shitfaced drunk" gemacht hat.

Ich habe mich für diese Version entschieden, weil der Text dann leichter zu konsumieren ist: Slang-Begriffe in einer Fremdsprache, und sei es auch das omnipräsente Englisch, sollte man denke ich nicht einfach als bekannt voraussetzen.

JH Rilke:

Aber verdammt gut.

Von positiv überrascht kann man bei dem Inhalt nicht sprechen.

Meinst du 911 als Ereignis oder meine Geschichte? Ich sage mal Danke fürs Lob, denn ich glaube, es hat dir gefallen ... hatte etwas Interpretationsschwierigkeiten bei deinem Kommentar ... Womit sich der Kreis zu meiner Schtory wieder schließt.

Grüße Euch Allen,

Jan-Christoph

 

Hi Proof!

Wie war das ... ich hab´ ne Freikarte für nen Verriss bei dir gut?
Okay, dann löse ich die doch gleich mal ein :D

Das Schwierige bei einer Pointengeschichte ist, die Pointe auch wirklich bis zum Schluss geheim zu halten; und da erzählst du plötzlich was von zwei Vögeln, die gegen zwei verschiedene Baumstämme fliegen, mitten in der Geschichte, und aus der Sicht eines Protagonisten, der rein zufällig auch noch in New York ist.
Zu allem Überfluss dann auch noch dieser - entschuldige bitte - krampfhafte Versuch, den Traum in Richtung der Liebesbeziehung zu lenken.

Der Hai mit den Dollarzeichen wurde ja bereits angesprochen, wobei ich die Sache mit der Biene und der Blume ganz witzig fand.

Das eigentliche Problem ist - wie gesagt - die Pointe, die man sich schon lange vorher denken kann.
Es gibt aber auch noch ein anderes Problem: Die Geschichte ist langweilig geschrieben. Der Stil mag gut sein, aber wen interessiert es schon, unentwegt über die Ängste des Prots zu lesen, dass seine Freundin eventuell keinen Bock mehr auf ihn haben könnte? Das ist alles nur runtergenudelter Mittel zum Zweck, damit man hinterher meinen könnte, der Traum mit den Vögeln hat was mit den Beiden zu tun, was aber - ebenfalls wie gesagt - nicht der Fall ist.
Außerdem fehlt mir hier ganz eindeutig der Wortwitz, den ich aus deinen anderen Geschichten kenne.

Als Pointending, ist dieses Ding meiner Meinung nach ganz gewaltig nach hinten losgegangen.
Das kannst du tausendmal besser!

 

Ich habe die Pointe nicht gesehen, deshalb fand ich sie gut.:thumbsup:

Auch gut gefallen hat mir die Beschreibung der Kollegen, die sich über den Deutschen lustig machen, wusste gar nicht, dass Amis so einen Humor haben.

Der rest der Geschichte zieht sich leider zähflüssig dahin. Es gibt keine zusammenhängende Handlung. Spannend allenfalls die Träume. Blass und farblos bleibt auch Sandra. Es heißt "Show dont tell" du aber erzählst viel über sie, charakterisierst aber wenig durch Handlung.

Die Geschichte ist zu statisch.

„Hast du mich lieb?“
Ich dachte, sowas fragen nur Frauen:confused:

 
Zuletzt bearbeitet:

Heidiho und auch Euch vielen Dank!

Cerbo:

Zu allem Überfluss dann auch noch dieser - entschuldige bitte - krampfhafte Versuch, den Traum in Richtung der Liebesbeziehung zu lenken.

Der Prot hat prophetische Träume in Form von teilweise platten Metaphern (Nochmal: Hai und Blume waren als Witz gedacht), nichts beschäftigt ihn im Moment so sehr wie seine sterbende Beziehung, zwei Vögel fliegen gegen Bäume ...

Jan-Christoph versucht nicht, den Traum in Richtung der Liebesbeziehung zu lenken, er tut es. Wo kommt dabei der Krampf unter?

Das Schwierige bei einer Pointengeschichte ist, die Pointe auch wirklich bis zum Schluss geheim zu halten;

Die Wissenschaft hat festgestellt, dass der Arsch die Hose hält. :teach:

Nein, hast ja Recht, wird ja nicht unwahr dadurch, dass es offensichtlich ist. Allerdings ist das Horrorelement, die Pointe, der Schocker, das Unheimliche in dieser Geschichte für mich während des Schreibens immer mehr in den Hintergrund geraten.

Ich habe hier etwas anderes als, wie üblich, meine Albträume und die durchsichtigen Kobolde, die ich immer in Kuhplazenta tanzen sehe, exorziert. Mag sein, dass das als Horror/Pointen-Story (für manche) nach hinten losgegangen ist.

Tut mir leid, dass du's nicht mochtest. Nach dem Gesetz der Serie schuldest du mir jetzt aber wieder eine Ode! :D

Bravopunk:

während des Lesens kam nicht einmal Langeweile auf, selbst nicht nachdem der Prot von seinem Traum mit den zwei Vögeln erzählt hat.

Tobi, du bist der Idealfall, denn so hättet eigentlich auch laufen sollen.

Möchtest du nicht vielleicht auch an dem Beweis meiner Theorie, dass man sich mit einem Korkenzieher ein Loch in den Kopf bohren kann, ohne sich ernsthaft zu verletzen, teilnehmen? :bib:

Anthony:

Da dein Kommentar gerade erst reinkam und ich leider keine Zeit mehr habe, nur soviel:

„Hast du mich lieb?“
Ich dachte, sowas fragen nur Frauen

Und Männer, die sich von der dominanten Kultur nicht vorschreiben lassen, was sie sagen/tun dürfen, wenn sie sich ihrer Maskulinität (wird ja gemeinhin gleichgesetzt mit Heterosexualität) wirklich sicher sein wollen. Fuck all real men.

Danke für deine Anmerkungen!

Ja, ja, so gehen die Meinungen auseinander ... Und die Musik spielt dazu.

Grüße,

Jan-Christoph

 

Hallo Proof

Es war die Angst vor einem radioaktiven Präsent, von dem man fürchtete, der Wind habe es aus einem russischen Ort namens Tschernobyl zu uns rübergetragen und dabei den eisernen Vorhang ignoriert wie Krebs durchschnittliche Monatsgehälter und akademische Titel ignoriert.
Meine Lieblingsstelle.

Manchmal war es auch Witziges oder gar Angenehmes, manchmal einfach nur völlige Belanglosigkeiten.
...manchmal einfach nur völlig Belangloses.

Ziemlich genau mit dem Beginn meines Studiums (in) 1998 hörten die Träume auf.
1998, ziemlich genau mit dem Beginn meines Studiums, hörten die Träume auf.
-> oder einfach ohne "in"

Wie finden Sie das bis hierhin? Nicht schlecht für einen oberflächlichen Materialisten von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, was?
Nur ein Bauchgefühl, aber ich finde es irgendwie unpassend, dass du den Leser direkt ansprichst.

Trotz vieler Geschichten über 9/11, ich bekam überraschend, mit der Erkenntnis von Jan, eine Gänsehaut.

Danke für dieses Lesevergnügen.
Gruss dot

 

Hey dot,

Danke für dieses Lesevergnügen.

Danke fürs Lesen und deine Anmerkungen!

Gruß,

Jan-Christoph

 

Hi proof,
Ja, die Pointe war ab dem Traum mit den Vögeln vorhersehbar.
Trotzdem nicht schlecht und ich habe die Geschichte trotzdem zu ende gelesen. Alle Personen wirken recht glaubwürdig. Die Träume und ihre Deutungen haben mir sehr gut gefallen.
Natürlich wäre es der Überhammer, wenn du es schaffen könntest, die Pointe noch besser zu verschleiern. Wüßte selber allerdings auch nicht wie.

Kleinkram:

das unser Gehirn aufführt, wenn unsere innere FSK
was ist FSK?
Ich sah aber nicht ausschließlich furchtbare Dinge in furchtbaren Träumen vorher
Es hat sie regelrecht verstört, als wir mal betrunken von einer Party kamen und ich ihr, stimuliert durch den Erzählkatalysator Alkohol, von meinen halbgaren seherischen Fähigkeiten berichtete. Zuerst hat sie gelacht, dann, als sie merkte, dass es mir ernst war, nahm sie ein Taxi nach Hause. Ich glaube, sie hatte ein bisschen Angst.
ich finde, den ganzen Absatz könntest du streichen.

Gruß
Bernhard

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Bernard,

Danke fuers Lesen und Kommentieren!

Natuerlich waere es der Überhammer, wenn du es schaffen könntest, die Pointe noch besser zu verschleiern.

Werde mal sehen, was ich tun kann ... wenn ich eines Tages ins Profifach wechsele!

was ist FSK?

Liebe Videofreunde, bevor Sie sich das Videoprogramm Ihrer Wahl anschauen, bitten wir Sie fuer einen Moment um Ihre Aufmerksamkeit. Wie Kinofilme werden auch Videofilme von der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft - FSK - daraufhin geprueft, fuer welches Alter sie geeignet sind. Im Interesse Ihrer Kinder bitten wir Sie, Folgendes zu beachten: ...

Bin schwer videogeschaedigt ... Horrorvideos haben in meiner Kindheit meine Liebe zu diesem Genre geweckt ... bevor ich das geschriebene Wort entdeckte. Bin halt ein Kind der Achtziger. :D FSK faellt fuer mich unter Allgemeinbildung.

ich finde, den ganzen Absatz koenntest du streichen

Dann bliebe Sandras Ausraster (Die Drohung, aufzulegen) am Telefon erklaerungslos.

Viele Gruesse,

Jan-Christoph

 

Hey Proof,

als visueller Mensch habe ich Pointe vor mir gesehen, als die zwei Vögel vor den Baum knallten. Versaut das die Geschichte? Nö. Denn Dein Stil ist einfach gut.

Der King-Kong-Vergleich ist genial.

Mehr fällt mir gerade nicht ein.

Grüße,
Naut

 

Hi Naut,

Vielen Dank für deinen knappen aber lobenden Kommentar!

LG,

Jan-Christoph

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,
eigentlich ist ja fast schon alles gesagt. Hier nun keine Kritik, nur eine Überlegung. Natürlich kenne ich auch die Videoaufnahmen des Anschlags. Ich denke nur, dass die Menschen den ersten Einschlag kaum mitbekommen haben. Diese Flugzeuge sind mit einer Geschwindigkeit von mehreren Hundert Kilometern pro Stunde in die Tower geflogen. Von dem Moment, wo der Erste ahnen konnte, dass ein Flugzeug den Tower trifft bis zum tatsächlichen Einschlag dürften nur ganz wenige Sekunden vergangen sein. In Deiner Geschichte passiert von der ersten Beobachtung ("Jims Lachen verstummt abrupt") bis zum Einschlag eine ganze Menge. Ich würde sagen, die Handlung dauert eine Minute. Eine Minute vor dem Anschlag dürfte ein Flugzeug als ein noch sehr weit entferntes Objekt am Horizont noch keine Gefahr darstellen. Bitte stoppe mal eine Minute und beobachte, wie weit ein großes Verkehrsflugzeug in dieser Zeit kommt.

Wie gesagt, keine Kritik, ich stelle es nur zur Diskussion.

Grüße
nic

 

Hey Nick,

Interessanter Punkt. Bist du auch Mitglied bei filmfehler.de? Kann schon stimmen, was du da geschrieben hast. Öööhm ... Und jetzt diskutiert schön. Sorry, aber ich find' das Thema jetzt nicht so ultra-interessant.

Außerdem machen ja Logikeinbrüche beim Horror manchmal erst die richtige Würze aus (Schönred ... :D ), das verleiht dem Ganzen einen gewissen naiven Charme (Weiter schönred ...)

Grüße,

Jan-Christoph

 

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