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Ich kann nicht

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09.01.2009
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Ich kann nicht

Oh, wie sie diese Lethargie hasste!
Der Kopf zu schwer um vernünftig zu denken, der Körper zu schwer um seinen Weg weiterzugehen, einfach alles zu schwer um zu leben.
Wieso sich ihre Gedanken gerade an jenem Abend im Juli mal wieder ihrer seelischen Verfassung zuwandten? Die Antwort war ebenso einfach wie schlicht: Mal wieder lief im Fernsehen nur Schrott. Abby zappte durch die Kanäle auf der Suche nach Berieselung. Immer mit dem schlechten Gewissen die Zeit könnte doch besser genutzt werden.
Jeden Tag aufs Neue schoss sie alle ihre Vorsätze wieder gen Himmel. Gemüse statt Süßes, weniger Fernsehen, jeden Tag Sport, mehr Lernen. Abby kannte die Tipps und alle Erfolgsberichte, nur bei der Umsetzung schien sie wohl einfach zu wenig Disziplin zu besitzen. Vielleicht nahm sie sich auch einfach immer zu viel auf einmal vor. Woran auch immer es liegen mochte: Das Scheitern war ihr zweiter Name. Abby war es so Leid immer wieder aufzustehen, zu versagen, von vorne zu beginnen.
Also gab sie der Versuchung nach, trank der Vernunft zum Trotz das eine Glas Cola und machte den Fernseher an. Wissend, dass es der Anfang vom Ende war.
Ja, sie sollte wirklich lieber spazieren gehen. Aber konnte man sich da auch auf Knopfdruck in eine andere Welt träumen? In eine die aufregend war. Romantisch. Eine Welt in der die Helden aus jedem noch so tiefen Loch herausfanden.
Klar, die Flimmerkiste lief zu oft und Abby hatte längst durchschaut warum: Es schaltet die Gedanken aus und Probleme rücken in den Hintergrund. Nur wenn wie an jenem Abend im Juli nun mal wirklich nichts Brachbares lief, kamen sie zurück und ablenken funktioniert nicht.
Schleichende Unruhe macht sich breit, Abby starrt auf den Teller auf dem sich noch ein letzter Rest Pilzpizza findet. „Ich hasse Pilzpizza“, denkt sie und schiebt sich das Stück in den Mund. Doch dank der vielen Appetitanreger schmeckt es immer noch besser als Gemüse. Allein schon weil man zur Zubereitung nur die Backofentür öffnen musste.
Ja, Abby wusste, dass sie ihr Leben nicht im Griff hatte. Was war nur mit ihr los, dass sie nicht die Kraft hatte aufzustehen?
Fernseher aus. Die Unruhe wird stärker und doch ist sie so müde. Ja, diese Stille hasste Abby noch mehr. Immer musste etwas um sie herum laufen. Ohne Hörbuch, das sie inzwischen auswendig kannte und das sie gleichsam wie das Scheiß- Fernsehen ankotzte, schlief sie nicht mehr ein. Was tun? Nichts da zum konsumieren?
Abby steht von der Couch auf um Musik anzumachen. „Andere Mädchen haben Spaß am Leben!“, meldet sich da wieder eine Stimme höhnisch in ihrem Kopf. „Sie gehen auf Partys, treffen Jungs, malen, lachen, SIE LEBEN!“
Lustlos lässt sich Abby wieder auf das Sofa sinken, kauert sich zusammen. „Du verpasst deine ganze Jugend!“, kichert die Stimme. Heute höhnisch, morgen böse und dann vorwurfsvoll, zynisch, gemein. So kennt Abby sich selbst. Wie gerne sie jetzt weinen würde. Aber mehr als ein Paar Tränen bringt sie nie zustande.
Das sie aber auch nichts durchhielt. Am Ende landete sie wieder nur hier. Auf der Couch, mit schlechtem Gewissen und dem Gefühl, dass das Leben an ihr vorbeizog. Dass sie keine Fußstapfen hinterließ und zu allem übel auch noch zunahm. Sie wusste ja warum. Aber ändern konnte Abby es dadurch noch lange nicht.
Unruhig geht sie nun in der Wohnung hin und her. Dreht die Musik lauter, um nicht mit sich allein zu sein. Rastlos. Müde.
Wovor fürchtete sie sich? Und warum raffte sie sich nicht endlich auf und ging unter Menschen?
Aber das bedeutete Duschen. Keine Lust. Schon das eine zu große Hürde?
Seit wann hatte sie den Spaß am Leben verloren? Egal, was ihr in den Sinn kam, es erschien sinnlos. Ich hab keinen Bock. Ich kann das nicht. Ich bin so müde. Wie sich Abby für diese Antriebslosigkeit hasste. Ja mit ihren Fünfzehn Jahren hasste Abby eine ganze Menge.
Immerhin ein Gefühl, dass der Leere weichen konnte.

 

Hallo Lemon JuVa,
zunächst willkommen auf kg.de :)

Um es gleich vorwegzunehmen: Ich finde deine Geschichte mittelmäßig. Anfangs konnte ich die Gedanken deiner Protagonistin sowie ihre trostlose Welt, in der sie sich befindet, nachvollziehen. Ich denke, jeder hat solche Tage, an denen er sich zu nichts aufraffen kann, und die er lieber mit Cola und Pizza vor dem Fernseher verbringt, anstatt sich gesund zu ernähren und spazieren zu gehen. Bei deiner Protagonistin scheint das jedoch noch wesentlich extremer zu sein als bei den meisten Menschen. Sie duscht nicht mal mehr, usw.
Es ist durchaus vorstellbar für mich, dass es ihr so schlecht geht und sie evtl. auch in Selbstmitleid versinkt. Allerdings fehlten mir in der Kurzgeschichte die Hintergründe dafür. Sie ist sicherlich nicht von heute auf morgen so antriebslos geworden. Es gab bestimmt irgendwelche Gründe, irgendwelche Enttäuschungen in ihrem Leben, usw., die die Ursache dafür sind, dass so soweit kam. Die hätten mich gerne interessiert. Nur davon berichtest du in der Geschichte leider nicht.

Am Ende staut sich Hass bei deiner Protagonistin auf. Sie hasst eine ganze Menge, schreibst du. Ich könnte mir vorstellen, dass sie sich selbst hasst. Aber was hasst sie noch? Mitmenschen, die es dazu kommen ließen, dass es ihr so schlecht geht, indem sie sie enttäuschten? Oder einfach ihr ganzes Leben? Interessieren würde mich auch, wie sie mit dem angestauten Hass umgeht. Reagiert sie sich irgendwie ab? Lässt sie es an ihren Mitmenschen aus?

Mit der einen oder anderen Ergänzung würde die Geschichte meines Erachtens noch hinzugewinnen.

Dein sprachlicher Schreibstil gefällt mir gut. Der Text war angenehm zu lesen.

Immerhin ein Gefühl, dass der Leere weichen konnte.
das

Liebe Grüße
Michael

 

Hej Lemon Juva,

klingt für mich weniger nach einer Geschichte als nach einem kurzen Lagebericht. Als solcher nicht schlecht. So geht es Abby gerade.

Ich schließe mich meinem Vor-Kommentator an. Die Sprache gefällt mir gut, in Bezug auf Handlungen und Hintergründe fehlt mir etwas.
Wenn Du ausgerechnet und nur diese Handlung möchtest, könntest du sie vielleicht intensivieren, indem Abby sich an Situationen erinnert, die sie (mit-) verantwortlich macht, für ihren jetzigen Zustand. Du könntest die Umgebung genauer darstellen, den Raum, in dem Abby sich befindet. Oder Abby könnte dem Hass durch eine Handlung Ausdruck verleihen.

Du solltest Dich auf eine Zeitform beschränken und die einhalten.

kamen sie zurück und ablenken funktioniert nicht.

Brachbares
Brauchbares


Herzlich willkommen und viel Spaß beim Schreiben!

Grüße von
Ane

 

Hallo JuVa,
und willkommen auf kg.de

für mich krankt der Text vor allem an einem Punkt: Er ist keine Geschichte. Ich hatte den Eindruck, als liefere die Autorin hier einen Tagebucheintrag ab, nur in der 3. Person erzählt. Das ist schlicht langweilig und interessiert nur den, der es schreibt.
Für eine Geschichte, die auch außenstehende Menschen packt, braucht es einen spürbaren Konflikt, der einen mitzieht. Monotones Gejammer kann das nicht liefern, hier ist keine Entwicklung spürbar und das ist gravierend.

grüßlichst
weltenläufer

 

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