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'Ich konnte noch nie gut trösten'

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01.11.2007
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'Ich konnte noch nie gut trösten'

Schwarz macht mich immer so traurig.
Keine andere Farbe schafft es dieses Gefühl in mir zu wecken.
Schwarz.
Es ist ruhig, keiner sagt einen Ton.
Ich will nicht immer nach unten schauen, hebe meinen Blick an die Decke.
Sie ist mit kompliziert verschlungenen Mustern bemalt. Als Ganzes sieht das gar nicht so schlecht aus.
Ich konnte noch nie gut Trösten.
Ein Engel aus Holz sitzt auf einer Säule. Auch er hat den Blick in den Himmel gerichtet.
Wenn das Dach weg wäre, könnte man den blauen Himmel sehen. Aber die Sonne würde zu hell scheinen. Und es darf ja nicht so hell sein. Nicht hier.
Wir haben uns gestritten. Letzte Woche. Ich weiß gar nicht mehr, wer angefangen hat, doch jetzt redet sie nicht mehr mit mir und ich hab das auch nicht nötig. Eigentlich schade, sie ist meine beste Freundin. Aber wir haben uns gestritten.
Natürlich bin ich trotzdem gekommen. Nicht wegen ihr, einfach weil ich es auch wollte.
Jetzt sitzt sie zwei Reihen vor mir. Auch in schwarz. Alle tragen schwarz.
Aber ihr Blick ist nicht an der Decke. Ihr Kopf ist gesenkt. Alle sehen zu Boden.
Ihr Vater steht auf. Er war mir schon immer etwas unheimlich. Doch jetzt erscheint er so klein, ich habe ihn noch nie so gesehen.
Vorn ist eine große Leinwand aufgebaut. Makelloses weiß. Passt eigentlich gar nicht hier her.
Er stellt den Beamer an, fängt an zu sprechen. Aber ich höre nicht darauf.
Ich starre nur die Leinwand an. Alle schauen sie an.
Sein strahlendes Gesicht überdeckt das grelle Weiß.
Er war noch so klein.
Ich fange an zu frieren. Eigentlich darf mir nicht kalt sein, ich bin bestens verpackt. Aber es ist die Atmosphäre, die so kalt ist. Ihr Vater redet. Er redet und die Bilder erscheinen riesig auf der Leinwand.
Es sind schöne Bilder.
Er lacht. Aber war so klein.
Natürlich haben es alle gewusst. Jeder war darauf vorbereitet. Aber trotzdem, ich musste mich auch erst einmal setzen.
So klein.
Da ist noch ein zweiter Engel. Doch ich kann ihn nicht so gut erkennen. Ich blinzle zweimal. Jetzt sehe ich ihn. Sein Blick geht nicht in den Himmel. Komisch. Anders als alle anderen. Der Engel sieht direkt mich an.
Was er mir wohl sagen will?
Ich war noch nie gut im Trösten.
Ich schaue wieder auf die Leinwand.
Erinnere mich.
Seine kleine Hand schob sich in meine so übermäßig große, er wollte immer so gerne schaukeln.
So klein.
Er hat es nicht verstanden. Wollte das alles nicht. Er wollte einfach nur schaukeln.
Immer schaukeln.
Woher sollte er auch wissen, was Krebs ist?
Die Bilder sind sehr schön.
Dann ist es vorbei. Die anderen Leute verlassen die Kirche.
Ich weiß nicht, was ich tun soll.
Wir haben uns gestritten.
Sie weint.
Um meinen Bruder würde ich auch weinen.
Aber wir haben uns gestritten.
Ich bleibe sitzen.
Der Engel sieht mich an.
Der andere schaut in den Himmel.
Ich stehe auf. Kann nicht anders.
Gehe zu ihr, nehme sie in den Arm.
Ich war noch nie gut im Trösten.
Sie weint.
‚Danke’ sagt sie.
Und der Engel sieht mich an.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo roronoa,

und herzlich Willkommen hier auf kg.de :)

Schwarz hat mir noch nie besonders gut gestanden.
Ich starre missmutig auf meine behandschuhten Hände.
Dieser Anfang führt in eine falsche Richtung. Wieso denn ist die Prot missmutig? Aber doch nicht, weil sie dummerweise schwarze Klamotten anziehen musste?
Du wolltest indirekt auf eine Beerdigungsszene aufmerksam machen. Aber nach diesen zwei Sätzen denke ich nur: Entweder mag die Person keine schwarzen Kleider oder keine schwarzen Handschuhe.

Wenn das Dach weg wäre, könnte man die Sterne sehen. Aber der Mond würde zu hell scheinen. Und es darf ja nicht so hell sein. Nicht hier.
Eine Beerdigung, wenn es dunkel ist? Hab ich noch nie erlebt.

Aber wir haben uns gestritten.
Aber natürlich bin ich trotzdem gekommen. Nicht wegen ihr, einfach weil ich es auch wollte.
Wortwiederholung - hast du den Text laut gelesen?
Wenn es nicht wegen ihr ist, muss das auch weg.


Jetzt sitzt sie zwei Reihen vor mir. Auch in schwarz. Sie sieht darin so gut aus!
Ja, weil es ja so wichtig ist - wenn ein lieber Mensch gestorben ist und alle todunglücklich sind und man nicht weiß, wo der Kopf steht - auch noch gut auszusehen!

Aber ihr Blick ist nicht an der Decke. Sie guckt zu Boden. Alle gucken zu Boden.
mach mal aus gucken=> sehen/blicken/starren
Ichh starre nur die Leinwand an. Alle gucken sie an.
So klein.
Was ist so klein?

Er lacht. Aber so klein.
Wie lacht man klein?

Die Idee mit dem Engel finde ich gut. Der Prot sucht sich einen Verbündeten. Die Kleinkariertheit deiner Ausgangssituation - wir haben uns gestritten - wird meiner Meinung nach dem Tod des Bruders nicht gerecht.

Trotz der Kritik finde ich, dass du ein annehmbares Erstlingswerk abgeliefert hast, da ich vermute, dass du auch noch nicht so alt bist.

Mach weiter. Ich freu mich auf mehr.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo roronoa!

Herzlich willkommen auf kg.de! :)

Im Grunde gefällt mir Deine Geschichte recht gut.

Die Protagonistin hat mit der Freundin gestritten, deren kleiner Bruder gestorben ist. Trotzdem ist sie zur Verabschiedung gekommen, aber sie fühlt sich nicht so recht wohl bzw. dazugehörig, weil sie ja mit der Freundin gestritten hat. Und trösten kann sie auch nicht richtig, meint sie, aber am Schluß ist es der schönste Trost für die Freundin, als sie sie einfach nur in die Arme nimmt.

Das hat mir wirklich gefallen. Aber was mich gestört hat, ist, wie oft da geguckt wird. Einerseits ist es natürlich die häufige Wiederholung an sich, andererseits interessiert es Dich vielleicht auch, daß »gucken« nicht überall die gleiche Bedeutung hat. Hier in Österreich hat es mehr die Bedeutung von dumm schauen (Babys gucken, Mangafiguren gucken mit ihren großen Augen), und das liest sich dann schon recht komisch. Da würde ich Dir also gerade in einer eher ernsten Geschichte zu anderen Verben raten, damit die Engel nicht alle Glupschaugen bekommen. Man kann ja auf verschiedene Arten schauen, die auch überall gleich verstanden werden. ;)

Er stellt dem Beamer an, fängt an zu sprechen.
den Beamer
Ich würde evtl. auch noch etwas mehr beschreiben, was auf der Leinwand zu sehen ist, zumal die Bilder ja sicher auch auf die Protagonistin wirken.

Ich war noch nie gut im trösten.
im Trösten

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hi bernadette und häferl!

Vielen Dank für eure Kritik, es ist ein beruhigendes Gefühl, dass es Personen gibt, die sich mit den Geschichten auseinandersetzen!
Die Rechtschreibfehler werde ich natürlich verbessern, zu meiner Verteidigung kann ich dazu nur sagen, dass es ziemlich spät war... Aber Danke für's Bescheidsagen.

@bernadette

Dieser Anfang führt in eine falsche Richtung.
Der Beginn sollte eine anfangs innere Abwesenheit des Prot darstellen, da habe ich wohl etwas übertrieben, ich werde das noch einmal überdenken.
Eine Beerdigung, wenn es dunkel ist?
Wer sagt denn, dass es eine Beerdigung ist? ;)
Aber du hast recht, der Mond war etwas übertrieben, ich werde das ändern.
Ja, weil es ja so wichtig ist - wenn ein lieber Mensch gestorben ist und alle todunglücklich sind und man nicht weiß, wo der Kopf steht - auch noch gut auszusehen!
Das war das äquivalent zum Anfang, um die Unterschiedlichkeit der beiden personen darzu stellen. Und - man kann ja auch supergut aussehen, obwohl man das gar nicht beabsichtigt. Vielleicht ist der Prot neidisch? Oder denkt er das nur, weil sie sich gestritten haben?
mach mal aus gucken=> sehen/blicken/starren
Huch, das hatte ich gar nicht bemerkt, ich überarbeite das. (ich habe leider niemanden davor Kontrolle lesen lassen)
Wie lacht man klein?
Damit war nicht das Lachen gemeint, ich schreibe das nochmal deutlicher hin! -grins-
da ich vermute, dass du auch noch nicht so alt bist.
Zu diesem Kommentar verbleibe ich erst einmal mit einem Schweigen, vielleicht änderst du deine Meinung nach anderen Kg noch ;)

@ Häferl
Es hat mich gefreut, dass dir der Kern der Geschichte gefallen hat, obwohl sie in einem vielleicht ungewohnten Stil geschrieben wurde.
Die Wiederholungen der Sätze sind beabsichtigt, jedoch nicht die verfälschlichte Aussage durch das gucken.
Gut, dass du mich darauf aufmerksam gemach hast, ich werde das ändern!

Ich würde evtl. auch noch etwas mehr beschreiben, was auf der Leinwand zu sehen ist, zumal die Bilder ja sicher auch auf die Protagonistin wirken
Ich überlege auch das noch einmal zu ändern, dann würde man das 'so klein' auch besser verstehen.
Mal sehen.

Danke nochmal für eure Anmerkungen!
Liebe Grüße,
roronoa

 

Die Rechtschreibfehler werde ich natürlich verbessern, zu meiner Verteidigung kann ich dazu nur sagen, dass es ziemlich spät war...

Vor dem Posten - 1. Gebot: Mindestens einmal darüber schlafen. Mindestens.

 

liebe roronoa,

auf rechtschreibfehler haben dich ja bereits bernadette und häferl aufmerksam gemacht. die sind auf diesem thema ehrlich gesagt auch die kompetenteren ansprechpartner als ich! ;)

deine geschichte bringt trotz der kürze sehr viel an bildern, stimmungen und inhalt rüber. das ist dir wirklich sehr gut gelungen.
das stilmittel der wiederholung ist gut und für die geschichte auch passend, allerdings würde ich es etwas wohldosierter einsetzen.

insgesamt hast du hier ein wirklich gutes erstlingswerk abgeliefert. :thumbsup:
ich bin gespannt auf weitere geschichten, um zu sehen, wie weit sich hierbei dein stil fortsetzt bzw. verändert.

lieben gruß,
mazingu

 

Hi mazingu!
Vielen Dank für eine Kritik, hat mich wirklich gefreut!

deine geschichte bringt trotz der kürze sehr viel an bildern, stimmungen und inhalt rüber. das ist dir wirklich sehr gut gelungen.
Ich finds schön dass sie dir gefällt, das macht mich voll glücklich.
Wegen den Wiederholungen... Also manchen gefällt diese Art zu schreiben nicht und einige finden das wieder besser.
Kann sein, dass ich manchmal ein wenig übertrieben habe, ich werde nochmal drübergucken. Aber im Grunde hatte ich nicht vor großartig etwas zu ändern.
Liebe Grüße, roro

 

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