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Ich, Pontius Pilatus

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24.01.2006
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Ich, Pontius Pilatus

An der Himmelspforte verlangte Petrus von Pontius Pilatus eine ihn überzeugende Rede, warum Pilatus keine Schuld an Jesu Tod tragen soll. Wenn es Pilatus gelänge, dürfe dieser in den Himmel auffahren. Solange wurde Pilatus ins Fegefeuer geschickt, um an seiner, dieser alles entscheidenden Rede zu schreiben.

So sitzt er nun seit gut 2000 Jahren auf einem Stuhl und grübelt, die Sätze sich laut vorlesend. Neben ihm liegen ganze Berge von Manuskripten, mehrere hundert Seiten, aber alles Geschriebene wurde wieder durchgestrichen.

„Ich, Pontius Pilatus gelobe hiermit feierlich – Argh, so ein Schwachsinn. So kann man doch keine Rede anfangen bei der es um das ewige Leben beziehungsweise die ewige Verdammnis geht – Ich, Pontius Pilatus – vielleicht doch lieber nur Pontius (wirkt persönlicher) – Ich, Pontius, spreche mich hiermit von aller Schuld frei – viel zu blasphemisch. Noch mal von vorne – Ich, Pontius, Größter Sünder auf Erden – Na, das ist jetzt schon ein wenig zu dick aufgetragen, immerhin hab ich nur den Sohn Gottes gekreuzigt. Hitler hat Millionen Juden vergast – Ich, Pontius, einer der größten Sünder der Menschheit... – läuft doch ganz gut - ... bitte um Begnadigung für – Begnadigung ist ja schon fast ein Schuldeingeständnis, besser Vergebung - ... bitte um Vergebung meiner großen Sünden. Ich bin mir bewusst, dass ich Euren Sohn, heiliger Vater, zum Kreuzigen freigegeben habe, aber nur durch mich konnte er doch seinen noch heute anhaltenden Ruhm als Märtyrer – Zu dick aufgetragen. Gott bloß nicht provozieren! Immerhin hat er seinen Sohn durch unglückliche Umstände verloren. Also noch mal - ... zum Kreuzigen freigeben habe, aber doch nur weil die Juden mich dazu gedrängt haben – keine fadenscheinigen Ausreden! – ... nur weil ich zu schwach war, anders zu handeln. Ich gelobe feierlich Besserung – so ein Schwachsinn. Ich bin doch schon tot – Ich bitte viel, viel, vielmals um Verzeihung – zu flehend – Ich bitte um Verzeihung für meinen Fehler. Außerdem – Ach, verdammte Scheiße, ich kann das nicht

Daraufhin verlässt Pilatus wortlos das Fegefeuer, gibt sein leeres Blatt bei Petrus ab und marschiert schnurstracks in die Hölle. Immer noch besser als Schreiben, denkt er.

 

Salü neukerchemer!

Also ich mochte deine Geschichte eigentlich ganz gern, stilistisch hab ich nichts auszusetzen, sie liest sich flüssig und Rechtschreibfehler hab ich auch keine gefunden, aber da es ja satirisch sein soll... hm, mir fehlte da irgendwie der Biss. Und die Pointe, naja, die war allenfalls ein Mini-Schmunzler für mich.

Vielleicht liegt es daran, dass ich keine Christin bin und mich damit nicht auskenne, deswegen will ich auch gar nicht weiter meckern. ;)

Trotzdem gern gelesen!

Liebe Grüße,
vom Strudel

 

Auch Hehe!

Allerdings stimmt da etwas mit der Zeit nicht:

So sitzt er nun seit gut 2000 Jahren ... verließ Pilatus wortlos das Fegefeuer, gab sein leeres Blatt bei Petrus ab ...

Diesen Sprung von der Gegenwart in die Vergangenheit finde ich unglücklich.

Viele Grüße vom gox

 

Ich fands witzig + gut zu lesen. (Vielleicht gebe ich demnächst auch ein leeres Blatt ab).

Ich, Pontius, Größter Sünder auf Erden – Na, das ist jetzt schon ein wenig zu dick aufgetragen, immerhin hab ich nur den Sohn Gottes gekreuzigt. Hitler hat Millionen Juden vergast

Hart.

By the way: Direkt eine Satire sehe ich jetzt auch nicht drin...


LG,
Flic

 

Hallo Tserk, apfelstrudel, gox und flicflac,

euch allen vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Freut mich, dass die Geschichte euch gefällt.

@gox

Du hast natürlich recht. Der Zeitsprung war auch keine Absicht. Hab ich ausgebessert.

@FlicFlac und apfelstrudel

Ihr habt natürlich recht, dass es keine klassische Satire ist die irgendwelche Missstände anprangert, aber aufgrund der Wortwahl und vor allem wegen solcher Sätze

Ich, Pontius, Größter Sünder auf Erden – Na, das ist jetzt schon ein wenig zu dick aufgetragen, immerhin hab ich nur den Sohn Gottes gekreuzigt. Hitler hat Millionen Juden vergast
hab ich mich für Satire statt für Humor entschieden.

lg neukerchemer

 

Na ja, also: Gute Idee, nix draus gemacht, finde ich.
Dieser Gag, dass Geschriebene sofort wieder zu kommentieren, funktioniert nur, wenn der Inhalt auch lesenswert ist. Allein trägt er die Geschichte nicht.
Ist zwar sehr kurz, aber auch ein bisschen uninspiriert das Ganze. Und wenn du dir über die Thematik Gedanken gemacht hättest, dann wäre dir doch sofort die Barnabas-Szene der Bibel ins Auge gesprungen. Die würde er auf jeden Fall anführen.

Gruß
Quinn

 

Hallo Quinn,

auch dir vielen Dank für deinen Kommentar.

Deine Kritik kann ich auf jeden Fall nachvollziehen. Will dir nur kurz erläutern, warum ich z.b. Barnabas nicht mitaufnommen habe.

Die Geschichte habe ich für eine Freudin geschrieben. Sie musste zur Aufgabenstellung "Schreiben sie für Pontius Pilatus eine Verteidungsrede, in der er aufgrund des vorliegenden Sachverhalts für seine Unschuld plädiert."

Diese Aufgabentellung wollte ich umgehen, dabei ist dann diese Version rausgekommen, die mir dann so gut gefallen hat, dass ich sie hier eingestellt habe. Vllt füll ich die Geschichte aber noch mit den Fakten, ich denke nur, dass die Geschichte auch nicht viel länger sein sollte. Du bist ja schon jetzt der Meinung dass das Prinzip Rede - Gegenrede nicht funktioniert.

lg neukerchemer

 

Hallo neukerchemer,

die Idee mit dem Brief fand ich gelungen, generell gefiel mir der Ansatz wie Pilatus eine "Verteidigungsrede/ Vergebungsrede" verfasst. Seine Versuche mit folgenden Korrekturen haben mir Schmunzler entlockt.
Allerdings ist das leider ziemlich mau in eine Geschichte eingebettet.
Damit meine ich nicht, dass der Text unbedingt länger hätte ausfallen sollen, sondern dass sich der Anfang wieder irgendwie mit dem Ende verbindet. Der letzte Satz müsste in meinen Augen noch mal eine Art Knaller enthalten.

Immer noch besser als Schreiben, denk er.
oder hat das einen Bezug, den ich vll nicht geschnallt habe?
Wenn dem nicht so ist, gehört zumindest an das denk noch ein t ;)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi neukerchemer,

deine Idee finde ich religionsphilosophisch interessant und ganz sicher gab es schon kluge Köpfe, die sich darüber Gedanken gemacht haben. Was ist mit den armen Tröpfen, die Gottes Plan erfüllten, indem sie den Verrat begingen, der für diese Erfüllung notwendig war. Sind sie Sünder denen Vergebung gewährt wird?
Pilatus hätte die Kreuzigung zur Vergebung der Sünden und die Auferstehung versaut, hätte er seine Hände nicht in Unschuld gewaschen, Judas genauso, hätte er Jesus nicht geküsst. Ohne Beider Verrat keine Erlösungsbotschaft.
Eine Frage, die im Grunde tiefer geht als eine Satire.
Dein Text liest sich amüsant, ich finde die Idee allerdings, wie Quinn, nicht richtig ausgelotet.

Lieben Gruß, sim

 

Hi weltenläufer und sim,

vielen Dank euch beiden fürs Kritisieren.

@ weltenläufer

Freut mich, dasss ich dir ein paar Schmunzler entlocken konnte.

Der Gedanke des Schlusssatzes war eben das Pilatus lieber in die Hölle geht statt schreiben zu wollen. Mir gefiel die Pointe eigentlich ganz gut. Ich werde aber mal schaun, ob ich das Ganze besser in eine Geschichte einbetten kann.

@ sim

Ja, darüber ist mit Sicherheit schon viel geschrieben wurden und die Thematik ist philosophisch betrachtet sicherlich sehr interessant, aber diesen Anspruch habe ich mit dieser Geschichte sicher nicht ;-)

Ich werde mal schaun, ob ich ich sie noch besser "ausloten" kann.

lg neukerchemer

 

Hallo Daniel,
mal wieder eine Geschichte von dir, schön!

Es lässt sich ja ganz flott lesen und die Pointe ist witzig, ja, immer diese verdammte Schreiberei... ;)

Mehr fällt mir dazu aber auch nicht ein, weil irgendwie gibt die Geschichte auch nicht mehr her als einen kleinen Schmunzler am Ende, aber da du ja weder einen philosophischen noch religionskritischen Anspruch vertreten willst, wirst du mir das wohl auch nicht übel nehmen und als kleine Gag-Geschichte nebenbei taugen die paar Zeilen ja auch irgendwie ;)

Liebe Grüße,
Sebastian

 

Hi Sebastian,

vielen Dank auch an dich fürs Kommentieren.

Freut mich, dass ich dir einen Schmunzler entlocken konnte.

lg Daniel

 

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