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Ihr werdet sterben... Hihi

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01.05.2002
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Ihr werdet sterben... Hihi

Ihr werdet sterben... Hihi

Ein Schulbus der örtlichen Buslinie, bis zum letzten Platz belegt aber nicht überfüllt. Nur ein Schüler steht, verlässt das öffentliche Verkehrsmittel folglich als erstes, geht über die Ampel in Richtung des Schulgebäudes.

Ihr werdet sterben, alle... Hihi!
Du und du da beim Sekretariat, vor allen Dingen aber du, dummes Arschloch! Oder lass ich dich am Leben, beobachte die Reporter wie sie nach Gründen für meine unvorstellbare Tat suchen und eines schönen Tages auf dich, Arschloch, kommen. „Er war ein stiller Junge“, wirst du sagen, ein stiller. Du hättest nicht viel Kontakt mit mir gehabt und damit wirst du lügen. Lingual hatten wir wahrhaftig nicht viel Kontakt, doch kontaktierte mich deine kontaktfreudige Faust nicht nur einmal, Arschloch!

Sitzen vorm Klassenraum, keiner sitzt neben mir. Alle starren sie weg, oder reden am anderen Ende des Flures miteinander. Stehen lieber als neben mir zu sitzen, schubsen mich alternativ auch von der Bank.
Ihr werdet sterben, alle... Hihi!
Ich weiß die Waffe, meine Waffe, liegt im Schulranzen und es war nicht leicht sie zu bekommen. Ein Kerl im Internet hat sie mir verschafft. Wohnt in der Nähe, legte das Mordinstrument in ein Gebüsch im Stadtpark. Wolle sie los werden, sagte er. Hätte damit schlimmes angestellt, müsste fliehen bevor es rauskommt. Es war nicht leicht ihn zu überzeugen. Aber es wird sich lohnen, lohnen wird es sich. Arschlöcher! Vor allen Dingen dich tot zu wissen, Arschloch!

Hohn und Spott, Isolation und Mobbing. Auch in den letzten beiden Schulstunden ständiger Begleiter meiner selbst. Werde aufgeregt. Gleich klingelt es, dann muss es schnell gehen. Keiner wird Verdacht schöpfen wenn ich aufs Klo gehe, die Waffe auspacke, in meiner weiten Jackentasche verstecke. Sie ist klein, die Waffe, klein. Sechs Schuss, meinte der Typ im Internet. Macht fünf Tote, wenn ich mich anstrenge. Dann mache ich mich kalt.

Ihr werdet sterben, alle... Hihi!

Aber das Arschloch muss ich treffen, koste es was es wolle. Steht bestimmt in der Raucherecke, muss also alle aus seiner Clique töten. Kenne von ihnen kaum wen, aber es sind bestimmt auch Arschlöcher! Habe den Weg, meine Spur des Blutes, schon lange im Kopf. Weiß wie ich gehen muss, wer sich wo aufhält. Würde auch gerne ein Mädchen aus meiner Klasse erledigen, einfach so, ohne Grund. Vielleicht, weil sie das Arschloch Abends in Diskotheken treffen, Örtlichkeiten die ich nie zu sehen bekam, nie hätte zu sehen bekommen. Oder vielleicht, weil sie mit anderen seiner Art zusammen sind, ich weiß es nicht, einfach so.

Schleiche über den Schulhof. Raucherecke heißt in der achten Klasse „weitest entfernter Busch von der Schule“. Da steht er.

Ihr werdet sterben, du wirst sterben!


20:15 am selben Tag, ARD:

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau:

„Guten Abend meine Damen und Herren,
an der August-Bebel-Schule in Bremen kam es heute zu einem Amoklauf, bei dem ein 14jähriger Schüler drei Mitschüler umbrachte. Bei dem Versuch sich selbst zu töten verletzte sich Markus G. schwer und wird zur Zeit in der Notaufnahme behandelt.“

Ein Bericht wird eingespielt, eine Frauenstimme rekonstruiert den Weg des Mörders, erklärt Beweggründe und nähere Umstände. Bilder von Opfern werden gezeigt, Eltern interviewt. Der Lehrer des Mörders sagt zu der Reporterin, die nicht von der Kamera eingefangen wird:

„Er ist ein stiller Junge, zurückhaltend und durchschnittlich in seinen Leistungen.“

 

Hallo hoEyo,

ich sag's ganz offen: Bei Deiner kleinen Geschichte fehlt mir etwas.
Ein unauffälliger Teenager läuft Amok in einer Schule - Diese Schreckensmeldung gab es in den vergangene Monaten leider häufiger in der Zeitung zu lesen. Hier in der Geschichte fehlt mir das eigene daran. Der Charakter des Jungen bleibt vollkommen flach. Und somit erreicht mich die Geschichte nicht. Ich kann mich weder in die Gedankenwelt des Täters, noch in die der Opfern hineinversetzen.
Damit mich die Story interessiert muss da eindeutig mehr kommen - wie ist der Junge so geworden, was hat er alles durchgemacht dass er zum Schluss zu einer solchen Tat bereit ist? DAS interessiert mich als Leser.

Lieben Gruß,
Ginny

 

hi!
Auch mir fehlt an der Geschichte Tiefe und Aussage. Die Sprache paßt meiner Ansicht nach nicht zu dem erzählten Inhalt.
Der Charakter, die Motive, die ECHTEN Gedankengänge,... all das hätte der Geschichte Format gegeben.

Vielleicht baust Du die Geschichte noch dahin aus?

Lieben Gruß,
Frauke

 

Hallo ihr beiden,

nun, eure Kritik ist absolut richtig. Allerdings war das von mir größtenteils gewollt. Ich wollte den puren Wahnsinn eines Mobbing-Opfers zeigen, seine ganze Welt auf das Ziel des Mordes hin konzentrieren. Ich dachte die gewählte Art der Sprache (mit den Theater-typischen Szenen-Erklärungen in Kursivschrift) würde dies zeigen, wenn nicht gar kompensieren.

Da bin ich ganz schön aufs Maul gefallen. :D
Aber macht nichts, jetzt bin ich wieder einen Schritt näher an der Antwort was hier ankommt und was nicht. ;)

Nun möchte ich nochmal auf den Kritikpunkt eingehen, dass dem Charakter eben das fehlt. Auch das Umfeld, die Beweggründe und ähnliches. Ganz einfach: Man darf die Gründe für ein Attentag nicht auf ein oder zwei Begebenheiten reduzieren. Man darf auch den Weg zum Mobbingopfer nicht vereinfachen. Ich habe schon öfters Geschichten dieser Art geschrieben, verbessert und angepasst (eine andere auch bei kg.de). Aber es geht einfach nicht, zumindest nicht wenn es eine Kurzgeschichte sein soll. Ich verrenne mich in Details die wichtig sind, lasse andere Sachen aus usw... Daher ist einer Geschichte wie dieser kein Format auffindbar, dass es leicht leserlich macht und trotzdem nichts vergisst.

MfG

hoEyo

 

Hallo hoEyo!

Ich wollte den puren Wahnsinn eines Mobbing-Opfers zeigen ... Man darf die Gründe für ein Attentat nicht auf ein oder zwei Begebenheiten reduzieren

Natürlich wird niemand aufgrund von ein oder zwei Begebenheiten sowas tun, aber ein oder zwei Begebenheiten könnten ein Beispiel dafür sein, warum er zu solchen Gedanken kommt.
Du könntest auch nur mit ein oder zwei Sätzen viel aussagen, zum Beispiel nach "„Er war ein stiller Junge“, wirst du sagen, ein stiller." würde ich vielleicht sowas schreiben wie: "Aber daß du mich immer bloßgestellt hast, mir meine Meinung verboten hast, und ich davon so still geworden bin, davon wirst du nichts erzählen."
- Ist wohlgemerkt nur ein Vorschlag. Es geht gewiß auch in der Kürze und mit nur wenigen Änderungen, ein bisschen mehr bzw. detailliertere Gedanken des Protagonisten einzubauen, dann könntest Du noch mehr aus dieser Geschichte herausholen und am Schluß doch das dem Leser vermitteln, was Du eigentlich wolltest. ;)

Alles liebe,
Susi

 

Hi HoEyo

Eine Geschichte wie diese möchte man weder in der Tagesschau als Nachricht sehen, noch sie als Kg lesen, dennoch war der Versuch nicht schlecht... Ich bewerte den Mut, sich einer solch schwierigen Thematik zu stellen( und ihr gerecht zu werden) und gebe ihm einen Daumen hoch... man kann sich nicht aussuchen, was passiert, wohl aber, was man bewusst wahrnehmen will... das zählt.
Lord

 

Geschrieben von Häferl
Hallo hoEyo!

Natürlich wird niemand aufgrund von ein oder zwei Begebenheiten sowas tun, aber ein oder zwei Begebenheiten könnten ein Beispiel dafür sein, warum er zu solchen Gedanken kommt.
Du könntest auch nur mit ein oder zwei Sätzen viel aussagen, zum Beispiel nach "„Er war ein stiller Junge“, wirst du sagen, ein stiller." würde ich vielleicht sowas schreiben wie: "Aber daß du mich immer bloßgestellt hast, mir meine Meinung verboten hast, und ich davon so still geworden bin, davon wirst du nichts erzählen."
- Ist wohlgemerkt nur ein Vorschlag. Es geht gewiß auch in der Kürze und mit nur wenigen Änderungen, ein bisschen mehr bzw. detailliertere Gedanken des Protagonisten einzubauen, dann könntest Du noch mehr aus dieser Geschichte herausholen und am Schluß doch das dem Leser vermitteln, was Du eigentlich wolltest. ;)

Alles liebe,
Susi


Hallo Susi,
dein Vorschlag ist nett gemeint geht aber an dem vorbei, wie ich mir den letzten Tag eines Attentäters vorstelle. Ich glaube nicht, dass ein Opfer, bis an den Rande des Wahnsinns getrieben, resümiert warum es soweit kommen musste. Was natürlich ginge wären Zeitsprünge. Der erste Schultag in der neuen Umgebung etwa, oder auch besonders schlimme Vorkommnisse. Das könnte man ein Beispiel nennen, eines das nicht albern und erzwungen daher kommt und weder reduziert, noch etwas vergisst. Allerdings kam mir diese Idee erst beim schreiben der letzten Zeilen, vielleicht versuche ich mich mit dieser Ergänzung nochmal an der gleichen Thematik...

Hi HoEyo

Eine Geschichte wie diese möchte man weder in der Tagesschau als Nachricht sehen, noch sie als Kg lesen, dennoch war der Versuch nicht schlecht... Ich bewerte den Mut, sich einer solch schwierigen Thematik zu stellen( und ihr gerecht zu werden) und gebe ihm einen Daumen hoch... man kann sich nicht aussuchen, was passiert, wohl aber, was man bewusst wahrnehmen will... das zählt.
Lord


...und mache es so einem größeren Publikum zugänglich. Denn lord scheint mein Ziel verstanden zu haben. Danke für den Daumen. ;)

MfG

hoEyo

 

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