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Im Einkaufszentrum

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28.06.2010
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Im Einkaufszentrum

Samstag im Supermarkt, fünf Minuten vor Ladenschluss

Das kalte Metall des Einkaufswagens gräbt sich grausam in meine Hände. Schnell atmend lasse ich die Ananas und einen Sack Äpfel in das Transportgefährt fallen. Ein Geräusch, wie wenn man eine Bowlingkugel fallen lässt, ertönt. Unruhig fühle ich, wie meine Augen hin und her huschen. Dann halte ich die Einkaufsliste vor meine Augen. Durch meine hektische Bewegung segelt sie, wie das Blatt eines überreifen Baumes, auf den glatten und rutschigen Boden des Puchheimer „Rewe“.
Ein Fluch entspringt meinen Lippen und ich bücke mich, um das Blatt wieder aufzuheben.
Im selben Moment rollt ein weiterer Wagen an mir vorbei. Er ist voll gepackt mit Lebensmitteln jeder Art, allerdings scheinen Äpfel und Birnen zu dominieren. Das charakteristische Rasseln des Einkaufwagens setzt meine Reflexe in Gang.
Ich springe, obwohl für mich keine Gefahr besteht und der Wagen sowieso an mir vorbei ist, vor meinen eigenen Wagen. Frustriert muss ich mit ansehen wie die Einkaufsliste durch die entstandenen Luftbewegungen nach oben gezogen wird und einen, für Zuschauer, amüsanten Flug von meiner Position in die entgegengesetzte Richtung hinlegt.
Sofort stehe ich schnaubend auf und renne dem wichtigen Blatt Papier hinterher.
Die Jagd verläuft durch drei Regalreihen, da es immer von rennenden Personen mitgenommen wird. Schließlich bekomme ich es in der Schokoladenabteilung zu fassen. Mein Magen zieht sich zusammen, als mir der sanfte Geruch von Schokolade in die Nase steigt. Mit großen Augen starre ich auf die verschiedenen Produkte von Milka, Lindt und Konsorten. Dabei vergesse ich meine spärlich besiedelte Zeit. Ein verstohlener Blick auf meine Handyuhr genügt jedoch um mich brutal in die Realität zurückzuziehen.
Zwei Minuten.
Nur zwei Minuten noch!
Mit einer 40-cm-Schokoladentafel unterm Arm renne ich zurück zu meinen restlichen Einkäufen. Mein Wagen steht einsam in der Abteilung für Mehl und Gebäck.
Ich gehe auf den Wagen zu und bemerke, dass er doch nicht so einsam ist, wie ich anfangs geglaubt habe.
Ein kleines Kind, vielleicht sechs, nein, acht Jahre alt, steht neben dem, zur Hälfte gefüllten Gefährt. Es macht einen friedlichen Eindruck, bis ich sehe was es wirklich macht...
Der Junge bohrt mit seinem Zeigefinger in den Löchern des Emmentaler herum, der ganz oben auf meiner Einkaufsliste steht.
Ich bleibe erstmal stehen, so absurd ist die Situation. So unglaublich. Der Junge blickt mit einem verträumten Lächeln auf dem Gesicht auf und erschrickt, als er mich vor dem Einkaufswagen stehen sieht. Dann glänzen seine Augen plötzlich boshaft auf und er verschwindet hinter der nächsten Regalecke. Ein hämisches Lachen ist das letzte was ich von ihm höre.
Zwar bin ich wütend, aber ich sehe ein, dass ich keinen Vorteil erhalte, wenn ich den kleinen Rotzbengel jage. Ich atme aus und streiche ein paar Haarsträhnen aus meinem Gesicht.
Wenige Sekunden später schiebe ich meinen Einkaufswagen wieder durch die riesigen Regale, sehe hin und wieder ein Produkt, dass auf meiner Einkaufsliste steht, packe es ein und komme an der überfüllten Kasse an. Nur eine Kasse ist von einer blonden Kassiererin besetzt. Hektisch schiebt sie drei Produkte in der Sekunde über den Kassenscanner. Nimmt bares und virtuelles Geld entgegen und führt dieselben Bewegungen erneut durch.
Ein Jugendlicher nutzt die Zeit sinnvoll und bindet seine Nigelnagel neuen „Etnies“ in einem Wahnsinns Tempo. Danach legt er seine Hand auf zwei Chippackungen und führt Hip-Hop-Bewegungen durch, die anscheinend zu einem Lied passen, das er gerade über einen „iPod“ hört.
Ein zorniger Mann pfeffert seine wenigen Einkäufe, die er anstatt in einem Einkaufswagen auch in der Hand hätte tragen können, auf das Kassenband. Drei Orangen, eine Packung Edelschokolade und ein Laib Brot.
Ein lautes Geräusch ertönt und die Geschlechtsneutrale Computerstimme des „Rewe“ teilt mit, dass alle Kunden noch verlängerte zehn Minuten Zeit haben um durch die Kasse zu kommen. Glück gehabt!
Während ich meine Einkäufe auf das Kassenband lege, schwöre ich mir nie wieder so spät Einkaufen zu gehen...

 

Hallo Ainstein,
wie sim schon angedeutet hat, sollte das Geschilderte eigentlich zu banal für eine Kurzgeschichte sein. Darum greift der Humor auch nicht.
Da wir uns aber in der Tat im Alltag verrückt machen (lassen), weil wir unsere Zeit nicht einteilen können, wäre diese Geschichte die Basis für eine passable Satire. In diese Rubrik könnte der Text nach ein paar Korrekturen verschoben werden.
Mit freundlichem Gruß
kinnison

 

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