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Im Innern

PHE

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25.08.2001
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Im Innern

Sie öffnete die Tür und schabte Schnee in den mitgebrachten Kochtopf, schabte so viel Schnee, dass die Menge die Höhe des Topfes um ein Vielfaches übertraf. Diesen selbst gemachten Schneeberg balancierend ging sie zurück in die Küche der Blockhütte. Sie war glücklich. Trotz allem war sie glücklich. Sie begann eine Melodie zu pfeifen. Es klang wie die Titelmelodie von Pipi Langstrumpf. Solange sie noch Holz für das Feuer und Vorräte hatten, war alles in Ordnung. Es war ihr Glück, wenn man es so nennen konnte, dass die Lawine sie so früh in ihrem Urlaub getroffen hatte. Sie und ihren Freund in ihrer Blockhütte, die sie für 14 Tage gemietet hatten, um die ersten schönen Tage des Frühlings zu genießen, im Hochgebirge zu genießen, mit Wanderungen und Bädern in klaren, kalten Bergseen. Und dann hatte sie die Lawine getroffen. Die größte Lawine seit Aufzeichnung der Wetterdaten. Ihr Glück war es auch, dass die Blockhütte so weit oben lag, weit über der Baumgrenze. So hatte die Lawine noch nicht ihre volle Wucht erhalten und die Hütte nur bedeckt und nicht mitgerissen. Vom Donnern der Lawine und vom Ächzen und Entgegenstemmen der Hütte waren sie zwar wach geworden, doch die Hütte war sehr solide gebaut und hatte standgehalten.
Ein Kuss legte sich auf ihren Nacken. Ein wohliger Schauer rann ihren Rücken hinab und ließ die feinen Härchen sich aufrichten. Er knotete ihren Bademantel auf und ließ ihn zu Boden gleiten. Sie spürte seine Nacktheit auf ihrer Haut, spürte sein steifes Glied. Sie wollte sich umdrehen, doch er schob sie zum großen, klobigen Holztisch, auf den sie sich aufstützte und er drang von hinten in sie ein. Immer schneller, immer heftiger drang er in sie ein; das Klatschen von Haut auf Haut war zu hören, bis er abrupt und leise stöhnend innehielt. Dann war alles vorbei und er lag noch auf ihr, wie der berühmte nasse Sack. Sein schlaffes Glied klebte ihr an den Beinen.
"Hast du Durst?" fragte er sie, sein Gesicht an ihrem Ohr.
"Ja", antwortete sie.
Er rollte sich langsam von ihr, blieb aber neben ihr liegen. Sie drehte sich zur Seite, streckte den Arm aus und kraulte sein Brusthaar, das schon leicht ergraut war. Er schloss die Augen und ließ ein wohliges Knurren hören. Sie begann zu lächeln. Nicht nur wegen des Knurrens ihres Partners, nein, sondern weil dieser Urlaub noch einen weiteren Grund hatte, einen wichtigen Grund. Sie wollte ihm etwas sagen, etwas mitteilen, etwas Wichtiges, das ihrer beiden Leben völlig umkrempeln würde. Sollte sie es jetzt sagen? Wieso nicht, jeder Moment ist genauso richtig wie jeder andere.
"Ich bin schwanger."
Er richtete sich hastig auf. "Ehrlich?"
Nicht unbedingt die Frage und den Gesichtsausdruck, den sie erwartet hatte.
"Seit wann ..."
"... ich es weiß?"
Er nickte.
"Definitiv seit letzter Woche."
Sein Gesicht hellte sich auf. "Das ist wunderbar! Was es wohl erben wird? Deine Schönheit und meine Intelligenz, oder umgekehrt..." Er küsste sie. Dann sprang er auf. "Du hast Durst, hast du gesagt ... Ich mache dir einen Kaffee. Nein, keinen Kaffee, das ist nicht gut für dich. Hier muss doch irgendwo Tee sein." Er suchte in den Schränken, fand die Teebeutel; das Wasser im Topf kochte schon. Er hatte einen Teebeutel in eine Tasse getan und gab mit einer Kelle heiße Wasser dazu.
Sie war aufgestanden und hatte sich ihren Bademantel wieder angezogen. Wieder musste sie grinsen. Wie er so dastand, nackt vor dem Holzherd, mit einer Kelle heißes Wasser in eine Tasse schöpfend, plötzlich Vater.
Er hielt mit dem Schöpfen inne, hängte die Kelle an ihren Haken und drehte sich ihr zu. Sie nahm die Tasse aus seiner Hand, er zwang sich zu einem Lächeln. Wie konnte das nur geschehen, fragte er sich. Der Beginn der Reise war eine Geschäftsreise gewesen. Er war Gynäkologe und hatte sich bei einem Hersteller am Bodensee eine neue Pumpe abgeholt. Eine schöne Pumpe, kleiner und leiser als seine alte Pumpe. Das neueste Modell. Himmelblau lackiert. Sie waren weitergefahren, die Geschäftsreise wurde zur Vergnügungsreise. Wie hatte er das übersehen können? Er war Gynäkologe, verdammt. Es war sein verdammter Job, so etwas zu sehen. Er machte sich auch einen Tee, sein verkrampfter Magen brauchte dringend etwas.
"Bist du glücklich?"
"Was? Ja, natürlich bin ich glücklich. Ich bin nur überrascht. Ich hätte es doch merken müssen." Er trank einen Schluck Tee. "Ich bin zwar nicht dein Gynäkologe, doch irgendetwas hätte ich doch sehen müssen."
"Das ist doch nicht so schlimm."

Sie wachte auf und spürte einen ziehenden Schmerz im Unterleib, als würde sich ihr Bauch auf einen Punkt zusammenziehen wollen. Ihr Mund war trocken, das Schlucken unangenehm.
"Was ist passiert?" und "Mein Baby!" waren ihre Gedanken in diesem Moment, so direkt aufeinander waren sie aufgetaucht, dass sie nicht sagen konnte, welcher zuerst da gewesen war, da spürte sie, wie ihre Hand genommen wurde. Zwei Hände fühlte sie an ihrer Hand, die eine hielt sie fest, die andere streichelte über ihren Handrücken.
"Es ist gut, alles ist gut." Diese Worte sollten sie beruhigen, doch sie erreichten das Gegenteil. Panik drückte ihr Herz zusammen. "Was...", begann sie, sie wollte etwas sagen, sprechen, fragen. Doch nur ein Ächzen und Krächzen kam aus ihrer Kehle.
"Warte. Drink erst mal was."
Im Rücken ein Arm, der sie aufrichtete, wurde eine Tasse an ihre Lippen gesetzt. Sie begann in kleinen Schlucken zu trinken. Kamillentee. Kaum war die Tasse leer, schlief sie auch wieder ein.

"Was..?" Ein Erinnerungsflash.
Er war zur Stelle. Die Bauchschmerzen waren stärker geworden. Sie krümmte sich zusammen, doch er nahm ihre Hände und legte eine Wärmflasche auf ihren Unterbauch. Er wollte ihr die bereit gestellte Tasse Tee zu trinken geben, doch sie fiel wieder in eine Bewusstlosigkeit. Er deckte sie zu.

"Du hattest etwas Fieber", hörte sie eine Stimme sagen. Sie war wieder wach. Die Schmerzen im Bauch waren nicht mehr so heftig.
"In spätestens 12 Stunden sind wir hier raus. Man ist schon auf dem Weg."
"Erzählst du es mir jetzt?"
"Du hattest schwere Blutungen..."
"Das Kind?"
Er schüttelte den Kopf.
"Ich erinnere mich nicht."
"Der Schock, das wird schon wieder. Gut, dass ich meine Ausrüstung dabei hatte."
"Ja..."
Und plötzlich kamen die Tränen.

Sie saß auf der Wolldecke vor dem Kamin und starrte ins Feuer. Es wäre ihr erstes Kind gewesen und es so zu verlieren, nicht zu wissen wie man es verlor. Sie hätte sich zumindest an das Blut erinnern müssen. Sie hatte keine Angst vor Blut. Sie blutete immer noch leicht, sie durfte sich nicht zu viel bewegen. Doch sie wiegte vor und zurück, mit einem Holzscheit in den Armen, das sie wie ein Baby hielt und streichelte.
Er kam zu ihr und legte noch eine Decke um sie.
"Willst du etwas?"
Es schien, als hätte sie ihn nicht gehört.
"War es so schlimm?" fragte sie.
"Du hast angefangen zu bluten und bist einfach zusammengebrochen."
"Wo sind meine blutigen Kleider?"
"Du warst nackt, als es passierte. Du wolltest dich gerade waschen."
"Wo ist der Blutfleck auf dem Boden?"
"Ich habe danach wieder sauber gemacht."
"Und wo ist es?"
"Möchtest du es sehen?"
Sie nickte.
Er holte ein Einmachglas von draußen, in dem etwas rotes Gefrorenes war.
"Das ist es?" Sie hörte auf zu wippen.
"Ja. Das meiste ist Blut. Diese Verdickung dort ist es."
Sie konnte nichts erkennen, in dieser nicht einmal handtellergroßen Verdickung, auf die er zeigte, konnte sie nichts ausmachen. Das sollte es sein, ihr Kind?
"Es war wirklich gut, dass du deine Ausrüstung dabei hattest."
"Ja. Der Mutterkuchen musste raus. Es hätte sonst eine schwere Infektion geben können. Fieber hattest du ja."
Ganz professionell, ganz Arzt.
"Ich wasche mich nicht nackt", sagte sie leise.
"Was sagst du?"
"Irgendwo muss doch Blut sein. Ich wasche mich nicht nackt. Immer mit Bademantel."
"Bitte beruhige dich. Du steigerst dich da in etwas hinein."
"Immer im Bademantel. Aber da ist nichts. Auch am Waschbecken ist nichts. Ich muss doch im Blut gestanden und gelegen haben. Aber auch da ist nichts. Oder hast du mich danach gründlich gewaschen? Und auch an deiner Kleidung ist nichts. Oder warst du auch nackt? Nirgends ein Tropfen Blut, kein einziger Fleck. Bist du wirklich so gründlich?"
Er starrte sie mit offenem Mund an.
"Hat ein kleines Kind dir wirklich solche Angst gemacht?"
"Was redest du da?"
"Du hast es einfach weggemacht."
"Du bist verrückt."
"Gib es zu!" Sie stand auf. Die Decken fielen ihr von den Schultern.
"Sei vernünftig!"
"Nur weil du es nicht wolltest, durfte ich es nicht behalten."
"Ich hole dir etwas ..." Er drehte sich um und sie schlug mit dem Holzscheit zu. Nicht fest, aber fest genug, dass er bewusstlos zusammenbrach. Sie legte den Scheit ins Feuer, sie würde noch mehr Holz brauchen. Nachdem sie die Tür geöffnet hatte, packte sie den Körper unter den Armen und schleifte ihn hinaus zum Holzstapel. Sie lockerte eine Verstrebung und der gesamte Stapel brach über ihm zusammen. Auf dem Weg zurück ins Haus verwischte sie die Schleifspuren.
Im Haus ging sie ins Bett und schlief bis der Rettungstrupp kam. Sie schlief und träumte von Schmalzgebäck.

 

Hi PHE,

Deine Geschichte hat mir missfallen. Vom Stil her ist sie ganz akzeptabel, wenn auch immens verbesserungswürdig. Bezüglich Inhalt: Du versuchst zwei Motive zu verarbeiten, setzt sie aber keinerlei in Beziehung:
- Paar wird von einer Lawine begraben
- Ihr Mann, welcher Frauenarzt ist, stiehlt ihr das werdende Kind aus dem Leib. (Vielleicht wollte er einfach nur die Pumpe testen? *g*)
Wenn man von einer Lawine überrollt wird, hat man eigentlich anderes im Sinn als seine Braut zu bumsen oder ihr den Embryo rauszureißen. Das kann man theoretisch machen in einer Geschichte, ist eben nur ein bisschen seltsam. Dann jedoch muss der Leser fühlen, dass dieser Kontrast autorseits beabsichtigt ist und dann kommt es auch in der gewollten Seltsamkeit rüber. Dir gelingt das nun nicht, die beiden Motive sind in keinster Weise miteinander verbunden - schon gar nicht so, dass die Paradoxie wirkt. Trotzdem fällt mir zwar der Konflikt zwischen ihnen auf, ich kann aber höchstens über die miese Umsetzung lachen.
Warum muss sie überhaupt eine Lawine überrollen? Damit die Frau nicht flüchten kann? Lächerlich.

So hatte die Lawine noch nicht ihre volle Wucht erhalten und die Hütte nur bedeckt und nicht mitgerissen.
Oben, schreibst du, kann die Lawine noch nicht das Haus mitreißen. Dann wird sie aber auch zu flach sein, um das Haus zu bedecken, oder? Außerdem könnten sie sich durch den Schornstein befreien. Er kann ja nicht verstopft sein, da sie noch Luft bekommen. Es scheint mir, dass das einfach ein - grundsätzlicher! - Plotfehler ist.

Die Sexszene ist 08-15 und hat denselben Gehalt von "Er bumst sie", nur drei Wörter. Deine ist aber 117 Wörter lang, warum von einer 39-fachen Gehaltsinflation zu sprechen ist: Gratulation! ;)

Aber die Vorstellung, dass der Mann nur seine neue Pumpe ausprobieren wollte, wie ich es verstehe, gefällt mir, find ich schön schaurig. Die olle Methode allerdings, mit der sie ihren Freund umbringt (was wiederum schön an den Haaren herbeigezogen ist), macht das alles wieder zunichte.

Auch finde ich Gefallen an den detaillierten, fast naturalistisch anmutenden Beschreibungen ihres Handelns. Damit allein kann man aber keinen Blumentopf gewinnen.

Deine Schönheit und meine Intelligenz, oder umgekehrt...
Trotz des Nachsatzes eine heiden Taktlosigkeit seinerseits. Aber dies gibt einen vagen Hinweis darauf, dass in ihrer Partnerschaft etwas im Argen liegt. Dem Kind bleiben diese Eltern gottseidank erspart.

"Immer im Bademantel. Aber da ist nichts. Auch am Waschbecken ist nichts. Ich muss doch im Blut gestanden und gelegen haben. Aber auch da ist nichts. Oder hast du mich danach gründlich gewaschen? Und auch an deiner Kleidung ist nichts. Oder warst du auch nackt? Nirgends ein Tropfen Blut, kein einziger Fleck. Bist du wirklich so gründlich?"
:thumbsup:

Nachdem sie die Tür geöffnet hatte, packte sie den Körper unter den Armen und schleifte ihn hinaus zum Holzstapel. [...] Auf dem Weg zurück ins Haus
Nanu, sind sie plötzlich wieder im Freien?

Sie schlief und träumte von Schmalzgebäck.
Wieso gerade Schmalzgebäck, hat das Sinn? Wenn, dann fällt der Groschen bei mir nicht.

Über die Stilblüten lasse ich mich gar nicht erst aus. Verschaffe der Geschichte erstmal einen glaubwürdigen Plot, wenn's dir das wert ist.


Liebe Grüße, FLoH.

 

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