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Im Käfig

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08.11.2008
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Im Käfig

Harter, kalter Boden. Es ist eine kleine, kahle Fläche – drei mal drei Schritte groß. Umringt von sterilen, langen Eisenpflöcken, die einem zu folgen scheinen, die so akkurat im selben Abstand stehen, dass es beängstigend ist.
Das ist sein mickriges Reich über das er herrscht, in dem er isst, in dem er schläft, in dem er lebt. Drei Schritte sind es.
Schritt 1.
Beim Laufen erscheint ihm sein Reich, sein Haus größer.
Schritt 2.
Dann ist er im Warmen, im Liebevollen. Dann ist er der König eines schönen Reiches.
Schritt 3. Stopp.
Die Eisenstange steht genau vor ihm. Ihm, einem Wesen aus Fleisch und Blut, lächerlicherweise überlegen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Moikka Quallinator,

herzlich willkommen auf KG.de! :)

Du legst hier eine Kürzestgeschichte vor - durchaus gibt es einen Protagonisten, ein setting, den Anriß einer Handlung. Mir kommt es vor, als hättest Du versucht, eine sehr komplexe Geschichte zu komprimieren. Dabei ist weniger eine story entstanden als eine Art Zustandsbeschreibung, fast reine Reflexion.

In dieser Form - der Skizze einer Geschichte - bleibt das Thema zu vage, die Figur blaß: was fehlt, ist Entwicklung, ein Stück nachvollziehbarer Handlung.
Man könnte sich viel denken: ein Mensch ist in einer Psychose gefangen, in einer unerträglichen familiären Situation, ist inhaftiert (evt unschuldig, gefoltert); es ist ein Raubtier im Zoo ...

Hier passen ein paar Bilder nicht zusammen, auch das läßt einen als Leser außen vor:

Drei Schritte sind es.
Schritt 1.
Beim Laufen erscheint ihm sein Reich, sein Haus größer.
Zum Laufen braucht es mehr, als nur drei Schritte gehen zu können. Durch die kurze Distanz ist es unnachvollziehbar für mich, wie der Prot so schnell das Gefühl zu seiner Umgebung verändern kann, zu schnell selbst für eine rein-innere Entwicklung. Ein Traum/Idee - eine Illusion - die Zerstörung der Illusion am Gitter: geht mir zu flott, auch für die Gefühlstiefe, auf die hier angespielt wird.
Dann ist er im (...) im Liebevollen.
Das klingt sehr schräg. Wie Ich bin im Gemütlichen: kann man so nicht sagen.
Die Eisenstange steht genau vor ihm. Ihm, einem Wesen aus Fleisch und Blut, lächerlicherweise überlegen.
Bei einem so kurzen Text müssen die Bilder sitzen. Ist eine Felswand, ein Eisengitter, ein reißender Fluß als Ding/Unbelebtes zwangsläufig unterlegen? Warum sollte es lächerlich sein, daß die Eisenstange stärker ist, als der Gefangene aus Fleisch und Blut? Dadurch erschließt sich mir die Aussage des Textes nicht. Und damit fällt das ganze Stück.

Es würde dem Text guttun, wenn Du hier noch ein bißchen zulegen würdest!

Ansonsten noch viel Spaß beim Schreiben, Lesen, und Kommentieren anderer Geschichten - dabei lernt man nämlich sehr viel. ;)

Moi moi,
Katla

 

Hey, danke für dein Kommentar! Und für die konstruktive Kritik natürlich!

"Das klingt sehr schräg. Wie Ich bin im Gemütlichen: kann man so nicht sagen."
Da musste ich lachen, du hast Recht, das ist mir so nie aufgefallen :D

Im Letzten Satz spreche ich weniger von einer physischen Überlegenheit, als von einer "geistlichen". Der Protagonist ist eindeutig tierisch und dadurch hat er ausgeprägte Sinne und natürlich auch Emotionen. Er kann denken. Daher ist es "lächerlich", dass er der Eisenstange unterlegen ist. Ich habe noch nie eine Eisenstange mit einem IQ von 120 gesehen... xD
Das Argument ich hätte mich zu kurz gefasst wurde hier nun schon das zweite Mal geäußert. Es scheint so, als sollte ich meine Geschichten anders schreiben, denn ich muss gestehen: ich neige zur Kürze. Ich liebe die Variabilität, die die Geschichte dadurch erhält. Aber ich bin mir bewusst, dass dadurch der Wert der Geschichte nicht gefährdet sein darf.

 
Zuletzt bearbeitet:

Moi nochmals,

ja, an die Möglichkeit dachte ich auch, daß Du entweder "Beseeltes" oder "Intellektuelles/Geistiges" etc pp meintest - aber genau hier liegt der Knackpunkt: ob man den Vergleich so anstellen und ausdrücken kann, hängt von der jeweiligen Weltanschauung ab. Du verläßt Dich mit dem vagen Bild nämlich auf etwas, dem nicht alle und unbedingt zustimmen würden; meine Gewichtung von Mensch/Tier > Natur/Landschaft, Vernunftbegabtes > rein Existierendes sieht nämlich ganz anders aus.

Ein so offener Vergleich benötigte - wenn schon - eine wirklich allgmeingültige, rigide festgelegte Weltanschauung. (Nun könnten wir debattieren, ob es sowas wie eine allgemeingültige Weltsicht überhaupt gibt :D). Oder: der Text muß im Laufe der Geschichte vom Leser eindeutig verortet werden können, damit am Ende diese Interpretation als einzig konsequente erscheint. Das nochmals als Hinweis.

Moi moi,
Katla

 

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