Im Schulbus
Hastig überspringe ich mehrere Pfützen, die sich an diesem regnerischen Montagmorgen gesammelt haben. Der leichte Schauer schafft konzentrische Kreise, innerhalb der größten Pfützen und sorgt dafür, dass ich mich trostlos fühle. Das sanfte Geräusch, das beim Aufschlagen eines Tropfens ertönt steigert sich unter diesem Regen-Bombardement zu einem ohrenbetäubenden Konzert. Ich erreiche das rettende Dach der Bushaltestelle und atme erleichtert auf. Ich schüttle mich kurz, wie ein nasser Hund, und die abgeperlten Wassertropfen meines Anoraks verschwinden in der eisigen Luft. Plötzlich erscheint der Bus vor mir und überschüttet mich und meine Gefährten, nach einem kurzen Ausflug durch die Pfützen, über und über mit dreckigem Wasser. Die Tür öffnet sich zischend und ich renne hinein.
Skeptisch sieht der Busfahrer auf die Wasserpfütze die sich zu meinen Füßen sammelt, winkt mich aber trotzdem lustlos durch. Die meisten Sitzplätze sind besetzt und ich schaffe es mich in einen viel zu kleinen Sitz zu quetschen. Ausnahmsweise ist mehr Platz als sonst.
Drei 16-jährige drohen einem Fünftklässler, dass er ihnen sein Pausengeld geben soll, wenn er ohne Verletzungen in die Schule kommen will. Bald ziehen sich die drei Schläger, mit erbeuteten fünf Euro, zurück.
Ein rothaariger Rotzbengel klebt einen rosa Kaugummi unter die Armlehne und starrt mich dabei herausfordernd an.
Ich komme nicht dazu ein Machtwort zu sprechen, da sich die Bustür öffnet und eine Schwadron Schüler den Bus stürmt. Der Geräuschpegel steigt schlagartig um einige Dezibel nach oben und man fängt an sich zu schubsen. Sofort steht ein älterer Schüler vor mir und fordert mich mit übermotivierter Stimme auf den Platz zu verlassen, sollte ich den Wunsch besitzen ohne gebrochene Nase diesen Bus zu verlassen.
Für den Bruchteil einer Sekunde erwäge ich mich zu wehren. Letztendlich stehe ich doch von meinem Platz auf und kämpfe mich durch die Schülermenge. Wütend und Zähne knirschend erreiche ich eine der, mit Schweiß überzogenen, Haltestangen. Ich lausche, immer noch wütend, dem Gespräch zweier Schüler in dem der eine Angibt, weil er die beste Note der Klasse, eine Vier, geschrieben hat.
Ein Fünftklässler packt einen Nintendo DS aus seiner Schultasche, fängt an zu spielen und sorgt so für eine Gruppenverschiebung aller anderen Fünftklässler im Bus, die einen flüchtigen Blick auf das Spiel erhaschen wollen.
Nach 15 Minuten, täglichen Horrors, stoppt der Bus vor meiner Schule und öffnet seine zwei Türen. Wie eine Schar Touristen, die ein Kreuzfahrtschiff verlassen, schwärmen die verregneten und nicht gerade gut gelaunten Schüler aus.
Ich trete aus dem Transportgefährt und genieße die frische Luft, die den beißenden Gestank von Schweiß, Parfum und Deo vertreibt.
Kopfschüttelnd erkenne ich, dass Erziehungsregeln jeder Art, über den Haufen geworfen werden, sobald ein Schüler den Schulbus betritt.