Was ist neu

Immer wieder Annie

Mitglied
Beitritt
19.04.2008
Beiträge
78
Zuletzt bearbeitet:

Immer wieder Annie

Von Besuch zu Besuch scheint das große Hoftor sperriger, unnachgiebiger. Seine angerosteten Angeln protestieren mit ärgerlichem Knirschen gegen jegliche Bewegung. Die massiven Holzflügeltüren sind schon lange ohne Schutz durch Firnis oder Farbe. Sie haben sich, vollgesogen mit der Feuchtigkeit ungezählter Regenschauer, so stark gesenkt, dass Klaus all seine Kraft zusammennehmen muss, um sie über die aus dem Naturpflaster herausgewucherte Grasnarbe zu ziehen, ihnen eine ausreichende Durchfahrt abzutrotzen. Er könnte den Cadillac auch problemlos vor dem Grundstück abstellen, aber die Abgeschlossenheit der Umfriedung vermittelt ihm, trotz fehlender Zaunlatten und bröckelnden Mauerwerks, ein Gefühl der Sicherheit.
Hier ist sein Refugium, seine Zufluchtsstätte, fühlt er sich behütet wie in Kinder- und Jugendtagen. Während Klaus das Auto auf den Hof lenkt, kommen die alten Bilder zurück.

Annie, sommersprossig und stupsnasig ... so wohltuend anders, als die Zopfliesen in ihren gerüschten Kleidchen.
Sie lachte ihn nie aus, wenn ihm die Worte holpernd und stotternd über die Lippen purzelten, ein Manko, das Klaus lange nicht in den Griff bekam. Immer schon waren ihm die Gedanken davon galoppiert, schneller als seine Aussprache gewesen. Einfache Gespräche oder auch mündliche Leistungskontrollen gerieten für ihn zu Spießrutenläufen. Alle lauerten auf seine sprachlichen Verfehlungen, darauf dass er sich verhaspelte, eine Lachnummer zum Besten gab, versagte. Bei Annie empfand er diese Furcht als unbegründet. Sie verschwand nicht gleich nach unverständlichen Lautfolgen, konnte warten bis sich seine Angst vor den gesprochenen Worten gelegt hatte.
Annie war für ihn mehr, als eine verständnisvolle Zuhörerin. Sie war schön. Obwohl sie das in ihren abgewetzten Jeans und mit dem stoppeligen blonden Haarschopf wohl selbst nicht so gesehen hätte ...

Das Haus der Großeltern, jetzt seit über zehn Jahren sein Eigentum, wirkt von außen nicht gerade einladend. Blinde Fenster, die von Unkraut überwucherte Eingangstreppe und modrige Dachsparren berichten von Jahren der Vernachlässigung.
Aber wozu soll er sich mit Äußerem aufhalten? Drinnen ist alles halbwegs in Ordnung. Klaus braucht für seine kurzen Besuche kein Zimmer im Ort, bewohnt sein früheres Domizil mit dem schweren Eichenbett und den Karogardinen.
Klaus will Zeit für sich haben, hier und da ein wenig am Haus werkeln, ungestört seinen Erinnerungen nachhängen.
Gesellschaft braucht er nicht, nicht jetzt.
Vielleicht heute Abend.
Ein kurzer Abstecher in die Dorfkneipe.
Eine Runde Karten spielen.
Danach konnte er noch in die Stadt, Kino wäre vielleicht nicht schlecht.
Sinnierend geht er zum Haus, streift flüchtig über den leicht bemoosten Handlauf der Treppe. Die Haustür ist verquollen.
Um sie aufzubekommen, muss er tricksen, zieht die Klinke erst zu sich, dann leicht nach oben.
Im Flur liegt der Sack Zement, den er gestern mitgebracht hat. Klaus schleppt ihn in den Keller. Hier ist er dabei, den Boden neu auszugießen. Sand und Kies liegen bereit, Wasserwaage und Streichbrett lehnen säuberlich an der Wand und die Schalbretter für das nächste Stück Boden sind schon angebracht. Klaus geht etappenweise vor.
Bei jedem seiner kurzen Besuche bearbeitet er zwei bis vier Quadratmeter seines künftigen Weinkellers. Ganz nach Lust und Laune.
Zufrieden betrachtet er sein bisheriges Werk. Die Hälfte des Raumes, immerhin gut dreißig Quadratmeter, ist schon fast ausgegossen. Morgen früh, vielleicht, wird die Fünfzig-Prozent-Marke geschafft sein.

In der Kneipe begrüßt man Klaus mit lautem Hallo. „Hab' deinen Flitzer schon gesehen und dir einen Platz in der Runde freigehalten!“, ruft ihm Horst, ein Nachbarsjunge aus Kindertagen, vom Stammtisch aus zu.
Die anderen Beiden, die ihm mit „Karl und Jupp“ vorgestellt werden, die kennt Klaus nicht. Zugezogene.
Jedes Jahr ein Stück mehr Fremdheit.
Jupp gibt die Blätter aus. Und mit „achtzehn!“, „zwanzig!“, „zwo!“ geht es in die erste Runde. Klaus hat Schwierigkeiten, bei der Sache zu bleiben. Es macht ihm heute einfach keinen Spaß. Irgendwann, nach einem Grand Ouvert, ist er so unruhig, dass er raus muss. „Bin müde. Gut' Nacht!“

Klaus steigt ins Auto. Neblig- kalte Feuchte hängt in den Sitzen. Er hatte doch einfach vergessen, das Verdeck zu schließen, holt dieses Versäumnis jetzt, leise vor sich hin fluchend, nach und stellt die Heizung an. Zur Trockenlegung der klammen Polster muss er nun wohl doch noch ein paar Meter fahren.

Auf der Strecke eine Tramperin.
Ihre Augen sind vom Fernlicht noch geblendet, als er anhält.
„Wohin des Wegs?“
„Bis zur Stadt, kennen sie dort ein Hotel, das bezahlbar ist?“
„Sicher, hüpf' rein, ist kein Umweg für mich.“
Beim Einsteigen mustert er sie von der Seite. Was die diffuse Innenbeleuchtung preisgibt, gefällt ihm: Kurzes, stoppeliges Haar, aschblond. Ihr langer, schräg geschnittener Pony verdeckt fast die rechte Gesichtshälfte. Unter der Jeansmontur lässt sich ein zierlicher, aber wohlgeformter Körper erahnen.
Stupsnase mit Sommersprossen.
Annie, ganz genau wie Annie ...
„Tina“, stellt sie sich vor. „Ich dachte schon, dass ich die restlichen zwanzig Kilometer auch noch laufen muss. Hat einfach niemand angehalten. Lauter Familienkutschen mit Muttis auf dem Beifahrersitz …“ Während Tina sich anschnallt, lächelt sie ihm dankbar zu und streckt die Doc Martins genüsslich von sich. „Ich war bei einer Freundin. Dass das hier mit dem Trampen so schlecht klappt, hatte ich nicht gedacht, funktioniert auf anderen Strecken immer wie geschmiert.“
Leichtsinniges Studentenvolk!
„Wir haben Samstag, Mädel. Wie viele allein reisende Vertreter sind da wohl unterwegs, was erwartest du? Klaus, übrigens.“

Noch zehn Minuten bis zur Stadt.
Seine Scheinwerfer tasten die Strecke ab, erfassen Seitenstreifen und abgehende Waldwege.
Erste Möglichkeit … vorbei.
Zweite Möglichkeit … Mist! Gegenverkehr, wohl noch nie was von Abblenden gehört?
Jetzt! … Abbiegen!
„Was soll denn das werden?“ Aufgeregt, ungläubig, ängstlich ist sie, kratzt und beißt, versucht aus dem Wagen zu kommen.
Die Türen sind verriegelt und ihre Hektik, mit der sie am Griff zerrt, die hilft ihr nicht.
Er ist stark. Stärker als sie.
Warum schreist du? Warum schreien sie immer? Warum schreien sie immer alle?
Annie! Aufhören! Nicht schreien! Aufhören!
Sie ist still … gut.
Er nimmt die Hand von ihrem Mund.
„Komm, wir fahren nach hause. Ich bin dir doch gar nicht mehr böse. Obwohl es nicht nett von dir war. Du weißt schon …“

Das Rendezvous. Sein Allererstes. Sein Einziges. Die alte Feldscheune. Rosen, unendlich viele Rosen. In Großmutters Garten hatte es nicht die Spur einer Blüte mehr gegeben. Was er ihr alles sagen wollte ...
Schüchterne Erklärungen, anfangs gestammelt, natürlich.
Annies Blicke. Er glaubte, Aufforderung, Verständnis, ... Wärme zu sehen.
Alles fand sich wie von selbst, nicht nur die Artikulierung.
Dann, irgendwann, herabfallendes Heu und gedämpftes Kichern …
Die ganze Klasse hockte auf dem Heuboden. Wie in einer Theaterloge. Und er selber war der dumme August, wiedermal. Dieses laute, ungestüme Gelächter! Annie bedeckte sich rasch mit seinem Hemd, schien verwirrt, sagte, nein, schrie irgendetwas. Er registrierte es wie durch Watte, hörte ihr aber nicht zu, wollte nichts mehr hören. War nicht alles klar, auch ohne ihr Geschwätz?
Diese Scham, diese Enttäuschung, dieses Verlorensein! Diese Wut!


Acht Uhr, Klaus wirft seine Tasche in den Cadillac. Er muss in vier Stunden zurück sein, zurück in seinem richtigen Leben.
Der Keller hat Fortschritte gemacht. Zwei weitere Quadratmeter sind sauber verfüllt und glattgestrichen.
Dreihundert Kilometer später betritt Klaus das große weiße Gebäude, geht mit raumgreifenden, festen Schritten durch helle Flure. Sein Weg führt ihn in die psychiatrische Abteilung.
Das Zimmer ist lichtdurchflutet, tut den Augen weh.
Klaus stellt die Jalousie so, dass ein beruhigendes, angenehmes Halbdunkel entsteht.
Eine bequeme Couch lädt zum Sitzen ein.
Sitzen.
Zur Ruhe kommen.
Ausruhen.
„Sophia Schirmer“, quäkt es aus der Gegensprechanlage.
Die junge Frau kommt herein. Blass und dünn ist sie. Ihre dunklen Augen irren ruhelos und ängstlich durch den Raum.
„Guten Tag, Sophia!“ Klaus nimmt ihre Hand und hält sie mit sanftem Druck kurz fest. Sophia zögert, setzt sich aber dann auf den angebotenen Stuhl. Sie will nicht reden. Klaus kennt die Schweigerin aus den vorangegangenen Sitzungen und lässt ihr Zeit. Kann sein, dass sie ihn nicht mag, ihm deshalb der Therapieerfolg hier versagt bleiben könnte.
Schon beim letzten Termin, erinnert sich Klaus, wollte er ihr einen Kollegen empfehlen. Davon kann jetzt keine Rede mehr sein. Klaus ertappt sich, wie er immer nur auf ihre neue Frisur starrt. Kurz, fast schon stoppelig. Und blond gefärbt. Abgeschnitten der alte Zopf. Sophias neuer Anfang mit neuem Äußeren. Sie sieht jetzt aus wie Annie ...
Schweigsame Minuten vergehen, die irgendwann von seiner Stimme durchbrochen werden. „Sophia? Wir sollten für unsere Gespräche vielleicht einmal ein anderes Umfeld wählen. Vielleicht ist Ihnen der Therapieraum unangenehm? Was halten Sie von einer kleinen Ausfahrt, einfach mal so? Nein, Sie müssen nicht zusätzlich hierher kommen. Samstag, sagen wir um neun? Ich hole Sie ab.“

 

Salve butterblume01,

ein feines Stück Psychopatheliteratur legst Du hier vor. Obwohl das Wesentliche nur angedeutet wird, denkt man sich schon beim ausbetonierten Weinkeller, dass da eine Leiche begraben werden wird ...

Gerade, dass die Szenen, bei denen in anderen Geschichten das Elektronenrastermikroskop zum Einsatz käme und jedes noch so widerliche Detail nachgezeichnet würde, fehlen, macht für mich ihren Reiz aus.

Und tatsächlich schaffst Du, was mir in diesen Geschichten meist abgeht: dass ich Klaus wünsche, er wäre mit seiner Annie glücklich geworden, und hätte höchstens die Klassenkameraden gemeuchelt ...

Du siehst, ich bin voll des Lobes und sage aus ganzem Herzen: mehr vom selben!

LG, Pardus

 

Hallo butterblume!

Auch bei dir komme ich nicht ganz ohne das Zitieren der RS-Regeln aus. Also: Du, dich ... schreibt man in literarischen Texten immer klein (nur in Briefen darfst du es noch groß schreiben, musst du aber nicht). Das Anrede-Sie muss hingegen groß geschrieben werden (um es von allen andern "sie" zu unterscheiden).

So, nun zum Inhalt:

Ab Anfang des dritten Abschnittes war für mich klar, worauf dein Text hinausläuft - obwohl die Hinweise dazu erst im Laufe des dritten Abschnittes kamen. Warum wusste ich Bescheid? Ganz einfach: Da du davor nichts Interessantes schreibst, muss der Text auf eine Art Pointe hinauslaufen. Und welche? Das verrät der Titel.

"gab die Blätter aus." => Sagt man das bei euch in der Gegend so?

"Klaus steigt ins Auto." => Warum bist du auf einmal im Präsens? Dein Text begann in der Vergangenheit. Beim Tempus bleiben.
"Auf der Strecke eine Tramperin." => Und so plötzliche Stichpunktschreibweise klingt selten gut.
=> Ich nehme mal an, dass du in diesem Abschnitt versuchst, Hektik zu erzeugen und den Leser mehr in den Text zu ziehen. Ich finde das nicht so gelungen, weil neben dem Stil auch deine Erzählperspektive plötzlich eine andere geworden ist.
Das liest sich beinahe, als hättest du Anfang des Textes und das weitere hier zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten geschrieben, wobei die Intention zum Schreiben jeweils eine andere war.

"Annies Blicke." => Auch in diesem Abschnitt bist du viel zu stichpunktartig. Ich kann dem Geschehen überhaupt nicht richtig folgen. Und dabei wäre das doch sehr wichtig, denn hier kommst du zu Klaus' Motiv. Diesen Abschnitt müsstest du unbedingt ausbauen, denn er ist der Bedeutendste am Text.

Dann kommt das Ende des Textes. Und damit kann ich nun nichts mehr anfangen. Soll es eine Pointe sein, dass der Irre ein Irrendoktor ist? Ich finde es für den Text total belanglos, ob Klaus nun Psychiater, Schlachter oder Friseur ist.

Tja, nimm's mir nicht übel, aber ich finde den Text vom Aufbau her keineswegs gelungen. Das meiste, was du erzählst, ist unbedeutend. Der Plot, der rote Faden hingegen ist nur in Flusen im Text zu finden. Daran solltest du arbeiten. Den Leser interessiert es nicht, was Klaus beruflich macht, mit wem er Karten spielt, und schon gar nicht das "Grand Ouvert" (wenn der Leser denn weiß, was das ist - ich weiß es nicht).
Der Leser möchte, dass du ihm erzählst wie, und vor allem warum Klaus mordet (und einen Keller baut). Und da er ja ein Serienkiller ist ("Warum schreien sie immer? Immer. Alle."), möchte der Leser auch erfahren, wie er es anstellt, nicht erwischt zu werden (besonders, wenn er auch seine Patientinnen umbringt).

Grüße
Chris

 

Hallöchen, Pardus und Chris!
Herzlichen Dank Euch fürs Lesen und Eure Rückmeldungen!

Pardus, über Dein Lob habe ich mich sehr gefreut, muss unsereins ja schon rot werden. Danke! Danke!

Chris, Du hast mich erstmal mit dem "Du" erwischt, da schäme ich mich erst mal und ändere es dann gleich.
Dass Dir gleich klar wird, wohin es geht, das ist erst mal nicht schlimm. Alles andere hätte mich bei Dir als geübter Schreiberin/Leserin schon sehr gewundert.

Da du davor nichts Interessantes schreibst, muss der Text auf eine Art Pointe hinauslaufen.
No, ja, also ich finds schon interessant, gestehe Dir aber gerne zu, dass Du da anderer Meinung bist. ;)
"gab die Blätter aus." => Sagt man das bei euch in der Gegend so?
Ja, tut man. Das Blatt sind die zehn Karten, die der Skater(nich Skäjter;)) eben auf der Hand hat. Regionale Unterschiedlichkeiten immer möglich.
"Klaus steigt ins Auto." => Warum bist du auf einmal im Präsens?
Weil eben für mich genau hier Präteritum vorbei und Präsens angesagt ist.:Pfeif: Also, ich versuche damit, auch mit der Stichpunktschreibweise, die Dir gleich hinterher auch unpassend scheint, ein wenig Unmittelbarkeit zu erzeugen. Ich denke da aber noch mal drüber nach, ob ich nicht doch gleich im Präsens beginne.
"Annies Blicke." => Auch in diesem Abschnitt bist du viel zu stichpunktartig.
Nö, warum denn? Kann sich doch dabei jeder seine eigenen Erinnerungen an Scheunentreffen o.ä. rauskramen. Was soll denn da sonst passiert sein? Was soll ich die Fliege an der Wand beschreiben, wenn doch im Kopf des Lesers ein viel schöneres Bild stehen kann? :Pfeif:
Ich finde es für den Text total belanglos, ob Klaus nun Psychiater, Schlachter oder Friseur ist.
Ist es ja auch, aber für irgendwas hab ich mich halt entscheiden müssen. Übrigens ist
Irrendoktor
ein böses, böses Wort! Schäm Dich, das sagt man doch nicht.:teach:
Tja, nimm's mir nicht übel, aber ich finde den Text vom Aufbau her keineswegs gelungen. Das meiste, was du erzählst, ist unbedeutend.
Das tut mir sehr leid, und ich nehme, wenigstens hier, niemandem nix übel, sondern im Gegenteil. Jeder hat andere Sichtweisen und die eben auch zu kennen ist sehr wichtig.
Das mit dem Grand Ouvert finde ich zweitrangig. Wer kartet, der weiß, worum es geht und für alle anderen muss die Situation "Kartenspiel" ausreichen. Könnte ich auch weglassen, will ich aber nicht.
Der Leser möchte, dass du ihm erzählst wie, und vor allem warum Klaus mordet (und einen Keller baut). Und da er ja ein Serienkiller ist ("Warum schreien sie immer? Immer. Alle."), möchte der Leser auch erfahren, wie er es anstellt, nicht erwischt zu werden (besonders, wenn er auch seine Patientinnen umbringt).
Ich glaub nicht, dass der Leser wissen will, wie er mordet. Mir als Leserin ist es lieber, wenn im Kopf ein eigener Film abläuft und ich hasse minutiös geschilderte Brutaloszenen. Aber von solch einem Anspruch bin ich mit meinen Geschichten weit weg, ja, ich weiß schon, dass Dir das jetzt auf der Zunge liegt.:D Riichtig! Ich bemühe mich aber.
(besonders, wenn er auch seine Patientinnen umbringt).
Plural ist doch bei der einen nicht angebracht. Ist das so wenig rübergekommen, dass sein Knacks einen visuellen Auslöser braucht?
Auf jeden Fall werde ich über alles nachdenken, danke Dir ganz herzlich!

LG Ingrid

 

Hallo Ingrid

Annie, sommersprossig und stupsnasig, war so wohltuend anders, als die Zopfliesen in ihren gerüschten Kleidchen. Sie hatte ihn nie ausgelacht, wenn ihm die Worte holpernd und stotternd von den Lippen kamen, ein Manko, das Klaus lange nicht in den Griff bekommen hatte. Immer schon waren ihm die Gedanken davongaloppiert, schneller als seine Aussprache gewesen. Einfache Gespräche, oder auch mündliche Leistungskontrollen, gerieten für ihn zum Spießrutenlaufen. Alle lauerten nur darauf, dass er sich verhaspelte, eine Lachnummer zum Besten gab, versagte. Bei Annie hatte er diese Furcht nie gehabt. Sie verschwand nicht gleich nach unverständlichen Lautfolgen. Sie konnte warten, bis sich seine Angst vor den gesprochenen Worten gelegt hatte.
Er sah in Annie mehr als eine verständnisvolle Zuhörerin. Sie war schön. Obwohl sie das mit ihren abgewetzten Jeans und dem stoppeligen blonden Haarschopf wohl selbst nicht so gesehen hätte ...

Kommt einem sehr bekannt vor das bekannte klischee. Also genau solche sitation schon hundert mal im tv gesehen. Nun musst deine Charkter orginel machen, ich bin gespannt.

Unter der Jeansmontur lässt sich ein zierlicher, aber wohlgeformter Körper erahnen.
Stupsnase mit Sommersprossen.
Annie, ganz genau wie Annie.

Mal sehen ob der Plot dahin läuft so ich denke. Ne Ehrliche Meinung er killt sie und dann zimentiert er ihre Leiche ein.

Das Rendezvous. Sein Allererstes. Sein Einziges. Die alte Feldscheune. Rosen, unendlich viele Rosen. In Großmutters Garten hatte es nicht die Spur einer Blüte mehr gegeben. Was er ihr alles sagen wollte ...
Schüchterne Erklärungen, anfangs gestammelt, natürlich.
Annies Blicke. Er sah Aufforderung, Verständnis ...Wärme.
Alles fand sich wie von selbst, nicht nur die Artikulierung.
Dann, irgendwann, herabfallendes Heu und gedämpftes Kichern …
Die ganze Klasse hatte auf dem Heuboden gehockt. Wie in einer Theaterloge. Und er selber war der dumme August gewesen, wiedermal. Dieses laute, ungestüme Gelächter! Sie hatte sich rasch mit seinem Hemd bedeckt, sagte irgendetwas. Er hörte sie nicht.
Diese Scham, diese Enttäuschung, dieses Verlorensein, diese Wut!

Naja sowas war zu erwarten, woher kamen die leute, war Anni da mitdrinnen, aber warum hat sie ihn dann rangelassen oder sich zumindest teilweise ausgezogen, wegen hemd bedecken. Ich glaube nicht das jemand das machen würde. Das wirkt mir sehr gestellt und anni bleibt extrem blass.
Wie gesagt auch sehr vorhersehrbar. Das Ende naja finde ich total unwichtig bsonders das er psychater ist wirkt wie die extra überraschung wirkt aber 0 weil es unwichtig ist. Du hättets ihn auch einfach in der Bar jemanden sehen lassen können und dann kommt der Gedanken und dann ende. Der rest ist unötiges, dem leser vorsetzen was er sich schon selbst denkt.

Ich fand die Story insgesamt okay, aber wie gesagt da kannst noch viel Raushohlen, spannung, mehr Profil für die Charkter etc.

machs gut
Mindfreak

 

Hallo butterblume!

"stichpunktartig"
"Kann sich doch dabei jeder seine eigenen Erinnerungen an Scheunentreffen o.ä. rauskramen. Was soll denn da sonst passiert sein?" => Das ist es eben. Mir fallen tausende Dinge ein, die passiert sein könnten. Von dir als Autorin erwarte ich, dass du mir erzählst, was passiert ist. Ich bekomme bisher kein vollständiges Bild.
Ich frage mich nämlich, was die ganze Klasse in der Scheune macht? Hat Annie sie hergebeten? Wenn ja, warum? Sollte sich Annie, die ja auch noch ziemlich jung ist, wirklich freiwillig für einen Liveporno zur Verfügung stellen?
Und was ist danach passiert? Und so weiter.

"Ich glaub nicht, dass der Leser wissen will, wie er mordet." => Der Leser, der in dem Fall ich sein sollte, möchte es wissen. Es ist mir einfach zu schwammig, immer wieder lesen zu müssen: "Und dann brachte er sie um."
Brutaloszenen liegen mir auch nicht unbedingt, das habe ich gerade gemerkt, als ich "Gemini Contenders" von Robert Ludlum gelesen haben, und dort dem Protagonisten wirklich jeder einzelne Knochen gebrochen wurde, angefangen bei den zehn Zehen.
Aber darum geht es mir nicht. Ich möchte einfach etwas Spezifisches lesen, bei dem ich den Eindruck habe, der Autor weiß, wovon er da erzählt.

"wenn er auch seine Patientinnen umbringt)."
"Plural ist doch bei der einen nicht angebracht. Ist das so wenig rübergekommen, dass sein Knacks einen visuellen Auslöser braucht?" => Letzteres ist angekommen, ja. Aber dass er bisher keine seiner Patientinnen umgebracht hat, steht nicht explizit im Text. Es könnte sein, da er ja definitiv ein Serienkiller ist. Warum sollte er nur Anhalterinnen umbringen?

So, das war's.

Grüße
Chris

 

Hallo Butterblume01

"Während Klaus das Auto in den Hof lenkte, schweiften seine Gedanken zurück."
Das ist eine zu plumpe Überleitung zur folgenden Rückblende.

"Sie hatte ihn nie ausgelacht, wenn ihm die Worte holpernd und stotternd von den Lippen kamen, ein Manko, das Klaus lange nicht in den Griff bekommen hatte."
Wenn eine Rückblende sein muss, dann besser in der einfachen Vergangenheit erzählen. Also z.B. Sie lachte ihn nie aus... Wörter wie "hatte" töten jedes Interesse am Text.

"Seine angerosteten Angeln widersetzten sich jeglicher Bewegung mit ärgerlichem Knirschen."
Wenn sich da gar nichts bewegt, knirscht auch nichts.

Der Kneipenbesuch bringt die Geschichte nicht voran. Würde ich streichen.

Ansonsten habe ich sie mit Genuss gelesen.

Gruß
Asterix

 

Hallo mindfreak, Chris und Asterix,
danke, dass Ihr Euch mit der Geschichte beschäftigt habt!
Also, jetzt habe ich Chris' Anregung mit dem Tempus eingearbeitet. Ganz zufrieden bin ich damit noch nicht, bin mir noch unsicher, ob ich damit nicht etwas "verschlimmbessert" habe.:Pfeif:
Mind und Chris haben dann auch die Situation in der Scheune noch mal angesprochen. Das ist eine Stelle, an der die Beteiligung Annies unklar ist, stimmt. Ist auch eine der beiden Stellen(die andere verrat ich nich:D), bei denen ich alles Mögliche probiert hab, hier eben auch bis hin zu Annies Unschuldsbeteuerungen. Aber wenn der Klaus da mitkriegt, dass sie das Theater nicht forciert hat, jedenfalls nicht wissentlich, ja da kann ich doch dann seine kleine feine Psychose schön zusammenfalten und in den Rundordner sortieren, oder?
Asterix, über die Rückschweifung und die Angeln hab ich auch noch mal nachgedacht und ein wenig umgestellt.
Jedenfalls herzlichen Dank für Eure konstruktiven Anmerkungen!

LG butterblume

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom