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In der Schwebe

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16.08.2010
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In der Schwebe

Er sitzt da und denkt nach. Denkt an Alles und an Nichts. Verschiedene Gedanken schwirren durch seinen Kopf, aber er macht sich nicht die Mühe, bestimmte festzuhalten.
Durch ein kleines Fenster hinter ihm strahlt der Mond sein eiskaltes Licht und gibt dem Raum einen seltsamen, aber zugleich wunderschönen Glanz.
Er sitzt noch eine ganze Weile so da und schaut zu, wie die Schatten von vorbeifahrenden Autos merkwürdig tanzen. Dann legt er sich auf sein Bett und schaut an die Decke. Sie ist mit diesen kleinen Sternen bedeckt, die im Dunkeln leuchten. Je länger er sie betrachtet, desto matter leuchten sie.
Er steht auf, die Tür knarrt leicht, als er sie öffnet. Der Flur ist dunkel und leer, seine Eltern sind nicht zu Hause. Die Wohnungstür geht auf und schließt sich hinter ihm. Viele Stufen später betritt er das Dach. Als er die Tür öffnet, strömt sofort weißes Licht über ihn und lässt ihn leicht schaudern. Ein Blick nach oben, es ist Vollmond. Der Mond, so groß, wirkt zum Greifen nahe. Er setzt sich hin auf den kalten Steinboden und stößt dabei ein leichtes Seufzen aus. Oft saß er jetzt schon hier oben und erneut verschlägt ihm der Anblick des Vollmondes den Atem. Mit weiten Augen blickt er in die Ferne und wünscht sich dort zu sein.
Einmal bis zum Mond fliegen. Sich in die Luft erheben wie ein Vogel, sich vollständig im Mondesglanz suhlen wie ein Schwein im Schlamm. Nun steht er dort oben auf diesem Dach, lässt seinen Gedanken freien Lauf und im Geist wachsen ihm bereits Flügel. Er geht ein paar Schritte zum Rand und schaut nach unten. Sieht die Autos, die Bäume, sieht die ganze Welt und es erscheint ihm alles so klein, so unbedeutend. Er geht noch ein bisschen näher und blickt erneut nach oben auf den Mond. Direkt vor ihm der Abgrund, Wind weht leicht durch sein Haar. Heißt es nicht, wenn man etwas wirklich will, dann kann man es auch? Ein Lächeln umspielt seine Lippen, er weiß, dass er es kann. Einmal frei sein wie ein Vogel.
Und dann geht er den Schritt.
Er schwebt. Glückseligkeit. Er kann fliegen, für einen kurzen Moment, dann fällt er.
Bis zum Schluss hört er nicht auf zu lächeln.
Morgen wird man ihn finden, seine Mutter wird weinen.
Morgen wird in der Zeitung stehen <11-jähriger Junge von Hochhaus gestürzt. Umstände unklar>
Morgen wird man sich Fragen stellen, viele Fragen.
Doch Morgen wird es nicht mehr geben. Für ihn.

 

Hallo Horst,

du hast dich hier wieder an einem sehr kurzen Text versucht. Leider geht der in meinen Augen nicht auf. Was hier fehlt ist der Konflikt, der die Tat glaubhaft macht. Weswegen sich der Junge vom Mond angezogen wird, bleibt so unklar wie der Junge selbst. Dadurch keine Identifikation, was bleibt, ist ein Schulterzucken, ein Klick und vergessen.
Du hast dir auch ein kniffliges Thema ausgesucht. Bzw gleich zwei. Die Magie des Vollmonbdes einzufangen und unverbraucht wiederzugeben, das ist schon Herausforderung genug. Das Ganze in einem Suizid enden zu lassen, überfordert den Text völlig.
Hier muss jedes Wort sitzen und das meiste zwischen den Zeilen transportiert werden. Oder eben das zigfache an Länge her. Und den nötigen Tiefgang.

Mit weiten Augen blickt er in die Ferne und wünscht sich dort zu sein.
das hier scheint der Schlüsselsatz zu sein. Aber es bleibt eben nur ein Satz. Wo genau dort ist, was ihn dorthin treibt ... weswegen er sich wie ein Schwein suhlen möchte ;) ... Es müssen nicht immer alle Antworten geliefert werden, aber dann muss der Text auch tief genug sein, um Freude daran zu haben, selbst nach den Antworten zu fischen.
Insgesamt glaube ich aber, dass selbst bei Ausbesserung nix draus wird, weil Vollmond und Suizid als Hauptthmene zu ausgelutscht sind.

SOweit meine Gedanken, vll kannst du ja was mit anfangen :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Morgen wird man sich Fragen stellen, viele Fragen.
Ach wär das schön, wenn der Text Fragen zuließe. Vom ersten Satz an wird einem da klein klein alles vorgekaut. Es ist nicht eine Frage offen, es ist kein Satz mehrdeutig, es ist gar nichts., weil alles nur genau das ist, was auch in den jeweiligen Sätzen steht. Es ist keine Mehrdeutigkeit in dem Text, die Sätze wirken stellenweise wie ein Protokoll oder Regieanweisungen, und wenn mal nicht beschrieben wird, was für Handbewegungen der Junge macht, kriegt man Reflexionen und Gedanken, die man alle schon mehr als einmal, ja mehr als zehnmal gelesen hat.

Ich frage mich bei so einem Text: Wo ist der Bezug des Autors zu ihm? Warum hat er gerade so einen Text geschrieben? Was hat er zu dem Thema zu sagen? Der Text fühlt sich ja nicht in die Figur des Jungen ein, obwohl der Junge der einzige Gegenstand des Textes ist, also ... was soll das? Einfach einen Zeitungsbericht gelesen und versucht, das in Szene zu setzen, ohne sich wirklich zu involvieren? Oder ... ich würde gerne die Idee hinter sowas verstehen.
Für mich ist das also nicht nur ein schwacher Text, sondern auch ein Text, der in einer Richtung schwach ist, in der es auch nicht besser werden kann, also da ist das Grundgerüst, die Herangehensweise, marode.

Gruß
Quinn

 

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