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In der Warteschleife

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03.12.2002
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In der Warteschleife

Bumm.
Das ist das Geräusch, dass es macht, wenn ich Eva ihren kleinen, zierlichen Kopf von dem nackten Körper blase. Zurück bleibt nur ein Torso wie jeder andere und ein blutiger Fleck mitten im Paradies. Vielleicht sogar noch am Apfelbaum. Ob ich, Adam, dann wohl auch verstoßen werde, oder ist der Apfel die größte aller Sünden? Solche und ähnliche Fantastereien laufen mir im wilden Bildersturm durch meinen Schädel, der unter der bunten Flut von Vorstellungen zu bersten droht und dann wohl nur noch so aussähe, wie Evas Haupt in der gerade erdachten Schöpfungsgeschichte. Ich frage mich oft, ob die Menschen um mich herum auch solche Gedanken haben, oder ob ihre kleinen Hirne alle tot sind und eher unseren hochgelobten Computern gleichen, die vorgeschriebene Befehle verfolgen. Wir haben ein Problem, wir suchen Möglichkeiten, wir lösen es. Lösen wir es nicht teilen wir mit, dass die Eingabe wohl einen Fehler aufweisen muss, denn das ist die einzige mögliche Erklärung, wie etwas so perfektes nicht an sein Ziel gelangen kann. Und wie gerne möchte ich auch in diesem Moment einen solchen Gedanken haben. In diesem Moment, indem ich einmal mehr in einem dieser entzückenden, neu eingerichteten fast food Läden sitze und die Verhaltensweisen der anderen während der Nahrungsaufnahme studiere, aber das Problem ist, dass niemand außer mir sich in diesem Raum aufhält. Laut der wunderschönen Keramikuhr über dem Eingang zur Kundentoilette bin ich vor einer halben Stunde durch den Eingang marschiert, mit dem Willen beseelt mir ein aufgeweichtes Brötchen und ein süßes Getränk zu gönnen, denn man gönnt sich laut Werbung sonst nichts. Und wir wissen, dass uns die Werbung nur das Wesentliche suggeriert. Also los, gönnen wir uns was.

Nun, bis dahin war ja auch noch alles in Ordnung. Ich trank einen Schluck trüber, gestreckter Kapitalistenbrause und las in der neusten Ausgabe eines großen Tagesblattes die Geschehnisse von gestern. Meine Augen fielen langsam zu, da ich mich die ganze Nacht vor dem Fernseher herumgedrückt habe, um nicht in einem Bett mit meiner Frau schlafen zu müssen. Ergo hab ich mich auch da gedrückt und schließlich tut man immer alles zweimal im Leben. Wirklich überraschend war die Welt jedoch, als ich dann vor fünf Minuten wieder aufwachte, denn niemand außer mir war, wie bereits gesagt, in diesem Etablissement ohne Klassenunterschiede.

Schlimmer wurde es, als ich schließlich genau vor einer Minute die Räumlichkeiten verlies, um einen Blick nach draußen zu werfen. Dort war auch niemand. Busse und Autos standen bewegungslos mitten auf der Straße und warteten auf ihre Fahrer. Neben der goldenen Eingangstüre, unter der ich stand, sah ich sogar einen leeren Kinderwagen, indem ein angebissenes Brötchen lag und weit und breit war nicht eine einzige Taube, die sich darüber her machte. Ich ging also wieder rein und dachte nach. Dafür brauchte ich genau 2 Minuten und siebenunddreißig Sekunden. Genau den Zeitraum, den es gedauert hat, dass sich diese Gedanken hier entwickeln konnten. Angst hatte ich rückblickend keine. Verwundert? Ja, aber Angst? Nein. Warum ich keine hatte ist ganz leicht zu erklären, da ich genau wusste, dass ich wie Tausende anderer Menschen gerade in einer Warteschlange stehe. Man wartet immer auf irgendwas und man wartet nie alleine, da es mindestens immer einen gibt, der genau das gleiche will. Was blieb mir also anderes übrig, als mich wieder an meinen Platz zu setzen und darüber nachzudenken, wie ich Eva den Kopf von den Schultern trenne, denn wäre ich noch im Paradies, so müsste ich mir wohl kaum Gedanken darum machen, ob einer der vielen Menschen um mich herum bemerkt, dass ich während des Zeitungslesen eingeschlafen bin und mir ein Bissen im Hals stecken geblieben ist. Ich warte einfach mal und schaue was passiert.

 

Hallo morti,
vorab erst einmal Textkram:
Dein Text wäre viel leichter und angenehmer zu lesen, wenn Du noch den einen und anderen Absatz machen würdest. Nach Rechtschreibfehlern solltest du auch noch einmal sehen.

Der Text an sich ist verwirrend, dennoch interessant. Eine Anschauungsweise, über die man nachdenken sollte. Einzig dem Gedanken mit der kopflosen Eva konnte ich nicht ganz folgen, außer und das ist nur eine vorsichtige Schätzung: Nachdem Eva der Kopf abgetrennt wurde, nehm ich an, nein weiß ich, sie muss tot sein. Folglich wäre es nicht ungewöhnlich, wenn er allein auf der Welt ist. Folglich ist es auch Adam, der da beim Zeitunglesen eingeschlafen ist. andererseits, wer hat dann die Häuser, Busse, etc. gebaut. Und für wen?
Trotz meiner teilweisen Verwirrtheit hat Dein Text etwas, das mir gefällt und mich anspricht.

Liebe Grüße, Susie

 

Hi,
Eva einfach deshalb, weil sie schuld daran ist, dass wir Menschen in dieser Welt leben müssen und nicht im Paradies ;)
aber eigentlich habe ich diesen Namen verwendet, da zu dieser Zeit (wann auch immer die war :Pfeif: ) nur zwei Menschen existierten und es keine Unterschiede gab, bis auf das Geschlecht. Es sollte auch die Verärgerung ausdrücken, die der Prot empfindet.

Ich werde mir den Text nochmals vornehmen. Absätze füge ich jetzt schon ein. Danke für durchaus positive Kritik!!!

Liebe Grüße...
morti

 

Hi morti,

Rätselhaft zu schreiben kann ja für manche Leser Frust bedeuten. Wenn ich so etwas lese ist es eher selbstquälerisches Verhalten, weil ich dann rätseln muss :naughty:

Textzeug

Warteschlange

Mehr Fehler habe ich auf Anhieb nicht bemerkt, aber das ist keine Garantie, dass da nicht weche sind. :dozey:

Inhalt
Die Überschrift finde ich klasse.
Wer hat noch nicht in der Warteschleife gehangen, wo die Zeit sich endlos dahin zieht.

Der Einstieg ist verwirrend. Irgendwie könnte man denken, der Erzähler sei Gott. Das hat mich abgeschreckt. Hätte da nicht morti gestanden, hätte ich weggeklickt.

Dann kommen Reflektionen, die zwar erkennen lassen, dass ein innerer Monolog stattfindet, dessen Kontext ich aber nicht erkenne.
Macht nix, ist bei Gedankensprüngen eben so. Zumindest weiß ich, dass Gott nicht zu mir spricht, sondern ein Mensch :D
Und jetzt steuert der Leser auf die seltsame Handlung zu.
Da sitzt der Protagonist einfach nur in einem Restaurant und plötzlich verändert sich das Zeitempfinden. Alles was er normal durchlebt, ist für andere Menschen so schnell wie ein Gedanke oder umgekehrt: Das Leben in der Außenwelt vergeht für den Protagonisten unendlich langsam.

Sprache
Der ironische Ton zeigt ein bisschen, wie verletzlich der Protagonist ist und wie eingegrenzt er seine Umwelt erlebt. Wenig verstanden und einsam, so sehe ich ihn vor mir.

Das Ende überrascht mich doch ein wenig. Warum findet er sich damit ab, in der Warteschleife zu sitzen? Hat er dadurch mehr Zeit seine Wut zu durchleben? Kann er dadurch ändern, was ihn stört?

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Hallo GD,
freut mich mal wieder was von dir zu hören.
Da hast du dir natürlich auch einen etwas sonderbaren Text ausgesucht ;) der ziemlich stark auf meinen eigenen Gedanken basiert und deshalb wahrscheinlich auch nicht direkt zu durchschauen ist. Aber du bist ziemlich nah dran.
Zum einen soll er aufzeigen, dass man manchmal einfach etwas tun muss, ohne darüber nachzudenken, oder darauf zu warten, dass sich die beste Gelegenheit ergibt. Zum anderen zeigt er, dass egal was man macht, man immer zu warten hat, einfach weil man nicht allein ist, auch wenn es so scheint. Z.B. deute ich am Schluss an, dass er Prot an einem Stück Brot erstickt. Es könnte sich also um eine Nahtoderfahrung handeln und selbst da wartet der Prot darauf, dass man ihm hilft, oder dass man ihn "in den Himmel" lässt.
Natürlich ist der Prot zornig über diese Dinge und er gibt die Schuld an allem anderen (Eva vertretend für den Ursprung), doch er ändert nichts, deshalb bleibt er in der Warteschleife.
Im Grunde absolut negativ, denn auch wenn er was machen würde, würde es ihm nicht helfen. Es geht nur darum, ob man mit sich selbst so im reinen sein kann...
Na ja. So ungefähr ist die Erklärung für diesen Text...ist ja schon was älter ;)

Einen ganz lieben Gruß...
mor

 

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