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In einer rettenden Hütte

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11.05.2010
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In einer rettenden Hütte

Stünde ein Beobachter am Rand der Lichtung, genau dort zwischen der fast vertrockneten Eiche und der von Außen zerfressenen Linde, von wo aus er durch die beiden Fenster der Hütte sehen könnte, sähe er zwei Menschen, die an einem Kamin sitzen. Das flüsternde Knacken des Feuers. Das sonore Geräusch des Wassers, das aus der Porzellankanne in das Glas fließt. Würde der Beobachter zwischen echten Gesten und dem Zucken der Schatten auf dem Fenster unterscheiden können?
“Haben wir noch genug Holz für die Nacht?“, fragte Sebastian eigentlich mehr sich selbst, als Johanna, die neben ihm saß. Sobald er die Frage ausgesprochen hatte, ärgerte er sich darüber, weil es ihm eigentlich egal war, aber jetzt würde er mit Johanna reden müssen, obwohl er eigentlich seine Ruhe haben wollte. „Ja, ich denke schon. Wenn nicht, gehen wir eben raus und holen neues.“, ihre Antwort kam schnell, aber nicht unüberlegt, eher war es das, was jeder Mensch gesagt hätte. Schließlich war sie ein ganz normaler Mensch und nicht so wie Sebastian, der immer Gründe und Ursachen für alles finden wollte. Nein, sie wollte einfach nur glücklich sein, ihren Weg gehen und am Besten niemals einsam sein. In Sebastian begann ein langsames Lodern. Er dachte oder besser hoffte noch, dass er leise genug gesprochen hatte, so dass sie ihn entweder nicht hörte oder sich erschließen konnte, dass ihm die Frage praktisch nur rausgerutscht war, aber dieses Mädchen musste ja immer reden. “Ich will aber nicht rausgehen. Heute zieht noch ein Sturm auf und ich will nicht nass werden oder in den Schlamm fallen nur, weil dir kalt sein könnte, lieber wickele ich mich in eine Decke und schlafe.“
„Aber du hast doch gefragt, ob noch genug Holz da ist.“
„Ist doch jetzt auch egal.“ er spie diese Worte regelrecht auf den Boden, weil er hoffte Johanna würde dann endlich schweigen und ihn wieder seinen Gedanken überlassen. Johanna merkte, dass Sebastian absichtlich so aggressiv gewesen war, um sie zum Schweigen zu bringen, aber das funktionierte nicht mehr, dazu waren die beiden zu lange ein Paar. „Es ist doch immer das Gleiche mit dir, du willst irgendwas und sagst dann, dass ich es will nur, um besser dazustehen. Warum willst du denn nicht raus? Der Mensch braucht Wärme und dafür muss man eben etwas tun, auch wenn man nicht will.“ Nun sah er Johanna an, nicht dass er wütend gewesen wäre über das, was sie sagte, es war dieser dozierende Ton, der ihm zum Lodern brachte. Er hasste es, wenn sie so sprach, wenn sie Axiome als ihre eigene Weisheit ausgab. Jedoch wollte er ganz ruhig antworten, um keinen Streit zu provozieren, schließlich wollte er noch länger auf dem Berg bleiben. „Ich weiß selbst, dass der Mensch Wärme braucht (Er sagte eher Mänsch, um ein wenig zu provozieren), aber dazu muss keiner von uns hinaus in die Kälte & den Regen, wie gesagt eine warme Decke, in die man sich fest einwickelt reicht ganz und gar.“ Johanna war überrascht, sie hatte ,mit Hintergedanken, belehrend gesprochen, weil sie wusste, dass ihn das rasend machte und erst dann war er meist ehrlich. Nun probierte sie es mit einer anderen Taktik. „Aber so ein Feuer ist doch viel romantischer und wir können beide davor sitzen und reden, uns berühren. In einer Decke wird dir außerdem nicht warm, du bleibst warm: das ist ein Unterschied.“
„Das ist kein Unterschied!“ , erwiderte er schnell und forsch, ganz entflammt von der Haarspalterei Johannas, der falschen Differenzierung von der sie wusste, dass ihm das unaufhaltbar rasend machte. Das ,und dass sie seine Schwächen einfach so ausnutze. Ihm war, als wenn seine gesamte Vernunft schmolz. Nein!, er musste ruhig bleiben seine Antwort war schon viel zu direkt und laut gewesen. Er sah das süffisante Glitzern in ihren Augen. Sie wusste es! „Das ist kein Unterschied, Wärme ist Wärme.“, sagte er nun zwar mit einem leichten Zittern in der Stimme, aber dennoch ruhig und gelassen.
Der Beobachter hätte nicht gemerkt, dass die beiden Menschen, deren Schatten er sah, sich unterhalten, da sie die ganze Zeit keine Bewegung getan hatten. Doch er wäre sicherlich gewahr geworden, dass das ehemals tanzende Gelb des Kaminfeuers, nun fest mit einem glühenden Rot verwoben war und das entstandene Orange hätte vorzüglich zu dem Sonnenuntergang gepasst, wäre dieser nicht von grimmigen schwarzen Wolken verdeckt gewesen. Es waren die Wolken, die den Sturm, von dem Sebastian gesprochen hatte, in sich trugen.
„Jetzt sei doch nicht so stur, wir gehen raus und holen Holz, das war´s dann. Noch stürmt es ja nicht und du weißt ja: der kluge Mann baut vor.“
Sebastian musste sich nun eingestehen, dass Johanna Recht hatte. Das Feuer war schon ziemlich niedergebrannnt, eher eine Glut, die nur noch Licht, aber keine Wärme gab. Die Glut in seinem Inneren war allerdings wieder entfacht worden, durch diese einstudierten Worte, die sie bestimmt wieder ihrer Wirkung wegen gesagt hatte. Dann sah er, dass neben dem Kamin noch ein wenig Holz lag. Ein kleiner Haufen zwar, schon ganz staubig und von der Vergangenheit ins Jetzt gerutscht, aber es reichte, um ein Argument daraus zu formen.
„Da liegt noch Holz! Rechts neben dem Kamin“, rief er triumphierend und nun setzte er zum fünten Akt an, „Du konntest es zwar nicht sehen, aber es ist da und brauchbar. Es muss nur einer von uns beiden aufstehen und es in die Glut legen und schon wird es die ganze Nacht brennen und morgen Früh, wenn ich Wasser vom Bach hole bringe ich einfach Holz mit und Keiner von uns muss zu viel tun, um die Wärme zu erhalten.“
Der mittlerweile ganz schwarz gewordene Himmel öffnete sich nun und Myraden von Regentropfen schossen gegen die Hütte, als wollten sie diese auslöschen. Der Beobachter zwischen der Eiche und der Linde würde nun noch die beiden konturlosen Quadrate der Fenster sehen, welche in ihrer roten Färbung in all dem Schwarz und Getöse nahezu heilig wirkten.
Johanna überlegte kurz, was sie nun tun konnte, aber ihr fiel nicht viel ein, nur ihre Standarttricks, also probierte sie einen Klassiker:“ Aber die alten, knorrigen Dinger knacken nicht so schön..(hier hielt sie kurz inne, um Sebastian eingreifen zu lassen, um ihn noch einmal Gentleman sein zu lassen, der er früher gewesen war) aber na gut“, setzte sie nach der Pause resigniert fort, alle Hoffnung fahren lassend,“ Dann vollende eben deinen Nicht-zu-viel-investieren-Plan.“ Er sprang triumphierend auf und riss zwei Holzscheite aus dem kleinen Haufen, als würde er Britannien dafür erhalten. Wenn auch nur fast. Doch völlig unvorhergesehen raste eine riesige Staubwolke hervor, ganz so, als käme sie aus einer anderen Welt und legte sich wie ein Leichentuch über die Glut des Feuers und löschte es vollends. Sebastian wurde gewahr, dass er sein Feuerzeug im Wald verloren hatte.

Vielleicht hätte der Beobachter die Wolke gesehen. Was er jedoch gewiss wahrnahm war, dass die Hütte nun in dem Sturm versank, ganz so wie ein Schiff im Sturm.

Die ehemaligen Passagiere des, den weißen Hafen ansteuernden Schiffes, hofften, die sie umgebenden Stimmen wären Antworten und keine Rufe, denn zum Antworten fehlte ihnen der Mut.

 

Hallo Mueckenberg,
herzlich willkommen!

Die Idee, einen scheinbar simplen Dialog durch aufzeigen der Gedanken und Absichten als etwas ganz anderes zu entlarven, gefällt mir. Die sinngemäße Umsetzung ist dir recht gut gelungen, aber die Textarbeit nicht. Da ist einiges durcheinander, manches (für mich) unverständlich und es wimmelt von Flüchtigkeitsfehlern.
Als Beispiel möchte ich nur das erste Viertel des Textes heranziehen.

Stünde ein Beobachter am Rand der Lichtung, genau dort zwischen der fast vertrockneten Eiche und der von Außen zerfressenen Linde, von wo aus er durch die beiden Fenster der Hütte sehen könnte, sähe er zwei Menschen, die an einem Kamin sitzen. Das flüsternde Knacken des Feuers. Das sonore Geräusch des Wassers, das aus der Porzellankanne in das Glas fließt. Würde der Beobachter zwischen echten Gesten und dem Zucken der Schatten auf dem Fenster unterscheiden können?
„Das flüsternde Knacken des Feuers. Das sonore Geräusch des Wassers, das aus der Porzellankanne in das Glas fließt.“
Das gehört dort nicht hin. Der Beobachter kann diese Geräusche nicht hören. Solche Dinge können nur beschrieben werden, nachdem die Erzählperspektive vom Beobachter gelöst und ins Innere der Hütte gewechselt ist.
„Würde der Beobachter zwischen echten Gesten und dem Zucken der Schatten auf dem Fenster unterscheiden können?“
Wieso ist das wichtig? Ich sehe hier keine Verknüpfung zur Geschichte.

“Haben wir noch genug Holz für die Nacht?“, fragte Sebastian eigentlich mehr sich selbst, als Johanna, die neben ihm saß.
„ …, die neben ihm saß.“ ist überflüssig. Dass die beiden vor dem Kamin sitzen, weiß der Leser bereits.

Sobald er die Frage ausgesprochen hatte, ärgerte er sich darüber, weil es ihm eigentlich egal war, aber jetzt würde er mit Johanna reden müssen, obwohl er eigentlich seine Ruhe haben wollte. „Ja, ich denke schon.
Wechselt der Erzähler zu einer anderen Figur, oder wechselt der Sprecher, macht man einen Zeilenumbruch. Dadurch lassen sich der Text und der Inhalt leichter erfassen.
Sobald er die Frage ausgesprochen hatte, ärgerte er sich darüber, weil es ihm eigentlich egal war, aber jetzt würde er mit Johanna reden müssen, obwohl er eigentlich seine Ruhe haben wollte.
„Ja, ich denke schon.

„Ja, ich denke schon. Wenn nicht, gehen wir eben raus und holen neues.“, ihre Antwort kam schnell, aber nicht unüberlegt, eher war es das, was jeder Mensch gesagt hätte. Schließlich war sie ein ganz normaler Mensch und nicht so wie Sebastian, der immer Gründe und Ursachen für alles finden wollte.
Zeichensetzung geht so: … holen neues.“ Ihre Antwort …
Kürzen: „Ja, ich denke schon.“ Das kann raus. Es ist nur eine beschönigende Version von „ich hab keine Ahnung“. Das Johanna nicht weiß, ob Feuerholz in der Hütte ist, geht auch aus ihrem folgenden Satz hervor.
„… was jeder Mensch gesagt hätte.“ und „… ein ganz normaler Mensch …“ Wer wertet hier, Johanna oder der Erzähler?

Nein, sie wollte einfach nur glücklich sein, ihren Weg gehen und am Besten niemals einsam sein. In Sebastian begann ein langsames Lodern.
Zunächst muss hier wieder eine neue Zeile her:
Nein, sie wollte einfach nur glücklich sein, ihren Weg gehen und am Besten niemals einsam sein.
In Sebastian begann ein langsames Lodern.

„… ein langsames Lodern.“ Das geht nicht. Lodern ist aufgrund der Naturgesetze immer gleich schnell. Es könnte sich hier um ein schwaches Lodern handeln. Oder das Lodern beginnt und breitet sich langsam aus. Das müsste dann etwas anders beschrieben werden.
Im weiteren Text findet sich das Lodern wieder: „… es war dieser dozierende Ton, der ihm (ihn) zum Lodern brachte.“ und noch weiter unten: „… ganz entflammt von der Haarspalterei Johannas“.
Da solltest du auf kontinuierliche (dreistufige) Steigerung achten.

Er dachte oder besser hoffte noch, dass er leise genug gesprochen hatte, so dass sie ihn entweder nicht hörte oder sich erschließen konnte, dass ihm die Frage praktisch nur rausgerutscht war, aber dieses Mädchen musste ja immer reden.
Das passt gar nicht. Sie hat seine Frage bereits gehört und darauf geantwortet. Vorvergangenheit wäre möglich. „Er hatte gedacht …“

Heute zieht noch ein Sturm auf und ich will nicht nass werden oder in den Schlamm fallen nur, weil dir kalt sein könnte, lieber wickele ich mich in eine Decke und schlafe.
Zeichensetzung: … in den Schlamm fallen, nur weil …


Eines noch:

Kälte & den Regen
Das geht gar nicht. In literarischen Texten wird alles ausgeschrieben. „Kälte und den Regen“


Okay, ein letztes Beispiel auf die Schnelle:

Was er jedoch gewiss wahrnahm war, dass die Hütte nun in dem Sturm versank, ganz so wie ein Schiff im Sturm.
Wortwiederholung:
Was er jedoch gewiss wahrnahm war, dass die Hütte nun in dem Sturm versank, ganz so wie ein Schiff.
Oder:
Was er jedoch gewiss wahrnahm war, dass die Hütte nun versank, ganz so wie ein Schiff im Sturm.


Gruß

Asterix

 

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