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In Guten, sowie in Schlechten Zeiten

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07.11.2006
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In Guten, sowie in Schlechten Zeiten

In Guten sowie in Schlechten Zeiten, hiess es. Bis das der Tod euch scheidet, hiess es. Für alle Ewigkeit, sollte man meinen. Weit gefehlt. Die Illusion einer funktionierenden Ehe wurde ihm brutal genommen und hatte ihn in die grässliche Wirklichkeit zurückgeschleudert. Wie konnte er nur so naiv sein und sich dieser Traumvorstellung hingeben? War es vielleicht der animalische Drang der seinen Weg suchte?

John wendete sich von dem Fenster und begann seine kleine und mit dem Nötigsten eingerichtete Wohnung zu betrachten. Sie war leer. Die Wärme, die einst auch die schäbigste Wohnung zum Glühen gebracht hätte war nicht mehr da. Nun hingegen glitt sein Blick über eine kalte und düstere Wüste der Verzweifelung. Es gab nichts womit er sich ablenken konnte. Wohlmöglich hätte er es dennoch nicht geschafft. Zu tief sassen die Wunden der Vergangenheit die nicht zu heilen begannen.

Immer wieder die gleichen Vorwürfe an sich selbst, immer wieder die gleichen Fragen. „Was habe ich ihr oder der Menschheit angetan?". Doch selbst nach zwei Jahren der Verdammnis wusste er die Antworten auf seine Fragen nicht. Es gab einfach keine. Er war ein guter Ehemann. Weder hatte er seine Frau betrogen, noch angelogen. Niemals hatte er seine Hand gegen sie erhoben. Stets war er an ihrer Seite wenn sie ihn gebraucht hatte. Nie hatte er die Augenblicke versäumt, ihr zu zeigen wie sehr er sie liebte. Und was war der Dank dafür?

Eines Tages hatte sie es ihm beim Nachtessen gebeichtet. Vielleicht ist gebeichtet das falsche Wort, denn sie hatte ihm in klar verständlichen und kurz formulierten Sätzen erklärt, dass sie ihn verlassen werde. Als hätte sie ihm gerade erklärt, dass sie beim Coiffure gewesen wäre, ass sie weiter und genoss sichtlich die Spaghettis. Damals war er einfach zu schockiert gewesen, um nach dem Grund zu fragen. Eine Woche später war er wieder ein Single, der zwar formell verheiratet war, sich aber mit dieser Urkunde genau so gut den Arsch abwischen konnte. Und einen Monat später wusste er auch den Grund dafür. Ein 27 jähriger Kubaner, mit Muskeln, als würde er Tag und Nacht im Fitnessstudio verbringen. Mehr konnte er über den Glücklichen nicht in Erfahrung bringen, denn bei dem Versuch ihn zur Rede zu stellen, brach sich John den Kiefer und eine Rippe. Allein schon die Erinnerung an diese Begegnung bereitete ihm Schmerzen. Daher versuchte er sie so schnell wie möglich zu verscheuchen.

John schaute auf die Uhr und erschrak. Es war bereits nach Mitternacht und er hatte noch kein Auge zugemacht. Somit war wieder klar, dass er diese Nacht ohne Schlaf verbringen würde. Seit der Trennung von seiner Frau Clara leidete er an Schlafstörungen. Jegliche Medikamente, welche er von seinem Hausarzt alle 2 Monate bekam, schienen bei ihm ihren Dienst zu verweigern. Doch diese Tatsache wunderte John nicht sonderlich. Sein Glück hatte ihn bereits vor langer Zeit verlassen.

Auf dem Weg in die Küche griff er nach dem Telefon und hätte beinahe ihre Nummer gewählt. Auch wenn er es wollte, er konnte immer noch nicht glauben das sein Traum ausgeträumt war. Immer wieder die gleichen Ausreden, die ihn dazu bewogen, sie anzurufen. Und jedes Mal schleuderte er das Telefon in grossem Bogen auf das Sofa. Es war sinnlos. Sie war glücklich und er wollte dieses Glück nicht zerstören, auch wenn es früher oder später seinen Untergang bedeutete. Nicht selten stand er vor seinem Fenster und sah in die Tiefe. Es wäre ein Leichtes gewesen, seinem Leiden ein Ende zu bereiten. Und dennoch hatte er bisher den allerletzten Schritt nicht gewagt. War er zu feige? Oder hielt ihn dennoch etwas an diesem trostlosen und erbärmlichen Leben. Falls es so war, dann wusste er nicht was. Nachdem er in der Küche ankam und das Licht anmachte, wurde ihm erneut bewusst, in was für einem Loch er lebte. Vielleicht wäre der erste Schritt zurück in die Gesellschaft der gewesen, sich eine neue Wohnung zu suchen. In einem anderen Quartier oder vielleicht in einer anderen Stadt. Ein Neuanfang, wie d ihn viele vor ihm auch geschafft hatten. Doch dazu fehlte ihm immer noch die Kraft. Der Kühlschrank war genauso leer wie sein Inneres. Abgesehen von einer Flasche Cola und einem halb gegessenen Thunfischbrot war weit und breit nichts zu sehen. In einer Sache war ihm sein Schicksal vielleicht doch entgegen gekommen. Er trank keinen Alkohol. Der Versuchung, seine Schmerzen zu ersäufen, konnte er trotz seiner seelischen Schwäche widerstehen.

Nachdem er sich ein Glas Cola eingeschenkt hatte und zurück in das Wohnzimmer gegangen war, schaltete er seinen 36“ Fernseher ein. Im Normalfall wurden zu dieser Zeit nur Sexwerbungen und Wiederholungen von Talkshows gesendet. Ohne grosse Hoffnung und Vorstellung zappte er durch die Kanäle und ertappte sich dabei, wie er auf einem Deutschen Privatsender stoppte. Das Bild, dass er sah, war so absurd und unreal, dass er fast laut aufgelacht hätte. Eine Blondine in den Armen eines Südländers die sich innig küssten. Sie liebten sich auf der Veranda eines Einfamilienhauses, dass aus einem kitschigen Country-Liebes-Film hätte stammen können. Die Sonne war bereits am untergehen und ihr Licht fing den perfekten Moment in einem romantischen sowie auch ewig währenden Bild auf.

Spätestens jetzt war sich John sicher: Es gab keinen Gott. Und wenn doch, dann war er ein Sadist Dritten Grades. Niemand konnte absichtlich einem Menschen das Herz bei lebendigem Leib rausreissen und dabei noch darauf rum trampeln. Eine Träne der Verzweiflung rang sich ihren Weg über sein Gesicht. Sein Herz fing schneller an zu pochen und trotz den Qualen, welche er in diesem Augenblick durchlebte, konnte er weder den Fernseher ausschalten noch seinen Blick von dieser bizarren Idee eines Produzenten wenden. Als das Drehbuch für diesen Film geschrieben wurde, dachte er sich, musste der Eigentümer verliebt gewesen sein. Er konnte sich keinen anderen Grund dafür vorstellen, warum ein Mensch sonst solche Wahnvorstellungen von einem perfekten Moment hatte.

Vielleicht war es genau dieser Ausschnitt, der ihn dazu bewegte, zurück in die Küche zu gehen. Sein Wille war gebrochen und seine Kraft am Ende. Kein aufrichtiger Mann hatte es verdient, solch Schmerzen erleiden zu müssen. Mit einer Entschlossenheit, die er lange Zeit nicht mehr gespürt hatte, öffnete er die Besteckschublade und griff nach dem Brotmesser. Nachdem er die Schublade mit einem solchen Wucht zuschmetterte, dass das Geschirr klirrte, machte er sich auf seinen letzten Gang. Seine Gefühle tanzten wie auf einer Technoparty zu dem immer schneller werdenden Beat seines Herzens. Er kniete sich vor das einzige Bild seiner Exfrau, dass er noch besass. Nie hatte er den Willen dazu gehabt, diese grosse Erinnerung aus seinem stetigen Auge zu entfernen. Er kniete sich vor den Salontisch und dachte noch einmal an die wunderschönen Momente, die er mit ihr erlebt hatte. Momente, welche einem Menschen das Gefühl geben, den Sinn des Lebens gefunden zu haben. Es war nur ein kleiner Augenblick, nicht einmal eine Sekunde, in der sein Armmuskel sich anspannte und seinem letzten Befehl gehorchte. Er war des Kämpfens müde und genehmigte sich nun den wohlverdienten Schlaf.

Noch während er verblutete, fragte er sich wie sie reagieren wird, wenn sie von seinem Ableben erfuhr. Würde es ihr weh tun oder wäre es ihr gänzlich egal? Die Antwort auf diese Frage sollte er nie erhalten…

 

Mareo schrieb über seine Geschichte:

Ich möchte vorweg erwähnen, dass das meine erste Geschichte ist. Daher würde ich mich über konstruktive Kritik und natürlich auch Lob freuen.
Derlei Hinweise bitte immer als separates Posting unter die Geschichte setzen.

 

Hallo Mareo,

herzlich willkommen hier in diesem Forum.

Deine Geschichte beschäftigt sich mit dem Kummer eines Mannes, der von seiner Frau verlassen wurde. Ich dachte mir schon gleich am Anfang: "Na, der wird doch nicht hoffentlich am Ende ..." Aber genaus so geschah es dann. Leider.

Die Geschichte selbst kreist immer und immer wieder um diesen sich in seinem Kummer selbstzerfleischenden Prot. Die Beschreibung dieses Zustands ist spröde und wirkt in ihren Inhalten eher oberflächlich. Als Leser ist man relativ schnell entnervt, weil die Erkenntnisse so gar nichts Neues bieten, es liest sich fast so, als würde man einem Unglücklichen die ganze Zeit beim Seufzen zuhören. Und so plätschert das Geschehen mit einer längst vorausgeahnten Zwangsläufigkeit auf ihr pseudo-tragisches Ende zu - ohne dass ich mich irgendwie davon wirklich berührt fühlte. Vielleicht habe ich auch einfach schon zu oft über Liebeskummer gelesen.

Das Thema bietet ohnehin kaum noch neue Wege, aber du hast dir die besonders breit getrampelte Pfade ausgewählt. Immerhin hast du es dir verkniffen, den Prot sich auch noch besaufen zu lassen. Er trinkt Cola, das ist doch schon mal was anderes.

Es tummeln sich noch einige Fehler im Text herum. Richtig schlimme sprachliche Schnitzer gibt es aus meiner Sicht nicht zu bemängeln. Sprachliche Feinheiten konnte ich allerdings auch nicht entdecken.

Vom Hocker hat es mich alles in allem wirklich nicht gerissen. Ich hoffe, du verzeihst mir diese ehrliche Kritik, auch wenn's deine erste Geschichte ist. Die erste hier im Forum, oder auch die erste überhaupt?

Ich wünsche dir trotzdem viel Spaß hier und viele neue Einfälle.

Grüße von Rick

 

Vielen Dank!

Hallo Rick,

vielen Dank für deine Kritik. Schön hast du dir die Zeit dazu genommen und mir Verbesserungsratschläge gegeben.

Es ist meine erste Geschichte überhaupt. Deswegen ist es mir umso wichtiger Erfahrungen mit versierteren Schreibern auszutauschen. :thumbsup:

Vielen Dank nochmals.

Gruss

Mareo

 
Zuletzt bearbeitet:

Also für die aller erste Geschichte finde ich, dass du schon gute Voraussetzung zum Schreiben hast und darauf aufbauen kannst.

Es ist fast sowas wie eine erste Lektion im kleinen 1 x 1 des Schreibens, dass man meistens zuerst über eine kaputte Liebe, die daraus resultierende Qual mit der meist folgenden tödlichen Konsequenz schreibt.

Insofern lass dich nicht entmutigen, ich wünsche dir noch viele andere Kommentare.

Grüße von Rick

 

Hallo Lea,

dennoch danke für deine Vorschläge! Bin froh drum.

Könntest du mir vielleicht noch etwas zum Inhalt schreiben? Vielleicht was inhaltlich nicht gefallen hat.

Danke im Voraus :)

Gruss

Mareo

 

Vielen Dank für deine ausführlichere Antwort Lea. Wie schon gesagt, ist es mir wichtig. Nur so kann ich lernen.

Umso mehr Kritik bzw. Vorschläge, umso besser wird die nächste Geschichte. Bitte um mehr Meinungen...

Gruss

Mareo

 

Dankeschön das du dir nochmals die Mühe gemacht hast, einem Anfänger zu helfen. Ich werde mir deine erwähnten Punkte genau anschauen und versuchen, es beim nächsten mal umzusetzen.

Vielleicht sollte ich auf einige Punkte eine Stellung dazu nehmen..

lea victoria schrieb:
Nachtessen habe ich noch nie gehört, wo sagt man denn sowas?

Es müsste wohl Abendessen heissen... Einfluss des Schweizer Dialekts :)

lea victoria schrieb:
Was habe ich mir unter einem Sadisten dritten Grades vorzustellen?

Hier wollte ich eigentlich nur, den Sadisten noch extremer darzustellen...


lea victoria schrieb:
Mir fällt erst jetzt auf, dass er sich mit einem Brotmesser die Adern öffnet, was aufgrund der beschaffenheit eines solchen Messers, erstens höllisch weh tun dürfte, und auch etwas Zeit in Anspruch nimmt.

Das das Verbluten Zeit in Anspruch nimmt, wage ich nicht zu bezweifeln. Das es höllisch wehtut, ebenfalls nicht. Der Prot hat einfach das nächst beste Werkzeug genommen, das ihm in die Hände kam. Wohlmöglich hätte er sich sonst noch anders überlegt...


Nochmals vielen Dank! Deine Geschichten sind übrigens toll! :)

Gruss

Mareo

 

Hallo Mareo,

auch von mir ein "welcome"!
Das Gute zuerst:
Deine Geschichte ist klar strukturiert, sie hat einen Faden.
Deinen Sprachstil finde ich auf jeden Fall ausbaufähig.
Du gehts gut mit Kritik um
Deshalb: üben, üben, üben und wenn du mit Spaß und Neugier dran bleibst, dann wirst du ganz schnell bessere Geschichten schreiben!

Inhaltlich muß ich meinen Vorrednern beipflichten. Nichts Neues, keine Wendung, vorhersehbares Ende.
Aber für dich einen Anfang.

Und so kann auch ich nur sagen: dran bleiben.

Liebe Grüße
Katinka

 

Hallo Katinka!

Meiner Meinung nach muss man mit Kritik umgehen können, nur so kann man sich verbessern...

Auch danke für dein Feedback... Und es tut gut lesen zu können, dass man in gewisser Hinsicht auf dem richtigen Weg ist. Das spornt zusätzlich an!

Gruss

Mareo

 

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