Intensiver
(Dieser Text beinhaltet eine überarbeitete Version des Textes „Kurzer Einblick in die Bulimie“, vielen fehlte die Tiefe, deshalb der Titel)
Ich habe mir eine Riesenpizza, einen Salat und einen Nudelauflauf rein gezogen, das Ganze mit einer Tafel Schokolade abgeschlossen und habe Angst gehabt das mir der Magen platzt, so dick und straff war mein Bauch. Ich habe ihn festgehalten als ich in´s Bad ging. Aber ich war während dieser Fressorgie so glücklich. Ich musste nicht über meine Probleme grübeln, ich konnte dem Hunger, der mich verhöhnte, wütend in meine Kopf stampfte, an mir nagte, endlich nachgeben und mich einfach voll stopfen, Gott was war das geil. Eine Genusswelle, nein eine Flut der Genüsse, hat mich überwältigt. Plötzlich war alles schön, mein Leben das Tollste und der ganze Frust des vorangegangenen Tages war wie weg geblasen. Ich wusste ganz genau, alles wird gut.
Bis zu dem Moment, als die Angst hoch gekrochen kam, die Angst davor, fett zu werden, wieder wie früher auszusehen, nicht mehr die schöne Dünne zu sein. Alles was ich erreicht habe, wäre dann verloren, ich wäre wieder die, die von den Verkäuferinnen mitleidig als Dicke angesehen werden würde. Niemals soll das wieder passieren. Mir ist durch den Kopf geschossen aus wie vielen Kalorien meine Fressorgie bestanden hat und Panik hat mich ergriffen. Ich musste das Zeug wieder loswerden und zwar so schnell wie möglich. Aber ich habe Mist gebaut…
Die Schokolade verklebt mir den Magen und so ich kriege das ganze Zeug einfach nicht raus, ich haste zurück in die Küche und schütte Sprite in mich hinein, jetzt etwas warten und dann wird es schon gehen. Ich eile zurück zum Klo, hoffe, flehe, bete, dass es jetzt klappt und wage es nicht mir auszumalen, was passiert wenn es nicht klappt, was ich mit dem ganzen Ballast in mir mache. Etwa verdauen?? Nein, das würde ich nicht ertragen können.
Endlich kommt der erste Schub, an dem ich fast ersticke, verdammte Schokolade, aber er kommt. Jetzt weiß ich, dass ich es schaffen kann alles raus zu bekommen. Es kostet viel Kraft und mein Zäpfchen lässt sich nur schwer reizen, da reicht nicht mehr ein Finger, da müssen zwei benutzt werden. Der nächste Schub kommt und ich bin nicht schnell genug und kotze mir auf die Hand. Ich ekle mich vor mir selber. Ich wische meine Hand sauber, trinke einen Schluck Wasser und mache weiter so lange es noch so gut klappt. Ich versuche entspannt zu sein, denn wenn mein Zwerchfell sich verkrampft dann kann es passieren, das gar nichts mehr kommt und dann muss ich wieder zu diesem Arzt, der mir Spritzen in den Hintern haut und mich fragt warum ich so etwas überhaupt mache. Der kann Fragen stellen! Endlich merke ich, dass es dem Ende zugeht, denn in der Kotze ist schon etwas Galle. Damit kann ich zu 90% sicher sein, das ich fast alles raus habe. Und für die 10% Ungewissheit gibt es ja noch das Abführmittel. Das verursacht zwar höllisches Bauchweh, aber besser dieser Schmerz, als ein Risiko von 10%.
Ich habe mir die Seele aus dem Leib gekotzt, ich zittere und mir ist noch übler als vorher, aber endlich ist der Druck aus meinem Magen fort.
Das Klo sieht katastrophal aus, überall sind Spritzer von meinem Erbrochenen, selbst an den Wänden links und rechts. Ich putze alles weg und fühle mich hundeelend, mein Körper ist schwach, der Magen schmerzt und ich schäme mich. Fühle mich ekelig, habe verquollene Augen, rieche nach Kotze und weiß, dass es das alles nicht wert war. Der Hunger wird gleich wieder kommen, vielleicht gebe ich ihm noch mal nach, vielleicht nehme ich auch einfach eine Schlaftablette um den Hunger nicht zu spüren. Ich ziehe mich nackt aus und stelle mich vor den Spiegel, aber ich sehe nur einen Bauch, der zu dick ist und mit dem ich nicht leben will.