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Invictis victi victuri

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16.09.2004
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Invictis victi victuri

„Dudum, dudum, dudum, dudum.“
Das Pochen meines kleinen Herzens dröhnte wie gewaltige Paukenschläge in meinen Ohren. Es war so laut, dass ich fürchtete, die anderen würden es hören. Nur mit Mühe konnte ich das Zittern meiner Hände unterdrücken. Kalter Schweiß hatte sich auf meiner Stirn gebildet. Nervös glitt mein Finger über den Abzug des MGs. Frucht vernebelte den rationalen Ablauf meiner Gedanken.
„Achtung! Auf drei gehen wir rein“, quäkte Edgar, unser Kommandeur, über Funk.
„Eins...zwei...drei.“
Lautlos glitt das riesige Stahltor auf und wir marschierten durch die erste Schleuse hindurch.
„Gebiet Alpha gesichert. Geigerzähler meldet nichts. Luftkonzentration normal, keine schädlichen Stoffe vorhanden. Das is ’n besseres Gemisch als draußen!“, kommentierte Bob, der Mann für Analysen.
„Erstes Schleusentor wieder schließen, zweites öffnen“, befahl Edgar mechanisch.
„Gebiet Beta eins gesichert. Alle Werte im grünen Bereich.“, meldete Bob sich wieder, nachdem sie die zweite Barriere geöffnet hatten.
Mit einem Gefühl zwischen Horror und Faszination starrte ich in den schwarzen Schlund, der sich vor uns aufgetan hatte. Die Lampen an unseren MGs durchschnitten die Dunkelheit und ließen die Umrissen einer gigantische Halle erkennen.
„Merkwürdig. Da hat jemand die gesamte Anlage abgeschaltet.“, brummte Bob.
„Gut beobachtet. Wir werden uns als erstes in Sektion Beta 3 begeben. Das liegt zwanzig Stockwerke unter uns. Dort befinden sich die Stromgeneratoren. Unsere Aufgabe besteht darin, sie wieder in Betrieb zu nehmen, damit der Hauptrechner hochgefahren werden kann. Also etwas Beeilung, wenn ich bitten darf. Es wird ein langer Abstieg. “, erwiderte Edgar.

Während wir durch die Halle marschierten, hielten wir aufmerksam nach dem Auslöser des mysteriösen Vorfalls aus Ausschau. Der Klang unserer Stiefel auf dem steinernen Boden ließ einen dumpfen Geräuschpegel anschwellen. Der Schall durchdrang die Totenstille und wurde an den entfernten Wänden reflektiert.
„Wo sind die Leute hin? Ich dachte, hier arbeiten an die zweitausend Menschen?“, fragte Thomas und ich konnte seiner Stimme entnehmen, dass er ebenso nervös wie ich war.
„Wenn du bei der Besprechung zugehört hättest, wüsstest du, dass es Sicherheitskammern gibt, in die sich das Personal im Falle einer Unregelmäßigkeit begibt.“, antwortete Edgar genervt.
„Immerhin legt das die Antwort nahe, dass etwas Unangenehmes passiert sein muss. Irgendwie muss aber genügend Zeit vorhanden gewesen sein um die Sicherheitsräume zu erreichen. Passt allerdings nicht damit zusammen, dass das Sicherheitsbüro hier unten die Hauptstelle nicht benachrichtigt hat. Ja, nicht einmal der Computer selbst hat es uns gemeldet... und überhaupt, müsste der Hauptcomputer keine Notstromversorgung haben?“, dachte ich laut nach.
„Hat der Laden eigentlich keine Kameras? Wir könnten ansonsten mal überprüfen, was die aufgenommen haben. Würde sicherlich weiterhelfen“, unterbrach mich Bob dabei.
„Keine Zeit. Unsere Aufgabe ist es, die Anlage wieder hochzufahren. Ob der Hauptcomputer ein Notstromaggregat besitzt oder warum es nicht funktioniert, können wir herausfinden, sobald die Aggregate wieder ihre Energie ins Netz speisen. Jede Stunde, nein, jede Sekunde, welche diese Anlange nicht in Betrieb ist, kostet unser Unternehmen Unsummen an Geld. Falls du es vergessen hast, wir werden auch danach bezahlt, wie schnell wir sind. Und jetzt hört mal mit dem Kaffeeklatsch auf. Ist ja schlimmer als bei meiner Frau zu Hause!“
„Super, ich habe aber keinen Bock, in irgendeine Katastrophe reinzulaufen! An was wird denn hier unten überhaupt geforscht?“, bemerkte Bob trotzig.
„Ich bin hier der Kommandant. Solange du unter meinem Kommando stehst, machen wir, was ich sage. Noch eine weitere Bemerkung dieser Art und ich werde es später in meinem Bericht vermerken. Haben wir uns verstanden?“
„Natürlich, Kommandant.“, erwiderte Bob, wobei der sarkastische Unterton nicht zu überhören war. Doch Edgar schien intelligent genug, um nicht darauf einzugehen.

Stumm marschierten wir durch die dunkle Halle in Richtung der Aufzugschächte. Der Abstieg erwies sich als einfaches Unterfangen. Von der Abstiegsstelle waren es nur noch wenige Meter und wir würden den Energieversorgungsraum erreichen.

„Sagt mal, habt ihr auch Geräusche gehört, als ihr an der siebten Etage vorbeigekommen seid?“, fragte Thomas leise. Nun war er nicht mehr nur nervös, sondern das Zittern in seiner Stimme verriet, dass er Angst hatte.
„Wenn wir wieder draußen sind, solltest du dich von meinem Nervenarzt untersuchen lassen. Vielleicht kann der was gegen deine Geräusche unternehmen.“, versuchte ich zu witzeln, um ihn ein bisschen aufzuheitern.
„Ich hab auch was gehört.“, murmelte Bob.
„Hört ihr immer noch was?“, fragte Edgar.
„Nein.“, schüttelte Thomas den Kopf.
„Sehr gut. Dann lasst uns jetzt weitergehen. Wahrscheinlich Personal, das es nicht rechtzeitig in die Sicherheitsräume geschafft hat. Jetzt versucht es, irgendwie auf sich aufmerksam zu machen. Hätten ja auch einfach mal in jeder Etage welche installieren können“, erklärte Edgar gereizt.
„Sollten wir nicht nachschauen, ob es denen gut geht?“, fragte ich vorsichtig.
„Nein. Wie vorhin schon einmal erwähnt, lautet unser Auftrag, die Generatoren wieder anzuschalten und den Computer hochzufahren. Solange dieser nicht erfüllt ist, werden wir uns weder Videoaufnahmen anschauen, noch um das Personal kümmern. Sollte hier irgendetwas bedrohliches passiert sein, werden wir das schon früh genug bemerken. Verstanden?!“, bellte Edgar.
„Wenn sie Glück haben, dann sind sie bald da raus, ich meine, wir sind ja gleich beim Generator...“, während Bob noch weiterredete, waren wir schon an unserem Ziel angekommen. Nur noch eine einzige Tür trennte uns von der Energiequelle.
Edgar hatte seine Chipkarte schon halb herausgezogen, musste dann wohl gemerkt haben, dass sie zur Zeit nicht funktionierte und machte sich daran, in einen Kasten neben der Tür, einen Code einzugeben.
„Zum Glück gibt es hier wenigstens ein mechanisches Schloss! Wenn man sich den Code nur mal einfach merken könnte“, brummte unser Kommandant und trommelte nervös auf den Kasten ein.
„Pff, sonst hätten wir sie eben aufgesprengt.“, erwiderte Bob schulterzuckend.
Keiner antwortete darauf. Das einzige Geräusch, das noch ertönte, war das Tippen auf der Tastatur. Plötzlich durchbrach ein fernes Poltern die Stille.
„Habt ihr es dieses Mal gehört?“, flüsterte Bob.
„Jap. Aber egal, lasst uns jetzt reingehen.“, erklärte Edgar und gab die letzte Zahl ein.
Die Tür schwang knarrend auf und wir schlüpften eilig hindurch. Danach schloss Edgar die Tür wieder.
„Thomas, kümmerst du dich um die Elektronik?“
Keine Antwort.
„Thomas?“
Keine Antwort.
„Was zur Hölle... wo ist der hin?“, fragte Edgar nervös.
„Der, der war doch gerade noch da.“, rief Bob erstaunt.
„Versuch es doch mal übers Interkom.“, schlug ich vor. Das Zittern meiner Hände war stärker geworden.
„Hatt’ ich gerade schon an.“
„Okay, das ist wirklich... merkwürdig!“, kommentierte ich, wobei der Geistesblitz nicht unbedingt zur Lösung der Situation beitragen würde.
„Hätten uns doch bloß schon mal die Videoaufnahmen angeschaut. Jetzt können wir nicht mal mehr den Strom anstellen, weil unser Mann für die Technik mal einfach so verloren gegangen ist!“, moserte Bob aufgebracht.
„Das reicht mir jetzt. Du wirst definitiv einen Vermerk bekommen, sobald wir diese Mission hinter uns gebracht haben.“, erwiderte Edgar nicht weniger gereizt.
„Na, danke schön. Wenn wir bis dahin überhaupt noch leben. Vielleicht sollte ich auch vermerken, dass wir durch deine Fehlentscheidung möglicherweise soeben ein Teammitglied verloren haben.“
Unser Kommandant sah so aus, als würde er Bob jede Sekunde eine scheuern. Doch nichts geschah. Mit einer Stimme, die Stahl wie Butter hätte schneiden können, erwiderte er: „Das wird ein Nachspiel haben. Darauf kannst du dich verlassen.“
„Ja, darauf kannst du dich verlassen.“, erwiderte Bob kalt.
Ohne ihn zur Kenntnis zu nehmen, sagte Edgar zu allen: „Wir gehen gesammelt wieder raus, damit nicht noch einer verloren geht, und suchen Thomas. Weit kann er ja nicht sein.“
So standen wir nach kurze Zeit wieder auf der anderen Seite der Tür und marschierten langsam in die Richtung, aus der das Poltern gekommen war.
„Thomas? Thomas, kannst du uns hören?“, rief Edgar vergeblich durchs Interkom.
Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Unsere Lampen konnten zwar zu einem gewissen Grad die Dunkelheit um uns herum vertreiben. Von dem, was dahinter kommen würde, doch malte sich meine Fantasie düstere Bilder aus.
Als wir eine halbe Stunde ohne ein Anzeichen auf Thomas die Gänge und anliegenden Räume um den Generatorraum abgesucht hatten, erklärte unser Kommandant entschlossen: „Hiermit breche ich die Mission ab. Wir gehen zurück an die Oberfläche und melden den Verlust unseres Technikers. Mit einem neuen Mann gehen wir dann so schnell wie möglich wieder runter und schalten die Generatoren an. Die Suche führt zu nichts!“
„Wie, und Thomas willst du hier verrecken lassen? Wer weiß, was dem zugestoßen ist!“, kommentierte Bob ärgerlich.
„Wenn keine Einwände sind, dann können wir ja gehen!“, sagte Edgar.
Wiederwillig setzte sich die kleine Gruppe in Bewegung.

Hinter zwei meiner Waffenbrüder betrat ich den Schacht und griff nach den Sprossen, um den Weg nach oben anzutreten. Der Rückweg würde um einiges stärker an den Kräften zehren als der Hinweg. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, per Aufzug wieder zurück in die oberste Etage der Anlage zu gelangen.
Plötzlich ertönte ein schrilles Quietschen, dann ein Knall. Erschreckt rutschte ich die wenigen Stufen, die ich schon nach oben geklettert war, wieder zurück und sprang in die zwanzigste Etage zurück. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie die beiden Soldaten vor mir von einem dunklen Etwas erfasst und mit in die Tiefe gerissen.
Kurzatmig und mit rasendem Herzen lag ich auf dem sicheren Boden und rang in mir mit der Panik, die mich zu überwältigen drohte. Bob und Edgar hatten es zum Glück auch geschafft.
„Scheiße, was war das? Was ist mit den anderen beiden passiert?“, fragte Bob mit zittriger Stimme. Bis zu diesem Ereignis, hatte er sich zwar ein bisschen geängstigt, wirkliche Frucht hatte man ihm allerdings nicht anmerken können. Doch nun war auch bei ihm der Damm gebrochen.
„Die, die sind vom Aufzug erfasst worden und mit in die Tiefe gerissen worden.“, antworteten meine Lippen, ohne das mein Herz deren Inhalt verstand.
„Dann, dann sind wir jetzt nur noch zu dritt?“, fragte Bob ungläubig, obwohl er die Antwort kannte.
„Jap.“, erwiderte ich.
„Gib’s hier noch einen anderen Weg nach oben? Mich bekommt niemand mehr in den Schacht hinein.“, erklärte Bob entschlossen.
„Nein. Das ist der einzige.“, erwiderte Edgar leise.
„Scheiße. Was machen wir dann? Erst verschwindet Thomas und dann werden die anderen von einem Aufzug getötet. Das ist ja wohl kein Zufall!“
„Im Schacht gibt es nur einen Aufzug. Das bedeutet, ein zweiter wird uns wohl kaum erwischen.“, erklärte Edgar pragmatisch.
„Nein, nein, nein. Mich bekommst du da sicher nicht mehr hoch. Wer auch immer den Aufzug in Bewegung gesetzt hat, wird andere Möglichkeiten finden, uns daran zu hindern, wieder nach oben zu kommen!“
„Es hat niemand den Aufzug in Bewegung gesetzt, sondern die Seile sind gerissen. Hast du das nicht gehört?“, verbesserte ihn Edgar.
„Das ist ja noch besser. Ich gehe da nicht mehr hoch! Lasst uns doch einfach warten, bis die oben einen zweiten Trupp nach uns schicken!“
„Die schicken niemanden nach uns, wenn wir aus der Einrichtung nicht rauskommen.“, erklärte unser Kommandant tonlos. „Sollten wir innerhalb der vorgesehenen Zeit die Mission nicht beenden, wird der Zugang verplombt und die Anlage dekonterminiert.“
„Wie bitte? Das soll ja wohl ein Scherz sein? Warum wurde das nicht in der Missionsbesprechung erwähnt?“, brach es aus Bob heraus. Wütend sprang er auf und lief unruhig wie ein eingesperrter Tiger durch den Raum.
„Tja, darüber kannst du dich bei unserem Oberbefehlshaber gerne beschweren, sobald wir wieder draußen sind, angenommen du kommst mit nach oben. Ich werde mich jetzt jedenfalls aus diesem Grund an den Aufstieg machen.“
Unser Kommandant sah sich zu mir um und befahl: „Also los!“
„Edgar“, begann ich meinen Satz vorsichtig, „ehrlich gesagt möchte ich auch nicht gerne da raufsteigen. Stahlseile reißen nicht ohne Grund.“
„Habe verstanden. Sobald ich wieder an der Oberfläche bin, schicke ich einen frischen Trupp zu euch hinunter. Aber eines könnt ihr euch sicher sein, euren Job seid ihr los. Ab demnächst könnt ihr im Supermarkt Kisten schleppen!“
Mit diesen Worten trat er an die Leiter im Schacht und erklomm die ersten Stufen. Hastig lief ich hinter her und rief beschwichtigend: „Wir können dir ja wenigstens Feuerschutz im Schacht geben.“
Die Worte verhallten im Schacht, ohne dass eine Antwort erwidert wurde. Bob war neben mich getreten und die Lampen an unseren MGs erhellten Edgar in einem gespenstischem Licht. Lange Schatten wurden die Wände hinaufgeworfen und verwandelten den Aufgang in ein Gruselkabinett. Während unser Kommandant immer weiter nach oben kletterte, sprachen wir kein Wort. Angstvoll wartete ich darauf, dass irgendetwas passieren würde.
Bald kletterte Edgar aus dem Schein unserer Lampen heraus und wir konnten nur noch einen kleinen hellen Punkt weit über uns erkennen. Dann verschwand die Lichtquelle. Hat er das Ziel wohlbehalten erreicht, fragte ich mich nervös. Ich blickte mich zu Bob um, der nur mit den Schultern zuckte. Auf einmal ertönte ein gedämpfter Laut. Verwirrt sah ich mich um, doch Bob nickte nur. Trotzdem fragte ich noch einmal nach: „Du, du hast das gerade auch gehört?“
„Klar und deutlich.“, antwortete Bob und trat in die zwanzigste Etage zurück.
„Vielleicht wollte er uns auch nur etwas zurufen.“, mutmaßte ich, während ich ihm folgte. „Vielleicht hat er es geschafft.“
„Kannst ja hinterher klettern, wenn du an Märchen glaubst. Ich werde hier bleiben und versuchen, den Generator wieder anzuschmeißen. Ich werd’ das auch ohne Thomas schaffen, irgendwie. So schwierig kann es doch auch nicht sein, die Generatoren neu zu konfigurieren!“
Stumm liefen wir zu dem Kontrollraum zurück. Glücklicherweise hatte Edgar die Tür nicht wieder verschlossen, so dass wir das Monstrum aus Stahl ungehindert passieren konnten. Sorgsam verriegelten wir sie hinter uns und vergewisserten uns, dass wir die einzigen Lebewesen in diesem Raum waren. Wäre dies nicht der Fall gewesen, hätten wir dafür gesorgt.
Kurze Zeit später lachte Bob hysterisch auf: „Für was brauchen wir Thomas? Hier, siehst du diesen Schalter?“ Ich nickte. „Darüber steht geschrieben: Notstromargegrat F. Zur Zeit steht der Schalter in der Off-Position. Ich werde ihn einfach mal auf „On“ stellen. Schlimmer kann es ja nicht mehr werden.“
Bevor ich auch nur irgendetwas dagegen einwenden konnte, hatte er den simplen Handgriff auch schon ausgeführt. Gespannt hielt ich die Luft an. Wenige Momente später flackerten Neonröhren auf und tauchten den Raum in ein dämmriges Licht.
„Haha!“, rief Bob erfreut aus. „Jetzt müssen wir nur noch die Hauptanlage wieder hochfahren und wir haben die Mission erfüllt! Mal sehen, wer da gefeuert wird!“
Neben uns starteten zwei Computer ihre Betriebssysteme. Bob setzte sich auf einen der Sessel vor ihnen und atmete erleichtert auf. Allmählich schöpfte auch ich wieder Hoffnung.
„Bin drin.“, brummte Bob nach kurzer Zeit zufrieden. Ich nickte erleichtert und sah mir neugierig die bunten Lichter an, die überall auf Anzeigetafeln zu blinken begannen. Erschreckt fuhr ich zusammen, als auf einmal erbete die stählerne Tür zu unserem Raum unter einem gewaltigen Aufprall. Sofort wich ich ein paar Schritte zurück und brachte meine MG in Stellung.
„Mach schneller. Da draußen ist irgendwer.“, bat ich Bob in panischer Angst. Der letzte Teil des Satzes wurde allerdings von einem weiteren, donnernden Aufprall verschluckt.
„Kann ich nicht!“, rief Bob verzweifelt über den Lärm hinweg. „Der Computer nimmt meine Autorisationscodes nicht an. Ich kann die weitere Energiezufuhr nicht aktivieren. Ich versuche sie zu umgehen, das kann aber ein bisschen dauern.“
Ohne etwas zu erwidern, konzentrierte ich mich wieder auf die Tür. Ein weiteres Mal prallte Thors Hammer von ihr hab. Mittlerweile hatte sie sich schon leicht verformt.
Mein Herz raste, als wenn ich jeden Moment einen Infarkt bekommen würde. Selbst wenn wir die Anlage wieder in Betrieb nehmen könnten, wartete der Tod außerhalb dieser sicheren Bastion auf uns. Auch diese Sicherheit würde nicht mehr lange geben sein. Durch das Mauerwerk um die Tür zogen sich feine Risse. Selbst wenn die Tür der Gewalt standhalten würde, die Kapitulation der Mauer stand kurz bevor.
„Ich schaffe es nicht. Wir brauchen Thomas.“, erklärte Bob niedergeschmettert, ohne jegliche Spur von Hoffnung in der Stimme. Er drehte seinen Sessel lustlos zu mir um. Seine Hände krallten sich so fest um das MG, dass weiße Ränder entstanden. Verzweifelt warteten wir darauf, dass der Feind die stählerne Barriere niederreißen würde.
Unerwartet kehrte nach einiger Zeit Ruhe ein. Doch anstatt uns darüber zu freuen, wurden wir nervöser.
„Wir müssen hier wieder raus.“, durchbrach Bobs Stimme unsicher die Stille. „Es hat keinen Zweck. Du öffnest die Tür und ich werf’ eine Gasgranate.“
Gesagt, getan. Ich riss die Tür auf, Bob schmiss die Granate hinaus, ich schloss die Tür augenblicklich wieder, dann warteten wir zwei Minuten. Darauf folgte eine Blendgranate und einen Augenblick später wir selbst.
Das flackernde Licht der Notbeleuchtung erhellte den Gang notdürftig. Aber immerhin so weit, dass wir diesen vollkommen überblicken konnten. Unser Feind war verschwunden. Hilflos sah ich mich zu Bob um. Was war nun unser Plan? Darüber hatten wir noch gar nicht nachgedacht. Als Antwort schrie Bob jäh auf, machte einen Satz und sprintete, wie vom Teufel verfolgt, davon. Aus den Augenwinkeln sah ich etwas Riesiges, Dunkles heranrasen. Ohne einen Befehl von meinem Gehirn bekommen zu haben, setzen sich meine Beine in Bewegung. Erst, als ich bei den Aufzugschächten angekommen war, blieben sie stehen. Ich blickte mich um, aber Bob war nicht mehr zu sehen - mein Feind auch nicht. Auf keinen von beiden konnte und durfte ich warten. Hastig stieg ich in den rabenschwarzen Schlund hinab. Es gab nur noch einen Weg. Über und hinter mir warteten die kalten Schwingen des Todes, nur in der Tiefe glomm noch ein kleiner Funke des Leben.
Der Abgrund sah aus wie das Tor zum Pfuhl der Verdammnis. Immer tiefer drang ich in ihn vor - in den verzweigten Bienenstock menschlicher Perversion von Bautechnik und Forschung. Um das süße Leben wieder zu erlangen, musste ich erst durch die tiefsten Abgründe der verfaulten Hölle durchqueren. Doch noch füllten sich meine Lungen stetig mit Luft, noch setzte ich standhaft einen Schritt vor den anderen, noch drängten sich in meinen Magazinen heimtückische Projektile und mein MG war bereit dem Tod selbst ein Henker zu werden. Bis ich gefallen seid werde wird es heißen:„Invictis victi victuri!“

 

Nur nebenbei. Ich weiß selbst, dass es nicht die neuste idee ist. :Pfeif:

 

Bis ich gefallen seid werde wird es

Bis ich einfach gefallen sein werde , wird es


Der is mir beim Lesen so aufgefallen :D

Zu der Story... lies sich sehr flüssig lesen, war vorhersehbar (wie du schon selber geschrieben hast) und leider leider fehlte mir der Gruselfaktor. Allerdings mag ich deinen Schreibstil. Auch wenn ich mich nicht geängstigt habe war es es schon wert sie zu lesen :read:

 

Thx, für die Kritik.
...deshalb bin ich mir auch nicht sooo sicher, ob sie in diesem bereich richtig ist?!

 

:hmm: Die Geschichte ist ja nun kein Krimi und sie soll ja schon gruselig sein... und die Thematik an sich passt besser in diese Kategorie... sie würde sich im "Alltag" sicher nicht wohlfühlen ;)
Also ich denke sie ist schon richtig gepostet vielleicht fällt dir ja was ein um den Effekt doch noch zu erzielen :D


LG Juvi

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Tommy,

na gut, ich kritisiere mal. Ist ja auch gar nicht so viel.. *seufz*


Textzeugs editiert


Tja, hmm, ich fühlte mich leicht an eine Mischung aus Alien versus Predator und Resident Evil 1 erinnert, die Szene, wo das Alien mit denen Verstecken spielt :D Waren aber auch die einzigen beiden Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe...
Also, hmm, wirklich neu ist das nicht, aber es hat sich flüssig lesen lassen. Was mich noch irritiert hat, ist (Rest siehe Textkram), dass der automatisch von mehreren Gegnern ausgeht. Wenn das Viech gerade seinen Freund aufisst, müsste er doch eigentlich genug Zeit haben, um sich über die Leiter zu verpieseln, oder?

alles in allem aber angenehm und auch ein bisschen gruselig und gar nicht eklig! Vielleicht behalte ich die Story im Auge, ist nur immer so gefährlich in Horror...

gruß
vita
:bounce:

 

So, habe die Stellen, bei denen ich mit dir übereinstimme, verbessert.
Das Problemchen mit den Leuten in den Schutzräumen versuche ich gleich noch reinzubauen.

Um ein bisschen zum Verstehen beizutragen.
1. Warum haben sie eigentlich Angst.
a) Thomas verschwindet
b) Aufzüge rasen in den Abgrund, was eigentlich nur passieren kann, wenn jemand nachhilft. Sprich sie müssen davon ausgehen, dass irgendwer, der nicht so ganz koscher ist, sich bei ihnen aufhält.
2. Sie suchen nicht nach den Menschen in den Sicherheitsräumen, weil Edgar die egal sind. Er will nur seinen Auftrag ausführen. Daher schaut er sich auch nicht nach potentiellen Gefahren um.
3. Schön, dass du Edgars geschwollene Sprache bemengelt hast. Er sollte extra so sprechen.
4. Eigentlich sollte das Ende auch nicht so schnell kommen. Dadurch wird es ab dem zweiten Mal im Maschinenraum etwas "schnelllebig". Bob und er selbst hätten ruhig noch ein bisschen rumlaufen könne, einen leeren Schutzraum finden könne oder gar ein paar andere Überlebende. Nur dann wäre die Geschichte noch länger geworden und ich fand sie so schon sehr lang. Aber ich kann sie ruhig noch verlängern. Nur liest sie dann noch wer?
5. Wie groß ist ein Maschinengewehr. Keine Ahnung! Gibt garantiert kleine oder?
6. Insgesamt hatte ich so ein Problem. Ich wollte die geschichte eigentlich mehr dadurch "gruselig" oder spannend, wie auch immer, machan, dass man den Gegner nicht sieht. Hmm, keine Ahnung, wohl leider nicht so gelungen. ABer ich verweise da mal wieder darauf, dass man für dieses Element mehr Platz gebraucht hätte :crying:

 

Ich würde die Geschichte auch lesen wenn sie länger wäre :)

Um ein bisschen zum Verstehen beizutragen.
1. Warum haben sie eigentlich Angst.
a) Thomas verschwindet
b) Aufzüge rasen in den Abgrund, was eigentlich nur passieren kann, wenn jemand nachhilft. Sprich sie müssen davon ausgehen, dass irgendwer, der nicht so ganz koscher ist, sich bei ihnen aufhält.
2. Sie suchen nicht nach den Menschen in den Sicherheitsräumen, weil Edgar die egal sind. Er will nur seinen Auftrag ausführen. Daher schaut er sich auch nicht nach potentiellen Gefahren um.

Ich denke du solltest versuchen das in deine Geschichte einzuflechten, damit es keinen Erklärungsbedarf mehr gibt. Soll heißen werde deutlicher und verdcihte die Atmosphäre. Die Idee, Überlebende zu finden, die dann evtl kurz bevor die kleine Gruppe sie erreicht von dem öh... Ding geholt werden ist ganz gut... Vielleicht finden sie ja auch Dokumente, die Erklären wonach geforscht wurde *hier sollte ein Smiley mit den Schultern zucken*

Naja However ich denke aus der Geschichte lässt sich etwas atmosphärisch dichtes gestalten, auch wenn die Thematik schon tausendmal da war.

LG

Juvi

 

Hi Tommy:
Der Anfang ist nicht schlecht, baut Spannung auf.
Trotzdem solltest du dir den ersten Absatz nochmal genau ansehen. Hier ist der Held in einer Standardsituation. Nicht schlecht, aber das ginge noch besser. Hier könntest du schon in den ersten Zeilen etwas davon einfließen lassen, dass sie in ein Gebäude gehen, aus dem 2000 Menschen verschwunden sind. Das wär ein echter Köder zum weiterlesen.
Die Idee finde ich gar nicht schlecht, es kam bei mir auch Spannung auf, wurde jedoch immer wieder durch Stilschwächen und Logikfehler unterbrochen.
Auch sah waren die Charaktäre der Helden platt bis unglaubwürdig. Nicht einmal ihr Aussehen konnte ich der Geschichte entnehmen.
Die Dialoge wirkten für mich oft wie aus einem billigen Actionfilm.
So betont Edgar immer wieder, dass er der Kommandant ist und hat, nachdem ihr Techniker verschwunden ist, nichts besseres zu tun, als einen anderem mit einem Verweis zu drohen. Mit verlaub, er scheint eine glatte fehlbesetzung für einen Kommandanten zu sein.
Am Ende geht alles recht schnell, ohne dass ich ihre Handlungsgründe nachvollziehen kan. Warum rennen sie aus dem sicheren Schutzraum raus?
Und der letzte Satz erschien mir als Verlegenheitslösung. Da hast du dich vor einem anständigen Ende gedrückt ;)


meines kleinen Herzens dröhnte wie gewaltige Paukenschläge in meinen Ohren
2 x meine

müsste der Hauptcomputer keine Notstromversorgung haben
der Hauptcomputer nicht eine Notstromversorgung...

kostet unser Unternehmen Unsummen an Geld.
kostet unserem Unternehmen Unsummen.

Und jetzt hört mal mit dem Kaffeeklatsch auf.
Davor war mMn kein Kaffeeklatsch

Natürlich, Kommandant.“, erwiderte Bob, wobei der sarkastische Unterton nicht zu überhören war.
Die Erklärung braucht es nicht.

Sagt mal, habt ihr auch Geräusche gehört
Wie hört man ein Geräsuch? Hier vergibst du viel. War es ein dumpfes Klopfen, ein Scharren wie von Riesenfüssen...

kommentierte ich, wobei der Geistesblitz nicht unbedingt zur Lösung der Situation beitragen würde.
Kommentar zur Rede besser weglassen. Ist eh klar.

„Wenn keine Einwände sind, dann können wir ja gehen!“, sagte Edgar.
Dieser Satz paßt nicht zu ihm. Er ist ein absoluter Kommandant, der sowieso auf keine Einwände hört.

Dann, dann sind wir jetzt nur noch zu dritt?“, fragte Bob ungläubig, obwohl er die Antwort kannte.
unglaubwürdig, dass er das sagt. Der Leser sollte sich das ohne den Hinweis bewußt sein.
Wäre dies nicht der Fall gewesen, hätten wir dafür gesorgt.
unnötiger Satz und unlogisch. Sie erschießen jeden, egal wer es auch ist??

Mein Herz raste, als wenn ich jeden Moment einen Infarkt bekommen würde
unglückliche Formulierung


L.G.
Bernhard

 

Nochmal nen Einwurf... ich hatte nie Latein... wenn deine Überschrift übersetzt
"Den Unbesiegten die Besiegten, die wieder siegen werden" heißt... öh... was hat das mit dem Text zu tun?


Und nochwas ;)

Frucht vernebelte den rationalen Ablauf meiner Gedanken.

Furcht :D

 

Thx an euch für die Kritiken und Anregungen. Sobal dich Zeit habe, werde ich die Geschichte nochmal grundlegend überarbeiten *droh* :-). Ich hoffe, es macht dann aber nichts, wenn die Geschichte noch mal um einges länger wird.
@Bernhard. Was meinst du genau mit Stilschwächen, hast du Lust das genauer zu definieren (wäre dir dankbar:-) )? Und nebenbei, die Dialoge sind schwach, der Kommandant ist eine Fehlbesetzung und das Aussehen der Typen ist meiner Meinung nach nicht wichtig! Deinen Vorschlag für den Anfang find ich nebenbei bemerkt, gut!!

 

Hi Tommy
Stilschwäche ist mir herausgerutscht.
:sealed:
Weil eigentlich gibts keine Stilschwäche und nach meiner Definition fällt da auch eine frischgebackene Literaturnobelpreisträgerin unter "Stilschwäche".

Ich versuche es mal als Hang zu Ungenauigkeiten zu präzisieren, wodurch sich zumindest bei mir Störungen im Lesefluss ergaben, weil die Beschreibungen so waren, dass ich mich fragen mußte, was genau jetzt passiert ist.
z.B:

Edgar hatte seine Chipkarte schon halb herausgezogen, musste dann wohl gemerkt haben, dass sie zur Zeit nicht funktionierte und machte sich daran, in einen Kasten neben der Tür, einen Code einzugeben.
Hier läßt du ihn zuerst die Chipkarte herausziehen, dann fällst du aber in eine Rückblende "Mußte gemerkt haben..."
Dann "macht" er sich darann, einen Code einzugeben. Machen ist hier ein nicht recht anschauliches Eigenschaftswort.
Zuletzt bringt der hintangestellte Beisatz die Information, das er den Code eingeben wollte zu spät.

Nur so ein Vorschlag:
Edgar zog seine Chipkarte heraus und runzelte die Stirn, als nichts passierte. Natürlich funktionierte der Funkempfänger ohne Strom nicht. Mit einem Seufzer begann er langsam den Code in ein Tastenfeld neben der Türe.

Plötzlich ertönte ein schrilles Quietschen, dann ein Knall. Erschreckt rutschte ich die wenigen Stufen, die ich schon nach oben geklettert war, wieder zurück und sprang in die zwanzigste Etage zurück. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie die beiden Soldaten vor mir von einem dunklen Etwas erfasst und mit in die Tiefe gerissen.
Kurzatmig und mit rasendem Herzen lag ich auf dem sicheren Boden und rang in mir mit der Panik, die mich zu überwältigen drohte. Bob und Edgar hatten es zum Glück auch geschafft.
Die Leiter muss wohl eine Hängeleiter sein, weil er sie raufklettert. Wenn er dann abrutscht, dann rutscht er direkt nach unten und dah hat er verdammt viel Glück, wenn er sich erfängt. Er muss also ein Stück gefallen sein und nicht gerutscht. Dann im nächsten Satz zweimal zurück.
...die beiden Soldaten vor mir wurden von einem dunklen Etwas erfasst und mit in die Tiefe gerissen.
Der Ausdruck: rang in mir mit der Panik ist etwas seltsam. Wer mit der Panik ringt, kann es sowieso nur innerlich tun. Und eigentlich sagen die kurzatmigkeit und das rasende Herz ohnehin, was mit ihm passiert. Ganz allgemein ist es nicht gut, wenn der Autor, den inneren Zustand seines Helden erklären muss.
Und ganz zum Schluss sind auf einmal seine Kollegen am Wort, wo doch vorher mit keinem Wort erwähnt wurde, dass sie mit ihm eingestiegen sind.

So als allgemeiner Tip: Versuche die Handlung in ihrer Zeitlichen Abfolge und zwar in jedem Satz zu beschreiben und versuche dir das GEschehen ganz genau vorzustellen. Was tut er genau, wie sieht das aus....

Hoffe, ich konnte dir damit weiterhlefen

Bernhard

 

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