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Irgendwie frei sein

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09.05.2004
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Irgendwie frei sein

Jemand sagt zu mir, nur weil du aufgehört hast an die Realität zu glauben, heißt das nicht, dass sie verschwunden ist.
Jemand sagt, das hier ist die Wirklichkeit. Das hier ist kein Traum. Das ist hier ist nicht deine Einbildung. Er sagt, du musst nicht wach werden, du bist es schon.
Jemand sagt das zu mir, während er zu einem Schlag ausholt.
Dieser Jemand ist mein Bruder.
Wenn du nicht wissen möchtest, dass seine Fingerknöchel mich gegen die Türkante gestoßen und dabei meinen Hinterkopf aufgeschlagen haben, dann lies jetzt nicht weiter. Sollte es dich nicht interessieren, zu erfahren, dass der Schmerz, den der Arzt, zu dem mein Bruder selbst mich gebracht hat, erzeugt, als er mit einer übergroßen Tackermaschine Klammern in meine teilweise rasierte Schädeldecke jagt, um vieles größer ist, als der Stoß selbst, schließ das Fenster. Schieb die vor Schweiß feuchte Maus in die rechte obere Ecke, einmal klicken, und schon ist die Welt wieder für dich in Ordnung.
Ich gebe dir drei Sekunden dafür.
Drei.
Zwei.
Eins.
Wenn du jetzt noch hier bist, bedeutet es, dass du es erträgst mir zuzuhören, dass du mir zuhören willst, dass du es kannst. Es bedeutet vielleicht, dass du dich an dem Schmerz anderer aufgeilst. Dass du in der Hoffnung, Leid zu erfahren, weiter liest.
Sei nicht eingeschnappt, ich verallgemeinere nur.
Wenn du noch hier bist, kannst du mir vielleicht weiter folgen.
Ich sitze also hier, mit Blut und Rotz verschmiert, kämpfe damit, die halbverdauten Überreste des Abendessens nicht dem weiß bekittelten Arzt vor die Gummisohlen zu erbrechen, und höre meinem Bruder dabei zu, wie er ihm haarklein erklärt, wie dumm es doch von mir war, im Dunkeln durch unser Haus zu stolpern, war es doch nur eine Frage der Zeit, bis ich mit dem Schädel gegen die Kanten der Türstöcke knallen würde.
Wie schwachköpfig ich doch bin. Wie tollpatschig.
Ich dummer, kleiner, liebenswerter Idiot.
Dieser Arzt also, dieser pomadisierte Kurpfuscher, ist dieses Jahr bereits der Vierte im Umkreis von hundert Kilometern, der einen meiner Heimunfälle behandelt. Einer führte mit mir ein Gespräch über den Bau von Vogelhäusern, während er meinen zermalmten Daumen bandagierte. Ein anderer über Alkohol und wie schlecht er doch sei, als er mir die Platzwunden zusammen nähte, die ich mir bei einem Treppensturz geholt hatte.
Unser Haus ist einstöckig. Und es hat keinen Keller.
Man muss ganz schön blöd sein, eine Treppe hinabzustürzen, die nicht existiert.
Dieser Arzt, er nimmt es ihm ab, und wie könnte er auch anders, nicke ich doch bei jedem »Ist das wahr?« mit dem Kopf. Er umwickelt die Überreste meines Schädels mit einem Verband, indem er ihn über mein Kinn schnürt und alle Geräusche werden etwas dumpfer. Als wir uns daran machen, die Notaufnahme zu verlassen, klopft er mir auf die Schulter und sagt, dass ich in Zukunft besser aufpassen soll.
Er nennt mich Kumpel.
Mit seinen Gummisohlen quietscht er über das Linoleum und fängt an, sich wieder ins Ruhezimmer zu pfeifen, wo er seine Augen zusammenkneifen wird und morgen hat er vergessen, wie wir ausgesehen haben. Vielleicht weiß er es schon jetzt nicht mehr.
Vielleicht hat er es nie gewusst.
Während ich meinem Bruder köterartig hinterher laufe und seine Gesten zu dem Vorfall und meiner Ungeschicklichkeit beobachte, taste ich über den Faden, der mir vor einer Woche in einem anderen Krankenhaus von einem anderen Arzt durch die Stirn gefädelt worden ist.
»Der muss bald raus«, sage ich und kratze an der verkrusteten, vom Haar größtenteils überdeckten Wunde.
»Was?«, sagt er erst Sekunden später, seinen Redefluss unterbrechend. »Hm?«
»Der Faden«, und ich zucke zusammen, als ich an die dünne Nadel denke, die der Arzt durch meine Haut geschoben hat.
»Kann ich das nicht machen? Das funktioniert sicher mit einer Schere.«
Ich trotte ihm weiter nach und stelle mir vor, wie er meinen Kopf zwischen seine Schenkel klemmt, um mit Bürozubehör Garn aus meiner Haut zu entfernen. Bereits von der Vorstellung wird mir übel.
Wir sind am Ausgang angelangt und summend bewegt sich mein Bruder durch die letzte der beiden gläsernen Schiebetüren der Notaufnahme. Ich folge ihm durch die erste, starre ihm nach, wie ihm die Lüftung über dem Eingang das Haar im Nacken zerzaust. Hinter mir schließt sich pfeifend die innere Tür und so stehe ich hier, kann nicht zurück, nur vor, doch wenn ich vorwärts gehe, kann ich genauso gut sofort mit dem Kopf durch das Glas laufen, in der Hoffnung, dass ich schneller als der Bewegungssensor bin.
Irgendwann bemerkt mein Bruder, dass ich nicht mehr hinter ihm stehe und mein Atem nicht mehr heiß und nach Erbrochenem riechend in seinen Rücken stößt.
Er dreht sich um und schiebt seine Augenbrauen näher aneinander.
Ich winke ihm zu. Etwas Besseres fällt mir nicht ein.
Er macht eine Handbewegung, die mir bedeutet, dass ich ihm folgen soll. Aber aus irgendeinem Grund tue ich es nicht. Die erste Minute vergeht und ich fange an zu schwitzen, als würde sein Blick allein genügen, die Temperatur in diesen vier Quadratmetern in die Höhe zu jagen. Ich sehe mich um und bin froh, ein weiß lackiertes Lüftungsgitter unter der Decke entdecken zu können. Wenigstens ersticken kann ich während dieser Aktion nicht.

Hör mir zu. Schnell. Ich weiß nicht, wie lange ich hier noch stehen kann. Der nächste blutige Notfall könnte jeden Augenblick hereinplatzen und mit ihm auch mein Bruder.
Während ich hier stehe, nicht weiß, was zu tun ist, derselbe hilflose Idiot, der ich immer gewesen bin, denke ich an einen Freund.
Er will sicher nicht, dass ich seinen Namen nenne.
Dieser Freund war vierzehn, als wir uns kennen lernten, indem wir in dieselbe Klasse kamen, und er war sechzehn, als wir von der Schule abgingen, mit der mittleren Reife in der Tasche, die uns, sieh mich an, auch nicht viel gebracht hat.
Das letzte Mal gesehen habe ich ihn vor sechs Wochen. Sein Gesicht schwarz-weiß auf den Titelseiten mehrerer Zeitungen, die ihn einen Perversen geschimpft haben, mit einem Balken, der seine farblosen Augen verdeckt hat. Armes Schwein, wenn man bedenkt, dass er eigentlich keine andere Chance gehabt hat.
Ich konnte ihn nicht leiden, als ihn die Lehrerin auf den einzigen freien Platz neben mich setzte. Aber das war nichts Besonderes. In diesem Jahr konnte ich niemanden leiden.
Ich weiß noch, dass sein Haar immer nach Kokosnuss stank und dass weiße Schuppen an seinen Koteletten wie Muscheln an einem Schiffsbug klebten. Bereits damals sprossen dunkle drahtige Haare aus seiner Nase und jedes Mal, wenn ich einen Blick nach links auf sein Profil warf, glaubte ich, diese Haare würden sich bewegen.
Er sprach nicht viel. Das hatten wir beide gemeinsam.
Wenn er im Unterricht aufgerufen wurde, fing er immer mit »Ähm, also«, an, nur um anschließend fast eine Minute lang nichts zu sagen. Dann kam die richtige Antwort. Jedes Mal.
Ich hatte nie das Gefühl, dass er aufpasste. Eher war es, als wären selbst seine eigenen Gedanken zu schnell, als dass er sie hätte erfassen können. Doch als er mit der ersten Matheeins nach Hause ging, war ich mir dessen nicht mehr so sicher.
Irgendwann fingen wir an zu reden. Man kann nicht ein Jahr nebeneinander sitzen, ohne ein Wort miteinander zu sprechen.

Er erzählte mir, seine Mutter und seine Schwester wären seit sechs Monaten tot und alles, was in seinem Haus noch lebte, war eine alte Bulldogge, die so alt war, dass er sich manchmal dessen nicht sicher sein konnte.
Sein Vater war längst gestorben. Auch wenn er noch atmete.
Er sagte, sein Pa würde in der Nacht arbeiten und tagsüber auf einer Couch schlafen, deren Verformung durch seinen Körper nicht einmal mehr zurückging, wenn niemand darauf saß. Das Schlafzimmer betrat er nicht mehr. Die Erinnerungen, meinte er.
Mein Freund sah ihn immer nur schlafend und trinkend. Anscheinend konnte er beides gleichzeitig.
Seine Mutter und seine Schwester waren bei einem Autounfall gestorben. Autobahn, hundertachtzig, Regen und ein geplatzter Reifen und schon kann man seinem Körper dabei beobachten, wie er Hals abwärts in den Sitz geschmolzen wird, während man selbst durch die Windschutzscheibe springt wie ein Löwe durch einen brennenden Reifen.
Man hatte den Kopf seiner Mutter abgetrennt im Gebüsch gefunden, die Haut vom Knochen geschält wie die einer Orange. Der Airbag war nicht aufgegangen, aber immerhin der Gurt hatte gehalten.
Er erzählte mir, er musste zwei Wochen lang nicht in die Schule gehen. Er saß zuhause, blätterte in Comic-Heften und stellte Statistiken auf, zu welcher Uhrzeit sein Vater welchen Whiskey am schnellsten trank.
Ich dachte damals: So verzweifelt muss man erstmal sein.
Er sagte, so sehr hätte es ihn gar nicht getroffen. Irgendwie hatte er schon gewusst, dass er alle überleben würde.
Er sagte, natürlich hatte er geweint, doch wenn man weint, vergisst man. Und so hatte auch er vergessen, wie es war, als sie noch da gewesen waren.
Nach vierzehn Tagen musste er wieder in die Schule und die gespielte Anteilnahme der Lehrer war ihm mehr auf die Nerven gegangen, wie die abschätzenden, fast ängstlichen Blicke seiner Mitschüler.

Alle hatten gesagt, die anderen hätten angefangen. Mein Freund sagte mir, dass immer er der erste gewesen war, der zugeschlagen hatte. Der beleidigt, gespuckt, gezwickt hatte. Und trotzdem war immer er es gewesen, der einstecken hatte müssen. Prügel in die Nieren, in den Nacken, auf die Nase, so oft, dass er sich abgewöhnt hatte, in der Schule seine Brille zu tragen.
Deshalb sah er nicht nach vorne an die Tafel. Er konnte sowieso nichts erkennen.
Er erzählte mir, die Särge waren bei der Beerdigung geschlossen gewesen.
Zu schlimm, sagten die Bestattungsunternehmer, sie sollten sich dem nicht aussetzen.
Mein Freund, er hätte sie gern gesehen. Die Augen seiner Schwester. Er hätte sie gern mit Mascara geschminkt.
Ja, er wusste selbst, wie verrückt das klang.
Und da er an die Leiche seiner Schwester nicht ran kam, fing er an, ihre Bilder zu bemalen. Fotos, auf denen sie lächelnd, in Kleidchen gesteckt mit baumelnden Füßen auf Gartenzäunen saß, während der Wind mit ihrem blonden Haar spielte. Fotos, auf denen sie polierte Halbschuhe trug, in denen sich bei Sonnenschein ihr Höschen gespiegelt haben musste.
Er malte ihr einen roten Schmollmund und Lidstriche auf die Portraits, Netzstrümpfe auf die Familienbilder.
Ich sah diese Fotos, als ich das erste Mal zu ihm nachhause kam.
Er sagte mir, sie war siebzehn, als sie starb.
Auf einem Foto trug sie ein kurzes, rotes Top, und in ihrem Nabel spiegelte sich das Blitzlicht in einem Piercing.
Mein Freund sagte mir, er habe dieses Piercing aufgehoben. Gezeigt hatte er es mir nie.
Anfangs waren wir immer bei ihm zuhause. Damals, als mein Bruder beim Bund war und vielleicht alle sechs Wochen bei uns vorbeischaute. Damals, als er noch mein großes Vorbild war.
Mein Freund erzählte mir eines Tages, er hätte gerne einmal die Lippen seiner Schwester berührt, und ihre Titten. Es waren schöne Titten gewesen, hatte er gesagt. Ich erinnerte mich an das Foto von ihr in dem roten Top und stimmte ihm zu. Da ich keine Schwester hatte, konnte ich es gut nachvollziehen, eine Schwester zu begehren. Schließlich war niemand da, der mich vom Gegenteil überzeugen konnte.
Er erzählte mir auch, dass er ihre Titten auch jetzt gerne noch berühren würde.
Dass sie tot war und das Ganze ziemlich merkwürdig, fiel mir erst auf, als ich den Artikel über ihn in der Zeitung las.
Wenn man in sein Zimmer ging, hatte man das Gefühl, in das Büro eines Privatdetektivs zu platzen – überall Fotos an der Wand, Zeitungsartikel, Todesanzeigen. Nur, dass die Person, die er observierte, nichts mehr tat, was zu observieren es sich lohnte.
Neben seinem Schreibtisch stand der Rechner eines PCs, der dazugehörige Bildschirm lag auf dem Boden neben seinem Bett. Die Jalousien waren immer zur Hälfte herabgelassen und wenn abends die letzten Überreste der Sonne ihre Strahlen ins Zimmer warfen, spiegelten sie sich in den Glasaugen eines Kosmetikkopfes, der mit einem durchsichtigen Saugnapf auf dem Schreibtisch befestigt war.
Stieß man gegen den Tisch, klimperten die Wimpern.
Mein Freund sagte mir, sechzig Euro muss man für einen richtigen Schminkkopf schon hinblättern. Wenn er Echthaar haben soll, und blaue Glasaugen, Ohrlöcher.
Das Modell auf seinem Schreibtisch kam aus Deutschland, blondes Haar, das er ihr mit Lockenwicklern alle drei Tage am Ende nach innen drehte. Genauso, wie seine Schwester es getragen hatte.
Er sagte mir, Lockenstäbe benutzte er nicht. Davon wird das Haar brüchig.
Im Nacken war dem Kosmetikkopf das Wort Becky eingepresst worden.
Er sagte, dass das Gesicht zwar weich, trotzdem unnachgiebig war. Er fragte mich, ob ich sie mal anfassen möchte, während er mit einem Schraubenzieher ein Loch zwischen ihre Lippen bohrte.
»Los, fass sie an«, als Späne hautfarbenen Plastiks auf den Schreibtisch rieselten. »Wie versteinerte Haut.«
Ich fasste sie nicht an.
»Der Trick besteht darin«, sagte er, ein Ächzen unterdrückend, als er der Puppe mit aller Kraft den Schraubenzieher bis zum Griff in den Mund jagte, »dass du ihr Augentropfen gibst. Das macht alles realistisch.«
Er sah mich an. »Dann weint sie sogar manchmal.« Und seine Augen waren glasig. »Wenn du Glück hast.«
Auch, wenn du mir es sicher nicht glaubst: Abgesehen davon war ein ganz normaler Junge.
»Wenn etwas stirbt, mach es zur Erinnerung«, und er befreite ihren von kirschroten Lippen umrahmten Mund von Plastik, »und dann, wenn sie dabei ist, zu verblassen, mach die Erinnerung zur Gegenwart.«
Mit einer von Speichel triefenden Zunge leckte er sich die Lippen und pustete dann in das zentimetergroße Loch. »Dann ist alles fast so, wie zuvor.«
Durch die fettigen Brillengläser hindurch sah er mich an. »Nur viel besser. Perfekt.«
Am nächsten Tag hatte das Loch in der Puppe bereits einen Durchmesser von mehr als drei Zentimetern, die Lippen waren nur noch dünne rote Striche, als hätte man sie ihr abgeschnitten. Neben dem Kopf stand eine Tube Vaseline, die man für zehn Euro in jedem Drogeriegeschäft kaufen konnte. Ich fragte ihn nie danach, warum er das Loch in den Kosmetikkopf hineingebohrt hatte.
An diesem Tag waren seine Augen blutunterlaufen, die Haut in seinem Gesicht so weiß wie die Tapete hinter ihm. Er sagte mir, dass alles in Ordnung war. Er sagte es immer wieder, bis ich aufhörte, zu fragen.
Es war das letzte Mal, dass ich ihn besuchte.
Wir blieben weiterhin in der Schule nebeneinander sitzen, wir lernten zusammen für unsere Abschlussprüfung und bestanden sie beide – wenn auch er um einiges besser als ich.
In den Sommerferien trafen wir uns. Anfangs noch oft, am Ende der fünften Woche reduzierte es sich auf Telefonate. Und die Telefonate hörten am 25. Dezember auf.
Ich weiß das noch so genau, weil an diesem Tag mein Bruder nachhause zurückkam, mir von seiner Zeit beim Bund erzählte und davon, wie alle nach seiner Pfeife tanzten. Ihm aufs Wort gehorchten, wie getretene, winselnde Köter.
Ich weiß das so genau, weil er damals noch mein Idol war. Der große, starke Mann, der Actionfilmen als Vorbild diente.
Wenn ich ihn jetzt betrachte, das Neonlicht, das wie Honig über sein schlaffes Gesicht fließt, kann ich nicht verstehen, wie ich ihn jemals für etwas anderes halten konnte, als für den Schwächling, der er ist.
Dann erinnere ich mich daran, wie schwach ich bin und alles, was ich tun kann, ist hier zu stehen, auf die Schmierflecken auf der Tür zu starren, während mein Atem immer langsamer wird. Immer ruhiger.
Ich frage mich, wie lange ich hier noch bleiben kann.

Die Schlagzeile der Zeitung hieß: »Perverser Leichenschänder auf frischer Tat ertappt«.
Er wurde dabei vom Friedhofswärter erwischt, als er ihr Grab ausheben wollte, das seiner Schwester. Um etwas zu tun, um es aus Liebe zu tun. Weil er liebte. Und er hatte nicht gelogen.
Er sagte, es war ihm klar gewesen, dass er geschnappt werden würde.
Niemand musste mir den Namen dieses Mannes nennen. Ich kannte ihn bereits.

Und erst jetzt, da ich hier eingesperrt bin und gleichzeitig mehr Freiheit habe, als in den letzten beiden Jahren meines Lebens, jetzt erst kann ich ihn verstehen. Ich kann verstehen, weshalb mein Freund, und hier und jetzt ist mir klar, dass er noch immer mein Freund ist, etwas tat, womit er seine Zukunft aufs Spiel setzte. Womit er sein Leben zerstörte und gleichzeitig erfüllte.
Es war im egal, dass alle es wissen.
Er wollte von den Fesseln, die die Gesellschaft ihm angelegt hatte, weil er jemanden liebte, den er nicht lieben durfte, befreit sein.
Als ob er jemanden damit verletzt hätte.
Er wollte frei sein. Irgendwie.

Ich sehe Scheinwerfer den Hügel zur Notaufnahme herab kriechen und atme tief ein.
Wer weiß, wann ich das wieder kann.


© Tamira Samir

 
Zuletzt bearbeitet:

Hier mein etwas bearbeiteter abgelehnter Beitrag zur Tabu-Ausschreibung.
Ja, ich bin mir dessen bewusst, dass er irgendwie anders ist und u. a. deshalb auch nicht 100% sicher, ob er in diese Rubrik passt.


Bereits jetzt schon vielen Dank fürs Lesen.

Tamira

 

Hallo Tama,

schön, mal wieder was von dir zu lesen. Ich muss gestehen, ich habe die Geschichte nicht verstanden :confused:
Zumindest nicht deren Sinn.

Ich geh mal der Reihe nach vor:

Zunächst ist da der Anfang, der zwar (für mich) recht innovativ war, mir aber trotzdem nicht gefallen hat. MMn eine plumpe Ansprache an den Leser: Huh, wie gruselig wird es wohl werden, wenn ich schon vorgewarnt werde?

von Blut, das aus meiner Nase schießt wie Wasser aus einem Feuerwehrschlauch,
Findest du das nicht ein ganz klein wenig übertrieben?
Dass dich der eingetrocknete Rotz auf dem T-Shirt, das noch immer, ungewaschen und verhärtet vom Blut, in meinem Schrank hängt, neben dem Anzug mit den feinen Nadelstreifen, anwidern wird.
... nicht anwidern wird.
Und dann: Warum hängt es in seinem Schrank???
Rotz in meinen Augen
Wie kommt denn der dahin?

So, besagter Anfang wirkte wirklich arg aufgesetzt auf mich. So, als hättest du versucht, den Leser durch eine "schockierende" Wortwahl zu schockieren.

Fremd bleibt mir der Zusammenhang zwischen Bruder und Freund. Ich verstehe nicht, warum du mir die beiden Handlungsstränge erzählst und wie sie zusammenhängen. Aber vielleicht habe ich das auch nur überlesen.
Und genauso bleibt mir das Ende fremd. Was ist denn da jetzt passiert?

Und erst jetzt, da ich hier eingesperrt bin und gleichzeitig mehr Freiheit habe
Hier dachte ich auf einmal, er sitzt im Knast, und war noch mehr verwirrt.

Fasziniert hat mich wie immer dein routinierter Schreibstil und die, wenn auch kurzen, realistischen Dialoge. Der Sinn ... hm ... (vielleicht ein winziger Hinweis?);)

Mal schauen, was die Anderen so sagen ...

Gruß! Salem

 

Hi Tamira,

auch ich finde es schön, mal wieder was von dir zu lesen. In dieser Hinsicht stimme ich Salem also zu. :D
Im Gegensatz zu ihm gefällt mir der Anfang aber sehr gut. Ich verstehe ihn als einen Kommentar zum Thema der Ausschreibung - "Tabu". Wir alle sind von den Themen und Dingen fasziniert, die unter diesen Begriff fallen. Das "Verbotene" und "Böse" zieht uns an. Und der Anfang spielt mMn genau auf diesen voyeuristischen Trieb an. Höchstwahrscheinlich wird niemand die Maus in die rechte obere Ecke schieben und das Fenster schließen - grade WEGEN der "schockierenden" Wortwahl und der dramatischen Vorankündigung weiterer Gewalt.
Daher halte ich den Anfang nicht für aufgesetzt sondern denke, dass er durchaus einen Sinn hat und in dieser Form gut zum Thema passt.

Die Geschichte hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Über deinen Stil muss man eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren, die Charaktere sind gut und lebendig gezeichnet.
Insbesondere die Stelle mit dem Schminkkoppf ragt für mich in Sachen Atmosphäre heraus

Über die Verbindung der beiden Handlungsstränge bin ich mir auch noch nicht ganz sicher. Mir scheint, als würden beide Geschwisterbeziehungen praktisch gegensätzlich verlaufen. Die Schwester des Freundes ist zunächst da, verschwindet dann (durch den Unfall) und wird von ihrem Bruder durch ein "Idealbild" ersetzt, während der Bruder des Prots zunächst abwesend ist, nur als "Idealbild" (das große Vorbild, der Held) existiert, dann wiederkommt und dieses Bild durch seine reale Präsenz zerstört.
Beide werden in gewisser Weise von ihren Geschwistern beherrscht. Der eine durch verbotene Liebe (man könnte auch Besessenheit sagen), der andere durch körperliche Gewalt. Gleichzeitig beherrscht und formt der Freund das Bild seiner Schwester nach Belieben, während auch der Bruder vom Prot abhängig ist, da er einen Schwächeren braucht, den er verletzen kann, um sich dann um ihn zu kümmern.
Der Kontakt zwischen dem Prot und seinem Freund endet mit dem Hereinbrechen des Bruders in die Realität des Prots, er tritt erst wieder durch seine Tat (oder nur seine geplante? Hat er sie eigentlich ausgeführt, oder durch seinen Notruf dafür gesorgt, dass sie verhindert wurde?) in sein Leben. Vielleicht soll diese Tat auf eine mögliche Handlungsoption des Prots verweisen, sich von seinem Bruder zu befreien - vielleicht ebenfalls durch einen Tabubruch wie Mord. Schließlich könnte man die Tatsache, dass der Prot ja im Zwischnraum zwischen den beiden Türen "eingesperrt" ist, sich aber "frei" fühlt, als einen Hinweis auf "Freiheit" im Gefängnis interpretieren.

Eine wirklich interessante Geschichte. Gerne gelesen.

LG,

Tobias

 

Hi Salem, hi Potato.
Vielen Dank euch beiden fürs schnelle lesen, kritisieren und kommentieren. Freut mich.

Salem:

Und dann: Warum hängt es in seinem Schrank???
Vielleicht wollte er es einfach so aufheben? :D

Wie kommt denn der dahin?
Blut und Rotz läuft aus der Nase, er wischt in seinem Gesicht rum, das Blut in die Augen, etc. *g*

Fremd bleibt mir der Zusammenhang zwischen Bruder und Freund. Ich verstehe nicht, warum du mir die beiden Handlungsstränge erzählst und wie sie zusammenhängen. Aber vielleicht habe ich das auch nur überlesen.
Und genauso bleibt mir das Ende fremd. Was ist denn da jetzt passiert?
Ich dachte eigentlich, das im letzten Absatz recht deutlich gesagt zu haben.
Der Prot an sich ist ein Mensch, der sich an eine andere Person hängt, an eine stärkere Person. Der Bruder schlägt ihn, also ist er stärker als er selbst.
Jeder braucht etwas im Leben, dem er sich verschreiben kann. Der Prot hat nichts und früher, da hat er seinen Bruder vergöttert. Die eigenen Helden können sich noch so sehr zu Bösewichtern wandeln, auf irgendeine Art bleiben sie Helden.
Der Prot hat sich eigenen Fesseln angelegt, ohne es bemerkt zu haben. Er kann sich nicht von seinem Bruder lösen und er möchte es auch nicht wirklich. Doch als er dann in diesem Zwischenraum steht (ich denke mal, jeder, der schon mal nachts in die Notaufnahme musste, kennt das. Diese beiden Schiebetüren. Die Äußere kann nur das Personal von innen öffnen oder der Bewegungsmelder im Inneren des Gebäudes.), gefangen ist (er kann nicht zurück, wenn ihm jemand aus dem Krankenhaus nicht öffnet, und nicht vor, weil dort wieder sein Bruder auf ihn wartet), fühlt er sich frei. Dieser kurze Augenblick, in dem sein Bruder ihn nicht zu fassen bekommt, ist sein Urlaub (Gott, ich zitiere Fight Club *g*).
Und das wird ihm klar, als er an seinen Freund denkt. An den Kerl, der sich von diesen Fesseln losgerissen hat. Der ignoriert hat, dass das, was er tut (ich nenns mal inzestuöse Nekrophilie *g*) nicht nur illegal, sondern in dieser Gesellschaft moralisch verwerflich ist, und tut das, was er tun will und nimmt die Gefahr auf sich, nein, die Gewissheit auf sich, in den Knast zu wandern. Und als der Prot in diesem kleinen Käfig steht, hat er das Gefühl, frei zu sein, obwohl er eingesperrt ist, weil er zum ersten Mal sich den Befehlen seines Bruders widersetzt.

Etwas wirr jetzt, aber vielleicht ist die Geschichte dadurch verständlicher.

Deine Anmerkungen werd ich übernehmen. :)

Potato:

Über deinen Stil muss man eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren, die Charaktere sind gut und lebendig gezeichnet.
Das freut mich sehr. :)

Insbesondere die Stelle mit dem Schminkkoppf ragt für mich in Sachen Atmosphäre heraus
Hehe, die fand ich auch cool. Ich wollte schon immer mal sowas Abgedrehtes schreiben. *g*

oder nur seine geplante? Hat er sie eigentlich ausgeführt, oder durch seinen Notruf dafür gesorgt, dass sie verhindert wurde?
Der namenlose Freund? Ich dachte es mir so, dass er sie ausgeführt hat, sich allerdings währenddessen selbst der Polizei stellte. Sich sozusagen absichtlich erwischen ließ.

Deine Interpretation gefällt mir sehr. :)
Obwohl mir dabei auffällt, dass du dir mehr bei der Geschichte gedacht hast als ich. *g*


Es sollten einfach zwei Geschichten sein, die sich in ihrer Aussage überschneiden. Da gibts doch dieses schöne Kafka-Zitat: Jeder lebt hinter einem Gitter, das er mit sich herumträgt.
Ein Gefängnis wählen wir immer selbst. (Abgesehen natürlich von unschuldig Verurteilten, aber wir wollen ja nicht kleinlich werden. *g*)

Danke nochmal und Salem, wenigstens hats dir stilistisch gefallen. :)
Ja, es ist kein Meisterwerk, aber ich hatte Lust, mal etwas zu schreiben, was ... anders ist, als das, was ich normalerweise schreibe.

Tamira

 

Etwas wirr jetzt, aber vielleicht ist die Geschichte dadurch verständlicher.
:confused: Ähhhh... also, ich weiß nicht. Ehrlich gesagt: Nein! Was hat denn der Freund mit Nekrophilie zu tun? Der f... doch nur einen Puppenkopf, oder?
Vielleicht sollte ich sie doch noch einmal lesen ...

Es grüßt ein verwirrter Salem mit Brett vor dem Kopf!

 

Der Freund ist der perverse Grabschänder, der sich der Polizei gestellt hat.

 

Hallo!

Ich bin froh, dass die Geschichte doch noch aufgetaucht ist! Ich find sie nämlich weit über das hier herrschende Niveau herausragend. Und ja, ich bin ein bisschen neidisch!

:dozey:

OK, ich geb's zu, ich bin nicht nur ein bisschen neidisch.

Der von Salem angesprochene erste Abschnitt, der für ihn zwar innovativ war, der ihm aber nicht gefallen hat, bei mir trifft beides zu, er war innovativ und hat mir gerade deshalb gefallen. Dieses Ausbrechen aus den Konventionen (die Ansage an den Leser, oder das hier:

Schieb die vor Schweiß feuchte Maus in die rechte obere Ecke, einmal klicken, und schon ist die Welt wieder für dich in Ordnung.
Ich gebe dir drei Sekunden dafür.
Drei.
Zwei.
Eins.
Wenn du jetzt noch hier bist, bedeutet es, dass es schwer für mich sein wird, dich zu schockieren

oder

Sei nicht eingeschnappt, ich verallgemeinere nur.
)


Das sind doch Ausbrüche aus der üblichen Erzählstruktur. OK, wenn man seine Schwierigkeiten damit hat, ich kann mir nicht vorstellen, das man dies rundweg ablehnt.


fängt an, sich wieder ins Ruhezimmer zu pfeifen
,

:confused:

Hmmh, die Beziehung Prot - Bruder ist dir gut gelungen, man muss sich reinarbeiten, das ist richtig, aber, wenn man sich die Mühe macht, wird man belohnt.

Und der Übergang von einem Handlungsstrang in den anderen,

Hör mir zu. Schnell. Ich weiß nicht, wie lange ich hier noch stehen kann.

Sehr schön. Ich finde, man wird regelrecht reingerissen in die zweite Story.

als wir von der Schule abgingen, mit der mittleren Reife in der Tasche, die uns, sieh mich an, auch nicht viel gebracht hat.

Wieder so ein Ausbrecher aus der Struktur, der einen bindet an den Text.
Allerdings:


während die Fünf in meinem Rucksack meine Schultern nach unten drückte, war ich mir dessen nicht mehr so sicher

Raus damit - Klischee, nicht wahr?


auf einer Couch schlafen, dessen Verformung durch seinen Körper nicht einmal mehr zurückging, wenn niemand darauf saß

Ein schönes Bild, vielleicht ein klein wenig übertrieben, aber wirkungsvoll.

Ich habe mich durch beide Handlungsstränge gelesen und bin sehr gut klargekommen, ich hatte keine Erklärungen gelesen vorher. Gut, ich weiß nicht, wieviel du schon geändert hattest, als ich mir den Text ausgedruckt habe.
Man kann streiten darüber, ab sie beide zusammenpassen und wenn ja wie weit, aber ich hatte keinerlei Probleme damit.

Der Stil ist für dich angenehm zurückhaltend (sprich: du vermeidest überaus krasse Bilder [die von Salem angesprochenen kann man kritisieren]). Es gelingt dir, die Protagonisten mit einigen ausgewählten Handlungen zu charakterisieren (natürlich ist da der Junge mit seiner Schwester haftengeblieben).

Hat mir Spaß gemacht, wirklich. Obwohl ich verstehen kann, dass es nicht jedermanns Sache ist.

Grüße von meiner Seite!

 

Hallo Tam!

Also vorweg - war ein bisschen irritiert, eine Neue von dir zu sehen, obwohl ... du weißt schon.
Na gut, und was les ich?

Jemand sagt zu mir, nur weil du aufgehört hast an die Realität zu glauben, heißt das nicht, dass sie verschwunden ist.
Jemand sagt, das hier ist die Wirklichkeit. Das hier ist kein Traum. Das ist hier ist nicht deine Einbildung.
Er sagt, du musst nicht wach werden, du bist es schon.
Jemand sagt das zu mir, während er zu einem Schlag ausholt, den er in meinem Gesicht platzieren will.
Dieser Jemand ist mein Bruder.
Wenn du nicht wissen möchtest, wie es sich anfühlt, als seine haarigen Fingerknöchel mich gegen die Türkante stoßen, wie Teile meines Schädels sich darüber stülpen, wie laut es dabei kracht, dann hör jetzt auf zu lesen. Sollte es dir keinen Spaß machen, zu erfahren, dass der Schmerz, den der Arzt, zu dem mein Bruder selbst mich gebracht hat, erzeugt, als er mit einer übergroßen Tackermaschine Klammern in meine teilweise rasierte Schädeldecke jagt, um vieles größer ist, als der Stoß selbst, schließ das Fenster. Schieb die vor Schweiß feuchte Maus in die rechte obere Ecke, einmal klicken, und schon ist die Welt wieder für dich in Ordnung.
Ich gebe dir drei Sekunden dafür.
Drei.
Zwei.
Eins.
Wenn du jetzt noch hier bist, bedeutet es, dass es schwer für mich sein wird, dich zu schockieren, dich zu entsetzen, dich anzuwidern.

Genial, nein, ehrlich. NAtürlich ist es Geschmackssache, aber so ein Anfang zieht mich sofort in die Geschichte hinein und ich finde absolut nicht, dass du den Leser plump ansprichst. Eher sehr gewandt und lockend.
Die folgenden Zeilen halten das ein, was der Anfang verspricht. Der lockere Stil, der immer wieder von netten Ansprachen an den Leser und vor allem von netten Seitenhieben unterbrochen wird, ist einfach nur toll.

Bevor ich an dem Schleim ersticke (;) ), will ich dir nur sagen, dass mir die Geschichte sehr gut gefallen hat und bitte bitte schreib weiter, ok?

Grüße,
One

 

Zitat Hanniball:
Obwohl ich verstehen kann, dass es nicht jedermanns Sache ist.

Zitat One weak:
und ich finde absolut nicht, dass du den Leser plump ansprichst.
Ja, ja, ich gebe mich geschlagen. Ich hab sie nochmal gelesen.

Hi Tamachen!

Vorweg: Jetzt hab ich sie verstanden :D
Und weiterhin: Der Anfang gefällt mir noch immer nicht, sorry, aber das mag wohl an der direkten Leseransprache liegen (die ich zwar auch schon mal verwendete), die mir aber meist immer unangenehm aufstößt. Aber, wie one schon sagte: Geschmacksache. Innovativ ist er auf jeden Fall.

Das mit dem perversen Grabschänder habe ich beim ersten Mal wohl tatsächlich überlesen.
Kann es sein, dass du die beiden Handlungstränge einbaust, weil sich der Prot (er ist doch ein Mann, oder?) und sein Kumpel mit der Brille so ähneln. Beide "verehren" etwas, was ihnen im Endeffekt nicht gut tut.

Und wenn ich schon ein zweites Mal was zu deiner Geschichte schreibe, dann möchte ich auch noch einmal deinen wirklich genialen Schreibstil hervorheben.
Faszinierende Satzkonstruktionen, die du uns hier lieferst. Ein großes Kompliment!

Was sollte denn dieses, bitteschön???:

Neben dem Kopf stand eine Tube Vaseline, die man für zehn Euro in jedem Drogeriegeschäft kaufen konnte. Unter meiner Matratze versteckte ich genau dieselbe.
Eine versteckte Andeutung auf die Homosexualität des Prot? Wenn ja, warum erwähnst du es nur hier?

Eines wird mir bewusst: Ich sollte deine Geschichten vielleicht immer zweimal lesen, bevor ich irgendeinen dummen Kom abgebe ... :D

LG! Salem

 

Hi Hanniball, One Weak und Salem.
Vielen Dank nochmal fürs Lesen, kommentieren usw. :)


Hanniball:


Ich bin froh, dass die Geschichte doch noch aufgetaucht ist! Ich find sie nämlich weit über das hier herrschende Niveau herausragend. Und ja, ich bin ein bisschen neidisch!
Das freut mich zu hören, sehr sogar, auch wenn ausgerechnet du es sicherlich nicht nötig hast, neidisch zu sein! :)
Ich war mir mit dieser Geschichte schrecklich unsicher. Unsicher bin ich mir zwar immer, aber hier noch etwas ... unsicherer. *g*

Hmmh, die Beziehung Prot - Bruder ist dir gut gelungen, man muss sich reinarbeiten, das ist richtig, aber, wenn man sich die Mühe macht, wird man belohnt.
Ich dachte ja, dass es unnachvollziehbar wäre, weshalb der Prot bei seinem Bruder bleibt. Ich meine, ich verstehe es, aber ich dachte, ich hätte zu wenig Informationen gegeben. Ich habe gehofft, dass es durch die Geschichte in der Geschichte klar werden würde. Schön, wenn es überraschenderweise doch funktioniert hat. :)

Raus damit - Klischee, nicht wahr?
Ja, hast vollkommen Recht. Der Satz stieß mir auch beim Schreiben schon übel auf. Man sollte auf seine eigenen Empfindungen hören. :)


Geändert habe ich bisher kaum, nur ein paar Sätze und Fehler. Vom Geschehen her, vom Handlungsablauf habe ich nicht viel verändert. Die Geschichte entstand damals, ist ja schon ein paar Monate her, in einem Rutsch. Der erste Teil per Hand, das Ende wieder am PC. Merkwürdigerweise hat mir das Schreiben sogar wirklich Spaß gemahct, wenn man bedenkt, dass ich nur für diese Ausschreibung etwas auf Papier bringen wollte, ungewöhnlich für mich.
Nur irgendwie war ich dann wieder verunsichert. Ich dachte, ich hätte mir hier zu viel erlaubt. Ich meine, ich neige ja dazu, den Leser etwas zu viel Aufmerksamkeit abzuverlangen. :)

Und du findest meinen Stil hier zurückhaltend? Ich dachte ja, ich hätte ein wenig übertrieben. *g*

One:

Naja, die Geschichte ist ja schon älter. Liegt seit Ende des Sommers auf meiner Festplatte, lag dann auf der Festplatte der Herausgeber und kam dann wieder zu mir zurück. ;)
Viel mehr bleibt mir nicht zu sagen, nur vielen Dank für das Lob!


Nochmal Salem!

Teilweise habe ich ja ein richtig schlechtes Gewissen, dass du meine Geschichten manchmal mehrmals liest. Wie gesagt, ich neige dazu, nicht allzu deutlich zu werden, aus Angst, zuviel zu Tellen.
Die direkte Leseransprache ist mittlerweile doch eigentlich nicht mehr ungewöhnlich, finde ich. Haben ja auch hier schon viele verwendet. :) Allerdings bist du nicht der einzige, dem es nicht so gut gefallen hat.

Die beiden, Prot und sein Jugendfreund, ähneln sich tatsächlich, aber würdest du mich steinigen, wenn ich sage, dass ich während des Schreibens ehrlich gesagt keine Ahnung davon hatte? Mir wurde das eigentlich erst danach klar. Ich wollte einfach mal auf diese Art eine Geschichte erzählen, ohne viel Gewese, einfach nur Erzählen, nicht besonders ausgiebig die Umgebung beschreiben, nicht wissentlich charatkerisieren - ich wollte einfach den Prot eine Anekdote erzählen lassen, so, wie ich sie erzählen würde. Alles, was mir während des Schreibens klar war, ist, dass der Prot erst in diesem Augenblick versteht, was bedeutet frei zu sein und warum sein Jugendfreund getan hat was er getan hat.


Und wenn ich schon ein zweites Mal was zu deiner Geschichte schreibe, dann möchte ich auch noch einmal deinen wirklich genialen Schreibstil hervorheben.
Faszinierende Satzkonstruktionen, die du uns hier lieferst. Ein großes Kompliment!
Du siehst mich erröten! Es ist erleichternd, wenn man irgendwann über Stilistisches nicht mehr Großartig nachdenken muss und es sich trotzdem nicht furchtbar liest. :)


Eine versteckte Andeutung auf die Homosexualität des Prot? Wenn ja, warum erwähnst du es nur hier?
Hehe, nein, im Fernsehen wichsen Teenager doch immer mit Vaseline und da ich nicht weiß, wie ihr Jungs wirklich wichst (ich verallgemeinere), hab ich das einfach mal übernommen. Soll ich es ändern?

Nochmals, vielen Dank fürs Ego aufbauen und fürs Lesen natürlich!


Tamira

 

Hehe, nein, im Fernsehen wichsen Teenager doch immer mit Vaseline
Was laufen denn bei euch für Filme im Fernsehen??? :sealed:

und da ich nicht weiß, wie ihr Jungs wirklich wichst
:rotfl: Aber mit Sicherheit nicht mit Vaseline!!! :lol:

Soll ich es ändern?
Wie du willst ... :lol: Vaseline ... ich komm ja nicht drüber weg ... Das Zauberwort heißt doch NIVEA!!!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Tamira,

Jemand sagt zu mir, nur weil du aufgehört hast an die Realität zu glauben, heißt das nicht, dass sie verschwunden ist.
Jemand sagt, das hier ist die Wirklichkeit. Das hier ist kein Traum. Das ist hier ist nicht deine Einbildung.
Er sagt, du musst nicht wach werden, du bist es schon.
Schöner Einstieg, hab überlegt, an was er mich erinnert und tatsächlich:
„Dies ist der größte Augenblick deines Lebens“, sagt Tyler. „Und du bist irgendwo anders und verpasst ihn.“

Sollte es dir keinen Spaß machen, zu erfahren, dass der Schmerz, den der Arzt, zu dem mein Bruder selbst mich gebracht hat, erzeugt, als er mit einer übergroßen Tackermaschine Klammern in meine teilweise rasierte Schädeldecke jagt, um vieles größer ist, als der Stoß selbst, schließ das Fenster.
Den Satz würde ich zerschlagen. Vor allem das „erzeugt“ muss dringend einen anderen Platz finden.

Sei nicht eingeschnappt, ich verallgemeinere nur.
Das ist gut. Das bricht mit dem Ton aus der direkten Ansprache, der mir zu effekthascherisch war.

und wie könnte er auch anders,
Fällt ein bisschen aus der Erzählstimme.

da sie sich teilweise in der Bandage verlieren.
Der Sound passt nicht so ganz. Keine Ahnung.

Vielleicht weiß er es auch jetzt bereits nicht mehr.
Auch jetzt bereits =schon jetzt

Gestiken
Gesten?

an der verkrusteten, vom Haar größtenteils überdeckten Wunde kratzend.
Vorsichtig mit Partizipien. Am besten stehen sie allein, sonst klingt es seltsam. Wie wäre es mit: Während ich an der ... kratze

»Die Fäden.«
Punkt weg.

wie durch Butter
Orginelleres Bild wäre angebracht. Butter- Haut passt auch nicht so ganz, Papier? Oder so was. Keine Ahnung.

Bereits von der Vorstellung wird mir übel.
Hmm, weiß nicht. Entweder streichen oder ausführen, würd ich sagen. Das schlichte „wird mir übel“ ist zu allgemein, das kann man sich ja auch denken. Eher die Syntompe der Übelkeit beschreiben, vielleicht.

Ich winke ihm zu. Etwas Besseres fällt mir nicht ein.
Stark.

und dass weiße Schuppen an seinen Koteletten wie Muscheln an einem Schiffsbug klebten.
Sehr gutes Bild.

Dann kam die richtige Antwort. Die richtige Antwort folgte immer.
Verstehe die Dopplung an dieser Stelle nicht. Besonders toll klingt in das in meinen Ohren nicht.

als dass er sie erfassen hätte können.
Hätte erfassen können?

Man kann nicht ein Jahr nebeneinander sitzen, ohne ein Wort miteinander zu sprechen.
Auch sehr stark. Dem würde ich ne eigene Zeile gönnen als Mini-Pointe.

Er erzählte mir, seine Mutter und seine Schwester wären seit sechs Monaten tot und alles, was in seinem Haus noch lebte, war eine alte Bulldogge, die so alt war, dass er sich manchmal dessen nicht sicher sein konnte.
Sein Vater war längst gestorben. Auch wenn er noch atmete.
Hier stimmt der Modus nicht. Wären – war- konnte – war- atmete.
Er erzählte mir, seine Mutter und seine Schwester seien seit sechs Monaten tot und alles, was in seinem Haus noch lebte, sei eine alte Bulldogge und die sei so alt, dass er sich manchmal dessen nicht sicher sein könne.
Sein Vater sei längst gestorben. Auch wenn er noch atmete.

dessen Verformung durch seinen Körper nicht einmal mehr zurückging,
Die Couch - also deren.

Seine Mutter und seine Schwester waren bei einem Autounfall gestorben. Autobahn, hundertachtzig, Regen und ein geplatzter Reifen und schon kann man seinen Körper dabei beobachten, wie er Hals abwärts in den Sitz geschmolzen wird, während man selbst durch die Windschutzscheibe springt wie ein Löwe durch einen brennenden Reifen.
Alles gut, aber ich sehe noch nicht, wie die Figur für den Protagonisten wichtig ist. Und würde eigentlich gerade viel lieber erfahren, wie es mit seinem Bruder weitergeht. Von daher sind die vielen Informationen über seinen Freund an dieser Stelle ein wenig weißes Rauschen.

doch wenn man weint vergisst man.
Komma nach weint.
Formal gibt es bei diesem ganzen Abschnitten Tempusprobleme. Gegenwart: Krankenhaus; Vergangenheit: Sein Freund, Vorvergangenheit: Sein Freund erzählt von früher.
Das sind immer furchtbar komplexe Geschichten, aber in der Form klingt es nicht durchgängig richtig. Die umständlichen Formen, die diese Zeiten und Modi dann erfordern, killen auch oft jede Sprachmelodie und Stimme eines Textes. Dadurch lässt der Absatz sprachlich etwas nach, wofür man dir nicht mal einen Vorwurf machen kann.

was zu observieren es sich lohnte.
Das sind so Kleinigkeiten, die aber die Melodie schon stören können. Wenn man es gar nicht zum Klingen bringt, am besten neu ansetzen. Vielleicht mit einem Satz. Nicht, dass die Personen, die er observiert, noch irgendwas taten, was einer Observierung wert gewesen wäre.

»Los, fass sie an«, als Späne hautfarbenen Plastiks auf den Schreibtisch rieselten.
Das ist aber ein gewagtes Stilmittel. Temporalsatz als inquit-Formel. Hat was, aber passt nicht so recht zum sonstigen Stil. Ist ja schon eher lyrisch.

»dass du ihr Augentropfen gibst. Das macht alles realistisch.«
Erschreckend krank und einleuchtend. Kompliment.

Auch, wenn du mir es sicher nicht glaubst: Abgesehen davon war ein ganz normaler Junge.
Musste erst überlegen, wer „du“ ist. Die direkte Leseransprache aus dem ersten Absatz ist schon lange weg.
Bin übrigens jetzt in der neuen Handlungsebene tief drin und vermisse die Krankenhaussituation nicht mehr.

»Wenn etwas stirbt, mach es zur Erinnerung«, und er befreite ihren von kirschroten Lippen umrahmten Mund von Plastik, »und dann, wenn sie dabei ist, zu verblassen, mach die Erinnerung zur Gegenwart.«
Dass jeder Perverse und Gestörte automatisch einen IQ von 130 aufwärts hat und in Aphorismen spricht, ist aber auch ein Klischee.

Unter meiner Matratze versteckte ich genau dieselbe.
Pornohefte – ja, Vaseline –nein. Andersrum: Frauen gehen davon aus, dass Männer immer Vaseline griffbereit haben; Männer, dass jede Frau eine Virbratorkollektion versteckt. Beides ist unsinnig.

wenn auch er um einiges besser als ich.
Wieder so nen Störfaktor. Gesprochen geht es, weil man eine Pause nach dem „er“ einbaut. Aber gelesen ist es strange.

Ich weiß das noch so genau, weil an diesem Tag mein Bruder nachhause zurückkam, mir von seiner Zeit beim Bund erzählte und davon, wie alle nach seiner Pfeife tanzten. Ihm aufs Wort gehorchten, wie getretene, winselnde Köter.
Sehr elegante Verknüpfung. Wirklich. Hut ab. Bund als Psycho-Erlebnis gefällt mir auch sehr gut. Wird viel zu selten verwendet, da rennen echt viele Spinner rum, ohne Witz.

Wenn ich ihn jetzt betrachte, das Neonlicht, das wie Honig über sein schlaffes Gesicht fließt,
Wieder wirklich schönes Bild, aber der Anschluss ist ein bisschen unsauber. Wenn ich ihn jetzt betrachte, wie er dasteht im Neonlicht, das ..
Oder: Wenn ich ihn jetzt betrachte, im Neonlicht, das …

wie ich ihn jemals für etwas anderes halten konnte, als den Schwächling, der er ist.
Ich glaub zwischen konnte und „als“ steht kein Komma. Und es müsste „als für den Schwächling“ heißen. Aber die ganze Konstruktion ist irgendwie unsexy und umständlich. Wie ich ihn jemals für etwas anderes als einen Schwächling halten konnte. Keine Ahnung, da wird’s auch irgendeine elegante Möglichkeit geben, auf die man nach stundenlangem Grübeln kommt.

Also die Klammer zwischen den beiden Geschichten ist schon … na ja, eher schwach. Die Freiheit, nekrophil zu sein, ist für mich von der Freiheit, nicht von seinem Bruder tyrannisiert und misshandelt zu werden, schon sehr, sehr, sehr weit weg. Nicht mal im Sinne des Gesetzes (Recht auf körperliche Unversehrtheit vs. Straftat), sondern einfach aus einer Grundmoral heraus. Bei dem einen geht es ja darum, in Frieden gelassen zu werden, bei dem anderen um die Erlaubnis, die Freiheit eines anderen zu beschneiden (auch wenn dieser Jemand tot ist).

Die Geschichte lebt von der Erzählstimme, von vereinzelt wirklich brillianten Sätzen und natürlich von der Faszination des Elends und des Leides, dem Voyeurismus des Lesers (die Protagonisten-Geschichte), aber viel mehr lebt sie noch von der Faszination des „Bösen“, des Perversen, des Abnormalen (die Freund-Geschichte).
Stilistisch zieht dir der Rückblick über weite Teile viel Kraft aus der Stimme. Leider. Das ist auch alles grammatikalisch und formal nicht so ganz stimmitg, fürchte.
Und auch sonst finden sich manchmal noch kleine Ungereimheiten (ist natürlich alles subjektiv, andere lesen und hören einen Text ganz anders). Aber trotzdem hebt sich die Geschichte qualitativ von vielen Geschichten hier –alleine durch die Erzählstimme- schon sehr positiv ab. Wenn ich mit auch mit den gießkannenartig verstreuten Partizipien nicht so anfreunden kann.

Gerne gelesen

Gruß
Quinn

P.S.: Ich hab die anderen Kritiken wie immer nicht gelesen. Aber ich sehe gerade: Salem hat dir die Vaseline-Nummer auch schon um die Ohren gehauen. :)

 

Hi Quinn

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.


Schöner Einstieg, hab überlegt, an was er mich erinnert und tatsächlich:
„Dies ist der größte Augenblick deines Lebens“, sagt Tyler. „Und du bist irgendwo anders und verpasst ihn.“
Ich bin zwar ein großer Palahniukfan, aber an Fight Club dachte ich nicht. Ich dachte mehr an ein Zitat von P. K. Dick, das auf der ersten Seite meines Notizbuches steht: Die Realität ist das, was nicht verschwindet, wenn man aufhört, daran zu glauben. Was ja leider wahr ist.
Aber dass es dich an P. erinnert, kann gut sein, wie gesagt, ich lese ihn sehr gern.

Orginelleres Bild wäre angebracht. Butter- Haut passt auch nicht so ganz, Papier? Oder so was. Keine Ahnung.
Papier passt noch weniger, aber ich werf das Ganze einfach komplett raus.

Hmm, weiß nicht. Entweder streichen oder ausführen, würd ich sagen. Das schlichte „wird mir übel“ ist zu allgemein, das kann man sich ja auch denken. Eher die Syntompe der Übelkeit beschreiben, vielleicht.
Das widerum kann ich nicht ändern. Der Satz "wird mir übel" steht völlig für sich allein und sagt alles, was er sagen muss: Der Prot hat Angst, dass das wirklich passiert.

Auch sehr stark. Dem würde ich ne eigene Zeile gönnen als Mini-Pointe.
Ich hasse Sätze, die völlig allein und verloren dastehen. Ich mag meine Geschichten lieber in Absätzen aufgeteilt. ;)

Formal gibt es bei diesem ganzen Abschnitten Tempusprobleme. Gegenwart: Krankenhaus; Vergangenheit: Sein Freund, Vorvergangenheit: Sein Freund erzählt von früher.
Das sind immer furchtbar komplexe Geschichten, aber in der Form klingt es nicht durchgängig richtig. Die umständlichen Formen, die diese Zeiten und Modi dann erfordern, killen auch oft jede Sprachmelodie und Stimme eines Textes. Dadurch lässt der Absatz sprachlich etwas nach, wofür man dir nicht mal einen Vorwurf machen kann.
Hier kann ich dir nicht folgen: Der Absatz liest sich schlecht, aber vom Tempus her richtig? Der Absatz liest sich gut, ist aber vom Tempus her falsch? Der Absatz liest sich schlecht und ist vom Tempus her falsch?

Das sind so Kleinigkeiten, die aber die Melodie schon stören können. Wenn man es gar nicht zum Klingen bringt, am besten neu ansetzen. Vielleicht mit einem Satz. Nicht, dass die Personen, die er observiert, noch irgendwas taten, was einer Observierung wert gewesen wäre.
Das finde ich jetzt widerum furchtbar. :D

Das ist aber ein gewagtes Stilmittel. Temporalsatz als inquit-Formel. Hat was, aber passt nicht so recht zum sonstigen Stil. Ist ja schon eher lyrisch.
Wie bitte? Sorry, aber inquit-Formel hab ich in meinem Leben noch nie gehört.

Dass jeder Perverse und Gestörte automatisch einen IQ von 130 aufwärts hat und in Aphorismen spricht, ist aber auch ein Klischee.
Naja, dass er Pervers und Gestört ist, hat der Prot ja nie gesagt. Eher im Gegenteil. Und warum muss er aufgrund dieses Satzes einen solch hohen IQ haben?

Wenn ich ihn jetzt betrachte, im Neonlicht, das …
Auch wieder nicht mein Ding - zu normal.


Stilistisch zieht dir der Rückblick über weite Teile viel Kraft aus der Stimme. Leider. Das ist auch alles grammatikalisch und formal nicht so ganz stimmitg, fürchte.
*seufz*
Da glaube ich einmal, dass ich wenigstens stilistisch mir nicht mehr den Kopf zerbrechen muss ... das kanns doch ehrlich nicht mehr geben, dass ich trotz mittlerweile jahrelangem Schreiben noch immer so viele Fehler mache.

Aber trotzdem hebt sich die Geschichte qualitativ von vielen Geschichten hier –alleine durch die Erzählstimme- schon sehr positiv ab. Wenn ich mit auch mit den gießkannenartig verstreuten Partizipien nicht so anfreunden kann.
Gießkannenartig? Mit Partizipien meinst du ja zB das kratzend, oder? Viele sind mir davon eigentlich gar nicht aufgefallen. Aber kann sein, unterbewusst verwendet oder so, keine Ahnung.
Zur Geschichte selbst hab ich ja schon genug gesagt, ich würd mich nur wiederholen oder mir selbst widersprechen. ;)


Ich danke dir fürs Lesen und Aufzeigen der noch immer vielen Fehler. Und wenn du es wenigstens nicht bereut hast, freut mich das immerhin.
Überarbeiten werd ich die Geschichte allerdings nicht umgehend. Hab sie in den letzten Tagen ehrlich gesagt oft genug gelesen.


Liebe Grüße
Tamira

 

Hallo,

ich finde die Geschichte insgesamt gut, muss aber gestehen, dass ich sie erst verstanden habe als du sie erklärt hast.

Jemand sagt zu mir, nur weil du aufgehört hast an die Realität zu glauben, heißt das nicht, dass sie verschwunden ist.
Jemand sagt, das hier ist die Wirklichkeit. Das hier ist kein Traum. Das ist hier ist nicht deine Einbildung.
Er sagt, du musst nicht wach werden, du bist es schon.
und
einmal klicken, und schon ist die Welt wieder für dich in Ordnung.
Ich gebe dir drei Sekunden dafür.
Drei.
Zwei.
Eins.
finde ich richtig genial.

Die Vaseline-Sache muss ich aus einer anderen Sicht bemängeln: Wo kaufen die beiden denn bitte ihre Vaseline? Oder haben die da jeder nen 5l - Eimer? :D
Eine Tube Vaseline kostet um die 2 oder 3 Euro, ein großer Tiegel vielleicht 6 Euro.

Ansonsten habe ich nichts zu bemängeln, was nicht schon gesagt worden ist. Ich werde mir die Geschichte auf jeden Fall noch einmal durchlesen. Nicht zuletzt ist sie auch interessant für mich, weil ich selbst bei der Ausschreibung teilgenommen habe.

Viele Grüße,
Some

 

Hi Sometimes


Auch dir vielen Dank fürs Lesen und kommentieren und wenn es dir größtenteils gefallen hat, freut mich das. Das mit der Vaseline werde ich demnächst mal überarbeiten.


Liebe Grüße
Tamira


P.S.: Und, wurde deine Story angenommen?

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tamira,

ich lese deine Geschichten immer gern, weil man die Anfangsbuchstaben deines Vor- und Nachnamens vertauschen kann und immer noch ein astreiner Name dabei rauskommt: Tamira Samir, Samira Tamir. Klingt beides gut. Das geht nicht bei jedem.

Sollte es dir keinen Spaß machen, zu erfahren, dass der Schmerz, den der Arzt, zu dem mein Bruder selbst mich gebracht hat, erzeugt, als er mit einer übergroßen Tackermaschine Klammern in meine teilweise rasierte Schädeldecke jagt, um vieles größer ist, als der Stoß selbst, schließ das Fenster.

Unbeholfen wirkender Schachtelsatz, der einen schmunzeln lässt.

die messerscharfen Kanten der Türstöcke knallen würde.

„messerscharf“ ist ja sowieso etwas abgegriffen, und dann auch noch als Adjektiv für Türstockkanten ... tut’s nicht vielleicht ein einfaches „scharf“?

Unser Haus ist einstöckig. Und es hat keinen Keller.
Man muss ganz schön blöd sein, eine Treppe hinabzustürzen, die nicht existiert.

Den zynischen Humor an dieser Stelle finde ich gut, aber man könnte den Gag meiner Meinung nach aufwerten, wenn man mehr dem Leser überlässt: Unser Haus ist einstöckig. Und es hat keinen Keller.
Es erfordert Talent, hier eine Treppe herabzustürzen.

»Der muss bald raus«, sage ich, an der verkrusteten, vom Haar größtenteils überdeckten Wunde kratzend.
»Was?«, sagt er erst Sekunden später, seinen Redefluss unterbrechend.[/QUOTE]

Unschön: Zweimal hintereinander Partizip Präsens.

Die Schreibe ist wie gewohnt klasse. Auf die Diskussion, ob das nun Horror ist, habe ich gerade keine Lust. :bier:

Ich bin etwas unschlüssig in der Frage, ob ich die Geschichte zu oberflächlich gelesen habe oder ob der Plot etwas zu kryptisch rübergebracht wurde.

Zusammenfassung: Ein Junge (übrigens dachte ich zunächst automatisch, es handele sich um ein Mädchen, Ich-Erzähler und Autorin halt ...) wird von seinem großen Bruder misshandelt. Dieser Junge hatte vor Jahren einen Freund mit nekrophiler Neigung. Aber was habe diese beiden Geschichten miteinander zu tun?

weshalb mein Freund, und hier und jetzt ist mir klar, dass er noch immer mein Freund ist, etwas tat, womit er seine Zukunft aufs Spiel setzte. Womit er sein Leben zerstörte und gleichzeitig erfüllte.

Hat der Nekro den Bruder des Prots getötet und vergewaltigt? Seiner Natur entsprechend in der Reihenfolge?

Grüße

Jan-Christoph

 

Tag Tamira,

schön, dass du mal wieder etwas geschrieben ist.

Vor ein paar Tagen habe ich deine Geschichte schon einmal gelesen - danach hatte ich das Gefühl, dass ich gar nichts kapiert habe. Heute mein nächster Versuch - und siehe da, es hat Klick gemacht.
Das Thema selbst hat mich persönlich nicht so wahnsinnig vom Hocker gehaut, dafür fand ich aber die Umsetzung umso gelungener. Du triffst hier einen unglaublich guten Ton, der, finde ich, einfach nur wahnsinnig gut zum Thema passt. So war ich der Meinung, dass auch ein bisschen Melancholie darin mitschwingt - und das gibt deiner Geschichte eine ganz spezielle Tiefe. O je, ich hoffe, dass sich das jetzt nicht total dämlich anhört.
Jedenfalls habe ich deine Geschichte sehr gerne gelesen.

Lieben Gruß, Bella

 

Hi ihr drei und vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!


Proof:

ich lese deine Geschichten immer gern, weil man die Anfangsbuchstaben deines Vor- und Nachnamens vertauschen kann und immer noch ein astreiner Name dabei rauskommt: Tamira Samir, Samira Tamir. Klingt beides gut. Das geht nicht bei jedem.
Hehe, ok, das hat mir noch nie jemand als Grund genannt, meine Geschichten zu lesen. :D

Die Schreibe ist wie gewohnt klasse. Auf die Diskussion, ob das nun Horror ist, habe ich gerade keine Lust.
Hehe, aber irgendwie ist es Horror. :D
Du weißt, ich fahr nicht gern die klassische Schiene. ;)

Ich bin etwas unschlüssig in der Frage, ob ich die Geschichte zu oberflächlich gelesen habe oder ob der Plot etwas zu kryptisch rübergebracht wurde.
Beides nein. Ich wollte halt mal ausprobieren, ob das so funktioniert, wie es bei den Großen funktioniert. Dieses lose verweben. :)

übrigens dachte ich zunächst automatisch, es handele sich um ein Mädchen, Ich-Erzähler und Autorin halt ...)
Merkwürdigerweise habe ich selten weibliche Prots. Keine Ahnung, wieso. Aber die meisten Plots passen da einfach nicht so gut.

Hat der Nekro den Bruder des Prots getötet und vergewaltigt? Seiner Natur entsprechend in der Reihenfolge?
Neinein!
Der Freund des Prots ist auf den Friedhof und hat sich an seiner Schwester vergangen. Und er hat die Polizei gerufen, damit sie ihn dabei erwischen. ;)


Bella:

Vor ein paar Tagen habe ich deine Geschichte schon einmal gelesen - danach hatte ich das Gefühl, dass ich gar nichts kapiert habe. Heute mein nächster Versuch - und siehe da, es hat Klick gemacht.
Schreib ich wirklich teilweise so ... unverständlich? *g*
Ich denke ja immer, viel zu offensichtlich zu sein. :)

Du triffst hier einen unglaublich guten Ton, der, finde ich, einfach nur wahnsinnig gut zum Thema passt. So war ich der Meinung, dass auch ein bisschen Melancholie darin mitschwingt - und das gibt deiner Geschichte eine ganz spezielle Tiefe. O je, ich hoffe, dass sich das jetzt nicht total dämlich anhört.
Jedenfalls habe ich deine Geschichte sehr gerne gelesen.
Nein, klingt gut und freut mich. :shy:


Sometimes:

Na toll, hätte ich doch nicht gefragt. *g*
Aber ich bins gewohnt, dass jede Geschichte bei jeder Anthologie ablehnt wird. Ich scheine nicht für die Öffentlichkeit gemacht zu sein. ;)

 

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