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Ironie

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06.09.2010
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Ironie

Überarbeitete Version in #8

Er und sie waren drei lange Jahre zusammen gewesen. Alles hatten sie geteilt. Freud und Leid gleichermaßen. Nichts hatte sie erschüttern können. Unter ihren Freunden waren sie allgemeinhin als „das Dreamteam“ bekannt gewesen.

Und doch hätten sie unterschiedlicher nicht sein können. Sie war 16 gewesen, als alles begann, er schon 19. Sie war Schülerin; er zeichnete Vorlagen für neue Autos. Sie war Realistin; er Visionär. Sie war eine erfolgreiche, strebsame Schülerin; er fand nur in seiner Kunst Befriedigung. Sie las gerne; er hörte Musik. Sie lebte in einer Wohnung; er in der Wohnung seines Vaters.

Aber sie beide verband ihr Hang zur Romantik und Träumerei. Schon zu Beginn ihrer Beziehung hatten sie ein gemeinsamen Traum geträumt und schließlich zu dem Ziel gemacht, dass sie um jeden Preis in die Tat umsetzen wollten: Eine Reise um die Welt, sobald sie mit der Schule fertig war. Immer wieder redeten sie darüber, schmiedeten und verwarfen Pläne, überlegten sich Routen und sparten jeden Cent.

Oft war sie von Zweifeln geplagt, glaubte irgendetwas würde schief gehen, was auf ihren Realismus, der manchmal schon an Pessimismus grenzte, zurückzuführen war. Er hingegen war Optimist und nahm alles sehr gelassen. >>Solange der Tod nicht kommt, um uns zu holen, wird schon alles gut gehen<<, hatte er jedes Mal gesagt, wenn sie zu zweifeln begann. Er hatte es so stets geschafft, sie wieder fröhlich zu stimmen. Sie hatte ihm geglaubt.

Sie genoss jeden Tag mit ihm und ihre Liebe kannte keine Grenzen. Er erwiderte ihre Gefühle im gleichen Maße, doch er fieberte immerzu auf dem Beginn ihrer Reise hin. Er versprach sich davon, die schönsten und wertvollsten Momente seines Lebens zu erleben.

Als nach drei Jahren der Tag endlich gekommen war, wartete er in seinem Auto an ihrer Schule. Sie war nun 19 und er 22 und er fühlte sich dazu bereit allen Problemen dieser Welt zu trotzen. Die Taschen waren bereits gepackt, im Kofferraum verstaut und er freute sich, dass ihrer Reise nun nichts mehr im Wege stand. Als schließlich die Schulglocken ertönten und die Schüler aus dem Gebäude strömten, blickte er sich sehnsüchtig nach ihr um.

Dann sah er sie und sie sah ihn. Ihre Blicke trafen sich. Sie lächelte, während sie die Straße überquerte und seins erstarb, als er die quietschenden Reifen eines bremsenden Autos hörte, sah wie es sie traf und fortriss. Er stürzte aus seinem Wagen, lief auf sie zu, hob sie vom Boden in seine Arme und Tränen traten in seine Augen.

Ihr Haar war blutverklebt und ein Bein seltsam verdreht. Ihre Augenlieder flatterten,doch sie rang sich ein Lächeln ab. >>Du hast verloren, mein Schatz<<, sagte sie. >>Meine Zweifel waren berechtigt, nun ist der Tod doch gekommen. Ich liebe dich.<<

Bevor er antworten konnte, hörte ihr Herz auf zu schlagen. Seine Welt zerbrach und ganz plötzlich merkte er, dass er alles Glück des Lebens schon so lange gehabt hatte; er brauchte es nicht draußen in der Welt zu suchen. Nun hatte er es für immer verloren und nie würde er sich selbst verzeihen.

 

Hallo an alle Leser,

diese Kurzgeschichte habe ich grade in alten, handschriftlichen Aufzeichnungen durch Zufall gefunden und habe mich kurzerhand dazu entschlossen, sie zu veröffentlichen und für Lob und Kritik offen zu stellen.

Viel Spaß beim Lesen.

Kar

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Karl Vastor,

ich fand die Geschichte unausgegoren. Natürlich weiß ich weder, wie alt Du jetzt bist, noch, wie alt die alten, handschriftlichen Aufzeichnungen sind, in denen Du sie gefunden hast. In einem gewissen sehr jungen Alter kann man ja sowas schon mal geschrieben haben.

Die beiden Helden werden zwar charakterisiert, aber ich konnte sie mir trotzdem nicht wirklich vorstellen. Da werden einem so Sätze hingelegt, die keine Bilder erzeugen.

Sie war Realistin; er Visionär. Sie war eine erfolgreiche, strebsame Schülerin; er fand nur in seiner Kunst Befriedigung. Sie las gerne; er hörte Musik. Sie lebte in einer Wohnung; er in der Wohnung seines Vaters.
Zwei Teenager eben, von denen der eine schon arbeitet. Die Beschreibung der Wohnsituation ... das kann ja fast alles heißen, außer, daß sie obdachlos sind. Die Gegensätze, die Du so betonst, konnte ich nicht nachvollziehen. Lesen oder Musik, ist das so ein großer Unterschied? Wird mit Kunst, in der der Junge Befriedigung findet, das Zeichnen der Vorlagen für neue Autos gemeint? Das kann wohl eine Kunst sein, aber als einzige Befriedigung finde ich das dürftig, vor allem, da ich mir den jungen Helden ja auch als romantisch und verliebt vorstellen soll. Ich meine: Wo bleibt, wenn er nur Befriedigung in dieser Arbeit findet, der Rest?
Dann planen sie eine Weltreise. Das ist kein Pappenstiel. Was genau wollten sie denn machen mit dem Auto voller Gepäck? Nicht wenigstens noch die Schulsachen des Mädchens heimbringen und der Mama Lebewohl sagen? Hatten sie sich impfen lassen? Alle Visen und Tickets dabei? Nähzeug? :silly:
Auch ihre Zweifel werden einfach so eingestreut. Und dann fährt er vor, um Problemen zu trotzen. Welchen? Warum denn Trotz? Jetzt ist er dazu bereit, das klingt, als sei Trotz von Anfang an die Mission gewesen. Trotz und Träumerei. Und dann stirbt sie nach melodramatischen Schlußworten in kaputten Anführungszeichen.
Das hat mich nicht überzeugt. Was soll ich denn da mitfühlen? Das, was sie verloren haben, fühl ich nicht.
Sie genoss jeden Tag mit ihm und ihre Liebe kannte keine Grenzen. Er erwiderte ihre Gefühle im gleichen Maße, doch er fieberte immerzu auf dem Beginn ihrer Reise hin. Er versprach sich davon, die schönsten und wertvollsten Momente seines Lebens zu erleben.
Das ist Blablabla. Wenn man kürzt, bleibt nichts übrig. Was machen die denn tagsüber so? Welche Grenzen haben sie wie überwunden? Wie kann er sie grenzenlos lieben und gleichzeitig wissen, daß er jetzt nicht die wertvollsten etc Momente erlebt, sondern hoffentlich später?

Sie hat jetzt gewonnen, weil sie doch vorher stirbt, du liebe Güte! Der Unfug, der dahintersteckt, macht alles, was sie vorher vielleicht hatten, endgültig zu trauriger Zeitverschwendung. Ich konnte sie in etwa so ernst nehmen wie Typen, die sich wegen eines Judas Priest-Texts umbringen.

Da Du diese alte Geschichte für fremde Leser veröffentlicht hast, möchtest Du sie vielleicht überarbeiten, z.B. Handlung und Motive überdenken, gehörig anfetten und besser strukturieren. Falls nicht, leg sie zurück in die Memorabilienkiste und und schreib eine neue. :D

Gruß,
Makita.

 

@ Makita:

Hallo Makita,

danke für deine Kritik. Ich werde im Folgenden versuchen, dir ein wenig zu erklären, warum ich einige Punkte, die du bemängelst, so geschrieben habe, wie ich es tat. Danach mach ich mich an die Überarbeitung.

Also:

1. Ich war ca. 15 als ich diese Geschichte geschrieben habe.
2. Dass du dir die Charaktere nicht bildlich vorstellen kannst, ist Sinn der Sache. Sie haben weder Namen, noch wird ihr Äußeres beschrieben, weil ich wollte, das einzig die Charaktereigenschaften wahrgenommen werden. Die Unterschiede zwischen diesen, ist schließlich genau das, was die Geschichte ausmacht.
3. Der Unterschied zwischen lesen und Musik hören ist zugegeben ein sehr persönliches Empfinden für mich. Darüber ließe sich ausführlich streiten, das würde jetzt aber zu weit führen.
4. Ja, mit der Kunst in der der Junge seine Befriedigung findet, ist das Zeichnen der Vorlagen gemeint. Ich weiß nicht, ob du das kennst, aber ich kenne einige Leute, die sich in Zeichnungen und Bilder, die sie anfertigen, sozusagen reinsteigern. Mit jeder Stunde, die vergeht, geraten sie mehr und mehr in Ekstase und sie empfinden es als eine ganz andere Art von Erfüllung und Befriedigung diesem Handwerk nachzugehen, als beispielsweise, der Genuss von Essen, Alkohol, Sex oder sonstiges. Auf diesem Verhalten beruht die Aussage, der Junge finde nur in der Kunst Befriedigung.
5. Der Hinweis darauf, dass sie ihre Schulsachen wegbringen und sich von der Mutter verabschieden sollte, ist gut, danke, werde ich in die Überarbeitung mit einbeziehen.
6. Ganz ehrlich? Wen interessiert es, ob sie sich geimpft haben oder nicht? Wenn sie eine Reise 3 Jahre planen, kann man ohnehin davon ausgehen, finde ich.
7. Was die Zweifel und den Trotz angeht: Auf so einer Weltreise kann schon eine Menge schief gehen, Vorbereitung hin oder her, findest du nicht? Und natürlich gibt es immer die Familienmitglieder und Freunde, die einem einreden, wie unsinnig das ganze Unterfangen ist und wie viele Probleme es geben kann. Sie ist geneigt, das ähnlich zu sehen, er hingegen hat nur das Ziel vor Augen und ist entschlossen, den Schwierigkeiten, die sich auf der Reise ggf ergeben können, zu trotzen.
8. Achte mal genau auf das, was in dem Zitat von dir steht.

Sie genoss jeden Tag mit ihm
Das heißt, sie ist im Grunde schon glücklich, weil sie ihn hat. Er hingegen glaubt das Glück draußen in der Welt suchen zu müssen. Erst am Ende, als sie stirbt, erkennt er, dass dem nicht so ist.
9. Die Geschichte heißt nicht ohne Grund "Ironie" Das sie gewonnen habe, meint sie ironisch, denn natürlich hat sie das nicht. Sie hat zwar Recht bekommen, aber sicherlich nicht gewonnen, immerhin stirbt sie und das ist wohl kaum ein Gewinnen.

Ich hoffe, dass ich dir damit einen Einblick geben konnte, wie ich die Dinge gesehen und gemeint habe, als ich diese Geschichte schrieb.

Gruß Kar

 

Hallo Kar!
Die Charaktere der beiden sind nicht deutlich gezeichnet.

„Sie“ ist eine Realistin, aber mit Hang zu Romantik und Träumerei. Das passt nicht gut zusammen.

„Er“ ist ein Optimist, der sich nach drei Jahren Vorbereitung in der Lage fühlt, den Problemen zu trotzen. Da kann er ja Anfangs nicht sehr optimistisch gewesen sein. Ich meine, ein Optimist ignoriert in der Vorbereitungsphase eher Probleme.

In der Realität mag es solche „gemischten“ Typen geben, für eine Kurzgeschichte sind sie eher ungeeignet. Ich würde hier die jeweiligen Eigenschaften mehr überspitzen.

Gruß

Asterix

 

hey Kar Vastor,

also ich finde die Geschichte schön geschrieben. Sollte aber evtl. noch mal überarbeitet werden.

Ich finde Du triffst den Sprachrhythmus sehr gut. Auch mochte ich die konsequent ruhige Stimmung.
Schön wäre natürlich, wenn der Konflikt, der sich dann im Unfall entlädt, zuvor zugespitzt würde… Vielleicht vor allem mit Dialog, etwa einem Streitgespräch zwischen beiden, in dem sich die unterschiedlichen Positionen – v.a. er erkennt nicht das Glück im Jetzt – zuspitzen. Sie warnt ihn, etc…

Allerdings liegt in der Story natürlich die Moral sehr offen. „Erkenne das Glück, das du hast..“. Vielleicht könnte der Unfall nicht geschehen, sondern nur „beinahe“? Und er sie dann, statt zum Flughafen, in das noch vorgewärmte Alltagsbeziehungsbett kutschieren? Und dabei etwas schief gehen? Irgend so was..

Jedenfalls, noch einmal, ich fand, es las sich flüssig, und das ist schon verdammt viel!

Ach ja, ich hab mal hervorragende Geschichten von einem Autor gelesen, dessen KG oft ohne Dialog stattfinden. An den musste ich bei Deiner Geschichte denken Quim Monzo heißt der Mann. Bei ihm driften die kaum aushaltbaren Ereignisse dann meist ins Komische, das ist bei solchen Geschichten vielleicht immer die Gefahr, von ihm natürlich beabsichtigt.

Viele Grüße, T.

 

Guten Abend oder viel mehr guten Morgen zusammen. :)

Ich habe nun, in Berücksichtung der vorangegangenen Kommentare, für die ich mich noch einmal bedanken möchte, meine Geschichte überarbeitet und hoffe, dass diese zweite Version mehr Anklang findet.

Kommentare, Lob und Kritik sind natürlich weiterhin gewünscht :)

Viel Spaß

Kar

 

IRONIE


Er und sie waren drei lange Jahre zusammen gewesen. Alles hatten sie geteilt. Freud und Leid gleichermaßen. Nichts hatte sie erschüttern können. Unter ihren Freunden waren sie allgemeinhin als „das Dreamteam“ bekannt gewesen.

Und doch hätten sie unterschiedlicher nicht sein können. Sie war 16 gewesen, als alles begann, er schon 19. Sie war Schülerin; er zeichnete Vorlagen für neue Autos. Sie war Realistin; er Visionär. Sie war eine erfolgreiche, strebsame Schülerin; er fand in seiner Kunst besondere Befriedigung. Auch wenn er nicht arbeite, zeichnete er oft. Portraits, Comics, Möbel, Kleidung. Jeden Tag, zu jeder Zeit, trug er mindestens einen Bleistift mit sich herum. Meistens, wenn er zeichnete, hörte er Musik, ließ sich von ihr inspirieren und beflügeln. Sie hingegen schien verliebt in ihre Bücher zu sein. Wenn sie einmal kein Schulbuch zum Lernen in der Hand hatte, trug sie fast sicher einen Roman mit sich. Für sie waren Worte die ehrlichste Art, Gedanken und Emotionen zu definieren und zu beschreiben. Er hingegen sagte immerzu: >>Kunst und Musik fangen da an, wo Worte enden.<<

Aber so verschieden sie auch sein mochten, sie beide verband ihr Hang zur Romantik und Träumerei. Schon zu Beginn ihrer Beziehung hatten sie ein gemeinsamen Traum geträumt und schließlich zu dem Ziel gemacht, dass sie um jeden Preis in die Tat umsetzen wollten: Eine Reise um die Welt, sobald sie mit der Schule fertig war. Immer wieder redeten sie darüber, schmiedeten und verwarfen Pläne, überlegten sich Routen und sparten jeden Cent. Er war enthusiastisch wie immer, wollte möglichst viel in möglichst kurzer Zeit sehen, weil er glaubte, die Anblicke, die Lehren, die Eindrücke und Empfindungen, die er so bekommen würde, würden ihn zu einem glücklicheren Menschen machen. Ihr hingegen ging es viel mehr darum, für eine sehr lange Zeit mit ihm allein zu sein, all diese Eindrücke mit ihm zu teilen und dem Stress des Alltages für einen gewissen Zeitraum zu entfliehen.

Sie war jedoch oft von Zweifeln geplagt, glaubte irgendetwas würde schief gehen, was auf ihren Realismus, der manchmal schon an Pessimismus grenzte, zurückzuführen war.

>>Was tun wir, wenn an unserem Auto etwas kaputt geht, was bei so einer Reise ja nicht auszuschließen, schon fast wahrscheinlich ist, und wir kein Geld mehr haben, um es zu reparieren?<<, fragte sie.
Er hingegen war Optimist und nahm alles sehr gelassen. >>Nun, dann gehen wir eben ein bisschen arbeiten, nehmen irgendeinen Aushilfsjob an und schlafen im Wagen.<<
>>Und was ist, wenn wir gerade in Sibirien sind? Willst du dann auch im Auto schlafen?<<
>>Nein, dann nehmen wir uns ein Zimmer in einem Motel. Dann müssen wir zwar länger arbeiten, aber es ist wärmer als im Auto. Außerdem kannst du jetzt noch gar nicht wissen, ob das Auto tatsächlich in Sibirien kaputt geht, also brauchen wir uns auch keine Gedanken darum zu machen<<, antwortete er leichthin.
>>Doch, das müssen wir<<, stellte sie klar. >>Eine Weltreise ist kein Kurztrip. Soetwas lebt von Planung, von Koordination, von Vorbereitung. Bei deiner Einstellung kommen wir keine zweitausend Kilometer weit!<<
>>Es gibt für alles eine Lösung und wir beide sind in der Lage, die richtigen Lösungen für die richtigen Probleme zu finden, wenn es nötig wird. Vertrau mir. Solange der Tod nicht kommt, um uns zu holen, wird schon alles gut gehen.<<

Und so hatte er es stets geschafft, sie wieder fröhlich zu stimmen. Sie hatte ihm geglaubt.

Sie genoss jeden Tag mit ihm und ihre Liebe kannte keine Grenzen. Sie freute sich auf die Reise, konzentrierte sich aber unbeirrt auf ihre Arbeit in der Schule, obgleich der Termin immer näher rückte. Sie hatte zwar nicht sonderlich viel Geld, aber sie hatte das Gefühl, alles zu haben, was sie brauchte. Den jungen Mann den sie liebte, eine erfolgversprechende Zukunft, aufgrund ihrer guten Noten und ihrer Leistungsbereitschaft, Freunde auf die sie sich verlassen konnte und eine Mutter, die hinter ihr stand, selbst wenn sie die Meinung ihrer Tochter nicht teilte. Sie war zufrieden.

Er erwiderte ihre Gefühle im gleichen Maße, doch er fieberte immerzu auf dem Beginn ihrer Reise hin. Er versprach sich davon, die schönsten und wertvollsten Momente seines Lebens zu erleben. In den letzten Wochen vor der Abreise wurde er immer nervöser, aufgewühlter und er war ein bisschen wie ein Kind, das an Heiligabend auf den Weihnachtsmann wartet. Keiner seiner Freunde oder Verwandten hatte je eine Weltreise unternommen und es erfüllte ihn schon jetzt mit Genugtuung, dass er bald Dinge gesehen und gemacht haben würde, von denen sie weiter nur träumten.

Als der Tag endlich gekommen war, wartete er in seinem Auto an ihrer Schule. Sie war nun 19 und er 22 und er fühlte sich dazu bereit allen Problemen dieser Welt zu trotzen. Nicht das er je große Probleme gesehen hätte, aber er hatte die Streitgespräche natürlich nicht vergessen. Er war weiterhin überzeugt, dass alles gut gehen würde und selbst wenn etwas schief ging, es würde sich schon wieder zum Guten wenden. Als er am Morgen seine Taschen im Kofferraum verstaut hatte, war sein Vater zu ihm gekommen, um sich zu verabschieden.

>>Pass auf dich auf, mein Sohn<<, sagte der Vater, mit einer gewissen Schwermütigkeit und schloss den Sohn in seine Arme.
>>Natürlich. Ich schreibe dir Postkarten von all den schönen Orten, an die ich reisen werde.<<
>>Aber vergiss nie, was das wirklich schöne in deinem Leben ist, was wirklich wichtig ist. So strahlend und schön einige Bauwerke, erschaffen durch Menschenhand, vielleicht sein mögen; sie können nie die Schönheit des Unsichtbaren überflügeln<<, mahnte der Vater und lies seinen Sohn schließlich los, der ohne weiter über die Worte seines Vaters nachzudenken, losfuhr.


Er warte an ihrer Schule und freute sich, dass ihrer Reise nun nichts mehr im Wege stand. Sie würden gleich zu ihr nach Hause fahren und ihre Taschen holen. Sie würde sich verabschieden und dann würden sie all das hier hinter sich lassen. Als schließlich die Schulglocken ertönten und die Schüler aus dem Gebäude strömten, blickte er sich sehnsüchtig nach ihr um.

Dann sah er sie und sie sah ihn. Ihre Blicke trafen sich. Sie lächelte, während sie die Straße überquerte und seins erstarb, als er die quietschenden Reifen eines bremsenden Autos hörte, sah wie es sie traf und fortriss. Er stürzte aus seinem Wagen, lief auf sie zu, hob sie vom Boden in seine Arme und Tränen traten in seine Augen.

Ihr Haar war blutverklebt und ein Bein seltsam verdreht. Ihre Augenlieder flatterten,doch sie rang sich ein Lächeln ab. >>Du hast verloren, mein Schatz<<, sagte sie. >>Meine Zweifel waren berechtigt, nun ist der Tod doch gekommen. Ich liebe dich.<<

Bevor er antworten konnte, hörte ihr Herz auf zu schlagen. Seine Welt zerbrach und ganz plötzlich merkte er, dass er alles Glück des Lebens schon so lange gehabt hatte; ganz plötzlich verstand er die Worte seines Vaters. Sie war diese Schönheit, dieses Glück gewesen, das so lange bei ihm gewesen war. Was für ein Narr er war gewesen, diese Tatsache zu übersehen. Er brauchte das Glück nicht draußen in der Welt zu suchen. Nun hatte er es für immer verloren und nie würde er sich selbst verzeihen.

 
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Hallo kar Vastor,

deine erste Version klingt ein bisschen wie ein Märchen. Die Sätze sind so einfach gehalten, wie für Kinder.
Die Pointe ebenfalls, auch wenn ich den Gedanken mag. Es fehlt ein bisschen die Würze, das spielerische.
Aber ich les jetzt mal den zweiten Versuch, ich seh schon da taumeln plötzlich doch noch mehr Sätze hinein.

Gruß s.
PS: allgemein machen die Autoren der Storys ihre Überarbeitung immer im ersten Teil und stellen nicht die ganze neue ÜÄ in ein Antwortfenster. Das liegt daran, dass die meisten Leser, die anderen Antworten nicht lesen.

PPs: irgendwie hab ich mir wohl auch beim lesen des titels was anderes vorgestellt.

Zum zweiten Versuch:

na, das ist ja schon ein bisschen mehr. Aber da kann man immer noch drübergehen und es sind immernoch viele Märchensätze. Auch das sie sterbend noch solche Sätze über die Lippen zaubert, ist märchenhaft. Naja, ist immerhin ganz und gar durchgezogen. Manches, was du hinzugefügt hast, ist garnicht so ein großer Gewinn. Zum Beispiel das kaputte Auto in Sibirien.

 

Hallo Kar Vastor,

weil Simone deine ursprüngliche Version und die neue erwähnt, bleiben ausnahmsweise beide stehen. Normalerweise kopiert man die neue Version in Beitrag 1 und überschreibt damit die alte. Wenn du beide parallel online lassen willst, weil sie sich sehr unterscheiden, dann erstelle künftig ein neues Thema. Ungünstig ist, wenn eine komplette Geschichte inmitten von Kommentaren steht.

Viele Grüße, bernadette

 

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