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Jagdfieber

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21.12.2005
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Jagdfieber

Die Nacht war kalt und neblig, man merkte an ihr, daß es bald Herbst wurde. Um diese Zeit lagen vernünftige Menschen in ihrem Bett und schliefen den Schlaf der Gerechten. Auch Becky sehnte sich so langsam nach ihrem warmen Bett. An der frischen Luft hatte sie schnell gemerkt, daß sie im Club doch ein paar Drinks zuviel hatte und so war ihr Gang nicht mehr ganz so selbstsicher, wie er hätte sein sollen. Natürlich war sie auch für dieses Wetter nicht richtig angezogen, denn wenn sie ausging zeigte sie auch gerne Haut und der dünne Mantel, den sie sich übergezogen hatte, wärmte sie kaum. Sie kam sich dumm vor, daß sie darauf bestanden hatte um diese gottlose Zeit nach Hause laufen zu wollen und so hatte sie das Angebot ihrer Freunde ausgeschlagen nach Hause gefahren zu werden. Nachdem sie mit so vielen Menschen so eng zusammen war, brauchte sie wieder mehr Freiraum, mußte durchatmen, aber ein Spaziergang in dieser naßkalten Nacht war eine wirklich dumme Idee. Im Stillen fluchte sie selber mit sich. Mit ihren 24 Jahren hätte sie eigentlich mehr Verstand aufbringen müssen, aber alles Schimpfen und Fluchen brachte auch nichts mehr. Ihre hohen Absätze machten klackende Geräusche auf dem feuchten Kopfsteinpflaster, welche von den Häuserwänden zurückgeworfen wurden. Seit Minuten war sie keinem Menschen mehr begegnet und auch die Fenster der Häuser in der engen Gasse waren allesamt unbeleuchtet. Um drei Uhr morgens schliefen halt die meisten Menschen.
Die nasse Kälte schlich sich langsam in ihre Knochen und sie beschloß etwas schneller zu gehen, achtete aber darauf nicht auf dem Straßenpflaster auszurutschen. Ihr Alkoholspiegel und die hochhakigen Schuhe erschwerten ihr den Heimweg. Mit ihrer linken Hand hielt sie den Kragen des Mantels zu, um ihren Hals vor der kalten Luft zu schützen, die so kalt war, daß sie beim Atmen in der Lunge wehtat. Bis auf die Geräusche, die Ihre Absätze verursachten und einem Hund, der in der Ferne bellte, war es still. Dennoch erfaßte ein Unbehagen Becky, dessen Ursprung sie nicht ergründen konnte. Du hast zu viele Horrorfilme gesehen, Mädchen. Trotzdem warf sie im Gehen einen nervösen Blick über ihre Schulter und sah natürlich nichts. Wer außer Dir ist so blöde um so eine Uhrzeit und in dieser Kälte vor die Tür zu gehen? Nach einer Weile merkte sie, daß sie die Länge ihres Heimweges falsch eingeschätzt hatte, da sie es gewohnt war mit dem Auto von A noch B zu fahren und nicht zu laufen. Wie lange mochte sie schon unterwegs sein? Sie hatte ihr Zeitgefühl komplett verloren, es kam ihr wie eine Ewigkeit vor und sie hatte irgendwie nicht das Gefühl ihrem zu Hause wirklich näher zu kommen. War es tatsächlich so weit bis zu ihrer Wohnung? Sie blieb stehen und schaute vor und zurück, die Stille und die Abgeschiedenheit mitten in der ansonsten belebten Stadt verwirrte sie. Gerade als sie sich dazu entschlossen hatte ihren Weg fortzusetzen ertönte hinter ihr ein schepperndes Geräusch. Mit einem Ruck drehte sich Becky um, ihr Puls beschleunigte sich und sie hatte das Gefühl, daß ihr Herzschlag weit zu hören sein mußte. Vorsichtig rief sie ein „Hallo“ in den Nebel und verharrte ein paar Sekunden lauschend, darauf bedacht kein Geräusch zu versäumen. Doch es kam keine Antwort und sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich etwas gehört hatte oder ob sie es ihrer Phantasie zuschreiben mußte. Sie kam sich wie ein hilfloses kleines Kind vor und gleichzeitig auch unendlich dumm. Jetzt dreh bloß nicht durch und mach dich gefälligst auf den Heimweg. Es war sicher nur eine streunende Katze. Kein Mensch ist hier! Dieser Gedanke beruhigte sie etwas, auch wenn sie nicht wirklich daran glauben konnte. Sie lief unwillkürlich etwas schneller, versuchte aber einen klaren Kopf zu behalten. Sie lenkte sich mit Erinnerungen an den schönen Abend im Club ab, sie dachte daran wie sie zu der Musik getanzt hatte und wie ausgiebig sie mit ihren Freunden gefeiert hatte und an den einen oder anderen gutaussehenden, jungen Mann, die sie gesehen hatte. Da Becky ebenfalls sehr attraktiv war, hatte sie an diesem Abend wieder eine Menge Telefonnummern von Jungs eingesammelt. Sie war schon lange nicht mehr ausgegangen und so hatte sie sich schon die ganze Woche auf den Samstagabend gefreut und den Abend voll ausgekostet.
Endlich war auch diese enge Gasse zu Ende und sie kam an eine Hauptstraße, die sie überqueren mußte. Der Nebel schien immer dichter zu werden und Becky wurde das Gefühl nicht los, daß etwas nicht stimmte. Auch wenn es ihr widerstrebte, blieb sie stehen. Da war auch wieder das nicht greifbare Unbehagen, welches sie schon eine Weile begleitete. Sie wollte gerade die Straße überqueren, als sie wie vom Donner gerührt mitten in der Bewegung verharrte. Es war zu ruhig. Das war es was sie störte. Sie hörte nichts und sah auch niemanden. Natürlich war es spät, aber dies war eine Hauptstraße, wenigstens vereinzelt müßten Autos unterwegs sein. Sie lauschte in den Nebel und verenge ihre Augen, um besser sehen zu können, aber da war absolut nichts. Und wieder beschleunigte sich ihr Puls und sie rannte förmlich auf die andere Straßenseite. Ihre Schuhe ließen sie nicht so schnell laufen, wie sie wollte und wieder hatte sie das Gefühl, daß etwas hinter ihr war, nur diesmal wollte sie nicht stehenbleiben. Oh Gott, was für ein Horror und es ist noch so weit. Ich bin so dumm, ich werde niemals mehr alleine um diese Uhrzeit unterwegs sein. Ihre Freundin Lisa hatte ihr zum Abschied am Club teils aus Scherz gesagt, daß sie sich vor den Psychopathen in acht nehmen sollte, die zu dieser Zeit aus ihren Löchern kriechen. Vor einem Jahr waren mehrere Frauen tot aufgefunden worden, sie alle waren gräßlich zugerichtet. Den Schuldigen hat man nie fassen können, nicht einmal eine Spur hatte die Polizei, alles was man präsentieren konnte war ein Phantombild. Eine ältere Dame wollte einen auffälligen Mann in der Nähe eines Tatortes gesehen haben. Schwach erinnerte sich Becky an das Bild, welches ein Allerweltgesicht zeigte, mit der Ausnahme einer langen Narbe, die die linke Wange des Mannes zierte. Seit mehreren Wochen war es aber ruhig geworden um den geheimnisvollen Mörder und so verschwanden die Vorfälle aus den Schlagzeilen und auch aus den Köpfen der Bevölkerung. Becky hatte noch gelacht, Lisa war in ihren Augen übervorsichtig, sie ging nie ein Risiko ein und war ein sehr auf Sicherheit bedachter Mensch. So oft sich Becky auch über die lustig gemacht hatte, so wünschte sie sich doch wenigstens einmal auf Lisa gehört zu haben und Becky verfluchte ihre Arroganz. Oh Gott, sind das Schritte hinter mir oder ist das nur das Echo meiner Absätze? Becky hatte fast das Ende der Straße erreicht, als sie ihr Tempo nicht mehr halten konnte und sie gezwungen war nur noch zu gehen und nicht mehr zu rennen. Stehenbleiben wollte sie auf keinen Fall und so ignorierte sie das Seitenstechen so gut es ging. Langsam war sie sich sicher, daß irgendetwas hinter ihr her war, sie wußte nicht warum, sie fühlte es einfach. Mittlerweile war auch die Wirkung des Alkohols verflogen, so stark war ihr Adrenalinausstoß. Am liebsten hätte Becky um Hilfe geschrieen, doch sie hatte Angst davor es zu versuchen, sie hatte Angst, daß ihre Stimme versagen würde und sie nur noch ein rauhes Krächzen ausstoßen könnte. Wenn dies geschähe, bekäme sie einen Nervenzusammenbruch, das wußte sie. Becky war im normalen Leben alles andere als schwach und ängstlich, aber in dieser Situation war es anders. Im schnellen Schritt erreichte Sie die Kreuzung und hastete über die Straße. Leider war links von ihr der Weg eine Sackgasse und so mußte sie noch um den kompletten Block, um endlich in die Straße zu gelangen, in der ihre Wohnung lag. Sollte ein Auto vorbeikommen, so schwor sie es sich, würde sie es anhalten, denn sie spürte fast körperlich einen Blick in ihrem Nacken. Sie verzichtete darauf sich umzudrehen, sie konnte in diesem Nebel eh kaum zwei Meter weit sehen und sollte ihr Verfolger dunkel gekleidet sein, so würde sie ihn nicht sehen können. Sie wunderte sich, wie klar und rational sie noch denken konnte, obwohl sie das Gefühl hatte die Oberhand über ihre Gefühle zu verlieren und sie befürchtete schon hysterisch zu werden. Sie brauchte eine Abkürzung, sie wollte so schnell wie möglich nach Hause und so blieb sie vor dem Tor des Friedhofes stehen, welchen Sie erreicht hatte. Der Friedhof war sehr groß und sehr alt, er zog sich in der Länge über den ganzen Block und verband diese Straße mit der Straße in der sie wohnte. Sie sparte sich so gut eine halbe Stunde Fußweg. Sie schaute durch das Tor auf die Grabsteine, die von Mond nur sehr schwach erleuchtet wurden. Schwaden von Bodennebel zogen zwischen ihnen durch und der Weg sah wenig einladend aus. Becky glaubte nicht an die Existenz von Geistern oder Toten, die aus ihren Gräbern stiegen, aber etwas in ihr sträubte sich die Ruhe der Toten zu stören und diesen Ort inmitten der Nacht zu betreten. Sie wandte ihr Gesicht bereits ab, als sie deutlich hinter sich hörte, wie ein kleiner Stein über den Gehweg schlitterte, so als sei der von einem Fuß weggetreten worden. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden versuchte sie das Tor zu öffnen, doch zu ihrem Entsetzten war es verschlossen. Der Lärm, den sie bei dem Versuch das Tor zu bewegen verursachte, kam ihr in der Stille unendlich laut und fehl am Platze vor. Panisch sah sie sich um und bemerkte, daß der Zaun nicht sehr hoch war und auch keine Spitzen am oberen Ende hatte, sie würde drüberklettern können. Da sie sehr gelenkig war, hatte sie den Zaun schnell erklettert, mit dem geeigneten Schuhwerk wäre es noch einfacher gewesen. Als sie sich hinter dem Zaun aufrichtete und die ersten Schritte machte, beruhigte sie sich etwas. Sie fühlte sich hinter diesem Zaun sicherer und sie hoffte, daß ihr Verfolger mehr Respekt vor der Totenruhe hatte als sie und darauf verzichtete ihr zu folgen. Sie konnte auf jeden Fall nichts mehr hören, es war sprichwörtlich totenstill. Einigermaßen ruhig ging sie weiter, nachdem sie einmal kräftig durchgeatmet hatte. Die kalte Luft kam ihr jetzt herrlich erfrischend vor. Sie war ein paar Schritte gegangen und sie konnte das Tor und den Zaun im Nebel nicht mehr sehen, als sie es hörte. Der Metallzaun knarrte zum Protest, als jemand über ihn kletterte und vernahm auch deutlich, wie etwas Schweres auf dem Kies des Friedhofweges landete. Sie war sich nun vollkommen sicher, daß sie verfolgt wurde, vorher hätte es noch ein Passant sein können, der zufällig den gleichen Weg hatte wie sie und leider nicht die Höflichkeit besaß sich erkennen zu geben. Sie wollte rennen, doch wie ein Reh, welches in den Scheinwerfer eines entgegenkommenden Autos starrte, war sie vor Schreck für einige Sekunden gelähmt. Als sie den Schock einigermaßen überwunden hatte, meldete sich ihr Überlebensinstinkt und sie kannte nur noch einen Gedanken: Flucht. Sie rannte los, das hieß, sie versuchte es. Der Boden war durch die Nässe aufgeweicht und sie fand mit ihren hochhakigen Schuhen keinen richtigen Halt und knickte nach wenigen Schritten um und fiel hin. Tränen schossen ihr in die Augen, nicht wegen des aufgeschlagenen Knies, sondern es waren Tränen der Verzweiflung. Sie durfte jedoch nicht verharren, sie mußte auf jeden Fall in Bewegung bleiben. Ungelenk stand sie auf und zog hastig die Schuhe aus und ließ sie achtlos liegen. Sie versuchte zu rennen, die Schmerzen, die das Knie und die Kiessteine unter ihren nackten Füßen ihr bescherten, zu ignorieren. Noch nie zuvor war sie in einer Situation gewesen, in der es um Leben und Tod ging, aber sie spürte deutlich in einer solchen zu sein. Die Angst und das Adrenalin beflügelten sie, obwohl ihre Füße längst bluteten, immer weiter zu rennen. Sie hastete weiter und konnte sich wegen des Nebels nicht orientieren. Sie hatte keine Ahnung wie weit sie vom Ausgang auf der anderen Seite des Friedhofes entfernt war und sie hoffte, daß diesmal das Tor offen war. Nur einmal sollte der Friedhofwächter vergessen haben es abzuschließen. Plötzlich vernahm sie aus dem Augenwinkel einen Schatten hinter der zweiten Grabsteinreihe, welche sie gerade noch erkennen konnte, der an ihr vorbeihuschte. Im Laufen drehte sich den Kopf und versuchte etwas zu erkennen, als sie gegen etwas stieß, besser gesagt gegen irgend jemanden. Die Wucht des Aufpralls war so groß, daß der Mann, der ihr im Weg stand hätte umgerissen werden müssen, doch dieser war auf den Zusammenprall vorbereitet und er hielt Becky mit beiden Armen fest. Sie wollte schreien, aber so wie sie befürchtet hatte, brachte sie keinen Laut hervor, der Schock saß zu tief.
„Na, wen haben wir denn da und wohin so eilig Kleines?“ sagte der Mann, der sie schief angrinste und den Griff noch mehr verstärkte. Becky wollte sich losreißen, doch der Mann schien über erstaunliche Kräfte zu verfügen. „Du bist ja eine schnelle Gazelle, aber ich konnte Dir dennoch den Weg abscheiden, für mich bist Du eben nicht schnell genug!“ Sie spürte den Triumph des Mannes in seiner Stimme und als sie endlich die Kraft gefunden hatte ihm in das Gesicht zu schauen gelang es ihr doch zu schreien, auch wenn es nur ein kurzer, spitzer Schrei war. Der Mann hatte ein Durchschnittsgesicht, er war weder besonders attraktiv, noch häßlich, man hätte sein Gesicht gesehen und sofort wieder vergessen, wenn da nicht die Narbe gewesen wäre, die er auf der linken Wange hatte. „Schrei nur Du Miststück, es wird Dich keiner hören und wenn doch wird Dir keiner helfen. Glaubst Du im Ernst jemand kommt Dir mitten in der Nacht auf einem nebligen Friedhof zur Hilfe?“ Noch während er sprach warf er Becky mit aller Kraft gegen einen Grabstein zu ihrer rechten, wobei sie sich heftig den Kopf stieß. Es ging alles so schnell und so konnte sie den Sturz nicht mit ihren Armen abfangen, die endlich von ihm frei gelassen wurden. Sie stöhnte vor Schmerz auf und für einen kurzen Augenblick verschwamm ihr Blickfeld. Der Fremde schien sich zu amüsieren und sich seiner Beute absolut sicher zu fühlen, denn er stemmte die Hände zu Fäusten geballt in die Hüfte und lachte. Für einige Sekunden, die für Becky eine Ewigkeit bedeuteten, lag sie auf allen Vieren am Boden und als sie sich endlich aufrappeln konnte, ergriff er sie sofort mit seinen linken Arm und mit Schrecken sah sie einen langen, metallischen Gegenstand in seiner Rechten. Er ließ das Messer in seiner Hand blitzen, er genoß Beckys Entsetzen, welches ihre Augen verrieten. Sie war nicht in der Lage den Blick von dem Messer abzuwenden, ihr Gehirn wollte nicht akzeptieren, was sie da sah. Plötzlich und ohne eine weitere Vorwarnung stieß er das Messer ruckartig unter ihren Mantel und fing damit an von innen die Knöpfe abzureißen. Seine Hand war wie eine zustoßende Schlange, die die Beute eine Weile gemustert hatte und nun bereit zum Angriff war. „Wollen wir doch mal nachsehen, was die Natur Dir beschert hat, mein Kleines.“ Becky war fassunglos und sah sich schon vor ihrem inneren Auge als verstümmelte Leiche, die bei Tag hier auf den Friedhof gefunden werden würde und begann zu wimmern. „Bitte, lassen Sie mich gehen, ich gebe Ihnen mein ganzen Geld, bitte“, brachte sie zitternd hervor. Doch ihre Worte schienen den Mann zu beleidigen, denn seine Augen verengten sich zornig und er verpaßte ihr mit der linken Hand eine Ohrfeige, die sie fast das Gleichgewicht gekostet hätte. „Geld? Meinst Du wirklich ich will Dein Geld? Sehe ich so aus, als wäre ich auf Deine Almosen angewiesen? Ich lebe für die Jagd Kleines und Du bist meine Beute! Ich wünschte wirklich, Du hättest mich nicht beleidigt!“ Vor Wut trat das Weiße in seinen Augen noch mehr hervor und seine Pupille war fast nicht mehr zu erkennen. Becky konnte keine Antwort mehr geben, sie war nur noch in der Lage zu schluchzen. Das ist das Ende! Langsam drangen ihre Schmerzen in ihr Bewußtsein, das aufgeschlagene Knie, die verletzten Füße, die Beule an ihrem Kopf und Ihre Wange, die von der Ohrfeige glühte, sie fühlte sich so schwach und hilflos. Sie wollte fliehen, doch ihr Körper wollte ihr nicht mehr gehorchen, als wüßte er, daß es sinnlos ist. „Die Jagd ist eine Kunst meine Kleine und ich bin ein Künstler. Ich mache aus Deinem Körper ein Meisterwerk, wie aus den anderen!“ Er bekam Becky wieder zu fassen und zwang sie mit Gewalt auf eine Grabplatte. Sie lag mit dem Rücken auf ihr und er beugte sich über sie und ließ sie sich das Messer noch einmal genau anschauen, bevor er zustechen wollte. Er genoß sichtlich die Angst, die Becky verströmte, er schien aus ihr Energie zu gewinnen und er würde es dieser kleinen, reichen Schlampe schon zeigen. Becky machte sich bereit zu sterben, sie dachte immer, wenn man stirbt liefe das ganze Leben vor dem inneren Auge noch einmal ab. Bei ihr war es anders, sie hatte nur die Szene vor dem Club im Sinn. Sie sah Lisa und ihre anderen Freunde. Sie sah sich über Lisa lustig machen und wie sie sich schließlich zum Gehen gewandt hatte. Diese Szene wiederholte sich wie in einer Endlosschleife. Die Zeit schien stillzustehen, sie sah die Bewegungen des Mannes wie in einer Zeitlupe. Sie bemerkte, daß er innehielt und über die hinweg sah. Seine Augen weiteten sich vor Schreck und er legte einen ungläubigen Ausdruck auf sein Gesicht. Schließlich stieß er sich von der Grabplatte ab und blieb vor Becky stehen. Nach einigen Sekunden fing er an zu schreien. „Was machst Du hier? Du bist tot! Ich habe Dich selber umgebracht, ich habe ein Kunstwerk aus Dir gemacht! Du darfst nicht hier sein! Dazu hast Du kein Recht!“ Langsam ging der Fremde rückwärts, das Messer in Angriffshaltung vor seinem Körper. Becky überwand den Schock und setze sich auf. Sie begriff die Situation nicht. Als sie sich halb auf der Grabplatte aufgerichtet hatte, drehte sie den Kopf in die Richtung, in der auch der Mann blickte. Sie sah eine junge Frau, die langsam und ohne den Blick von dem Mann abzuwenden näher kam. Sie sprach kein Wort, bediente sich keiner Geste und jede ihrer Bewegung schien mit Bedacht zu erfolgen. Sie näherte sich der Szenerie langsam und in der gleichen Geschwindigkeit wich der Mann zurück. Die Frau hatte Ähnlichkeit mit Becky, sie schien ungefähr im gleichen Alter zu sein und sah ihr auch äußerlich ähnlich, aber etwas stimmte mit ihr nicht und nach einigen Augenblicken wußte Becky auch was. Die Frau schien von innen heraus zu leuchten und bei näherem Hinsehen sah es so aus, als würden ihre Füße den Boden nicht berühren. Becky warf den Kopf herum und sah nach dem Mann, der immer panischer wurde. Er beleidigte die Frau und rief immer wieder, daß sie nicht hier sein dürfte. Das Gesicht der Frau verriet keine Regung, nur kam sie jetzt deutlich schneller auf den Mann zu, der es vollends mit der Angst zu tun bekam. Er ließ das Messer achtlos fallen, schüttelte nur noch ungläubig den Kopf und versuchte rückwärts schneller von der geheimnisvollen Frau wegzukommen. Es schien, als könnte er nicht wegschauen, als könnte er ihr nicht den Rücken zudrehen und fliehen. Er hatte längst den Kiesweg überquert. Er merkte nicht, wie er den Gräbern auf der anderen Seite des Weges immer näher kam. Als er auf einen losen Stein trat, verlor er das Gleichgewicht und stürzte. Er schlug hart mit dem Kopf auf dem Rand eines Grabsteines auf, glitt an ihm ab und blieb regungslos liegen. Becky vernahm ein knackendes Geräusch, als der Mann aufschlug, welches ihr eine Gänsehaut einbrachte. Die mysteriöse Frau blieb stehen und schaute auf den regungslosen Mann. Becky hatte keine Ahnung wieviel Zeit verstrich, bevor sie aufstand und auf dem am Boden liegenden Körper des Mannes zuging. Sie sah, daß sich eine große Pfütze Blut neben dem Kopf gebildet hatte, der in einer unnatürlichen Haltung da lag. Seine Augen starrten erschrocken in den Nachthimmel und der Mund stand ihm offen, als wolle er einen letzten Schrei ausstoßen. Angewidert wandte Becky sich ab und der jungen Frau zu, die nun näher gekommen war. Obwohl ihre Erscheinung ungewöhnlich war, verspürte Becky keinerlei Angst. „Vielen Dank, Sie haben mir das Lebend gerettet!“ Die junge Frau schaute ihr in die Augen, ließ jedoch immer noch keiner Gefühlsregung erkennen. Becky ging noch einen Schritt auf die unbekannte Frau zu, die jetzt genau neben der Grabplatte stand, auf der Becky zuvor gelegen hatte. „ Ich möchte mich erkenntlich zeigen. Wie heißen Sie?“ Die Frau antwortete nicht, sondern zeigte nur auf die Inschrift der Grabplatte. Becky ging nahe an der Platte in die Hocke, damit sie die Inschrift lesen konnte. Das Grab gehörte einer gewissen Terry Meyers und die Inschrift verriet Becky, daß Terry im Alter von 22 Jahren vor einem Jahr verstorben war. „Was…“ weiter kam Becky nicht, denn die junge Frau war verschwunden, als sie sie fragend anschauen wollte. Becky drehte sich um die eigene Achse und versuchte die unbekannte Frau zu entdecken, doch sie war nirgends zu sehen. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. Die Geschehnisse verwirrten Becky und sie merkte erst an der Straße, daß sie den Friedhof verlassen hatte. Wie in Trance hatte sie sich wieder auf den Heimweg begeben, der Ausdruck in ihren Augen war leer. Ihr Mantel war zerrissen und stand offen. Sie konnte nur noch humpeln, die Füße, das Knie und der Kopf taten ihr sehr weh. Ihr Gehirn versuchte zu verarbeiten, was sie gerade erlebt hatte, die Kopfschmerzen hinderten sie jedoch daran einen klaren Gedanken zu fassen. Wer war diese Frau gewesen, wo war sie auf einmal hergekommen und wohin war sie gegangen. War sie überhaupt da gewesen? Ich habe sie mir bestimmt nur eingebildet, wer schleicht nachts aus Friedhöfen rum, rettet anderen Menschen das Leben und verschwindet dann so einfach? Ja, so muß es gewesen sein. Ich habe die Frau erst gesehen, als ich mir den Kopf gestoßen hatte. Aber warum konnte der Mann die Frau auch sehen und warum hatte er eine solche Angst gehabt? Becky merkte nicht, wie ein Auto neben ihr anhielt, sie war instinktiv auf dem Weg zu ihrer Wohnung.
„Geht es Ihnen gut?“ Becky drehte den Kopf und nahm erst jetzt das Auto wahr. Der Fahrer hatte das Fenster heruntergekurbelt und musterte sie halb erschrocken. „Sie sehen ja schrecklich aus! Was ist passiert?“ „Bitte bringen sie mich zur Polizei.“, mehr konnte Becky nicht sagen und der Fahrer nickte und stieß von innen die Fahrertür auf. Becky stieg ein und auf der gesamten Fahrt zum Polizeirevier sprach sie kein einziges Wort.
Als sie auf dem Revier eine Tasse Kaffee und eine warme Decke erhalten und ihre Aussage gemacht hatte, schickte der Polizist, dem sie alles erzählt hatte einen Streifenwagen zu dem Tatort auf den Friedhof. Becky war so dankbar in Sicherheit zu sein, sie war felsenfest überzeugt gewesen heute nacht zu sterben und nun saß sie bei dem freundlichen Polizisten, der sich um sie kümmerte. Sie hatte aber mit keinem Wort die mysteriöse Frau erwähnt, je mehr sie über die Sache nachdachte, um so sicherer wurde sie, daß sie sich die Frau nur eingebildet hatte. Warum der Mann dann in Panik von ihr abgelassen hatte, konnte sie sich nicht erklären. Aber er war ein Psychopath gewesen, wer würde seine Handlungen schon verstehen? Der Polizist ließ sie ihren Gedanken nachhängen. Er hatte ihr versprochen sie nach Hause zu bringen, sobald der Streifenwagen von der Fahrt zum Friedhof zurück war. Becky hatte sich geweigert in ein Krankenhaus zu gehen, sie wollte nur nach Hause. Nach einer Weile, die ihr endlos erschien, betrat ein weiterer Polizist den Raum, er war einer derjenigen gewesen, die sich am Friedhof umgesehen hatten. Er grüßte Becky knapp und teilte seinem Kollegen mit, daß sie genau an der beschriebenen Stelle einen toten Mann gefunden hatten. Er sah dem Phantombild des gesuchten Frauenmörders ähnlich und auch das Messer, welches bei der Leiche gefunden wurde, paßte zu den vorangegangenen Morden. Die beiden waren sich sicher, den Mörder gefunden zu haben, der die Stadt in Atem gehalten hatte und dann von der Bildfläche verschwunden war. „Nur eines verstehe ich nicht.“, sagte der Polizist, der als letztes den Raum betreten hatte. „Was um Himmels Willen hatte der Mörder am Grab von Terry Meyers zu suchen?“ „Sie kennen Terry Meyers?“ brach es aus Becky hervor, die bisher unbeteiligt dagesessen hatte. „Natürlich“, entgegnete ihr der Polizist freundlich, „sie war sein erstes Opfer“.

 

Greetings JensB!

Ich schlage vor, dass du mehr Absätze in deiner Geschichte einbaust. So wie sie im Moment ist, macht das lesen nicht wirklich Freude. Hab daher auch nur den ersten Teil gelesen und den Rest grob überflogen.

Die Nacht war kalt und neblig, man merkte an ihr, daß es bald Herbst wurde.

Kling nicht ganz so schön und das gleich am Anfang. Das an ihr kann man streichen.

Es sind noch einige andere unschöne Sätze drin, aber im Moment bin ich zu müde, um mehr zu nennen. Vieleicht überarbeitest du die Story nochmal, dann werd ich sie gern ganz und in Ruhe lesen. :)

Fröhliche Weihnachten
Odin

 

Hallo Odin,

danke für Deine Antwort! Die Geschichte hat Absätze, beim reinkopieren des Textes sind sie wohl verloren gegangen. Richtig lektoriert wurde Jagdfieber noch nicht und so bin ich für Hinweise sehr dankbar. Kurzgeschichten sind für mich ein neues Gebiet, so etwas hatte ich früher noch nie geschrieben. Ich werde mir den Text noch einmal vornehmen und ihn erneut reinstellen.

Bis bald

Jens

 

So, ich habe mir den Text noch einmal angeschaut und kleine kosmetische Veränderungen vorgenommen. Es ist gar nicht so einfach seine eigenen Texte zu korrigieren :schiel: Nun ja, hier ist er (ich hoffe, jetzt sind auch alle Absätze drin):

Die Nacht war kalt und neblig, man merkte, daß es bald Herbst wurde. Um diese Zeit lagen vernünftige Menschen in ihrem Bett und schliefen den Schlaf der Gerechten. Auch Becky sehnte sich langsam nach ihrem warmen Bett. An der frischen Luft hatte sie schnell gemerkt, daß sie im Club doch ein paar Drinks zuviel hatte und so war ihr Gang nicht mehr ganz so selbstsicher, wie er hätte sein sollen. Natürlich war sie auch für dieses Wetter nicht richtig angezogen, denn wenn sie ausging zeigte sie auch gerne Haut und der dünne Mantel, den sie sich übergezogen hatte, wärmte sie kaum. Sie kam sich albern vor, daß sie darauf bestanden hatte um diese gottlose Zeit nach Hause laufen zu wollen und so hatte sie das Angebot ihrer Freunde ausgeschlagen nach Hause gefahren zu werden. Nachdem sie mit so vielen Menschen so eng zusammen gewesen war, brauchte sie wieder mehr Freiraum, mußte durchatmen, aber ein Spaziergang in dieser naßkalten Nacht war eine wirklich einfältige Idee. Im Stillen fluchte sie selber mit sich. Mit ihren 24 Jahren hätte sie eigentlich mehr Verstand aufbringen müssen, aber alles Schimpfen und Fluchen brachte auch nichts mehr. Ihre hohen Absätze machten klackende Geräusche auf dem feuchten Kopfsteinpflaster, welche von den Häuserwänden zurückgeworfen wurden. Seit Minuten war sie keinem Menschen mehr begegnet und auch die Fenster der Häuser in der engen Gasse waren allesamt unbeleuchtet. Um drei Uhr morgens schliefen halt die meisten Menschen.
Die nasse Kälte schlich sich langsam in ihre Knochen und sie beschloß etwas schneller zu gehen, achtete aber darauf nicht auf dem Straßenpflaster auszurutschen. Ihr Alkoholspiegel und die hochhakigen Schuhe erschwerten ihr den Heimweg. Mit ihrer linken Hand hielt sie den Kragen des Mantels zu, um ihren Hals vor der kalten Luft zu schützen, die so kalt war, daß sie beim Atmen in der Lunge wehtat. Bis auf die Geräusche, die Ihre Absätze verursachten und einem Hund, der in der Ferne bellte, war es still. Dennoch erfaßte ein Unbehagen Becky, dessen Ursprung sie nicht ergründen konnte. Du hast zu viele Horrorfilme gesehen, Mädchen. Trotzdem warf sie im Gehen einen nervösen Blick über ihre Schulter, konnte aber nichts erkennen, welches ihr Unbehagen gerechtfertigt hätte. Wer außer Dir ist so blöde um so eine Uhrzeit und in dieser Kälte vor die Tür zu gehen? Nach einer Weile merkte sie, daß sie die Länge ihres Heimweges falsch eingeschätzt hatte, da sie es gewohnt war sich mit dem Auto fortzubewegen und nicht zu laufen. Wie lange sie bereits unterwegs war, konnte sie nicht sagen, denn sie hatte ihr Zeitgefühl komplett verloren. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor und sie hatte irgendwie nicht das Gefühl ihrem zu Hause wirklich näher zu kommen. War es tatsächlich so weit bis zu ihrer Wohnung? Sie blieb stehen und schaute vor und zurück, die Stille und die Abgeschiedenheit inmitten der ansonsten belebten Stadt verwirrte sie. Gerade als sie sich dazu entschlossen hatte ihren Weg fortzusetzen ertönte hinter ihr ein schepperndes Geräusch. Mit einem Ruck drehte sich Becky um, ihr Puls beschleunigte sich und sie hatte das Gefühl, daß ihr Herzschlag weit zu hören sein mußte. Vorsichtig rief sie ein „Hallo“ in den Nebel und verharrte ein paar Sekunden lauschend, darauf bedacht kein Geräusch zu versäumen. Doch es kam keine Antwort und sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich etwas gehört hatte oder ob sie es ihrer Phantasie zuschreiben mußte. Sie kam sich wie ein hilfloses kleines Kind vor und gleichzeitig auch unendlich dumm. Jetzt dreh bloß nicht durch und mach dich gefälligst auf den Heimweg. Es war sicher nur eine streunende Katze. Kein Mensch ist hier! Dieser Gedanke beruhigte sie etwas, auch wenn sie ihm nicht wirklich Glauben schenken konnte. Sie lief unwillkürlich etwas schneller, versuchte aber einen klaren Kopf zu behalten.
Sie lenkte sich mit Erinnerungen an den schönen Abend im Club ab, sie dachte daran wie sie zu der Musik getanzt und wie ausgiebig sie mit ihren Freunden gefeiert hatte. Ein paar gutaussehende Jungs waren ihr aufgefallen und da Becky sehr attraktiv war, hatte sie an diesem Abend wieder eine Menge Telefonnummern eingesammelt. Sie war schon lange nicht mehr ausgegangen und so hatte sie sich schon die ganze Woche auf den Samstagabend gefreut und den Abend voll ausgekostet.

Endlich war auch diese enge Gasse zu Ende und sie kam an eine Hauptstraße, die sie überqueren mußte. Der Nebel schien immer dichter zu werden und Becky wurde das Gefühl nicht los, daß etwas nicht stimmte. Auch wenn es ihr widerstrebte, blieb sie stehen. Da meldete sich auch wieder das nicht greifbare Unbehagen, welches sie schon eine Weile begleitete. Sie wollte gerade die Straße überqueren, als sie wie vom Donner gerührt mitten in der Bewegung verharrte. Es war zu ruhig. Das war es was sie störte. Sie hörte nichts und sah auch niemanden. Natürlich war es spät, aber dies war eine Hauptstraße, wenigstens vereinzelt müßten Autos unterwegs sein. Sie lauschte in den Nebel und verenge ihre Augen, um besser sehen zu können, aber da war absolut nichts. Und wieder beschleunigte sich ihr Puls und sie rannte förmlich auf die andere Straßenseite. Ihre Schuhe ließen sie nicht so schnell rennen, wie sie wollte und wieder hatte sie das Gefühl, daß etwas hinter ihr war, nur diesmal wollte sie nicht stehenbleiben. Oh Gott, was für ein Horror und es ist noch so weit. Ich bin so dumm, ich werde niemals mehr alleine um diese Uhrzeit unterwegs sein. Ihre Freundin Lisa hatte ihr zum Abschied am Club teils aus Scherz gesagt, daß sie sich vor den Psychopathen in acht nehmen sollte, die zu dieser Zeit aus ihren Löchern kriechen. Vor einem Jahr waren mehrere Frauen tot aufgefunden worden, sie alle waren gräßlich zugerichtet. Den Schuldigen hatte man nie fassen können, nicht einmal eine Spur besaß die Polizei, alles was man präsentieren konnte war ein Phantombild, welches die Tageszeitung abgedruckt hatte. Eine ältere Dame wollte einen auffälligen Mann in der Nähe eines Tatortes gesehen haben. Schwach erinnerte sich Becky an das Bild, welches ein Allerweltgesicht zeigte, mit der Ausnahme einer langen Narbe, die die linke Wange des Mannes zierte. Seit mehreren Wochen war es aber ruhig geworden um den geheimnisvollen Mörder und so verschwanden die Vorfälle aus den Schlagzeilen und auch aus den Köpfen der Bevölkerung. Becky hatte noch gelacht, Lisa war in ihren Augen übervorsichtig, sie ging nie ein Risiko ein und war ein sehr auf Sicherheit bedachter Mensch. So oft sich Becky auch über die lustig gemacht hatte, so wünschte sie sich doch wenigstens einmal auf Lisa gehört zu haben und Becky verfluchte ihre Arroganz. Oh Gott, sind das Schritte hinter mir oder ist das nur das Echo meiner Absätze? Becky hatte fast das Ende der Straße erreicht, als sie ihr Tempo nicht mehr halten konnte und sie gezwungen war nur noch zu gehen und nicht mehr zu rennen. Stehenbleiben wollte sie auf keinen Fall und so ignorierte sie das Seitenstechen so gut es ging. Langsam war sie sich sicher, daß irgendetwas hinter ihr her war, sie wußte nicht warum, sie fühlte es einfach. Mittlerweile war auch die Wirkung des Alkohols verflogen, so stark war ihr Adrenalinausstoß. Am liebsten hätte Becky um Hilfe geschrieen, doch sie hatte Angst davor es zu versuchen, sie hatte Angst, daß ihre Stimme versagen würde und sie nur noch ein rauhes Krächzen ausstoßen könnte. Wenn dies geschähe, bekäme sie einen Nervenzusammenbruch, das wußte sie. Becky war im normalen Leben alles andere als schwach und ängstlich, aber in dieser Situation war es anders. Im schnellen Schritt erreichte Sie die Kreuzung und hastete über die Straße. Leider war links von ihr der Weg eine Sackgasse und so mußte sie noch um den kompletten Block, um endlich in die Straße zu gelangen, in der ihre Wohnung lag. Sollte ein Auto vorbeikommen, so schwor sie es sich, würde sie es anhalten, denn sie spürte fast körperlich einen Blick in ihrem Nacken. Sie verzichtete darauf sich umzudrehen, sie konnte in diesem Nebel eh kaum zwei Meter weit sehen und sollte ihr Verfolger dunkel gekleidet sein, so würde sie ihn erst recht nicht sehen können. Sie wunderte sich, wie klar und rational sie diesen Gedanken ausformulieren konnte, obwohl sie das Gefühl hatte die Oberhand über ihre Emotionen und ihr Handeln zu verlieren, sie befürchtete schon hysterisch zu werden. Sie brauchte eine Abkürzung, sie wollte so schnell wie möglich nach Hause und so blieb sie vor dem Tor des Friedhofes stehen, welchen Sie erreicht hatte. Der Friedhof war sehr groß und sehr alt, er zog sich in der Länge über den ganzen Block und verband diese Straße mit der Straße in der sie wohnte. Sie sparte sich so gut eine halbe Stunde Fußweg. Sie schaute durch das Tor auf die Grabsteine, die von Mond nur sehr schwach erleuchtet wurden. Schwaden von Bodennebel zogen zwischen ihnen durch und der Weg sah wenig einladend aus. Becky glaubte nicht an die Existenz von Geistern oder Toten, die aus ihren Gräbern stiegen, aber etwas in ihr sträubte sich die Ruhe der Toten zu stören und diesen Ort inmitten der Nacht zu betreten.
Sie wandte ihr Gesicht bereits ab, als sie deutlich hinter sich hörte, wie ein kleiner Stein über den Gehweg schlitterte, so als sei der von einem Fuß weggetreten worden. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, versuchte sie das Tor zu öffnen, doch zu ihrem Entsetzten war es verschlossen. Der Lärm, den sie bei dem Versuch das Tor zu bewegen verursachte, kam ihr in der Stille unendlich laut und fehl am Platze vor. Panisch sah sie sich um und bemerkte, daß der Zaun nicht sehr hoch war und auch keine Spitzen am oberen Ende hatte. Sie würde drüberklettern können. Da sie sehr gelenkig war, hatte sie den Zaun schnell erklettert, mit dem geeigneten Schuhwerk wäre es noch einfacher gewesen. Als sie sich hinter dem Zaun aufrichtete und die ersten Schritte machte, beruhigte sie sich etwas. Sie fühlte sich hinter diesem Zaun sicherer und sie hoffte, daß ihr Verfolger mehr Respekt vor der Totenruhe hatte als sie und darauf verzichtete ihr zu folgen. Sie konnte auf jeden Fall nichts mehr hören, es war sprichwörtlich totenstill. Einigermaßen ruhig ging sie weiter, nachdem sie einmal kräftig durchgeatmet hatte. Die kalte Luft kam ihr jetzt herrlich erfrischend vor. Sie war ein paar Schritte gegangen und sie konnte das Tor und den Zaun im Nebel nicht mehr sehen, als sie es hörte. Der Metallzaun knarrte zum Protest, als jemand über ihn kletterte und vernahm auch deutlich, wie etwas Schweres auf dem Kies des Friedhofweges landete. Sie war sich nun vollkommen sicher, daß sie verfolgt wurde, vorher hätte es noch ein Passant sein können, der zufällig den gleichen Weg hatte wie sie und leider nicht die Höflichkeit besaß sich erkennen zu geben. Sie wollte rennen, doch wie ein Reh, welches in den Scheinwerfer eines entgegenkommenden Autos starrte, war sie vor Schreck für einige Sekunden gelähmt. Als sie den Schock einigermaßen überwunden hatte, meldete sich ihr Überlebensinstinkt und sie kannte nur noch einen Gedanken: Flucht. Sie rannte los, das hieß, sie versuchte es. Der Boden war durch die Nässe aufgeweicht und sie fand mit ihren hochhakigen Schuhen keinen richtigen Halt und knickte nach wenigen Schritten um und fiel hin. Tränen schossen ihr in die Augen, nicht wegen des aufgeschlagenen Knies, sondern es waren Tränen der Verzweiflung. Sie durfte jedoch nicht verharren, sie mußte auf jeden Fall in Bewegung bleiben. Ungelenk stand sie auf und zog hastig die Schuhe aus und ließ sie achtlos liegen. Sie versuchte zu rennen, die Schmerzen, die das aufgeschlagene Knie und die Kiessteine unter ihren nackten Füßen ihr bescherten, zu ignorieren. Noch nie zuvor war sie in einer Situation gewesen, in der es um Leben und Tod ging, aber sie spürte deutlich in einer solchen zu sein. Die Angst und das Adrenalin beflügelten sie, obwohl ihre Füße längst bluteten, immer weiter zu rennen. Sie hastete weiter und konnte sich wegen des Nebels nicht orientieren. Sie hatte keine Ahnung wie weit sie vom Ausgang auf der anderen Seite des Friedhofes entfernt war und sie hoffte, daß diesmal das Tor offen war. Nur einmal sollte der Friedhofwächter vergessen haben es abzuschließen. Plötzlich vernahm sie aus dem Augenwinkel einen Schatten hinter der zweiten Grabsteinreihe, welche sie gerade noch erkennen konnte, der an ihr vorbeihuschte. Im Laufen drehte sich den Kopf und versuchte etwas zu erkennen, als sie gegen etwas stieß, besser gesagt gegen irgend jemanden. Die Wucht des Aufpralls war so groß, daß der Mann, der ihr im Weg stand hätte umgerissen werden müssen, doch dieser war auf den Zusammenprall vorbereitet und er hielt Becky mit beiden Armen fest. Sie wollte schreien, aber so wie sie befürchtet hatte, brachte sie keinen Laut hervor, der Schock saß zu tief.

„Na, wen haben wir denn da und wohin so eilig Kleines?“ sagte der Mann, der sie schief angrinste und den Griff noch mehr verstärkte. Becky wollte sich losreißen, doch der Mann schien über erstaunliche Kräfte zu verfügen. „Du bist ja eine schnelle Gazelle, aber ich konnte Dir dennoch den Weg abscheiden, für mich bist Du eben nicht schnell genug!“ Sie spürte den Triumph des Mannes in seiner Stimme und als sie endlich die Kraft gefunden hatte ihm in das Gesicht zu schauen gelang es ihr doch zu schreien, auch wenn es nur ein kurzer, spitzer Schrei war. Der Mann hatte ein Durchschnittsgesicht, er war weder besonders attraktiv, noch häßlich, man hätte sein Gesicht gesehen und sofort wieder vergessen, wenn da nicht die Narbe gewesen wäre, die er auf der linken Wange hatte. „Schrei nur Du Miststück, es wird Dich keiner hören und wenn doch wird Dir keiner helfen. Glaubst Du im Ernst jemand kommt Dir mitten in der Nacht auf einem nebligen Friedhof zur Hilfe?“ Noch während er sprach warf er Becky mit aller Kraft gegen einen Grabstein zu ihrer rechten, wobei sie sich heftig den Kopf stieß. Es ging alles so schnell und so konnte sie den Sturz nicht mit ihren Armen abfangen, die endlich von ihm frei gelassen wurden. Sie stöhnte vor Schmerz auf und für einen kurzen Augenblick verschwamm ihr Blickfeld. Der Fremde schien sich zu amüsieren und sich seiner Beute absolut sicher zu fühlen, denn er stemmte die Hände zu Fäusten geballt in die Hüfte und lachte. Für einige Sekunden, die für Becky eine Ewigkeit bedeuteten, lag sie auf allen Vieren am Boden und als sie sich endlich aufrappeln konnte, ergriff er sie sofort mit seinen linken Arm und mit Schrecken sah sie einen langen, metallischen Gegenstand in seiner Rechten. Er ließ das Messer in seiner Hand blitzen, er genoß Beckys Entsetzen, welches ihm ihre Augen verrieten. Sie war nicht in der Lage den Blick von dem Messer abzuwenden, ihr Gehirn wollte nicht akzeptieren, was sie da sah. Plötzlich und ohne eine weitere Vorwarnung stieß er das Messer ruckartig unter ihren Mantel und fing damit an von innen die Knöpfe abzureißen. Seine Hand war wie eine zustoßende Schlange, die die Beute eine Weile gemustert hatte und nun bereit zum Angriff war. „Wollen wir doch mal nachsehen, was die Natur Dir beschert hat, mein Kleines.“ Becky war fassungslos und sah sich schon vor ihrem inneren Auge als verstümmelte Leiche, die bei Tag hier auf den Friedhof gefunden werden würde und begann zu wimmern. „Bitte, lassen Sie mich gehen, ich gebe Ihnen mein ganzen Geld, bitte“, brachte sie zitternd hervor. Doch ihre Worte schienen den Mann zu beleidigen, denn seine Augen verengten sich zornig und er verpaßte ihr mit der linken Hand eine Ohrfeige, die sie fast das Gleichgewicht gekostet hätte. „Geld? Meinst Du wirklich ich will Dein Geld? Sehe ich so aus, als wäre ich auf Deine Almosen angewiesen? Ich lebe für die Jagd Kleines und Du bist meine Beute! Ich wünschte wirklich, Du hättest mich nicht beleidigt!“ Vor Wut trat das Weiße in seinen Augen noch mehr hervor und seine Pupille war fast nicht mehr zu erkennen. Becky konnte keine Antwort mehr geben, sie war nur noch in der Lage zu schluchzen. Das ist das Ende! Langsam drangen ihre Schmerzen in ihr Bewußtsein, das aufgeschlagene Knie, die verletzten Füße, die Beule an ihrem Kopf und Ihre Wange, die von der Ohrfeige glühte, sie fühlte sich so schwach und hilflos. Sie wollte fliehen, doch ihr Körper wollte ihr nicht mehr gehorchen, als wüßte er, daß es sinnlos ist. „Die Jagd ist eine Kunst meine Kleine und ich bin ein Künstler. Ich mache aus Deinem Körper ein Meisterwerk, wie aus den anderen!“ Er bekam Becky wieder zu fassen und zwang sie mit Gewalt auf eine Grabplatte. Sie lag mit dem Rücken auf ihr und er beugte sich über sie und ließ sie sich das Messer noch einmal genau anschauen, bevor er zustechen wollte. Er genoß sichtlich die Angst, die Becky verströmte, er schien aus ihr Energie zu gewinnen und er würde es dieser kleinen, reichen Schlampe schon zeigen. Becky machte sich bereit zu sterben, sie dachte immer, wenn man stirbt liefe das ganze Leben vor dem inneren Auge noch einmal ab. Bei ihr war es anders, sie hatte nur die Szene vor dem Club im Sinn. Sie sah Lisa und ihre anderen Freunde. Sie sah sich über Lisa lustig machen und wie sie sich schließlich zum Gehen gewandt hatte. Diese Szene wiederholte sich wie in einer Endlosschleife. Die Zeit schien stillzustehen, sie sah die Bewegungen des Mannes wie in einer Zeitlupe. Sie bemerkte, daß er innehielt und über die hinweg sah. Seine Augen weiteten sich vor Schreck und er legte einen ungläubigen Ausdruck auf sein Gesicht. Schließlich stieß er sich von der Grabplatte ab und blieb vor Becky stehen. Nach einigen Sekunden fing er an zu schreien. „Was machst Du hier? Du bist tot! Ich habe Dich selber umgebracht, ich habe ein Kunstwerk aus Dir gemacht! Du darfst nicht hier sein! Dazu hast Du kein Recht!“ Langsam ging der Fremde rückwärts, das Messer in Angriffshaltung vor seinem Körper. Becky überwand den Schock und setze sich auf. Sie begriff die Situation nicht. Als sie sich halb auf der Grabplatte aufgerichtet hatte, drehte sie den Kopf in die Richtung, in der auch der Mann blickte. Sie sah eine junge Frau, die langsam und ohne den Blick von dem Mann abzuwenden näher kam. Sie sprach kein Wort, bediente sich keiner Geste und jede ihrer Bewegung schien mit Bedacht zu erfolgen. Sie näherte sich der Szenerie langsam und in der gleichen Geschwindigkeit wich der Mann zurück. Die Frau hatte Ähnlichkeit mit Becky, sie schien ungefähr im gleichen Alter zu sein und sah ihr auch äußerlich ähnlich, aber etwas stimmte mit ihr nicht und nach einigen Augenblicken wußte Becky auch was. Die Frau schien von innen heraus zu leuchten und bei näherem Hinsehen sah es so aus, als würden ihre Füße den Boden nicht berühren. Becky warf den Kopf herum und sah nach dem Mann, der immer panischer wurde. Er beleidigte die Frau und rief immer wieder, daß sie nicht hier sein dürfte. Das Gesicht der Frau verriet keine Regung, nur kam sie jetzt deutlich schneller auf den Mann zu, der es vollends mit der Angst zu tun bekam. Er ließ das Messer achtlos fallen, schüttelte nur noch ungläubig den Kopf und versuchte rückwärts schneller von der geheimnisvollen Frau wegzukommen. Es schien, als könnte er nicht wegschauen, als könnte er ihr nicht den Rücken zudrehen und fliehen. Er hatte längst den Kiesweg überquert. Er merkte nicht, wie er den Gräbern auf der anderen Seite des Weges immer näher kam. Als er auf einen losen Stein trat, verlor er das Gleichgewicht und stürzte. Er schlug hart mit dem Kopf auf dem Rand eines Grabsteines auf, glitt an ihm ab und blieb regungslos liegen. Becky vernahm ein knackendes Geräusch, als der Mann aufschlug, welches ihr eine Gänsehaut einbrachte. Die mysteriöse Frau blieb stehen und schaute auf den regungslosen Mann. Becky hatte keine Ahnung wieviel Zeit verstrich, bevor sie aufstand und auf dem am Boden liegenden Körper des Mannes zuging. Sie sah, daß sich eine große Pfütze Blut neben dem Kopf gebildet hatte, der in einer unnatürlichen Haltung da lag. Seine Augen starrten erschrocken in den Nachthimmel und der Mund stand ihm offen, als wolle er einen letzten Schrei ausstoßen. Angewidert wandte Becky sich ab und der jungen Frau zu, die nun näher gekommen war. Obwohl ihre Erscheinung ungewöhnlich war, verspürte Becky keinerlei Angst. „Vielen Dank, Sie haben mir das Lebend gerettet!“ Die junge Frau schaute ihr in die Augen, ließ jedoch immer noch keiner Gefühlsregung erkennen. Becky ging noch einen Schritt auf die unbekannte Frau zu, die jetzt genau neben der Grabplatte stand, auf der Becky zuvor gelegen hatte. „ Ich möchte mich erkenntlich zeigen. Wie heißen Sie?“ Die Frau antwortete nicht, sondern zeigte nur auf die Inschrift der Grabplatte. Becky ging nahe an der Platte in die Hocke, damit sie die Inschrift lesen konnte. Das Grab gehörte einer gewissen Terry Meyers und die Inschrift verriet Becky, daß Terry im Alter von 22 Jahren vor einem Jahr verstorben war. „Was…“ weiter kam Becky nicht, denn die junge Frau war verschwunden, als sie sie fragend anschauen wollte. Becky drehte sich um die eigene Achse und versuchte die unbekannte Frau zu entdecken, doch sie war nirgends zu sehen. Sie war wie vom Erdboden verschluckt.

Die Geschehnisse verwirrten Becky und sie merkte erst an der Straße, daß sie den Friedhof verlassen hatte. Wie in Trance hatte sie sich wieder auf den Heimweg begeben, der Ausdruck in ihren Augen war leer. Ihr Mantel war zerrissen und stand offen. Sie konnte nur noch humpeln, die Füße, das Knie und der Kopf taten ihr sehr weh. Ihr Gehirn versuchte zu verarbeiten, was sie gerade erlebt hatte, die Kopfschmerzen hinderten sie jedoch daran einen klaren Gedanken zu fassen. Wer war diese Frau gewesen, wo war sie auf einmal hergekommen und wohin war sie gegangen. War sie überhaupt da gewesen? Ich habe sie mir bestimmt nur eingebildet, wer schleicht nachts aus Friedhöfen rum, rettet anderen Menschen das Leben und verschwindet dann so einfach? Ja, so muß es gewesen sein. Ich habe die Frau erst gesehen, als ich mir den Kopf gestoßen hatte. Aber warum konnte der Mann die Frau auch sehen und warum hatte er eine solche Angst gehabt? Becky merkte nicht, wie ein Auto neben ihr anhielt, sie war instinktiv auf dem Weg zu ihrer Wohnung.
„Geht es Ihnen gut?“ Becky drehte den Kopf und nahm erst jetzt das Auto wahr. Der Fahrer hatte das Fenster heruntergekurbelt und musterte sie halb erschrocken. „Sie sehen ja schrecklich aus! Was ist passiert?“ „Bitte bringen sie mich zur Polizei.“, mehr konnte Becky nicht sagen und der Fahrer nickte und stieß von innen die Fahrertür auf. Becky stieg ein und auf der gesamten Fahrt zum Polizeirevier sprach sie kein einziges Wort.
Als sie auf dem Revier eine Tasse Kaffee und eine warme Decke erhalten und ihre Aussage gemacht hatte, schickte der Polizist, dem sie alles erzählt hatte einen Streifenwagen zu dem Tatort auf den Friedhof. Becky war so dankbar in Sicherheit zu sein, sie war felsenfest überzeugt gewesen heute nacht zu sterben und nun saß sie bei dem freundlichen Polizisten, der sich um sie kümmerte. Sie hatte aber mit keinem Wort die mysteriöse Frau erwähnt, je mehr sie über die Sache nachdachte, um so sicherer wurde sie, daß sie sich die Frau nur eingebildet hatte. Warum der Mann dann in Panik von ihr abgelassen hatte, konnte sie sich nicht erklären. Aber er war ein Psychopath gewesen, wer würde seine Handlungen schon verstehen? Der Polizist ließ sie ihren Gedanken nachhängen. Er hatte ihr versprochen sie nach Hause zu bringen, sobald der Streifenwagen von der Fahrt zum Friedhof zurück war. Becky hatte sich geweigert in ein Krankenhaus zu gehen, sie wollte nur nach Hause. Nach einer Weile, die ihr endlos erschien, betrat ein weiterer Polizist den Raum, er war einer derjenigen gewesen, die sich am Friedhof umgesehen hatten. Er grüßte Becky knapp und teilte seinem Kollegen mit, daß sie genau an der beschriebenen Stelle einen toten Mann gefunden hatten. Er sah dem Phantombild des gesuchten Frauenmörders ähnlich und auch das Messer, welches bei der Leiche gefunden wurde, paßte zu den vorangegangenen Morden. Die beiden waren sich sicher, den Mörder gefunden zu haben, der die Stadt in Atem gehalten hatte und dann von der Bildfläche verschwunden war. „Nur eines verstehe ich nicht.“, sagte der Polizist, der als letztes den Raum betreten hatte. „Was um Himmels Willen hatte der Mörder am Grab von Terry Meyers zu suchen?“ „Sie kennen Terry Meyers?“ brach es aus Becky hervor, die bisher unbeteiligt dagesessen hatte. „Natürlich“, entgegnete ihr der Polizist freundlich, „sie war sein erstes Opfer“.

 

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