Mitglied
- Beitritt
- 09.10.2006
- Beiträge
- 14
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 7
Jim
Ich falle! Sanft spüre ich den Wind, der mir leise um die Ohren weht. Erst war er ganz laut, wie ein Dröhnen, dass niemals aufhören würde. Der Körper gewöhnt sich an vieles, auch an das Geräusch dieses Windes. Sind es Stunden? Tage? Ich kann es nicht genau sagen. Hunger habe ich noch nicht, also kann es sich nur um Stunden handeln. Kälte dringt in mein Herz. Das Gefühl der Farbe Schwarz ist mir vertrauter den je geworden. Die Schwärze umgibt mich. Es gibt kein Licht, kein fester Fleck an dem man sich orientieren könnte. Wenn es doch nur einen kleinen Punkt gäbe, der mir ein Ziel verheißen würde. Nur welches Ziel? Den Sinn dieser Sache habe ich verzweifelt versucht zu finden, der Grund dieses Terrors. Ich würde nicht einmal merken, dass ich falle, wenn da nicht dieser penetrante Wind wäre, der sich wie ein Luftpolster unter meinen Körper legt. Fassen wir einmal zusammen. Bin ich schon so verrückte, dass ich mich mit ‘wir’ anreden muss, nur um dem Gefühl der Einsamkeit zu entgehen? Also, wir, damit meine ich mich, Jim, falle. Wohin? Das weiß ich nicht. Auch die Frage, wie ich hier hinein geraten bin habe ich mir schon 1000 mal gestellt. Ich finde keine Lösung. Meine Leben, mein Haus, meine Kinder und meine Frau sind ohne Bedeutung in diesem Nichts.
Zeit habe ich genug, also fange ich an, mein Leben zu überdenken, vielleicht entdecke ich ja den Grund, warum ich hier sein muss.
Mein Leben ist bis zu meinem Erwachen, hier in diesem Nichts, recht vernünftig verlaufen.
Ich wuchs auf einer Farm in Iowa auf. Schlechtes Land, schlechte Eltern und die daraus resultierenden Launen brachten mich in ein Waisenhaus. Mein Daddy war ein Trinker und meine Mom war eine willenlose Puppe, die sich jede zweite Nacht, wenn Daddy mal wieder seine Pornoheftsammlung studiert hatte, ihm hingeben musste. Mein Zimmer lag direkt neben ihrem Schlafzimmer. Ich war sechs, als ich erkannte, was meine Mom erduldete. Ein schönes Erlebniss war zum Beispiel, als sie ins Krankenhaus musste, weil Daddy seinen Schwanz ins falsche Loch gesteckt hatte. 7 Stiche waren nötig, um das zu nähen, was Daddy nach drei Tagen wieder aufriss. Das schöne daran war, dass Mom und ich danach immer ein Eis bekam, sozusagen als Entschädigung.
Meine blauen Flecken wurden langsam auffällig, also schickte man mich in ein Waisenhaus.
Was war das?
War da was?
Nein Jim, du irrst dich, da war nichts. Deine Phantasie spielt dir einen Streich. Es ist immer noch schwarz um dich herum und den Wind spürst du auch noch.
Ob ich mich an diesen Zustand gewöhnen werde? Ich verlange doch nur eine Rechtfertigung für das hier. Langsam denke ich, Gott will, dass ich leide. Hm, Gott, ein sehr gutes Thema.
Das Waisenhaus, in das ich kam, war eher ein Gefängnis Gottes. Ich wurde mit christlichen Werten erzogen und der Faust der Schwestern. Eine besudelte Bettdecke, mit 14 Jahren, war ein Vergehen, für das ich 4 Tage in das schwarze Zimmer musste. Jedesmal, wenn ich da wieder raus kam, war ich geladener als zuvor. Ich brauchte Erfahrung und war neugierig. Also schnappte ich mir die kleine Betty vom Mädchenstockwerk und vollzog mit ihr eine der größten Sünden im Beichtstuhl der Kapelle. Ich kann mich nicht daran erinnern, wie alt sie war. Schambehaarung hatte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht und an ihrem wimmern kann ich deuten, dass sie ungefähr neun gewesen sein musste. Betty hatte viele Talente und Geschick, welche ich in den nächsten Jahren herausfinden sollte. Der Beichtstuhl war immer unsere kleine Welt. Obwohl ich glaube, dass es eher meine kleine Welt war, denn Betty hatte Angst vor mir, deshalb tat sie es und hielt schön brav den Mund.
Ist das vielleicht der Grund für das hier? Kann man mir die Schuld daran geben, dass das Leben eines kleinen Mädchens versaut wurde, nur weil ich nicht onanieren durfte. Gott ist pervers, wenn er ‘moralischen’ Leuten erlaubt Kinder, ohne Sexualität zu erziehen und ich darunter leiden musste. Also, dieser Grund wäre ausgeschlossen.
Ich verspüre ein sehr starkes Durstgefühl. Meine Lippen sind rau und aufgesprungen und mein Mund schmeckt seltsam nach Metall.
Ob ich einfach die Hand ausstrecken kann und Wasser sagen muss, um welches zu bekommen? Allein der Gedanke daran ist lächerlich.
Stark sein Jim, immer optimistisch denken. Wie bei deinem Schulabschluss.
Da Betty immer für mich da war, konnte ich mich ganz auf die Schule konzentrieren. Irgendwie schaffte ich es sogar einen einigermaßen guten Schulabschluss zu bekommen. Die Schwestern waren stolz auf mich. In den letzten zwei Jahren ließen sie mich in Ruhe. Vielleicht lag es daran, dass ich an Stärke zugenommen hatte und einfach den Stock einer Schwester an mich reißen konnte, um sie damit zu Tode zu prügeln. Der andere Grund, war der, dass die Schwestern meine Männlichkeit zu schätzen wussten. Überall gibt es Sünde, selbst in diesem Paradies. Meine Gefälligkeiten waren sehr gefragt. Besonders Schwester Anna begab sich des Nachts öfters in mein Zimmer, um sich von mir bedienen zu lassen. Ihren Geruch werde ich nie vergessen. Sobald sie ihre Kutte hob, roch es nach Scheiße und alten Fisch. Aber für ein bisschen mehr Freiheit ließ ich alles über mich ergehen.
Nachdem mir mein Schulabschluss endlich die Freiheit geschenkt hatte, begann ich ein Studium in Philosophie, brach es aber nach dem ersten Semester ab. Zu viele Fakten und zu wenig Antworten. Nach einigen schlechten Jobs entdeckte ich die Medizin für mich und begann mein Studium. Ich musste hart arbeiten, um es finanzieren zu können. Aber eigentlich hat mir das Studentenleben gefallen. Ficken, Saufen und Drogenexzesse: Eben ein ganz normales Studium.
Ist dies etwa die Lösung, die ich suche? Nein, ich glaube nicht. Die Gesellschaft trieb mich zu solchen Dingen. Was kann ich denn dafür, dass meine Studienzeit von wilden Sexorgien und anderen schrecklichen Dingen geprägt war? Ich glaube Betty ist heute sogar verheiratet und hat drei Kinder. Wenigstens war ich der, der die Vorarbeit geleistet hat.
Mir bleibt nur noch die Hoffnung, dass dies hier bald endet, aber ich glaube das Gefühl der Hoffnung habe ich irgendwo da ‘oben’ verloren. Mir gehen die abstrusesten Gedanken durch den Kopf. Vielleicht sollte ich mal versuchen mich umzudrehen, kann sein, dass ich dann noch oben falle. Dieses verdammte schwarze Loch. Ich mache mir langsam den Gedanken bewusst, dass es diese Fiktion wirklich gibt. In meinen Eingeweiden spüre ich Panik, die langsam zu meinem Gehirn empor steigt. Dieses verdammte Nichts.
Nein, Jim, nicht schon wieder ein Schreikrampf. Sei nicht so weichlich, diese Situation ist schlimm, aber bestimmt zu erklären. Du bist Mediziner, ein Mann der Wissenschaft. Denk nach!
Ein Traum, es muss ein Traum sein. Nur wie wache ich auf? Oder Drogen? Man hat mich entführt und mich mit irgendeinem Mittel zugepumpt. Aber wer?
Ich will schreien. Ich schreie. Aber meine Stimme verliert sich im Nichts. Kein Echo, prallt gegen meine Ohren. Mein Hals schmerzt und mir wird bewusst, woher dieser metallische Geschmack kommt. Meine Kehle ist ganz rau und wund. Ich muss schon vor einiger Zeit mal geschrieen haben, kann mich aber daran nicht erinnern. Solange ich Blut schmecke, bin ich nicht tot.
Schreien hilft nichts Jim, versuche weiter in deinem Gehirn zu forschen. Was hast du falsch gemacht?
Meine Frau! Dieses Miststück, sie ist daran schuld, dass ich hier bin. Diese Schlange hat es sich schon am Tage unserer Hochzeit vorgenommen, mich fertig zu machen.
Wir heirateten direkt nach dem Studium. Ich lernte sie bei einer ziemlich wilden Party kennen. Ich hatte eine gute Karriere in Aussicht und das schien sie zu wissen. Sie blieb an mir hängen. Und drei Monate später heirateten wir.
Zu früh?
Nein! Sie war damals ganz anders. Sie liebte mich, das Leben und den Sex, genauso, wie ich. Aber nach 13 Jahren Ehe, und zwei Kindern, wurde mir bewusst, dass sie nur den Kleinstadtluxus liebte, den ich ihr bot. Aber ich habe bis jetzt brav durchgehalten. Die Kinder kamen nur auf die Welt, um nach außen die heile Welt zu geben. Sie ist eine miserable Köchin, versteht nicht von Kindern und der Sex wurde auch immer schlechter. Sie sucht ihre Befriedigung bei jungen Kerlen mit dicken Dingern, die es ihr richtig besorgen. Ich konnte dagegen nichts tun, ich musste es akzeptieren. Außerdem tat ich das Gleiche. Regelmäßig ließ ich mich von jungen Dingern bedienen und dabei fühlte ich mich nie schlecht. Eigentlich fühlte ich mich sogar gestärkt, für die scheiße, die ich jeden Tag mit meiner Schlange als Frau durchmachen musste. Ich war naiv, als ich sie geheiratet habe, dass ist jetzt die Strafe dafür.
Nein. Das stimmt nicht Jim. Du warst verblendet von weiblichen Reizen und konntest nicht wissen, dass sich die Sache so entwickeln würde.
Wäre ja auch ungerecht, mich für die Fehler meiner Frau hier hinein zu stecken in diesen Alptraum.
Also, Jim, du hast an nichts Schuld. Du bist einfach nur blöd.
Ja blöd! Dafür kann man mich doch nicht bestrafen. HILFE!
Idiot. Du gibst denen doch nur noch mehr Grund, dich zu quälen, wenn du so wie ein Mädchen nach Hilfe brüllst.
Wer sind diese Leute. Hatte ich jemals mit ihnen zu tun? Vielleicht habe ich mal jemandem das falsche Bein amputiert und jetzt will er sich dafür rächen.
Oder habe ein Kind durch meine Unfähigkeit verbluten lassen.
Jim, du warst nicht Schuld, du warst nur betrunken.
Aber ich war es, der den Fehler gemacht hat, das Kind ist durch mich gestorben, weil ich während der Arbeit betrunken war.
Nein, Jim, du warst nur das Werkzeug Gottes und Hast ihr Leiden verkürzt.
Ich war Schuld, kein anderer.
Halt die Klappe, das ist lange her.
Aber ich werde es niemals vergessen, ich kann es nicht vergessen. Ahhhh!
Halt die Schnauze! Halt deine verdammte Schnauze! Du musst wieder klar im Kopf werden, deine Familie, deine Kinder erwarten das von dir.
Meine Kinder, diese Bälger. Die machen nur Ärger und Fehler. Ich war aber nie für sie da und meine Frau war nicht fähig, sie zu erziehen. Verdammte antiautoritäre Erziehung. Man kann eben nicht alles mit Geld lösen. Sie wurden irgendwann frühreife Monster und sie werden mit 25 total verbraucht sein und sich dann erschießen, oder anders ums Leben kommen. Besonders meine Tochter. Was sollte ich denn tun, als sie eines Nachts in mein Schlafzimmer kam, als ihre Mutter mal wieder ‘unterwegs’ war.
Ein 13 jähriges Mädchen mit so viel Erfahrung und Talent muss man doch fördern, oder etwa nicht, Jim?
Ich konnte nichts machen. Ich bin doch auch nur ein Mann. Wir waren so entfremdet, dass ich nicht meine Tochter vor mir sah, sondern irgendeine Hure, die ich regelmäßig aufsuchte. Außerdem war sie so zugedröhnt, dass sie sich wahrscheinlich gar nicht mehr erinnert. Also war es nicht schlimm. Nicht der Rede Wert. Jetzt ist sie sowieso in einem Internat für schwer erziehbare Jugendliche. Das einzige was ich ihr an Liebe bieten kann, ist dieses teure Internat. Aber daran ist nur meine Arbeit schuld: 12-Stunden-Schichten und Wochenendarbeit. Mich trifft keine Schuld. Also, warum bin ich dann an diesem Scheiß Ort. Lasst mich endlich wieder gehen! BITTE!
Du sollst doch dein Maul halten, Jim!
Ja, schon gut, ich bin ruhig.
Meine Ohren fangen an zu summen. Dieses Permanente rauschen um sie herum hat mich taub gemacht. Ich höre meine Schreie nicht mehr. Sie geben mir keine Kraft mehr. Kraft, die hätte ich in meinem Leben gut gebrauchen können. Meine Frau ist vor fünf Tagen ausgezogen und nahm das Auto, meine Hoffnung und das Geld aus dem Tresor mit. Ich muss bescheuert gewesen sein, als ich ihr das Ding gezeigt habe. Mein Sohn wurde gestern verhaftet, weil er eine 13 jährige geschwängert hat. Er kommt eben ganz nach mir. Sollte ich stolz auf ihn sein?
Ja, Jim, sei stolz auf deinen missratenen Sohn, der vergewaltigt, Autos klaut und dich für einen spießigen Versager hält, aber dein Geld echt nötig hat.
Hau ab! Verschwinde aus meinem Kopf!
Nein, ich bin dein einziger Gesprächspartner. Was willst du ohne mich tun? Versuch doch vor mir davon zu laufen. Du warst schon immer ein Feigling, Jim. Erinnere dich an den letzten Gedanken, der dir durch deinen beschränkten Schädel schoss, bevor du hier aufgewacht bist.
Ich dachte an Nichts. Ich empfand Erleichterung und Zufriedenheit. Das Morphium wirkte gut. Ich hatte mir eine riesige Dosis verpasst, tödlich. Den Einstich spürte ich kaum. Was sollte ich tun, meine Frau war abgehauen, meine Kinder zu nichts zu gebrauchen. Es war ein herrliches Gefühl aus allem auszubrechen, aus dieser scheiss Welt.
Ja, Jim. Jetzt weißt du, warum du hier bist. Du bist in der Unendlichkeit deines eigenen versauten Lebens. Die Chance es zu ändern hast du nie ergriffen. Du warst ja NIE an IRGENDETWAS schuld. Du irrst dich, Jim. Du Hast nach oben gekuscht und nach unten getreten. Du hast bewusst Leben durch deine Fehler zerstört und bereutest dies nie. Jetzt trägst du die Konsequenzen, in der Unendlichkeit des Leidens, bis du es einsiehst, das DU an allem schuld bist.
Jim fällt weiter nach unten. Er schreit, kann es aber nicht hören. Ich werde hier auf ihn warten. Er kommt mit Sicherheit noch öfter vorbei.