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John

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21.04.2005
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John

John wollte, dass es von Anfang an klar war.
Er wollte, dass all diejenigen Menschen, die dachten sie wären schlauer als der Rest, wussten was Tatsache war: Johns Geschichte war keine besonders hoffnungsvolle Geschichte, es machte ihm noch nicht einmal Spaß von ihr zu erzählen, denn er wusste ja wie sie ausging.
Sie war niederschmetternd und durch und durch depressiv. Er schüttelte den Kopf und betrachtete zum tausendsten Mal seine triste Umgebung. Der graue rissige Fußboden, die grauen Gesichter der ergrauten Menschen, die es sich vor den grauen Fassaden des grauenhaften Gebildes ihrer eigenen Existenz bequem gemacht hatten, all diese Dinge – ob nun leblos oder nicht – starrten ihn an.
Seine Hände zitterten und die Zeit verlangsamte ihre Eigenbewegung, die ihm seit jeher das Leben zur Hölle machte, nur um dem zu lauschen was er an diesem Abend zu berichten hatte.
Nüchtern betrachtet war der Abend ein Ereignis wie es nur selten vorkam: John betrat nicht oft die große Stadt, die den unzähligen Menschen eine Heimat – oder vielmehr den Anschein einer Heimat – bot.
Und wesentlich seltener ließ er die Carnegie-Hall räumen um eine seiner Geschichten zu erzählen.
Nun standen sie alle vor ihm: Die lebenden atmenden, Tag für Tag vor sich hin vegetierenden Menschen, die Toten, die sich – obwohl es naturwissenschaftlich betrachtet ein Paradox bildete – die Mühe gemacht hatten sich aus ihren Gräbern zu befreien, die gebildeten Bibliothekare, die Obdachlosen, die Beamten, seine Eltern, seine Geschwister, all diejenigen, die ihm per Definition etwas zu bedeuten hatten und all die Qualen, die ihm die Zeit seit Anbeginn seiner Eigenbewegung bereitete. Sie alle hatten sich versammelt um dem zu lauschen was er zu erzählen hatte.
Er starrte auf das langsam tickende Ziffernblatt seiner Uhr und legte sich seine Worte sorgsam zurecht.
John wollte, dass es von Anfang an klar war.
Er wollte, dass all die Menschen, die dachten sie wären schlauer als der Rest wussten was Tatsache war: Johns Geschichte war keine besonders hoffnungsvolle Geschichte.
Dafür war sie aber niederschmetternd und durch und durch depressiv, denn sie erzählte eine Phase seines Lebens, die ihn fast an den Rand seines Verstandes getrieben hatte.
Alle Ohren unterhalb der Bühne lauschten seinem Atem um feststellen zu können wann er denn mit seiner Erzählung beginnen würde.
John atmete ein letztes Mal tief ein und betrachtete jedes einzelne dieser namenlosen Gesichter.
„Es geht um die Liebe…“, begann er seine Erzählung.

 

Hi sheepdog und herzöich willkommen.

Da ich eine Geschichte gleichen Titels hier habe, musste ich deine natürlich lesen. Ein sprachliches oder erzählerisches Experiment ist sie ganz bestimmt nicht.
Dein John muss viel Geld zur Verfügung haben, wenn er die Carnegie Hall räumen lassen kann. Ist er dessen überdrüssig?
Und es wäre spannedner gewesen, welche Erfahrungen John mit der Liebe gemacht hat. So kündigst du uns eine zu erzählende Geschichte an und brichst ab, als sie endlich erzählt werden soll. Natürlich ist auch Johns innere Vorbereitung schon ein Teil dessen, aber wie er dazu kommt, dass eine Rede über die Liebe nur depresiv sein kann, hätte ich schon gerne gewusst.

Von daher war ich nach dem Lesen enttäuscht.

Lieben Gruß, sim

 

Ja, das kann ich auch voll und ganz verstehen, dass der Verlauf der Geschichte und vor allem das Ende enttäuschend sein können.
Ich hab sie in einer Phase geschrieben, in der es mir selbst natürlich nicht gerade sehr gut ging (emotional betrachtet) und das "Experiment" lag für mich darin mich selbst, meine Gefühle und die Weise wie ich die Welt zu dem Zeitpunkt betrachtet habe innerhalb dieses kurzen Anrisses einer Geschichte wiedererkennen zu können...
Trotzdem Danke für die Kritik, war halt ein Experiment für mich.

 
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