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Jonathan Brat Mallis und die Blechdose

Seniors
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31.10.2003
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Jonathan Brat Mallis und die Blechdose

Es war eine sehr schlichte Metalldose, in den Farben ´blaßrot´ und ´vergilbtblau´ gehalten. Der Deckel war mit einigen Metallstangen und Ösen so an der Dose befestigt, daß man ihn nicht ganz abnehmen konnte; man mußte ihn nach hinten aufklappen. Jonathan Brat Mallis hatte sie vor sich auf den Tisch gestellt und beobachtete sie mit auf den Fäusten gestütztem Kopf.
Er blickte auf das alte Paketklebeband, welches längs um die Dose geschlungen war, so daß man den Deckel nicht ohne weiteres öffnen konnte. Meine Güte, wieviel Jahre hatte er nicht mehr an diese Dose gedacht? Jonathan war jetzt 56, und er erinnerte sich daran, wie er sie, in einem alten Karton gepackt, mit in dieses Haus gebracht hatte; damals, kurz nachdem Emilie und er geheiratet hatten.
Nun, er hatte den Karton auf den Dachboden gestellt, zwischen irgendwelchem anderen Gerümpel. Er hing zwar als Kind sehr an dieser alten Blechdose, doch war es ihm ein wenig peinlich, Emilie von seiner seltsamen Vorliebe zu erzählen; vielleicht später einmal. Also staubte sie seit nun fast 30 Jahren auf dem alten Dachboden in dem noch älteren Karton vor sich hin.
Jetzt war Emilie tot und Jonathan wollte das Haus, welches fast 30 Jahre ihr gemeinsames Heim gewesen war nun verkaufen. Er konnte einfach nicht mehr hier wohnen; nicht mehr hier, wo er in jedem Raum Emilies Parfum riechen konnte und zu jeder Gelegenheit ihr ansteckendes Lachen vernahm.
Emilie war nun seit zwei Wochen begraben, und seine Freunde hatten ihm gesagt, daß er irgendwann darüber hinweg kommen würde. Sie mochten vielleicht recht haben aber ganz bestimmt nicht, wenn er in diesem Haus bleiben würde. Er mußte also seine Sachen zusammenpacken und von hier verschwinden. Am besten in eine andere Stadt; oder in einen anderen Staat. Am besten in ein anderes Leben!
Nachdem er also diesen Entschluß gefaßt hatte, war er unter anderem auch auf dem Dachboden gewesen und hatte die alte Dose wiedergefunden, die jetzt etwa fünf Zentimeter vor seiner dicken Nase auf einem kalten, ungedeckten Küchentisch stand.
Eine salzige Träne rann an seiner Wange hinunter als er wieder an Emilie dachte, und für einen Augenblick verschwamm die Dose, um sich in einen formlosen, graublauen Metallklumpen zu verwandeln. Schnell fuhr Jonathan mit den schwieligen Fingern über seine Augen. Er stand auf und ging in das Wohnzimmer, um seine Zigaretten zu holen. Auf dem Rückweg nahm er einen übervollen Aschenbecher von der Küchentheke und setzte sich wieder an den Tisch.
Nachdem er die Zigarette angezündet und kräftig inhaliert hatte, nahm er die Dose, hielt sie an sein rechtes Ohr und schüttelte sie. Das hatte er als Kind oft getan, doch er hatte nie etwas gehört. Genauso wie jetzt. Er wog die Dose noch ein wenig in seiner Hand, dann stellte er sie wieder auf den Tisch.
Und dann tauchte das Bild seiner Mutter vor seinen Augen auf, wie sie mit hysterischem Blick und laut „Niiiicht, Jonathan!!!“ schreiend auf ihn zugelaufen kam.
Jonathan war damals neun Jahre alt gewesen. Er hatte in der Wohnung Entdecker gespielt und war irgendwann auf eine einsame Insel unter dem Bett seiner Eltern gestrandet. Und dort fand er den Schatz des berühmten Kapitän Flint. Dieser Schatz bestand aus einer alten in ´blaßrot´ und ´vergilbtblau´ gehaltenen Dose. Jonathan hatte sie voller Ehrfurcht zu seinem ´Schiff´ gebracht und wollt sie gerade öffnen, als er hinter sich dieses langgezogene „Niiiicht Jonathan!!!“ vernahm. Er hatte sich umgedreht und im selben Moment traf die flache Hand seiner Mutter schmerzhaft seine linke Wange. Kapitän Flints wertvoller Schatz wurde ihm brutal entrissen.
„Was fällt dir ein, unter meinem Bett zu schnüffeln?“ Seine Mutter war außer sich. So hatte er sie noch nie erlebt. Seit Vaters Tod vor fünf Jahren war Jonathan ihr Ein und Alles gewesen und so hatte sie ihn auch immer behandelt.
Jetzt stand sie vor ihm mit hochrotem Kopf und schnaubend, wie eine uralte Dampfwalze. Kapitän Flints Schatz hatte sie fest an ihren großen Busen gepreßt.
„Hör mir jetzt bitte genau zu, Jonathan!“ Man sah ihr die Beherrschung an, und Jonathan hörte ihr genau zu, obwohl er sich Mühe gab seine Tränen zu unterdrücken. „Du darfst nie, aber auch wirklich nie wieder diese Dose in die Hände nehmen. Hast du das verstanden?“
Jonathan nickte hastig.
„Und was noch viel, viel wichtiger ist, du darfst diese Dose nie in deinem ganzen Leben öffnen! Hast du auch das verstanden?“
Und wieder nickte Jonathan hastig, denn er merkte, daß es seiner Mutter wirklich ernst war. Sie wartete noch einen Augenblick und sah ihn fest an, dann machte sie auf den Absätzen kehrt und ging zurück ins Schlafzimmer, wo sie die Dose wieder versteckte.
Jetzt, wo Jonathan vor dieser seltsamen Dose saß, mußte er ein wenig schmunzeln. Er hatte sie tatsächlich niemals aufgemacht. Nach dem Aufstand seiner Mutter hatte er sich zwar vorgenommen, die Dose spätestens bei ihrer nächsten Abwesenheit wieder ausfindig zu machen, um zu sehen, was an der ganzen Sache so Besonders war, doch am gleichen Abend tat seine Mutter genau das Richtige, um die ungezähmte Neugier eines neunjährigen Jungen zu zügeln.
An diesem Abend nämlich, nahm Mrs. Mallis ihren Sohn beiseite.
„Hör mir bitte noch einmal zu, Jonathan!“ Sie hatten es sich auf dem alten Sofa im Wohnzimmer gemütlich gemacht. Vor Jonathan stand eine heiße Tasse Milch, vor seiner Mutter stand ´Kapitän Flints Schatz´. Im Gegensatz zu heute vormittag war ein dickes Paketklebeband um die Dose gewickelt, welches ein unbeabsichtigtes Öffnen verhinderte; oder aber ein Beabsichtigtes zumindest arg erschwerte.
„Ich weiß“, begann seine Mutter fast andächtig, „daß du spätestens bei meiner nächsten Abwesenheit versuchen wirst, diese Dose zu finden.“
Eine heiße, unangenehme Röte stieg Jonathan ins Gesicht, und er war froh, daß seine Mutter nur die Dose anstarrte. Er unternahm einen stotternden Versuch, die Aussage seiner Mutter zu dementieren, doch ging diese darüber hinweg, als wäre er für einen kurzen Moment gar nicht anwesend.
„Und wenn du die Dose gefunden hättest, würdest du sie öffnen.“
„A...a... aber Mutter, d...d...da... das würde ich w...w... wirklich nie...“ Ein zweiter Versuch.
„Jonathan hör’ bitte auf. Ich weiß, daß du es tun würdest. Es gibt, glaube ich, keinen neunjährigen Jungen auf der ganzen Welt, der nicht genauso handeln würde.“
Jonathan lächelte verlegen.
„Deshalb will ich dir jetzt etwas erzählen, was dich hoffentlich von deiner Neugier befreien wird.“
„Mom, ich kann dir auch so versprechen, diese Dose nie zu öffnen.“ Aber insgeheim war er doch schon ziemlich neugierig.
Jetzt drehte sich seine Mutter zu ihm und lächelte. Sie strich ihm über die Wange und sagte mit einer fast gerührten Stimme: „Das weiß ich, Jonathan, aber ich will es dir trotzdem erzählen. Es wird dir helfen ...“
Jonathan drückte seine Zigarette aus und steckte sich gleich darauf eine Neue an. Er wußte damals noch nicht, daß seine Mutter nicht mehr lange leben würde. Vielleicht war das mit ein Grund dafür, daß sie ihm diese Geschichte schon zu diesem Zeitpunkt erzählt hatte.
Es wurde ein langer Abend, und wenn Jonathan jetzt daran zurückdachte, wurde ihm immer noch ein wenig mulmig zumute.
Er hatte bis zu jenem Abend immer geglaubt, sein Vater wäre bei einem Grubenunglück ums Leben gekommen, doch jetzt belehrte ihn seine Mutter eines Besseren.
„Zwei Tage vor seinem Tod brachte dein Vater diese Dose von der Arbeit mit nach Hause. Er hatte sie in irgendeinem verlassenen Stollen in mehreren hundert Metern Tiefe gefunden. Sie war zu diesem Zeitpunkt noch arg verrostet, und dein Vater verbrachte einige Zeit damit sie zu restaurieren. Ich hatte ihn damals noch gefragt, was er denn mit diesem alten Ding wolle, und er hatte geantwortet: ´Vielleicht finden wir ja ein paar Scheine darin!´ Ja, vielleicht. Doch dem war nicht so.“
Jonathan sah den Schrecken im Gesicht seiner Mutter, als sie von diesem Abend - Vaters Todestag - erzählte.
„Es war der Abend, als du bei deiner Großmutter übernachtet hattest. Dein Vater war wieder einmal in seinem Arbeitsraum unten im Keller; ich dachte er würde die alte Tür abbeizen, als ich ihn plötzlich von unten verwundert rufen hörte: „Oh mein Gott! Mein Gott, das ist doch nicht möglich ...“ Ich rief noch nach unten, ob alles in Ordnung sei, aber dein Vater antwortete nicht.
Und dann ertönte dieser Schrei ....“
Seine Mutter stockte in ihrer Erzählung und Jonathan sah, daß ihr Tränen über die Wangen liefen. Nach einem heftigen Schneuzer in ihr Taschentuch fuhr sie fort: „Ich hatte noch nie einen so entsetzlichen Schrei gehört, Jonathan; und ich war für einen Augenblick wie gelähmt. Dann rannte ich los.“
Wieder stockte seine Mutter, und Jonathan dachte schon, sie würde jetzt ganz bestimmt nicht mehr weiter erzählen. Doch auch diesmal siegte die Angst um ihren Sohn vor der Angst der Erinnerungen.
„Als ich den Keller erreichte war der Schrei verstummt, doch noch immer drang ein ohrenbetäubender Lärm aus deines Vaters Arbeitszimmer. Ich riß die Tür auf. Das erste, was ich sah war die Dose. Sie stand auf dem Holztisch und der Deckel war geöffnet.“
Seine Mutter griff Jonathans Hand.
„Dein Vater war bereits tot, und instinktiv schlug ich den Deckel der Dose zu.“
„Woran war Vater gestorben, Mom?“
Es dauerte wieder eine Weile, bis seine Mutter antwortete: „An der Dose, Jonathan! Die Dose hat deinen Vater getötet. Irgend etwas ... irgend etwas war da drin!“
Dann brach sie in Tränen aus, und Jonathan verbrachte noch lange Zeit damit, sich von seiner Mutter fest drücken zu lassen.
Mehr hatte sie ihm an diesem Abend nicht erzählt, doch das, was sie gesagt hatte, reichte Jonathan, um genau 47 Jahre lang den Rat seiner Mutter zu befolgen und die Dose nicht zu öffnen. Nun gut, er wußte nicht, was er getan hätte, wenn er die Dose eher wieder gefunden hätte.
Jetzt stand sie hier vor ihm, in ihrem ´Blaßrot´ und ´Vergilbtblau´; der Deckel immer noch mit Mutters altem Paketklebeband umwickelt. Wieder nahm er sie hoch und hielt sie an sein rechtes Ohr. Und wieder hörte er nichts. Wahrscheinlich ist wirklich nichts drin. Vater wird an einem Herzinfarkt gestorben sein, wahrscheinlich aus Ärger darüber, daß die Dose leer war. Aber schreit man gewöhnlich, bevor man einem Herzinfarkt erliegt? Und warum hätte dann seine Mutter eine solche Geschichte erzählen sollen? - Nun, sie war schon immer ein bißchen abergläubisch gewesen! -
Doch so ganz schien ihn diese These nicht zu überzeugen.
Und außerdem, die Angst in ihrem Gesicht war bestimmt nicht gespielt. Das hatte er als Neunjähriger schon gemerkt, und er erinnerte sich noch heute daran, als wäre es erst gestern gewesen.
Jonathan Brat Mallis nahm erneut eine Zigarette aus der Schachtel
- es war die Vorletzte -
und zündete sie mit dem glühenden Rest der Vorherigen an. Seitdem Emilie tot war, rauchte er wieder wie ein alter Schornstein.
Er sah wieder auf die Dose. Morgen würde er das Haus verkaufen. Sein Makler hatte ihm gesagt, daß er bereits einen Interessenten gefunden hatte. Und heute Abend würde er die Dose öffnen ...
Bei dem Gedanken sträubten sich unwillkürlich seine Nackenhaare, und er hatte das seltsame Gefühl, als stände irgendwo ein Fenster offen, denn ein leichter, eiskalter Hauch kroch auf einmal durch seine Kleider. Er zog an seiner Zigarette, grinste und blies den Rauch gegen die Dose. „Meine Güte, Mutter, was hast du nur damals mit mir gemacht?!“
Immer wieder tauchte ihr von Entsetzen gezeichnetes Gesicht, als sie ihm diese Geschichte erzählt hatte, vor ihm auf.
Er hob seinen Zeigefinger und klopfte auf den Deckel.
- ´Na, was erwartest du jetzt? Daß ein kleines Männchen den Deckel öffnet und „Herein“ ruft?!’ - Der Hohn seiner inneren Stimme war unverkennbar.
Wieder mußte er grinsen. Er wußte selber nicht genau, was er erwartete. Vielleicht war ja wirklich etwas in der Dose? Vielleicht irgend etwas Giftiges! Eine Spinne oder so was!
- ´Mein Gott, Jonathan, jetzt reiß’ dich zusammen! Was glaubst du, wie diese kleine Spinne nach 47 oder noch mehr Jahren in dieser engen Blechdose aussehen würde?’ -
So langsam festigte sich der Gedanke in ihm, daß der Tod seines Vaters wohl doch eine andere Ursache hatte als diese Dose. Und um ganz sicher zu sein, würde er sie jetzt öffnen!
Er nahm noch einen kräftigen Zug von seiner Zigarette, legte sie auf den Rand des übervollen Aschenbechers und nahm die alte Dose in beide Hände. Jonathan Brat Mallis versuchte mit den schwieligen Daumen den Deckel hochzudrücken, doch das Paketklebeband hielt selbst nach 47 Jahren noch bombenfest. Er mußte sich wohl oder übel erheben, um ein Messer zu holen.
Vorsichtig - er wußte zwar nicht genau warum - stellte er die Dose wieder auf den Küchentisch, nahm seine Zigarette und erhob sich gerade von seinem Stuhl, als er erstarrte ... Sein Kopf schleuderte herum. Die Dose stand noch genauso auf dem Tisch, wie er sie vor nicht ganz zehn Sekunden dort abgestellt hatte. Aber war da nicht gerade ein Geräusch? Ein Geräusch, daß sich anhörte, als kratze jemand oder etwas auf Metall?
Jonathan lauschte, und er merkte gar nicht, daß er aufgehört hatte zu atmen. Seine Zigarette dampfte still vor sich hin. Er schob den Kopf etwas vor, Richtung Dose, doch da war nichts zu hören. Das einzige, was langsam immer lauter wurde, war sein Herz, welches sich über den erheblichen Sauerstoffmangel beschwerte. Jonathan gab seinem Gehirn den Befehl, die Atmung wieder fortzusetzen. Gleichzeitig entspannte er sich ein wenig.
‚Meine Güte, Jonathan’, schallt er sich, ‚jetzt dreh’ bloß nicht durch. Geh gefälligst zur Küchenschublade und hole das Messer!’
Langsam, mit fast schon irrem Blick zog er an seiner Zigarette. Er stellte fest, daß er bereits den Filter anrauchte und drückte sie zwischen den anderen Zigaretten aus. Dann grinste er wieder nervös.
- ‚Jonathan, wenn du so weitermachst, stirbst du gleich auch an einem Herzinfarkt; und zwar noch bevor du diese dumme Dose geöffnet hast.’ - Seine innere Stimme hatte wohl recht. Irgendwie litt sein Nervenkostüm seit Emilies Tod doch extrem, und das war wohl mit ein Grund dafür, daß er die ganze Situation jetzt so aufbauschte.
‚Also’, sagte er sich, ‚ich werde mich jetzt wieder umdrehen, um den Weg zur Schublade fortzusetzen. Jawohl, das werde ich!’
Jonathan drehte sich um, hielt aber noch einen Moment inne, drehte sich erneut zur Dose herum, nahm sie hoch und hielt sie an sein rechtes Ohr. Er schüttelte sie und hörte nichts.
- ‚Ha! Was hab ich dir gesagt?!’ - höhnte die innere Stimme und er mußte ihr schon wieder recht geben.
Keine dreißig Sekunden später saß Jonathan Brat Mallis wieder an dem kalten, ungedeckten Küchentisch. In der rechten Hand hielt er ein großes Brotmesser, in der Linken die alte ´blaßrote´ und ´vergilbtblaue´ Dose. Er setzte das Messer an und begann an dem Paketklebeband zu sägen. Im selben Augenblick glaubte er wieder dieses kratzende Geräusch aus dem Inneren der Dose zu vernehmen, doch diesmal ließ er sich nicht aufhalten.
„Was in Teufels Namen sollte darin leben? Das geht doch einfach nicht!“ Jetzt hatte er laut zu sich gesprochen.
Schweiß rann ihm in die Augen, salzig und brennend. Er hätte nie gedacht, daß altes Paketklebeband so hartnäckig sein kann. Vielleicht schwitzte er aber auch aus einem anderen Grund? Nach zwei weiteren Schnitten hatte er es geschafft: Das Klebeband verhinderte nun nicht mehr ein Öffnen der Dose.
Jonathan wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein Puls raste, aber er glaubte mehr von der psychischen Anstrengung als von der physischen. Jetzt brauchte er erst einmal eine Zigarette, sonst würde er gleich wirklich einen Herzinfarkt bekommen. Er nahm die Zigarette
- die Letzte -
aus der Schachtel und steckte sie an. Nach dem zweiten Zug beruhigte er sich wieder etwas.
- „Ich habe noch nie einen so entsetzlichen Schrei gehört! Ich war am Anfang wie gelähmt ...“ - Das Gesicht seiner Mutter tauchte wieder vor ihm auf als sie ihm diese Geschichte erzählte.
- „Ich habe noch nie einen so entsetzlichen Schrei gehört! Die Dose stand offen! Dein Vater war bereits tot! Ich habe noch nie einen so entsetzlichen Schrei gehört! Dein Vater war bereits tot ...“ -
„Schluß damit!!!“ schrie Jonathan und preßte die Fäuste auf die Ohren. „Schluß damit, Mutter, ich will nichts mehr von diesem Quatsch hören!!! Ich werde die Dose jetzt aufmachen, jawoll! Und dann werde ich dir beweisen, daß wirklich alles Quatsch ist.“
Er nahm die Dose wieder in die Hände. Seltsamerweise mußte er auf einmal an Lots Frau denken, wie sie ihre unbändige Neugier nicht zügeln konnte, sich umdrehte, um gleich darauf zur Salzsäule zu erstarren.
- ´Genau das wird dir gleich auch passieren. Sei also lieber vorsichtig!´ - Die Ironie seiner inneren Stimme war nicht zu überhören. Trotzdem hielt er wieder einen Moment inne. Hinter ihm
- in seinem Kopf -
schrie seine Mutter: „Niiiicht, Jonathan!!!“
Jonathan Brat Mallis atmete einmal kurz und kräftig aus, dann drückte er den Deckel auf.
Sekundenbruchteile sah er gar nichts, bis er feststellte, daß er instinktiv die Augen zugekniffen hatte. Langsam öffnete er sie.
Er hielt die alte Blechdose in den Händen, der Deckel war aufgeklappt und stand schräg nach hinten ab; gehalten durch diese komische Halterung aus Metallstangen und Ösen. Ein leicht muffiger Geruch stieg Jonathan in die Nase. Es erinnerte ihn an den Geruch eines alten Schuhkartons, in welchem man noch ältere Fotos gesammelt hatte; oder an den eines Buches, welches jahrelang an ein und dem selben Platz gestanden hatte und dessen Seiten schon arg vergilbt waren. Im Großen und Ganzen einfach ein Geruch nach ´Alt´. Es roch weder nach verwesten Tieren noch nach irgendwelchen giftigen Gasen.
Jonathan wußte nicht, ob er enttäuscht sein sollte, oder eher glücklich. Langsam drehte er die Dose so, daß er hineinsehen konnte. Irgendwie erwartete er ja doch noch ein kleines Monster, daß ihn jetzt anspringen würde. Doch die Dose war leer.
Jetzt wirklich vollends enttäuscht stellte Jonathan die Dose wieder auf den Tisch. Langsam zog er an seiner letzten Zigarette - er mußte sich gleich noch eine neue Schachtel besorgen – und lehnte sich resigniert auf seinem Stuhl zurück. Er blickte auf die Dose. Irgendwie komisch, wie sie so dastand, den Deckel schräg nach oben geklappt. ‚Hat Ähnlichkeit mit der Haltung eines erigierten Pimmels’, dachte Jonathan zusammenhanglos und schmunzelte ein wenig über seine seltsame Phantasie.
Warum kippte sie eigentlich nicht um?
Doch das war jetzt auch egal. Insgeheim mußte er über sich selber lächeln. Wie er so lange auf eine so blöde Geschichte seiner Mutter reinfallen konnte. Er erinnerte sich daran, wie er als Kind die Dose vorsichtig, ja fast schon ehrfürchtig, behandelt hatte, wenn er sie einmal aus dem Versteck in seinem Kleiderschrank holte,
- nach dem Tod seiner Mutter hatte er die Dose dort aufbewahrt -
um sie zu betrachten.
Und jetzt? Alles war bloß ein dummer Kinderschreck gewesen. Ein billiger Buhmann für schon etwas ältere Kinder.
- ‚Und für Erwachsene!’ - fügte seine innere Stimme gehässig hinzu.
‚Na ja, was soll’s. Ich werde mir jetzt neue Zigaretten besorgen und noch ein wenig fernsehen ...’ Jonathan erhob sich schwerfällig von seinem Stuhl und ging Richtung Tür, um seine Jacke zu holen, als er inne hielt.
Direkt vor ihm auf der Spüle lag ein verschmutzter Teelöffel und vibrierte. Jonathan bemerkte es nur, weil er ganz leicht auf die Ablage schlug. Das er sich bewegte, konnte er nicht sehen. Er legte den Kopf schräg. Irgendwo schlug noch etwas. Seine Augen wanderten nach links, und dann sah er es. Es war das kleine Gewürzregal, das ganz leicht, aber schon erheblich fester als der Löffel, gegen die Wand schlug. Gleichzeitig bemerkte Jonathan wieder diesen eisigen Wind, der durch seine Kleidung fuhr. Doch diesmal war er echt. Irgendein Fenster mußte wohl doch aufstehen und einen leichten Durchzug verursachen.
Jonathan wollte gerade nachsehen, welches Fenster es nun war, als der vibrierende Löffel auf ihn zugeschossen kam; und zwar mit einer solchen Geschwindigkeit, daß er ihn erst bemerkte, als er seinen rechten Unterarm durchschlug. Jonathan schrie auf und preßte die andere Hand auf die schmerzende Stelle. Er bemerkte sofort die heiße Flüssigkeit, die durch seine Finger rann. Im selben Moment löste sich das Gewürzregal von der Wand, und die kleinen Töpfchen, gefüllt mit Curry, Pfeffer, Petersilie, verwandelten sich in todbringende Geschosse, die Jonathans Kopf nur um Millimeter verfehlten.
Der Wind, er kam seltsamerweise von vorne,
- obwohl es dort nirgends ein Fenster gab, stellte Jonathan verblüfft fest -
nahm nun beängstigende Ausmaße an. Ein unerträgliches Heulen erfüllte den Raum und immer wieder flogen irgendwelche Gegenstände an Jonathan vorbei. Vorbei mit einer solch atemberaubenden Geschwindigkeit, daß Jonathan nicht einmal erkennen konnte, worum es sich dabei handelte.
Der Wind biß in seinen Augen und trieb ihm die Tränen über die Wangen. Jonathan konnte sich mittlerweile richtig dagegen lehnen.
Und dann drehte er sich um. Er öffnete die Augen und wußte gleichzeitig, daß es nicht wahr sein konnte, was er dort sah. Er begann irre zu lachen, doch selbst dieses Lachen drang bei dem Getöse nicht einmal bis zu seinen eigenen Ohren.
„Oh Mutter, du hattest recht!“ kreischte er.
Er sah die alte ´blaßrote´ und ´vergilbtblaue´ Dose immer noch auf dem Tisch stehen. Sie wackelte ein wenig, doch nicht so, daß sie umfallen konnte. Sämtliche Gegenstände flogen auf die Dose zu. Und das Irre an der ganzen Sache war, daß die Dose nicht etwa verschüttet wurde, von Löffeln, Gewürztöpfchen, Zeitungen, Aschenbechern und sonstigen kleinen Gegenständen; nein, diese kleinen Gegenstände wurden von der Dose angezogen, wie von einem riesigen Magneten. Sie wurden auf ihrem verhängnisvollen Weg dorthin noch kleiner, und als sie fast so winzig waren, daß Jonathan sie nicht mehr sehen konnte, verschwanden sie durch die Öffnung in das Innere der Dose.
Wieder ließ Jonathan einen irren, lachenden Schrei los: „Das darf es doch nicht geben ... Mutter, hast du das vielleicht gewußt?“
Jonathan hatte eine Sensation entdeckt! Er würde den Deckel wieder schließen, vielleicht ein Paketklebeband darumwickeln, und dann das Ding für viel Geld verkaufen.
Ein weiterer kleiner Gegenstand, der sein rechtes Ohr abtrennte, brachte ihn wieder zur Besinnung, und er stellte mit Entsetzen fest, daß der Sog aus dem Inneren der Dose mit jeder Sekunde zunahm. Bereits jetzt konnte er sich kaum noch auf den Beinen halten. Er griff mit der linken Hand an die Spüle, um sich festzuhalten. Das Blut aus seiner Unterarmwunde wurde herausgesaugt, als hätte ein Riese einen überdimensionalen Strohhalm angesetzt. Einige Fleischfetzen flatterten zwischen seiner Armbehaarung wie kleine Fähnchen im Wind.
„Oh mein Gott, ich werde auch hineingezogen!!!“ durchfuhr es ihn mit Entsetzen. „Ich werde auch hineingezogen!!!“
Und als seine Beine vom Boden abhoben, begann Jonathan Brat Mallis zu schreien. Er sah die Dose, größer und größer, sein immer kleiner werdender Körper wirbelte in dem Strom der Unendlichkeit, und kurz bevor er im Inneren der Dose verschwunden war, stießen seine Beine gegen den Deckel.
Doch das merkte Jonathan nicht mehr. Er merkte vielleicht noch, daß er nicht mehr atmen konnte, und dann sah er ganze Planeten und Sterne ...
„Das ist die Ewigkeit!“ schrie Jonathan Brat Mallis mit dem letzten Atem, der sich noch in seinen Lungen befand. Den Satz: „Mutter, du konntest damals den Deckel noch rechtzeitig schließen!“ konnte er nur noch denken.


* * *


Am nächsten Morgen stand eine große Menschenmenge vor dem Haus von Jonathan Brat Mallis. Besser gesagt, vor dem, was noch von seinem Haus übriggeblieben war. Die ganze hintere Hälfte war verschwunden.
Die Polizei stand verblüfft auf dem Fleck, wo jetzt ein halbes Haus fehlte. Sergeant McKeefe drehte sich zu seinem Kollegen um.
„Was meinst du, Harry, kann irgend jemand in einer Nacht ein halbes Haus klauen? Und das auch noch so leise, daß es niemand aus der Nachbarschaft hört?“
„Tja, frag mich was Leichteres; keine Ahnung was hier passiert ist.“ Mehr wußte auch Officer Harry Mecklenbert hierzu nicht zu sagen.
In der noch vorhandenen Hälfte stöberten einige Polizisten herum, um vielleicht doch noch Hinweise auf dieses mysteriöse Geschehen zu finden. Unter ihnen befand sich auch Officer James D. Newt. Er war vor zwei Wochen in diese Einheit versetzt worden und tastete sich vorsichtig durch das Chaos. Er ging durch ein Wohnzimmer, dessen hintere Wand komplett fehlte und betrat die Küche. Die Wand, welche Küche von Wohnzimmer getrennt hatte, fehlte ebenfalls.
Sein Blick wanderte fachmännisch über ein paar große Steine, die wohl noch vor wenigen Stunden Teil einer Wand gewesen waren, über umgekippte Möbelstücke, einige von ihnen so klein, daß sie aus einem Kindergarten hätten stammen können, über zerbrochenem Geschirr und winzigem Besteck. James D. Newt hob verdutzt eine Gabel auf, die nicht größer war als sein kleiner Finger.
Dann fiel sein Blick auf etwas, das ihn augenblicklich in seinen Bann zog. Es war eine alte Blechdose, vermutlich eine Keks- oder Kaffeedose. James D. Newt hob sie auf und betrachtet sie. Gut, die Farben waren ein wenig verblaßt, aber genau so etwas sammelte Francine ja. Sie würde sich sicher darüber freuen.
Er wollte gerade den Deckel öffnen, als er von draußen seinen Namen hörte: „Newt, sind Sie da drin?“
Hastig steckte er die Dose unter seine dicke Jacke. Er konnte ja heute Abend immer noch nachsehen, was darin war.
Dann ging er hinaus.

 

Hi Salem,
deine Gesichte hat mir sehr gut gefallen. Du verstehst es ganz wunderbar beeindruckend Spannung hervorzurufen.
Ich selbst war bis zur letzten Zeile gefesselt , was denn nun in dieser Dose drin wäre.
Vor allem ist die Geschichte lobenswert, da an sich der Aufhänger sehr banal ist . Trotzdem ist es dir gelungen, eine erdrückende Spannung, die auf das eine Ziel ( das Öffnen der Dose) hinführte zu erzeugen.
.An sich ist ja klar gewesen , dass etwas passieren muß und zwar das Ende für den Protagonisten.
Man wußte nur nicht , wie das Ende aussehen würde.
Vielleicht hättest du (ist nur so eine Idee von mir ) noch ein bischen länger vom unvermeidlichen Ende deines Helden ablenken können.Ich hätte da nur daran gedacht, dass eine unsichtbare Macht den Helden gefangen nimmt.
Auch ist es etwas schwierig nachzuvollziehen wie der Vater tot vor der Dose war , die Mutter die Dose schließen konnte, unser Held Jonathan jedoch nicht mehr dazu in der Lage war und fortan durch Sog in die Dose verschwunden war.
Trotzdem ist die Geschichte beeindruckend und hat mir sehr gefallen.
Mach weiter so, dein Stil ist sehr professionell.

 

Hi blue moon.

Freut mich, daß es Dir gefallen hat.
Die Geschichte sollte eigentlich ein Experiment sein. Habe versucht, durch einen recht banalen Plot Spannung zu erzeugen.

Die Sache mit dem Vater ist nicht so ganz rüber gekommen. Eigentlich sollte er auch verschwunden sein; und die Mutter hatte sich nicht getraut, das ihrem Sohn zu sagen.
Mal sehen, ob und wie ich das ändern kann. Will nur nicht unbedingt sagen, daß er weg ist. Das würde, meiner Meinung nach, schon zu sehr auf das Ende hindeuten. Aber mal schauen, vielleicht fällt mir irgendwann mal etwas ein ...

Danke noch mal für Deine Kritik.

Gruß! Salem

 

Hallo Salem!

Mir hat die Geschichte solala gefallen – begeistert war ich beim Lesen nicht unbedingt. Der unbekannte Inhalt der Dose sorgt für eine gewisse Spannung, die du aber leider dann ein bisschen „zerredet“ hast. Manche breit aufgeführten Gedankengänge hemmen eher den Fortgang der Geschichte, als die Story voranzubringen.

Ich hatte auch ein Problem, mir die Dose bildlich vorstellen zu können. Die Farben Blassrot und Vergilbtblau, die du für mein Empfinden viel zu oft erwähnt hast – spätestens nach dem dritten Mal nervt es etwas, finde ich –, die Schlichtheit und die Metallstangen haben für mich nicht ausgereicht, um mir ein Bild machen zu können. Die Größe der Dose (eher klein, oder?) kann ich nur erahnen. Und Rost an einer (Blech?)dose wird sich schwer entfernen lassen, oder?

Der Schluss ist dann wie bei vielen ähnlich gearteten Geschichten: Das Hölleninstrument wird weitergereicht, und alles beginnt von vorne.

Sprachlich wars weitgehend okay, ein paar Anmerkungen hab ich aber dazu:

„Sie mögen vielleicht recht haben aber ganz bestimmt nicht, wenn er in diesem Haus bleiben würde.“
>>> Zeitfehler; die Geschichte steht im Präteritum, also müsste es „Sie mochten vielleicht“ heißen

„die jetzt etwa fünf Zentimeter vor seiner dicken Nase“
>>> die „dicke Nase“ passt für mich nicht in den Text, ist vielleicht etwas zu salopp

„Jonathan drückte seine Zigarette aus und steckte sich gleich darauf eine Neue an. Er wusste damals noch nicht, dass“
>>> Nochmal Zeitfehler in meinen Augen.
So, wie du es geschrieben hast, könnte man denken, beide Sätze betreffen dieselbe Zeit. Im zweiten Satz wird aber die Vorvergangenheit beschrieben, da reicht das „damals“ alleine nicht aus und es müsste „Er hatte damals noch nicht gewusst“ heißen. Später schreibst du ja auch:
„Er hatte bis zu jenem Abend immer geglaubt“

„in irgendeinem verlassenen Stollen in fünftausend Metern Tiefe gefunden.“
>>> soo tief? :confused:

„doch das, was sie gesagt hatte, reichte Jonathan, um genau 47 Jahre den Rat seiner Mutter zu befolgen und die Dose nicht zu öffnen.“
>>> hier fehlt für mein Begriffe ein erläuterndes Wort
„um genau 47 Jahre später den Rat seiner Mutter zu befolgen“
oder
„ um genau 47 Jahre lang den Rat seiner Mutter zu befolgen“

„ ´Na, was erwartest du jetzt? Daß ein kleines Männchen den Deckel öffnet und „Herein“ ruft?!’ - Der Hohn seiner inneren Stimme war unverkennbar.“
>>> einfache Anführungszeichen verwendet man im Allgemeinen nur innerhalb einer wörtlichen Rede, nicht für Gedanken oder Farben (‚blaßrot’)
„unverkennbar“ passt meines Erachtens hier nicht. Unverkennbar bzw. gut erkennbar ist etwas Äußerliches, ein bestimmtes Aussehen oder ein Tonfall, aber ein Gedanke?

„Sein Kopf schleuderte herum.“
>>> „schleudern“ ist hier etwas überformuliert, finde ich

„Jonathan gab seinem Gehirn den Befehl, die Atmung wieder fortzusetzen.“
>>> in der Regel wird die Atmung eher instinktiv wieder einsetzen

„‚Meine Güte, Jonathan’, schallte er sich“
>>> schelten, schalt, gescholten: „..., schalt er sich“

„Der Wind, er kam übrigens von vorne,“
>>> „übrigens“ ist ein Erzählelement, das ich hier nicht verwenden würde. Die Geschichte steht nicht in der Ich-Form und ist auch nicht in Form einer Ansprache an der Leser gehalten

„Den Satz: „Mutter, du konntest damals den Deckel noch rechtzeitig schließen!“ konnte er nur noch denken.“
>>> Natürlich denkt er ihn, er spricht ja nicht wirklich mit seiner Mutter. Dass er den vorhergehenden Satz „Das ist die Ewigkeit!“ hinausschreit, konnte ich nachvollziehen, aber den anderen Satz wird er doch nur denken.

Fazit: Einen gewissen Überarbeitungsbedarf sehe ich bei der Geschichte schon noch, evtl. würden ein paar Kürzungen auch nicht schaden.

Viele Grüße
Christian

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Christian.

Freut mich, daß Du Dich mal wieder zu einer meiner Geschichten verirrt hast. Das sie Dir nicht so gefallen hat, nun, ich denke, damit muß ein Autor leben...
Habe aber wieder einige Deiner Verbesserungsvorschläge aufgenommen.

Zum Detail:

"Sie mochten vielleicht..." -logisch- hab ich geändert
"...um genau 47 Jahre lang..." auch geändert
"Meine Güte, Jonathan", schallt er sich..." geändert
"Der Wind, er kam übrigens..." Das ´übrigens´ hab ich in ´seltsamerweise´ geändert.

So, nun zu Deinen anderen Anmerkungen:

"Er wußte damals noch nicht..." oder "Er hatte damals noch nicht gewußt..." Bin in diesem Bereich, zugegeben, kein Spezialist; finde aber, es paßt beides, oder?!

"Stollen in fünftausend Metern Tiefe" Hm? Gibts das nicht? Weiß ich selbst nicht so genau.

"...der Hohn seiner inneren Stimme war unverkennbar" Der Hohn seiner inneren Stimme war gut zu erkennen. Finde, das paßt recht gut.

"Jonathan gab seinen Gehirn den Befehl, die Atmung wieder fortzusetzen..."
Klar ist Atmung ein instinktiver Vorgang. Sollte hier heißen, daß er vorher wieder anfing zu atmen, bevor sie instinktiv einsetzt. Finde, es ist doch eine nette Umschreibung.

"Den Satz: Mutter, Du konntest den ...! konnte er nur noch denken." Dies sollte ein extremer Hinweis dafür sein, daß er wirklich keine Luft mehr in den Lungen hatte. Finde, ansonsten hätte er den Satz auch hinausschreien können; auch wenn die Mutter nicht da ist. Ich schimpfe manchmal auch mit jemanden, der nicht anwesend ist.

Ach, bevor ich´s vergesse: Die Dose sieht so aus, wie ´ne stinknormale Keksdose; so wie es sie früher oft gab.

Muß mich mal wieder bei Dir bedanken, denn ebenfalls muß ich eingestehen, daß meine Grammatik nicht immer ganz so auf dem Laufenden ist, wie es sein müßte.
Finde es auch gut, wenn sich jemand mal so richtig intensiv mit ner Geschichte auseinander setzt. Macht immer Spaß, Deine Kritik zu lesen.

Also, vielleicht bis zum nächsten Mal!

Gruß! Salem

 

Geschrieben von Salem
"Er wußte damals noch nicht..." oder "Er hatte damals noch nicht gewußt..." Bin in diesem Bereich, zugegeben, kein Spezialist; finde aber, es paßt beides, oder?!
In dem Fall denke ich, es passt nicht, weil die gleiche Zeitform den Eindruck von Gleichzeitigkeit erweckt oder erwecken kann, und das wolltest du ja an dieser Stelle nicht, oder?

"Stollen in fünftausend Metern Tiefe" Hm? Gibts das nicht? Weiß ich selbst nicht so genau.
Ich auch nicht, aber es kommt mir ungeheuer tief vor. Von Stollen, die mehrere hundert Meter tief liegen, weiß ich, die kann man sogar besichtigen.
Recherchier doch einfach, wenn du unsicher bist, aber um Authentizität bemüht bist. Google macht's möglich. ;)

"...der Hohn seiner inneren Stimme war unverkennbar" Der Hohn seiner inneren Stimme war gut zu erkennen. Finde, das paßt recht gut.
Für mich ist etwas, das unverkennbar ist, ein äußerliches Merkmal. Hohn oder Sarkasmus in Gedankengängen würde ich so nicht umschreiben.

Ach, bevor ich´s vergesse: Die Dose sieht so aus, wie ´ne stinknormale Keksdose; so wie es sie früher oft gab.
Beschreib sie doch innerhalb der Geschichte mit ein, zwei Sätzen, dann hat man als Leser ein Bild vor Augen. Bei so einer Geschichte, die sich komplett um einen Gegenstand dreht, finde ich es wichtig, dass man den Gegenstand beim Lesen plastisch vor sich sieht.

Gruß
Christian

 

Hi Christian.

Hab mal ein bißchen nachgeforscht im Bezug auf den fünftausend Meter tiefen Stollen. Habe mich da wohl wirklich ein wenig vergriffen. Habe herausgefunden, daß einer der tiefsten Schächte in der Creighton-Mine liegt (ca. 2200 Meter tief).
Schön, daß Dir diese Stelle aufgefallen ist; habe es umgehend geändert. Dank Dir nochmal!!!

Gruß! Salem

 

Oh Mann, Noel, das ist wirklich eine Story aus meinem früheren Leben (so alt ist sie zumindest schon).

aber du mußt jetzt wirklich nicht nochmal rübergehen.
Ich glaube, das werde ich auch nicht. Vielleicht ist es manchmal nicht schlecht, wenn man Dinge, die man damals gut fand, einfach so belässt.
Wie ein berühmter Schriftsteller sagte: Manchmal ist es besser, die Toten ruhen zu lassen. (oder so ähnlich)

Freut mich aber, dass du dich hast unterhalten lassen. Das ist immer ein ganz großes Lob für mich (denn eigentlich will ich mit meinen Geschichten auch gar nicht mehr bewirken :D )

Vielleicht werde ich sie aber dennoch gleich einmal lesen, so vorm Schlafengehen. Aber ich werde nix ändern!

Danke für deinen Kommentar.
Salem

 

Hi Salem,

ich fand deine Geschichte auch ganz schön spannend. Man muss einfach dranbleiben und rausfinden, was da so Furchtbares in der Dose ist. Auch die Idee, dass sich das Ding sozusagen als Schwarzes Loch entpuppt, gefällt mir gut. Wobei ich persönlich mir dann das Innere der Dose unergründlich und dunkel vorgestellt hätte.

Da du gesagt hast, dass du die Geschichte nicht nochmal ändern willst, weil sie schon so lange liegt (was ich gut nachvollziehen kann), will ich nicht zu sehr auf Details eingehen. Nur eine Sache, die mir doch ein wenig irritierend scheint:

Irgendwie erwartete er ja doch noch ein kleines Monster, daß ihn jetzt anspringen würde. Doch die Dose war wie erwartet leer.
Wenn er mit einem Springteufel rechnet, dann kann er ja nicht gleichzeitig erwarten, dass die Dose leer ist. ;) Außerdem Wortwiederholung.

Abgesehen davon und dass es mir auch ein wenig viel blassrot und vergilbtblau war, eine feine Geschichte.

Gruß,

Kira.

 

Moin Kira,

vielen Dank für deinen Kommentar. Freut mich, dass es dir gefallen hat.
Stimmt, ich wollte eigentlich nichts mehr ändern, aber die von dir gefundene Sache ist doch zu heftig; die werde ich ausbessern.
Ist mir tatsächlich noch nie aufgefallen. Deshalb vielen Dank.

Bis dahin! Salem

 

Jonathan Brat Mallis ...

Hi Salem,

eine alte von dir?
Sag ich doch, dass du ein Naturtalent bist ;)

Wie immer spannend und gruselig.
Ich dachte es kommen jede Menge Geister aus der Dose, so wie bei Indiana Jones aus der Bundeslade.
Aber okay, ein schwarzes Loch in der Dose, ist auch nicht schlecht. :shy:

Da deine KG schon etwas älter ist, ist der voraussehbare Schluß zu entschuldigen.
Doch nun sag doch mal, wo sind die Verschluckten denn nun hin? :hmm: :D

ieben Gruß, coleratio

 

eine alte von dir?
Sag ich doch, dass du ein Naturtalent bist
Vielen Dank, aber ich hoffe doch, dass ich dank euch ein ganz klein wenig besser geworden bin ... :hmm:

Da deine KG schon etwas älter ist, ist der voraussehbare Schluß zu entschuldigen.
AAAAAHHHH... :bonk: :bonk: Aber nur bei DIR!!!
Aber ich wette, bei meiner Neuen errätst du den Schluss nicht. :cool:

Doch nun sag doch mal, wo sind die Verschluckten denn nun hin?
Na, sie werden doch immer kleiner. Die Dose verschluckt alles, wenn sie nicht rechtzeitig geschlossen wird. Deshalb sieht Jonathan doch auch ganz viele Planeten in ihr. Die wurden alle mal irgendwann verschluckt.
Steckt eigentlich eine ganze Menge drin, in meinen Geschichten ... :D ;)

Danke aber für´s Lesen und für deinen lieben Kommentar.

Gruß! Salem

 

Jonathan ...

ach ja, die Planeten!!!

Die hatte ich ganz vergessen. Hab die KG gestern schon gelesen. :schiel:
Okay, dann wird dein Prot ja seinen Vater wiederfinden.
Klasse, freut mich für ihn. :D

Her mit der Neuen!!!!

 

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