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Jungs von der Straße
Es war durch den vollen Mond taghell auf dieser Straßenböschung und wir hatten noch drei oder vier von den Flaschen. Damals.
Besoffen waren wir ohne Ausnahme. Jack am allermeisten von uns. Und sogar Jimmy, der den Wagen fuhr. Als Joe der nächsten Flasche den Hals brach, begann das Spiel von neuem.
Wie schreit es sich mit zersäbelten Lippen? Gar nicht, sag ich ihnen.
Es sollte die Sauftour werden, die wir wöchentlich veranstalteten. Nicht mehr, nicht weniger. Bier und reichlich Schnaps von der Tankstelle und Geschichten von Autos und Frauen und wann sich welche von wem auf die Matte hatte legen lassen. Eben wie immer. Wie gesagt, Jimmy fuhr den Wagen. Ein alter Volvo. Jimmy hatte weniger getankt, doch wir drei anderen waren stinkbesoffen. Wir hatten die Six Packs leer gemacht und griffen uns die erste Flasche Whisky. Musik von den Molly Hatchet oder Little Feet, irgend so ein Südstaatenscheiß, auf den wir in solchen Nächten abfuhren, dröhnte aus dem Radio.
Naja.
Als Jimmy den Volvo wieder um so ne gottverdammte Kurve schleuderte, sahen wir die beiden. Ich hab schon gesagt, die Nacht war hell und wir sahen alles. Verdammt, und das, was wir sahen, sah gut aus. Jimmy bremste die Karre ohne Vorwarnung scharf ab und Jack, der auch vorne saß, schlug sich den Schädel an der Frontscheibe blutig. Keiner von uns vieren sagte was, so weg waren wir. Und ich glaube heute, dass es das damals war. Die Mollys tobten aus dem Radio und draußen an der Böschung zu dieser Kurve lagen diese beiden Jungs übereinander und vögelten drauflos.
Völlig nackt waren die und im Mondschein sah das wirklich gut aus. Jack wischte sich das Blut von der Stirn und lallte irgendwas von ,werd's den Schweinen besorgen' oder so. Während Jimmy den Motor abstellte und glucksend einen Lachkrampf unterdrückte, war Jack schon bei den beiden an der Böschung. Wissen Sie, Jack hatte die Kontrolle verloren und das Blut, das in seine Augen rann, machte ihn wahnsinnig. Wir saßen völlig reglos im Wagen und erst nach Minuten bewegten wir unsere Ärsche hin zu Jack und dem Blutbad, das er bereits angerichtet hatte. Gott, was konnte man mit einer angebrochenen Whiskyflasche veranstalten!
Den, der obenauf lag, den hatte Jack richtig erwischt. ,Diese Schweine' schrie Jack immer wieder und bohrte wie rasend den zerbrochenen Flaschenhals in die ungläubige Visage des einen. Das linke Auge hing nur noch an so nem grauen Strang und der andere schrie jetzt auch und bettelte was von ,Nicht, nein, nicht'.
Wir ertrugen die ganze Scheiße kaum und haben kräftig mitgemischt. Wir konnten das Jack nicht alleine machen lassen. Wir kannten Jack schon eine Ewigkeit und diese Ewigkeit war es jetzt.
Was soll's. So war das.
Dann lagen die zwei vor uns, völlig zersäbelt, und atmeten noch. Schreien, wie gesagt, das ging nicht mehr. Wie auch? Mit diesen Lippen und ihren Zungen, die wir den beiden in ihre Ärsche gesteckt hatten? Der Mond lachte auf uns, dass es eine Freude war und wir machten Stunden an ihnen rum. Das war wie ne Party und wir hatten jede Menge Spaß. Wie gesagt, wir hatten noch Whisky und wieder ein gemeinsames Erlebnis und draußen in der Prärie heulten die Kojoten.
Dann hatten wir nichts mehr zu saufen und nen Haufen leere Flaschen rundum. Und Glassplitter, ja.
Also brachten wir das hier zu Ende.
Die nächste Zeit schliefen wir alle schlecht. Doch Jack machte schon bald darauf wieder seine Späßchen und Joe meinte ein paar Tage danach zu Jimmy
,Hey, lass uns doch rausfahren ins County, n'bisschen die Prärie ausmisten'.
Wir waren immer auf der Straße, müssen Sie wissen.
Mann, waren das Zeiten damals.