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Jürgen
Lieber Wolfgang,
Ich möchte dir mein tief empfundenes Beileid zum Tod deiner Frau aussprechen. Dass ein so warmherziger, grosszügiger, ich möchte sagen, engelsgleicher Mensch von uns hat gehen müssen, eine wahrhaft zarte Person! Sie war furchtbar nett zu mir, die zwei, drei Mal, als ich euch besuchen kam, und du weisst ja, es ist manchmal nicht einfach, nett zu mir zu sein.
Gerne wäre ich bei der Beerdigung dabei gewesen. Ob dir zu Ohren gekommen ist, dass ich nach meiner Kündigung eine Weile im Ausland verbracht habe? Von deinem Verlust habe ich erst nach meiner Rückkehr erfahren.
Nun, ich hoffe, es geht dir gut, trotz allem. Wie läuft’s denn an der Schule? Du wirst lachen, aber ich war heute bei der Bosshard und habe mich erkundigt, ob ich vielleicht wieder ein kleines Pensum unterrichten dürfte. Ich will ehrlich sein: Die Realität hält sich so gar nicht an meinen Traum, ein sorgenfreies Leben als freier Autor zu führen.
Nun denn, die Bosshard hat mich freundlich darauf hingewiesen, dass es da im Moment gar nichts zu machen gäbe, worauf ich gesagt habe, dass ich mir wohl eine kleinere Wohnung suchen müsse, worauf sie wiederum gemeint hat, ich könne ja zu dir ziehen, so viel sie wisse, seist du auf der Suche nach Mitbewohnern und hättest Mühe, welche zu finden.
Ich weiss nicht, an welche Art von Mitbewohner du gedacht hast, aber das wäre doch was, lieber Wolfgang! Du kennst meine Ordnungsliebe, du kennst meine Freude am Kochen und du weisst, dass ich, wenn ich mir Mühe gebe, ein charmanter Gesprächspartner sein kann.
Allerdings - ich will dir reinen Wein einschenken - solltest du folgende drei Fragen mit «Ja» beantworten können, andernfalls müsste ich mich leider andersweitig umsehen.
- (Ja, ich nummeriere noch immer ganz gerne, was ich sagen möchte). Meine Büchersammlung wird in einem einzigen Zimmer keinen Platz finden. Ich gehe davon aus, dass du einen Gemeinschaftsraum planst. Dort wären sie meines Erachtens ganz gut aufgehoben und könnten von den anderen Mitbewohnern auch benutzt werden: Geschichte des Mittelalters, Alchemie und Okkultes, auch einige medizinische Werke.
- Die analoge Fotografie ist meine Leidenschaft und ich ziehe es vor, die Bilder selbst zu entwickeln. Ab und zu sollte ich mich daher in einen abschliessbaren Raum zurückziehen können, der sich perfekt verdunkeln lässt.
- Meine Gefriertruhe ist sehr geräumig und ich möchte sie gerne in mein neues Zuhause überführen. Meine Freude an der Kulinarik habe ich ja bereits erwähnt. Die Truhe wäre denn auch zur privaten Nutzung und nicht für andere Mitbewohner gedacht.
Bis dahin alles Gute!
Jürgen