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Thema des Monats Käptn Känneff - Am Rande des solaren Wahnsinns

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19.01.2004
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Käptn Känneff - Am Rande des solaren Wahnsinns

»Ist die Erde in Gefahr?« Ein Funken Hoffnung blitzte in den Augen des Kommandanten auf.
»Nein, Sir!«, antwortete sein zweiter Waffenoffizier – ein Mann, der der ganzen Sache nicht genügend Enthusiasmus entgegenbrachte, wie Käptn Känneff fand.
»Schade, aber man kann eben nicht alles haben.« Er lehnte sich zurück in seinen breiten Lederchefsessel – in der Weltraumzerstörerkommandantenluxusausführung mit allen Extras und Bordservice inklusive – und fragte gelangweilt: »Um was für einen Himmelskörper handelt es sich? Doch wohl nicht wieder um eine Voyagersonde, oder?«
»Nein, Sir!«
»Auch nicht so ein altes Viking-Ding, Gallileo III oder einer von den Eutelsats, hoffe ich.«
»Nein, Sir!«
»Gut. Hab nämlich kein Bock, dass mir die Eierköpfe von der „Gesellschaft für historischen Weltraumschrott“ wieder den ganzen Tag mit ihrem „Was für ein unersetzbarer Verlust für die Wissenschaftsgeschichte“-Geschwafel in den Ohren liegen.«
»Nein, Sir! Nichts dergleichen.«
»Und was ist es dann? Nun machen Sie schon, Mann, und spannen Sie mich nicht solange auf die Folter!«
»Es ist ein Volteronen-Raumschiff mit Kurs auf die Erde, Sir.«
Käptn Känneff riss seine Augen auf und wäre beinah vom Sessel gekippt, als sein Unterkiefer auf den Boden fiel. Jetzt war es an ihm, seiner Besatzung ein gutes Beispiel für das richtige Verhalten in dieser höchstprekären Situation zu liefern: Panikartig hüpfte er durch den Raum, wobei er wild mit den Armen und Beinen ruderte und vergeblich versuchte, seine Angstschreie mit der aufkommenden Hyperventilation zu synchronisieren.
Schließlich stieß er sich an einem äußerst ungünstig konstruierten und mitten in die Brücke hineinragenden Abflussrohr den Kopf und taumelte benommen zurück auf seinen Sessel.
»Tschuldigung«, stammelte er etwas einsilbig. »Alte Angewohnheiten und so...«
»Nichts für ungut, Sir!«
»Na gut, dann klar machen zum Gefecht« Jetzt war Känneff in seinem Element. Zehn Jahre hatte der Krieg mit den Volteronen – diesem schleimgesichtigen Kartoffelklumpatsch von Volter Sechs – gedauert. Und fünf weitere der schwachsinnige Waffenstillstand, der ihn, den ruhmreichen und tonnenweise mit Orden behängten Käptn Känneff, hier an den Rand des Sonnensystems verbannt hatte. Zum „Kometenabballern“, wie es offiziell im Versetzungsbefehl hieß. Bei dem Gedanken daran rutschte dem Käptn automatisch ein Fluch mit sehr vielen Zischlauten über die mentalen Lippen. Aber jetzt würden die Idioten aus der Verwaltung ihn und seine Fünfzehn-Terawatt-Laserkanone – oder „Waltraud“, wie er sie in einsamen Nächten gerne nannte – wieder brauchen.
»Alles klar machen zum Gefecht!«, schrie er in ein kleines Megaphon – ein Erbstück mütterlicherseits, das er extra für solche Momente immer am Gürtel zu hängen hatte. »Alle Mann an die Geschütze! Schotten dicht! Kombüse klar! Deck schrubben, ihr verdammten Landratten!«
Niemand beachtete ihn weiter. Niemand, außer seinem zweiten Waffenoffizier – verdammt, wie hieß der Kerl eigentlich? – der gelassen zu ihm rübersah und darauf wartete, dass der Käptn sich wieder beruhigte.
»Sir, das ist die offizielle volteronische Botschafterfregatte, die unterwegs zu den finalen Friedensverhandlungen in Neu Old New York ist.«
Känneff machte einen verdutzten Gesichtsausdruck, was bedeutet: Er versuchte auszusehen, als wäre ihm das von Anfang an klar gewesen.
»Ich verlange zu erfahren, warum mich niemand darüber aufgeklärt hat!«
»Es kam letzte Woche über den Regierungs-Emailverteiler, Sir.«
»Ich lese keine Emails! Was ist aus dem guten alten Videophon geworden?«
»So etwas gibt’s nur in billigen Science-Fiction-Serien, Sir! In der „wirklichen“ Welt werden Hyper-C-Emails benutzt, Sir.«
»Oh, na gut.« Enttäuscht und etwas gedemütigt ließ sich Känneff wieder in seinen Sessel sinken. »Also dürfen wir die Volteronen nicht zerstören, oder?«
»Nicht, wenn wir keinen erneuten intergalaktischen Krieg wollen, Sir.« Langsam begann Känneff seinen zweiten Waffenoffizier zu hassen. Wenn er erst mal seinen Namen kennen würde, dann...
»Wie sieht’s sonst aus? Irgendwas anderes zum Wegputzen?«
»Nein, Sir. Kein Objekt mit einem Durchmesser von über einem Meter mehr da draußen. Der Quadrant ist sauber. Wie alle anderen auch, Sir.« Der Käptn sank noch etwas tiefer in seinen Sessel. Dann kam ihm eine Idee.
»Pluto! Müsste der nicht bald hier durchkommen?« Känneff schöpfte erneute Hoffnung.
»Den haben Sie bereits vor drei Monaten, äh, weggeputzt, Sir.«
So ein verdammter namenloser Spielverderber!
»Wie steht’s mit diesem Uranusmond? Äh, A-A-Arie? Bis dahin kommen wir doch, oder nicht?«
»Arie-l, Sir. Und ja, bis dahin reicht die Leistung des Lasers. Aber, Sir, wir dürfen nicht. Wegen Kuiper II, der peruanischen Forschungsstation auf Ariel, Sir.«
»Und was ist mit Umbriel, dem anderen Mond?«
»Sir, Sie erinnern sich doch noch an Kuiper I, vor vier Monaten, oder nicht?«
»Ach, stimmt ja!« Der Käptn errötete leicht unter seinen zahlreichen Rasierklingen-Kampfnarben. »Das hat ein Haufen Ärger mit den verdammten Südamerikanern gegeben. Hätte damals gute Lust gehabt, sie gleich mitwegzuputzen.« Er grinste finster.
»Und was machen wir sonst, wenn’s nichts mehr zum Abballern gibt?«
»Patrouille fliegen, Sir.«
»Wir fliegen immer Patrouille! Die ganze Zeit!« Känneff rutschte wütend in seinem Sessel hin und her. »Das ewige Patrouillefliegen hängt mir langsam zum Hals raus!«
»Ja, Sir.«
»Ach stecken Sie sich Ihr „Ja, Sir“ sonst wo hin, Sie... Sie...«
»Zweiter Waffenoffizier, Sir?«
»Halten Sie endlich die Klappe und lassen mich meinen Job als Kapitän dieses Schiffes machen!«
»Ja, Sir.«
Es folgten ein paar sehr schweigsame Minuten. Zahllose Konsolenlichter blinkten, Computeranzeigen biepten und die Nase des Käptn schniefte leise vor sich hin, während er angestrengt über sich, seine Mission und den Sinn des Lebens im Allgemeinen nachdachte. Dann lächelte er.
»Sagen Sie, Ka... Sh...., Lo..., Mi..., äh... ...Smith!
»Willson, Sir.«
»Genau!« Känneff grinste überlegen. »Wiiiilllllssssooonnnn, guter Mann! Sie sehen etwas müde aus, Willson. Wollen Sie sich nicht ein bisschen Schlafen legen?«
»Aber, Sir...«
»Kein Aber. Das ist ein Befehl, Willson!«
Mit einem lustlosen Schulterzucken und einigen unausgesprochen Mutmaßungen über die geistige Gesundheit des Käptns machte der zweite Waffenoffizier sich daran, die Brücke zu verlassen. Känneff beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, während seine Finger nach der manuellen Zielerfassung Waltrauds tasteten.
»Ach, Willson. Bevor Sie gehen: Welche Koordinaten hatte eigentlich das volteronische Botschafterraumschiff bei der letzten Peilung?«

 
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Schlimm, schlimm, schlimm...

Kaum bin ich mal wieder hier, schon hab ich mich erneut mit dem KG.de-Fieber infiziert.
Hab grad mal schnell ne kleine Geschichte zum Thema des Monats niedergekritzelt und reingestellt (auch wenn es normalerweise nicht gern gesehen ist)

Bin wie immer offen für alle inhaltlichen, stilistischen, orthographischen und grammatikalischen Hinweise und/oder Berichtigungen.

Viel Spass beim Lesen :D


lg
Hagen

 

Ach ja, recht amüsant, in Anbetracht der Uhrzeit, zu der es entstanden ist ... ;)

 

Nun ja, recht gnädige Bewertung, in Anbetracht der (post'schen) Länge deines Kommentars ...

Danke :D

 

Es müsste "Tera-Watt" statt "Terra-Watt" heißen.

Ansonsten ganz witzig, ist das eine Serie?

 

Oh, danke, sehr guter Hinweis *schnellaufdemBildschirmrumkritzelundabänder*

ist das eine Serie?
Jupp, aber nicht meinen eigene. Daher hab ich den Namen etwas verfremdet. Schau einfach mal unter SciFi-Serien nach, dann findest du das Original vom Neu-Altmeister Dante.

 

Morgen Jungs!

Käptn Känneff
:lol: Du hörst von meinem Anwalt! :mad: ;)

Ich schließe mich mal Uwes durchaus repräsentativen Kommentar an, recht schmunzelig. :) Und wenn du noch einmal in einer Story diesen Baustein verwendest, hetz ich dir den Webmaster persönlich auf den Hals:

ein Fluch mit sehr vielen Zischlauten
:dozey:

Altmeister Dante

 

Hallöchen Hagen!
Erstmal natürlich willkommen zurück! :anstoss:

Der Käptn errötete leicht unter seinen zahlreichen Rasierklingen-Kampfnarben.
Hehe.
ein Erbstück mütterlicherseits, das er extra für solche Momente immer am Gürtel zu hängen hatte.
:D

Sehr gut hat mir auch gefallen, wie du am Anfang auf die erfüllten Vorgaben hingewiesen hast! :D
Ansonsten ist das ein Ding, das gut unterhält und witzig ist, aber irgendwie weiß man nicht, was man sonst dazu schreiben soll.

Vielleicht noch kleinere Kleinigkeiten-Verbesserungsvorschläge:

Es folgten einige sehr schweigsame und umso langweiligere Minuten des Patroliefliegens.
Könnte man vielleicht mit dem nachfolgenden Satz verbinden. z.B. wenn nur das Piepen des Computers zu hören ist wird daraus schon klar, dass es still und schweigsam ist.

Verwundert über die unerwartete Freundlichkeit stand der Mann von seinem Platz auf und trottete Richtung Ausgang.
Die Verwunderung und das Unerwartete könnte man mit ein bisschen mehr Pfeffer pformulieren (SdT).

Dein Cyberpunk-Teil führe ich mir heute abend mal zu Gemüte! :)

Grüße!
Seaman

 

Hallo Dante und Mister S.

Ansonsten ist das ein Ding, das gut unterhält und witzig ist, aber irgendwie weiß man nicht, was man sonst dazu schreiben soll.
Ja, ich gebe zu, dass da wirklich nicht mehr drinsteckt, als in Worten da steht. Zischen-den-Zeilen-Inhalt = 0

Aber die drei Muss-Bestimmungen im Monatsinfothread kamen mir so abstrus witzig daher, dass mir spontan die ersten 10 Dialogzeilen eingefallen sind. Den Rest hab ich nur noch schnell in 1,5 Stunden drangebamselt, damit sowas ähnliches wie ne Geschichte draus wird.

In Zukunft verbring ich die Nächte wieder lieber mit schlafen und... :D


@Mister

Vielleicht noch kleinere Kleinigkeiten-Verbesserungsvorschläge:
Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie gut wir harmonieren. Das sind genau die beiden Stellen, an denen ich selbst noch etwas hängenbleibe aus genannten Gründen. Gestern Nacht viel mir auf die Schnelle nichts besseres ein. Vielleicht kommt das noch.


Grüße von hier nach dort
Hagen

 

Hi Hagen!

Ich weiß zwar nicht, wie viele "Dusseliger-Käpt'n-baut-wieder-Mist"-Geschichten ich hier schon gelesen habe, aber dieses Motiv zieht einfach immer wieder. Als "Spaßposting" auf jeden Fall ganz nett.

Als Rechtschreib- und Grammatikfanatiker und Fan deutlicher Formulierungen stören mich aber ein paar Stellen:

Käptn Känneff riss seine Augen auf und wäre beinah vom Sessel gekippt, als sein Unterkiefer auf den Boden fiel.

Häh? Was fällt auf den Boden? :confused:
Dafür war der Rest des Absatzes ein echter Schenkelklopfer. :lol: Ja, ich weiß, ich habe ein einfaches Gemüt mit einem Faible für Albernheiten. Natürlich nur dann, wenn sie richtig dosiert sind. :teach:

Schließlich stieß er sich an einem äußerst ungünstig konstruiertem und mitten in die Brücke hineinragendem Abflussrohr


Na, na, da gehören doch wohl "n"s hin.

diesen schleimgesichtigen Kartoffelklumpatsch

Das ist doch Mehrzahl, oder?

Zum „Kometenabballern“, wie es offiziell im Versetzungsbefehl hieß.

:hmm: Jetzt wird es vielleicht ein bisschen zu albern. Aber das ist wohl Ansichtssache.

ein Erbstück mütterlicherseits, das er extra für solche Momente immer am Gürtel zu hängen hatte.

Zu?

außer seinem zweiten Waffenoffizier verdammt, wie hieß der Kerl eigentlich?

Nach dem Strich kommt ein Leerzeichen *zeigefingerheb*.

»Patrolie fliegen, Sir.«

Heißt das nicht immer noch "Patrouille"? Mit der neuen Rechtschreibung von Fremdwörtern hab' ich's nicht so... :shy:

Wollen Sie sich nicht ein bisschen schlafen legen?«

Es heißt doch "Schlafen legen", oder? :)

Das wäre eigentlich alles. Glaube ich. Vielleicht habe ich auch bloß die Geschichte nicht verstanden und die Fehler waren als Gags gedacht... :D

Ciao, Megabjörnie

 

Ich entschuldige mich in aller Form für die Kürze meines obigen Kommentars und verbleibe mit Fingerzeig auf des Seamans Worte:

Ansonsten ist das ein Ding, das gut unterhält und witzig ist, aber irgendwie weiß man nicht, was man sonst dazu schreiben soll.

 

@Megabjörnie

"Dusseliger-Käpt'n-baut-wieder-Mist"-Geschichten
Ich schreib sowas immer weider gern - mal so für zwischendurch - und sehe gerne ein, dass mir damit nicht der große Wurf gelingen wird. Aber solange mich niemand auf seine verschwendete Lebenszeit hinverklagt, sehe ich die Aufgabe als erfüllt an :D

Vielleicht habe ich auch bloß die Geschichte nicht verstanden und die Fehler waren als Gags gedacht...
Das waren sie ganz sicher nicht ;)
Danke für die Hinweise. Ein Großteil (das was ich eingesehen habe) wurde korrigiert.

PS: Das mit Patrouille hatte ich mir schon gedacht, doch die blöde Rechtschreibhilfe hat mir einfach keine Hilfestellung gegeben. Und das mir, dem totalen Französisch-Noob :D


@Uwe
Kein Angst, ick kenn dich doch... *liebevolldenhinterkopftätschel*


lg
Hagen

 

Die Sache mit dem Unterkiefer ist mir aber immer noch nicht klar. Trägt der Kerl ein Gebiss? Schließlich wäre er nur beinahe aus dem Sessel gekippt... :confused:

 

So, die beiden Änderungsvorschläge MisterSeamans sind jetzt drin.

@Megabjörnie
Ich kann deine Bedenken die Stelle betreffend gut nachvollziehen. Aber die korrektere Variante: "Ihm klappte sein Unterkiefer beinahe bis zum Boden auf" klingt auch nicht sonderlich komisch.
Ich neige da eher zu einer comichaften Visualisierung, wo den Figuren auch öftersmal die Unterkiefer auf den Boden fallen - mit dem Rest des Kopfes nur noch durch seeehr dehnbares Wangenfleisch verbunden.

Insofern mir oder dir nicht noch eine bessere Formulierung einfällt, lasse ich's einfach so... :)


... und betrachte die Akte Käptn Känneff als geschlossen :D

Gedankt sei Kant (und allen anderen hier auch :D)

 

Jappadideldei (Morgens darf ich sowas), mit den Änderungen ist er viel runder. :)

 

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