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Köter

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12.08.2010
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Köter

Köter

Es war ein klarer Tag. Die Luft war klar, das Wasser war klar. Die Sonne schien hell auf das ausgestorbene Dorf. Die Vögel zwitscherten. Das einzige was nicht ungetrübt war, waren seine Gedanken. P. lehnte auf dem Fensterbrett und beobachtete: Die Katzen und Hunde liefen durch den Staub, so ziellos und unbeholfen, als kennten sie den Weg zum Futter nicht. Und wenn man sie aus dem dritten Stock vom Fenster aus beobachtete, dann sah man die wirren, serpentinenartigen Wege, die diese Wesen entlang trotteten. Die Morgensonne warf ihre Schatten in Richtung Westen.

P. hatte Migräne und so schossen ihm konfuse Gedanken durchs rissige Hirn. Er wollte keine Tablette nehmen, sondern dem Schmerz ohne fremde Hilfe entgegentreten, ihm nicht ausweichen, sondern sich mit ganzer Kraft gegen ihn stemmen - was ihm nicht gelang. Aus der gleichen Verbitterung war er auch der letzte Zurückgebliebene dieses kargen Landes von dem nichts als Staub übrig geblieben war.

Er entschied sich ein kaltes Bad zu nehmen und ließ das Wasser einlaufen. Vogelgezwitscher. Die verdammten Hunde, sie haben wieder die ganze Nacht gekläfft und jetzt hatte er Schmerzen wegen dieser Köter. In der ganzen Zeit war er alleine mit den Hunden. Er verabscheute sie. Raus gehen und einen Stock suchen, dachte er, nicht zu nachgiebig und nicht zu hart. Sollte er einem der Drecksviecher die Knochen brechen, würde er ihn, um das Gewinsel nicht zu hören, ganz umbringen. Dann würde der krepierte Köter in der Sonne verrotten und stinken und er müsste ihn wegschaffen – die Arbeit wollte er nicht machen. P. fand einen dünnen Stock, es war schon fast eine Rute. Er suchte sich den fetten Hund aus, der konnte nicht so schnell abhauen. Ein Hieb, ein Winseln. Im Hintergrund zwitscherten die Vögel. Das Winseln ärgerte P., es stach ihm jedes mal ins Hirn und trieb seinen Zorn weiter an. Er hieb fester und schneller und musste den Dicken dann immer wieder einfangen. Die Sonne schien, er schwitzte schwallartig. Der aufgewirbelte Staub blieb an seiner feuchten Stirn kleben. Er spürte den Stock in seiner Hand nicht mehr.

Als er die Treppe hoch stieg, hatte ihm die Anstrengung sein Bewusstsein benebelt. Er sah nur noch schlecht. Stufe für Stufe seiner Wohnung entgegen taumelnd stöhnte er leise, ohne es zu merken. Im dritten Stock angelangt, sah er die Lache, die aus seiner Wohnung kam, nicht. Der Kopf knallte beim Überschlag auf eine Treppenstufe. Als er unten lag und blutete, hasste er die Hunde noch mehr. Die Vögel hatten aufgehört zu schreien oder konnte er sie nur schon nicht mehr hören? Es macht wohl keinen Unterschied.

Das Wasser aus der Wohnung schwemmte sein ganzes Blut das Treppenhaus hinunter. Die Hunde tranken davon.

 
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Tag Friedgott,

herzlich Willkommen auf Kg.de! Schön, dass es ein weiterer Hobbyschreiberling hierher geschafft hat und uns mit deinen kreativen Ergüssen zubombst, hehe.
Also deine Erstlingsgeschichte und die lasse ich natürlich nicht unkommentiert, deshalb schreiten wir zu Werke...

Gleich mal das ganze Technische, bla bla:

P. lehnte auf dem Fensterbrett und schaute:
Schaute klingt komisch. Beobachtete fügt sich da doch besser ein.

Die Katzen und Hunde liefen durch den Staub, so ziellos und unbeholfen, als kennten sie den Weg an den Häusern entlang zu der Garage zum Futter nicht.
Erstmal was Technisches: ...als kannten sie...
Wobei der ganze Satz komisch verkompliziert klingt, es würde doch auch reichen, zu schreiben:
"Die (Katzen und) Hunde liefen durch den Staub, so ziellos und unbeholfen, als würden sie den Weg zum Futter nicht kennen.
Ich weiß nicht, warum es wichtig ist, dass das Futter an den Häusern, bei den Garagen ist. Das macht den Satz nur lang und verzwickt. Dabei willst du ja nur kurz etwas anmerken.

Aus der gleichen Verbittertheit war er auch letzte Zurückgebliebene dieses kargen Landes von dem nichts als Staub übrig geblieben war.
Aus der gleichen Verbitterung (oder auch: aus dem gleichen verbitterten Verhalten) war er auch der letzte Zurückgebliebene dieses kargen Landes, von dem nichts als Staub übrig geblieben war.

Er entschied sich ein kaltes Bad zu nehmen und ließ das Wasser einlaufen.
Dieses Land ist ein einziger Trümmerhaufen, aber die Wasserversorgung ist immernoch gegeben?

Er verabscheute diese Köter.
Um dem Wort "Köter" noch seine eigentlich stark abschätzige Bedeutung beizubehalten und den Effekt nicht zu verlieren, weil du das Wort ja schon davor und im Titel ect. benutzt hast, reicht doch auch ein enfaches:
"Er verabscheute sie."
Es ist ja klar, worüber er spricht.
ollte er einem der Drecksviecher die Knochen brechen, müsste er ihn ganz umbringen.
Keine Beanstandung oder so, nur ne Frage: Warum?
Bei soviel Hass wäre das Leidenlassen mit gebrochenen Knochen doch viel schlimmer.

Dann würde der krepierte Köter auf der Straße in der Sonne verrotten und stinken und er müsste ihn wegschaffen
Hier reicht doch "der Köter in der Sonne verotten und stinken", dass er auf der Straße liegt, ist doch sowieso klar.

Ein Hieb, ein Winseln. Im Hintergrund zwitscherten die Vögel. Das Winseln ärgerte P., es stach ihm jedes mal ins Hirn und trieb seinen Zorn weiter an. Er hieb fester und schneller und musste den Dicken dann immer wieder einfangen. Die Sonne schien, er schwitzte schwallartig. Der aufgewirbelte Staub blieb an seiner feuchten Stirn kleben. Er spürte den Stock in seiner Hand nicht mehr.
Guter Abschnitt, gefällt mir. Gut geschrieben!

Als er die Treppe wieder hoch ging, hatte ihm der Schmerz durch die körperlich Anstrengung sein Bewusstsein benebelt und er könnte schon nicht mehr gut sehen.
Als er die Treppe wieder hoch stieg, hatte ihm die Anstrengung das Bewusstsein vernebelt. Satzende.
Neuer Satz: Er sah nur noch schlecht.
So klingt das irgendwie besser, meiner Meinung nach.
Aber ganz abgesehen davon: Er hat nur einen Hund mit einer Rute verhauen, das war jetzt kein "riesiger" Kraftakt, dass dadurch die Sehkraft gemindert wird, na jo...
Höchstens Muskelkater im Arm, am nächsten Tag hat man... aber ist ja wichtig für die spätere Geschichte.
Vielleicht wäre aber sowas wie "Ihm war Staub in die Augen gekommen und er konnte nicht mehr so gut sehen", besser. Würde jedenfalls mehr Sinn machen.

Der Kopf knallte beim Überschlag auf eine Treppenstufe.
Er ist die Treppen runtergefallen? Ich musste diesen Abschnitt mehrmals lesen, um ihn zu verstehen. Du schreibst garnicht, dass er gefallen ist, ein einfaches: "Er fiel." vor dem zitierten Satz würde doch schon reichen, um es verständlicher zu machen.
Die Vögel hatten aufgehört zu schreien
Davor sprichst du von Vogelgezwitscher, das ist wohl eher ein "singen" als ein Schreien. Schreien klingt aggressiv und panisch.

Sie fanden ihn erst nach 10 Tagen
Hiermit habe ich ein Problem - oder ich habe die Geschichte nicht ganz verstanden. Ich dachte, er wäre tatsächlich der letzte in diesem Dorf (der Welt?!). Wer findet ihn denn dann oder sucht überhaupt nach ihm?

das Wasser aus der Wohnung hatte sein ganzes Blut das Treppenhaus hinunter gespült. Die Hunde tranken davon.
Das sind super Sätze, warum stellst du die nicht als Abschlusssätze hin.
Also nach dem ganzen "Die aufgeschwemmte Leiche wurde weggeschafft, bla bla" und dann am Ende:
Das Wasser aus der Wohnung hatte sein ganzes Blut das Treppenhaus hinuntergespült. Die Hunde tranken davon.
Somit haben die gebeutelten Hunde gegen ihn gewonnen und aus seinem Tod sogar noch einen Nutzen gezogen. Die Hunde, die er so gehasst hat, denen hat er noch Flüssigkeit gegeben und ihnen damit geholfen. Wobei... nach 10 Tagen wäre das ganze Wasser sowieso verdunstet bzw. versickert.
Aber trotzdem, das ist aussagekräftiger als das mit dem Auto.
Niemanden interessiert, wie schwer es war, die Wasserleiche ins Auto zu wuchten.

Die Männer, die kamen, bewegten sich in diesem Dorf, wie Wesen anderer Elemente, einer anderen Welt, einer Welt zu der P. nie gehörte.
Hier ne Frage: Meinst du damit: Er war einfach nur ein Außenseiter? Jemand der sich die leere Welt eingebildet hatte? Oder sind die Männer wirklich von Außerhalb. Das kommt nicht so deutlich rüber.

So... aber zur Idee selbst, muss ich sagen, mag ich sie. Wirklich. Und obwohl da jetzt viel oben steht, auch Kritk und Sachen die ich nicht nachvollziehen kann, finde ich deine Geschichte garnicht schlecht, vorallem nicht für ein Erstlingswerk hier. Da gibt es weitaus Schlimmeres, hehe.
Lass dich jetzt nicht von mir entmutigen, weil ich jett ein paar Sachen kritisiert habe, die Grundidee ist gut und auch einige Abschnitte sind gut geschrieben.

Ich brauche auch garkeine Erklärung, warum alles ausgestorben ist (auch wenn nur in seinem Kopf, falls das der Fall sein sollte)... mir reicht diese kleine Szene. Über Logik dahinter unterhalten wir uns jetzt nicht, darum geht es nicht. Es geht um einen Mann der die Streuner hasst... oder seine Kopfschmerzen. Wie auch immer.

Vielleicht konnte ich dir ja ein paar Anregungen geben, vielleicht kannst du ein paar Vorschläge gebrauchen. Würde mich freuen. Gehe die Geschichte danach auch gerne nochmal durch, wenn du möchtest.

Es grüßt dich herzlich und Rutenschwingend,

Jekyll and Hide

 

Hallo Jekyll and Hide:

Vielen Dank für die konstruktive Kritik! Stumm nickend las ich Deine Anmerkungen. Ich weiß nicht, ob das so üblich ist, aber ich werde einige der Stellen direkt bearbeiten...

Ich habe den Sturz bewusst nicht angekündigt. Es ist der entscheidende Wendepunkt der Geschichte und er sollte unerwartet und plötzlich kommen. Knapp und kühl, so als wäre es nichts Besonderes, weil es das auch nicht ist. Falls das den Leser etwas ratlos zurücklässt, wäre mein Wirkungsziel nicht verfehlt.

Es ist interessant, dass Du mir die beiden Sätze ("Das Wasser aus der Wohnung ..." u. "Die Hunde tranken davon.") als Schlusssätze empfiehlst. Denn in einem früheren Stadium waren sie als solche gedacht. Ich werde sie sofort wieder zu ihrer zustehende Position zurücksetzen. Besten Dank!

Es geht um einen Mann der die Streuner hasst... oder seine Kopfschmerzen.

Damit ist alles gesagt! Der Zweifel bleibt, gehört dazu.

Herzlichen Gruß!

 

>P. hatte Migräne und so schossen ihm konfuse Gedanken durchs rissige Hirn<,

lieber Friedegott,

könnte die vorgelegte Geschichte z. T. erklären.

Allzu viel Adjektive/Attribute: >klarer Tag<, wie alles wahrscheinlich >klar< war. Warum die Partikel >sogar< der Sonne zugeordnet wird, obwohl sie das, was sie immer tut (noch einige mrd. Jahre lang, wär's zulässig, könnt man sagen, dass sie ihren Job verrichte) auch in Deinem Text tut, bleibt ein Geheimnis. Ursprünglich war so gar tatsächlich mit dem „gar“ verwandt, hat sich aber zu einer bloß noch steigernden Partikel zusammengezogen.

Dabei wirkt alles >ziellos und unbeholfen<, denn was hat Schmerz mit dem Gesichtssinn zu tun (>dem Schmerz auf Augenhöhe begegnen<)? Höhepunkt des Schwulstes ist mE >Er war das letzte Gefäß einer im sinnlosen Wind des Schicksals verwehten Welt.< Muss man darum seine Leiden an andere Kreaturen weitergeben?

Allein das Bild der >Rute< hat was, wird doch der Schwanz des Hundes als „Rute“ bezeichnet. Der Prot züchtigt den Hund also mit dessen Schwanz? Aber führ ich die Linie weiter vom Stock zur Rute, von der Rute zum Schwanz, vom Schwanz zum Penis - nicht auszudenken, was ein Sigmund Freud da über Dich herausfände! Im Traum hätte selbst der Schwulst seine Funktion ...

Gruß

Friedel

 

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