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Kalauerklamauk
Kalauerklamauk
Ich könnte ihn erwürgen, meinen Kumpel. Wegen seiner dämlichen Sprücheklopferei sind mir schon einige Dates abhanden gekommen. Aber will halt mit der Brechstange cool sein, der Arsch. Und ich glaube, das schreckt die Frauen doch etwas ab. Ich hab ihn trotzdem lieb, den Herbert. Und weil ich ihn so lieb habe, nehm’ ich ihn auch immer mit in die Kneipe. Er hat ja sonst nicht viel zu lachen, und Probleme bei Frauen hat er auch.
„Hey, beeil dich und nimm mal Klavier und Bleischiff zur Hand. Jetzt kommt wieder dieses Superquiz im Fernsehen.“
„Ich habe schon mal besser gelacht. Kommt jetzt! Betrinken bei Kalli.“
„Wenn ich weiß, wo Frosch Kalli die Locken hat, brat ich ihm erstmal einen Storch, da beißt die Maus keinen Faden ab.“
„Hör zu! Wenn ich Kallis neue Barmaus angrabe, hältst du die Fresse, klar?“
„Klar wie Kloßbrühe in der Klosetschüssel!“
Einige Zeit später in der Kneipe lösten sich meine Sorgen in Luft auf und ich machte mich an die Barfrau ran. Ein Bild von einer Frau. Eine Überfrau. Eins achtzig, 90,60,90, lange blonde Haare und das Gesicht einer Barbiepuppe. Man sagte mir, sie sei Jura-Studentin und verdient sich was nebenbei durch Modeln beim Playboy. Ich bin mir sicher, sie hat keinen Freund.
Herbert rannte von einer Dame zur nächsten. Wahrscheinlich war er mit seiner Masche nicht sehr erfolgreich. Aber zumindest hielt ihn das für eine Weile auf. Dachte ich jedenfalls. Da das Angebot an Single-Damen überschaubar war, dauerte es keine 20 Minuten und Herbert kam angetanzt.
„Hast du meine Armbandhure gesehn?“
„Herbert, ich sag Dir eins: Du bleibst jetzt mindestens ein Stunde von der Bar weg, sonst reiß ich Dir den Arsch auf. Und selbst wenn, mach ja den Mund nich auf!“
„Nu werd’ mal nicht gleich historisch!“
„Abflug!“
Ich musste so schroff sein. Dachte ich doch, ich hätte es gerade noch einmal geschafft, Herbert in die andere Richtung zu schicken, da hörte ich ihn schon neben mir.
„SCHASCHLIK! SCHASCHLIK!... Sorry, aber ich musste mal kräftig niesen. Kino n’ Bier?“
Die Barmaus lächelte Herbert an, so wie sie eigentlich mich hätte anlächeln sollen.
„Eishockey! Jever ein Bier und Holsten knallt am dollsten, da kann Bitburger aber Einbecken!“
Sprach’s, nahm einen halben Liter und stieß mit Herbert an.
Moment mal! Habe ich das richtig gehört? Die schönste Frau der Welt reißt Kalauer? Die? Das Playboymodel und Herbert? Die? Die und er? Niemals!
„Herbert! Kann ja wohl nich Warstein!“
Uups! Es hatte mich erwischt.
„Wie lange bisse schon hier?“
“Schlange.“
„HERBERT!“
„Hör mal! Siehst Du nicht dass ich mich mit Deinem Freund hier unterhalte? Ich finde das recht unhöflich, einfach dazwischen zu plappern.“
„Aldi ganzen Leute hier, was?“
„Was ist denn mit Deinem Freund los? Is wohl etwas nass um die Blase, wie?“
„Oooch, der is ganz o.k., Kunsthysteriker sind nun mal etwas verklemmt.“
Die beiden lachten sich scheckig über ihre dämlichen Witzchen, und ich stand da wie ein Idiot mit Samenstau. Das lehrte mich, Überfrauen nie wieder als Überfrauen zu sehen, bevor sie nicht den Mund aufgemacht haben.