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Kalte Kacheln
Während ich zum x-ten Mal an meiner taubenblauen Papierserviette herumdrehe und nun auf das Abbild eines verunglückten Schwans blicke, spüre ich, wie mein eingeschlafener Arsch dumpf vor sich hinkribbelt. Ich lehne mich zur Seite und lasse ein wenig Leben in die Backen strömen – es fühlt sich an wie eine Heerschar von Ameisen. Scheiß Familiengeburtstage!
Die Verwandtschaft sitzt an mehreren Tischen verteilt. Während ich meinen Blick durch den hell erleuchteten, weitläufigen Speisesaal schweifen lasse, die glänzenden Böden und funkelnden Deckenleuchten bewundere und nur hin und wieder einen von den Menschen um mich herum namentlich erinnern kann, frage ich mich, wer die alle sind.
Ich nippe an meiner bedenklich süßen Cola. Lautes Gelächter durchschallt den Raum wie eine Druckwelle. Ich stelle das Glas zurück auf den Tisch, spüre wie mein Herz an die Ohren donnert und Hitze meine Wangenhaut versengt. Verdammt, was ist denn gerade jetzt so lustig, Du blöde Kuh? Ich stiere in die Richtung, aus der ich das Gedröhne vernommen habe, kann vor lauter zusammengesteckten Köpfen aber kein Gesicht erkennen.
Ach, scheiß auf diesen Hühnerhaufen! Wann kommt denn endlich das Essen? Meine Finger tanzen ungestüm auf dem blütenweißen Tischtuch umher und fahren über Muster, die nicht da sind. In meinen Gestaltungsdrang prescht die Stimme meiner Oma, die sich idealerweise direkt gegenüber von mir platziert hat:
„Alexandra, hör auf damit! Du bist doch nicht gestört. Oder?“
Ich lasse meine Hände unter den Tisch sinken und werfe ihr einen biestigen Blick zu, während ich noch halb reumütig den Kopf abgesenkt halte. Dann tut meine Oma das, was in unserer Familie nur sie kann: Sie lächelt gütig, so wie liebe, nette Omis eben dreinschauen, wenn sie ihre Enkelinnen nach kühlen Zurechtweisungen mit warmen Blicken streicheln möchten. Wo hat sie diesen Spagat nur gelernt? Warum frage ich sie nicht danach? Darf man eine Oma eigentlich alles fragen? Meine Finger beginnen schon wieder zu zucken und tanzen nun kleinschrittig auf meinen Schenkeln weiter. Wohl auch nicht so gut, befinde ich im nächsten Moment, und greife schnell nach meiner Cola, um ein paar Milliliter von dem Brausegesöff in mich reinzukippen. Verdammt, wo bleibt das dämliche Essen!? Zu riechen ist es schon – Schweinebraten mit Klößen und Rotkohl. Gibt es auf fast jedem familiären Beisammensein. Wer hat das eigentlich festgelegt? Könnte man DAS eine Oma fragen? Was wenn sie selbst es so „erfunden“ hat? Ach Scheiß drauf …
Statt ein Gespräch zu beginnen, lasse ich meinen Blick wieder schweifen. Um mich herum finden etliche Gespräche statt. Ignoriert man die Worte und versucht, all das Gebrabbel als ein einzigen Vortrag zu vernehmen, entsteht ein hässlich asynchroner Gesang. Ich zieh mir die verbliebene Pfütze Cola rein und atme auf, als uns ein gediegener Kellner mit erhöhter Stimme ansagt, dass der Hauptgang auf dem Wege sei.
Im nächsten Moment entern drei Servierer im Gänsemarsch den Raum. Auf beiden Händen tragen sie jeweils eine prall gefüllte Platte mit Schweinebraten und Beilagen. Die Arme halten sie dabei fast über Kopf. Ich fühle mich bei ihrem Anblick unweigerlich an strapazierte Sargträger erinnert und muss laut losprusten. Dann brennt mein Schienbein und ich kann nur mit Mühe einen Schrei unterdrücken. Hätte Oma je Fußball gespielt, wären ihre Elfer bestimmte allesamt Volltreffer geworden …
Endlich steht das Essen auf den Tischen. Jeder muss sich selbst bedienen. Ich mache das natürlich nicht, denn schließlich sitzt meine persönliche Managerin mit am Tisch. Oma wägt sehr genau ab, wie viel Fleisch und Klöße ich vertrage, nur beim Rotkohl füllt sie mir generös einen Haufen Blähpotential auf.
Ich nehme den Teller wie eine Auszeichnung in Empfang. Gibt es einen Startschuss, oder darf jeder zeitlich unabhängig mit dem Essen beginnen? Ich blicke mich um und sehe, dass viele der anderen bereits am Mampfen sind. Dieser Schmacht wundert mich kein bisschen. Darf ich jetzt auch essen? Ein Blick zu Oma bestätigt: Jawoll, es kann losgehen!
Gerade als ich mir ein Stück Schweinefleisch abgeschnitten und es auf die Gabel gespießt habe, macht es plötzlich ein zischendes Geräusch, ähnlich wie ein blechernes:
„PFUUUUUUIIIIII!“
Im selben Moment erlöschen alle Lichter und es ist stockfinster.
Prompt bietet sich eine brachiale Geräuschkulisse, die mir eine Gänsehaut beschert: Besteck scheppert auf Teller oder verpasst selbige und klirrt zu Boden, spitze Stimmen quieken, dunkle Stimmen tun es ihnen gleich, danach murmeln alle wild durcheinander, um schließlich in einem schrillen Kanon etwas von „STROMAUSFALL!“ zu schreien.
Meine Oma, offenbar nicht vom Stuhl gefallen, ruft mit fester Stimme etwas Erbauliches in unsere Tischrunde. Dann wendet sie sich in bemüht ruhigem Tonfall in meine Richtung und meint halb flüsternd:
„Alex, das ist nur ein Stromausfall. Werd nicht panisch.“
Ich nicke grinsend. Sie fragt nicht nach. Die Tatsache, dass ich nicht wimmere, scheint sie als „Jawoll“ zu verzeichnen.
Am Tisch neben uns zünden irgendwelche findigen Onkel Kerzen an. Die Truppe sieht nun aus, als halte sie ein romantisches Candle-Light-Dinner ab. Nach etlichen „Aaaah“- und „Ooooh“-Rufen leuchtet es schließlich weiteren Gästen ein, dass auch sie die Dochte der Tischkerzen entzünden könnten.
Unser Tisch erstrahlt schließlich ebenfalls in zartflammendem Romantik-Flair und ich staune nicht schlecht, dass meine Oma bei Kerzenschein zwanzig Jahre jünger ausschaut. Ich frage mich, ob das für jeden Menschen hier gilt und irritiere mich daran, dass ich gerade wie eine Zehnjährige aussehen könnte. Ich schaue zu meinen Cousins und stelle fest, dass der Verjüngungseffekt nicht auf alle zutrifft und atme auf.
Mein Magen knurrt. Ich will jetzt endlich essen. Mir doch egal, ob die anderen den scheiß Stromausfall zum Anlass nehmen, erst mal stundenlang hysterisch zu diskutieren. Meine Gabel liegt auf dem Teller, ich habe sie vorhin wohl in die Schneise zwischen Kloß und Rotkohl fallen lassen. Oha, das Bratenstück hängt noch dran! Verzückt greife ich nach dem verschmierten Utensil, ziehe das Fleisch durch den Rotkohl und lasse die erhabene Mischung wie eine Delikatesse im Mund zergehen.
Ich will mehr davon, kann mir aber kein Fleisch abschneiden, da das Messer fehlt. Die schummrige Beleuchtung wirft zu viele Schatten – auf dem Tisch kann ich es nicht entdecken. Ich will mich gerade unter den Tisch begeben, da fühle ich ein unangenehmes Zwicken zwischen meinen Beinen – da ist es also! Möglichst unauffällig hole ich das spitze Teil dort weg und weiß schon währenddessen, dass weniger die Blicke der anderen Gäste als vielmehr die fette Bratensoße Folgen haben werden.
Das Romantik-Flair verleiht meiner Oma offenbar nicht nur Jugend, sondern auch Superkräfte. Jedenfalls scheint sie mich genau beobachtet zu haben und straft mich nun mit tiefen Stirnrillen, die ihr Teile ihrer neugewonnen Frische wieder wegnehmen. Ich lasse die Gabel auf den Teller klirren und verschränke die Arme. Eigentlich würde ich jetzt gerne nach Hause fahren. Da murmelt sie mir leise entgegen:
„Alexandra, geh mal auf die Toilette. Im Moment kann hier eh keiner gescheit essen. Das muss später nochmal warm gemacht und neu serviert werden.“
Ich zögere. So was mag sie nicht. Sie schickt etwas lauter hinterher:
„Du hast die gute Satinbluse und die teure Edeljeans an. Geh!“
Ich nicke, rücke den Stuhl nach hinten und stehe auf. Kaum habe ich das getan, wirkt der Raum noch dunkler. Der schummerige Schein der Kerzen wird von den aufgeregt brabbelnden Gesichtern der Anwesenden aufgezehrt. Wenn ich mich jetzt auf die Schnauze lege, bin ich noch in einem Jahrzehnt der Lacher der Familie. Da ich aber den Blick meiner Großmutter auf meinem Körper spüre, tappse ich langsam los.
Glücklicherweise ist die Tür zum Flur nicht weit entfernt. Ich bin schneller da, als ich angenommen habe, ganz ohne Stolpern oder Stürzen. Ich bin ein Genie.
Im Flur hängt so etwas wie ein Notlicht. Ist das immer hier? So eine überdimensionales Nachtfunzel, die sich von Batterien nährt. Immerhin leuchtet mir das Ding in Gestalt einer lächelnden Sonne den Weg zur Toilette. Prompt verspüre ich Harndrang. Ich öffne also die Tür zum Waschraum und sehe nichts als Schwarz.
Aus dem Raum mieft mir der übliche Klogeruch entgegen. Viel Desinfektionsmittel, etwas Urinstein, blumige Seifen und manch anderes. Darüber hinaus scheint es auf diesem Klo übelst kalt zu sein. Was lagern die hier? Ihre Eisvorräte?
Ich komme ins Grübeln. Wenn bereits irgendwer auf dem Klo säße, würde sich derjenige wohl bemerkbar machen, bevor ich mich mit entblößtem Arsch auf ihn draufplatziere? Wilde Gedanken formen sich zu kraftvollen Szenen. Ich stehe grinsend vor der geöffneten Waschraumtür und lasse mir für ein paar weitere Augenblicke Gestank ins Gesicht wehen.
Dann reiße ich mich los, passiere mutig die Schwelle und strecke meine Arme nach vorne aus. Enorm viel freie Fläche. Ich wedle in weitem Radius hin und her, zerschneide das eisige Dunkel in unsichtbare Blöcke. Aber ich spüre, dass ich Gefahr laufe, mich im Kreis zu drehen. Nein, so geht das nicht! Ich muss mich an der Wand orientieren. Aber in welche Richtung? Und verdammt nochmal, warum hat dieses beschissene Klo eigentlich kein Fenster? Während mir plötzlich wieder in den Sinn drängt, dass ich in einem Kellerbistro bin, habe ich rein instinktiv beschlossen nach links zu „gehen“. Wie in Zeitlupe schiebe ich mich an der kalten Toilettenwand entlang, meine linke Hand an den frostigen Fliesen, die andere an meinem flatternden Arm weiterhin in Dauerrotation, als wolle sie unsichtbare Wäsche trockenfuchteln.
Bislang zum Glück kein Hindernis vor mir. Aber wo zum Teufel fangen in diesem Toilettenraum denn bloß die Klokabinen an? Und wofür braucht ein verdammter Bistro-Waschraum so viel freie Fläche? Wird hier auch getanzt? Ach Scheiße, ich verdamme meine Oma für diesen bescheuerten Einfall, mich inmitten eines Stromausfalls auf diese stockdunkle Pisshütte geschickt zu haben!
Dann endlich kratzen meine Fingernägel an das Holz einer Kabinentüre. Die steht aber nicht offen, sondern ist zugezogen. Oh je, hoffentlich ist sie leer. Ich klopfe zart gegen das Holz und hauche „Hallo?“. Keine Reaktion. Ich halte den Atem an und lege mein Ohr an die Tür – nichts. Ich atme erleichtert auf, lasse meine Handflächen in großen Kreisen über die Tür gleiten und finde schließlich die Klinke. Ich betätige den Öffner, es quietscht fürchterlich.
Die Tür öffnet nach außen. Ich ziehe sie auf. Der Klogeruch verschärft sich. Ansonsten ist hier nichts, was mich beunruhigt. Allerdings macht mir nach wie vor die Dunkelheit zu schaffen. Während ich mich frage, warum das Nachtlicht auf dem Flur und nicht hier im Toilettenraum hängt, taste ich mich zögerlich voran, finde irgendwann endlich die offen stehende Kloschüssel, die mich sogleich derbe ankotzt, weil ich mir sofort vorstelle, dass ich Materialien anfasse, auf denen heute schon dutzende Menschen Unmengen von Pisse, Scheiße, Kotze oder sonst was liegengelassen haben.
Ich will unbedingt darüber wischen, bevor ich mich hinsetze und taste erst nach links, wo ich allerdings ins Leere greife. Dann suche ich auf der rechten Seite weiter und finde recht schnell etwas, was sich wie eine billige Klorolle aus rauem Recyclingpapier anfühlt. Ich reiße ein paar Blätter ab und streiche damit unbeholfen über etwas, das ich als Schüssel ausmache. Auch wenn ich weiß, dass man mit trockenen Recyclingblättern eingedörrte Kackreste nicht mal oberflächlich wegrubbeln, geschweige denn tiefgehende Keimfreiheit erzielen kann, gebe ich mir hier die gewiefte Putzfrau und verfalle ins Schrubben. Dann endlich ist es passiert – mir fällt der Behelfslappen in die Schwärze des Nichts. Das Spiel hat ein Ende.
Ich fuchtle wieder mit den Armen herum, suche die Klotür, ziehe sie zu und fühle mich beengt. Wie in einen kleinen Käfig aus Holz und Metall eingesperrt. In der Dunkelheit habe ich Schwierigkeiten, meine ach so tolle Edeljeans aufzuknöpfen. Dann endlich ist das Teil offen. Buchse runter, Slip gleich mit – mein Arsch berührt den kalten Sitz und ich zucke zusammen. Wie ein Eisblock! Während ich mich bei so viel Kälte am Hintern erst wieder sammeln und auf das Pinkeln konzentrieren muss, frage ich mich, ob ein Stromausfall möglicherweise auch eine plötzliche Eiszeit auslösen kann. Oder könnte ein spontaner Wintereinbruch schuld am Stromabbruch sein?
Ah, endlich läuft es! Ich strulle in die Keramik und freue mich jetzt schon darauf, gleich blöde tastend auf die Suche nach einer Waschgelegenheit zu gehen. Einige Sekunden später bin ich leer. Ich greife wiederum nach dem Klopapier und finde es diesmal auf Anhieb. Während ich mit den Blättern tupfend an mir rumhantiere, lässt mich ein quietschendes Geräusch aufhorchen.
'Scheiße, was ist das denn? Kommt jetzt jemand?'
Leise Schritte tappen durch das eisige Dunkel. Mein Herz presst sich wie ein kraftvoller Bergsteiger meinen Hals hinauf und droht mit Presswehen, mich in dieser versifften Bistrokabine in eine Ohnmacht zu schicken. Das geht so nicht! Ich brauche etwas, das mich erdet und die Panik abstellt. Also versetze ich mir eine heftige Ohrfeige. Das Klatschen schallt durch den gesamten Waschbereich. Es würde mich nicht wundern, wenn selbst Oma im Speisesaal es noch hören kann.
Brennender Schmerz flutet erst meine Wange und dann alle meine Bahnen. Am liebsten würde ich jetzt wie ein schockiertes Blag laut losheulen. Ich besinne mich und fingere stattdessen an der scheiß Kabinentüre herum. Wo zum Teufel ist der Drehknauf zum Absperren? Dieses dämliche Uralt-Exemplar scheint so was nicht zu haben! Auch keinen Schlüssel? Wie eine Irre fummle ich im Dunkeln an diesem zerkerbten Holz herum, während ich noch immer mit nackten Arsch über meiner eigenen stinkenden Pisse sitze.
Ich find da keinen Schlüssel, ich find überhaupt nichts! Nicht einmal auf eine Klinke stoße ich. Verdammte Scheiße! Da muss doch eine sein! Dieses Ding ist doch nicht nur von außen betretbar – oder!?
Die Schritte nähern sich schneller. Wie kann das sein? Hat derjenige eine Nachtsichtbrille auf? Ich fühle mich an bestialische Hollywood-Schocker erinnert und will gerade aufspringen, um mir endlich beide Hosen wieder hochzuziehen. Da macht es mit einem heftigen Luftzug plötzlich abermals:
„Räääääääätsch!“
Oh Gott! Irgendwer hat die Tür aufgemacht und steht nun direkt vor mir! Und ich, immer noch auf dem Pisspott hängend, fühl schon wieder, wie mein scheiß Herz in meine Ohren reinschlägt! Diesmal aber nicht in Gefahr ohnmächtig zu werden. Alles ist sehr klar. Zu klar. Keinen Millimeter rühr ich mich, verharr schockstarr und erwarte, dass irgendein Wunder passiert.
Doch nichts geschieht. Wer auch immer die Tür aufgerissen hat, verbleibt völlig reaktionslos. Ein paar ruhige Atemzüge höre ich. Ich versuche meine zu unterdrücken, scheitere aber, verschlucke mich fast und muss die Luft anhalten, um einen Hustenanfall zu verhindern. Das war hörbar, klare Sache. Scheiße.
Es tut sich aber nichts. Rein gar nichts. – Wieso nicht? Ich werde nervös, fühle mich beobachtet. Was wenn da wirklich irgendwer mit einem Nachtsichtgerät steht? Will der mir Angst machen? Mich ausrauben? Mir Gewalt antun? Oder mir einfach stumm beim Kacken zusehen? Nach wie vor geschieht nichts. Ich kriege selbst kein Wort raus, fühle aber, wie sich mein Herzschlag wieder verlangsamt und meine Starre löst. Ganz langsam stehe ich auf, aber nicht lahm genug, um den Deckel von einem leichten Knarzen abzuhalten. Wut steigt in mir auf.
Immer noch keine Aktion von meinem stummen Gegenüber. Nicht einmal das Atmen kann ich hören. Ich habe es satt. Wer auch immer da ist, macht irgendetwas Seltsames, womöglich auf meine Kosten. Die scheiß Buchsen müssen sofort wieder hoch! Und ich hier raus!
Gerade als ich mich niederbeuge, um nach den Hosen zu greifen, erhellt mit einem Mal gleißendes Licht den Raum und lässt meine schmerzenden Augen mit reißendem Fluss reagieren. Hastig rupfe ich die Buchsen hoch, wische meine vertränte Sicht einigermaßen frei und versuche, durch die offenstehende Tür zu spähen. Ich brauche ein paar Augenblicke, bis ich mir sicher bin: Niemand ist hier. Wie kann das sein? Ich zweifle an meinem Verstand. Hat er mir aufgrund der Gruselfinsternis eine Halluzination beschert?
Meine Augen haben sich nach einigen Minuten an die Beleuchtung gewöhnt. Ich trete aus der Toilette hinaus und staune nicht schlecht: Vor mir erstreckt sich ein schöner, heller Waschraum mit modernen Fliesenmustern. Zwei kubisch geformte Waschtische in glänzendem Weiß sind links von mir angebracht. Ich begebe mich zum nächstgelegenen und will sogleich die Reinigung meiner großartigen Edeljeans in Angriff nehmen, als ich bemerke, dass da irgendwas auf den Spiegel geschrieben steht. In riesigen, knallroten Lettern lese ich:
„HAPPY BIRTHDAY, ALEX!“