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Kanonenboot

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06.11.2006
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Kanonenboot

KANONENBOOT

Warum es geschah, durch welch absonderliche, mir unbekannte Geschichte, aufgrund welches Missgeschickes, oder welcher böse Geist das Unglück vielleicht mit Absicht beschworen hatte, das vermag ich nicht zu sagen. Überhaupt, ob es einen solchen Geiste gibt, der die Geschicke lenkt, und welcher Natur er sei, das halte ich für Glauben, nicht für Wissen, und Glauben ist eine sehr persönliche Sache. Stellung beziehen darf ich dazu allemal, doch Ihnen, werter Hörer, meine Sicht der Dinge förmlich aufzudrängen und den Worten damit den Anstrich einer Mission zu geben, davor sollte ich mich hüten. Es geschah, das ist eine Tatsache, und diese sollte genügen:
Ein Büblein starb mit sieben Jahren.
Es war in den Wald gelaufen und nicht wieder gekommen und erst nach einem halben Tag fanden die Eltern das Kind unter einem alten Baum, der wie mit ihr verwachsen neben einer feuchten, moosigen Ruine stand. Die obersten Wurzeln des Baumes hätten die gichtigen Krallen eines sterbenden Riesen sein können, und zwischen diesen Krallen hatte der Jungen gelegen.
Mit tränennassen Gesichtern und dem schneeweißen Körper in den Armen kämpften sie sich durch die Winterkälte zum Arzt - irrsinnig, wie sie waren, in diesem Moment - in der Hoffnung, der Arzt könne ihren kleinen Jungen zurück ins Leben holen... zurück... zurück...
Zu den Eltern sagte der Arzt jedoch folgendes, nachdem er den Körper des Jungen untersucht hatte, wie man eben eine Leiche untersucht: "Monsieur Milleton, Madame Milleton."
"Herr Doktor..."
"Es tut mir Leid, Monsieur Milleton, aber es war nichts zu machen. Sie haben mir einen toten Jungen gebracht und vor dem Tod da versagt die Medizin."
Der untersetzte, schnauzbärtige Winzer Francois Milleton und Marie Milleton, seine zartgliedrige Frau, weinten bitterste Tränen über den Verlust und die Tränen des Weibes tropften auf die nackte Brust der kleinen Leiche, wo sie liegen blieben und erkalteten.
Am Tage darauf - denn es gab ungewöhnlich viele Begräbnisse in dieser Stadt, so dass man sich bemühte, alle möglichst schnell unter die Erde zu bringen um so dem ewigen Gevatter nicht ständig gegenüber zu stehen - da wurde das Büblein begraben. Und am Tage darauf war Weihnachten und so wie das Christuskind in seiner Krippe in Bethlehem unter einem leuchtenden Gestirn erwacht war, so erwachte das Büblein unter der Erde.
"Wo... wo bin ich? Dunkel ist es hier und gar nicht wohlig warm... wenn es auch nicht kalt ist, aber wohlig ist mir nicht," dachte das Büblein in seiner Kiste. "Seltsam, und ich liege ja auf Holz und..."
Lange Zeit lag das Kind so da und dachte nach, und wenn ich sage 'Lange Zeit', dann meine ich sechs Wochen oder mehr. Es verspürte keinen Hunger und keinen Durst und auch nicht das Bedürfnis, sich zu bewegen, herumzutollen, mit den Bauklötzen zu spielen oder zum Klettern in den Wald zu gehen. Es fragte sich nicht, wann es wieder die Sonne sehen würde und was es wohl zum nächsten Mittagessen gebe, ja, überhaupt war ihm die Zeit abhanden gekommen.
"Wenn ich jetzt... ja, würde ich meine Hand heben, vielleicht auch die Faust, und wenn ich ganz, ganz mutig bin, dann, aber nur dann, alle beide Fäuste, denn so tun es die Kapitäne großer Kanonenboote und das ist auch gut so!" dachte der Junge das eine Mal, und das andere Mal dachte er: "Knirschen, knirschen tut die Welt, sie knirscht und wispert wie eine Kajüte im Kanonenboot!"
Und mit der Welt knirschte das spröde Holz der Kiste in der feuchten Erde.
Das Antlitz des Jungen vermoderte von Tag zu Tag, die Würmer kamen bald und fraßen seine Augen und seine Lippen und nur die Haare wuchsen weiter und die Fingernägel. Die einstmals warmen, zarten Händchen wurden zu knochigen Klauen, deren Nägel schon bald mit dem Boden der Kiste verwuchsen, so wie ein alter Baum mit einer Ruine verwächst. Wurzeln hingen aus dem Deckel herunter und leckten nach den Verwesungssäften, während der Junge - er war halt so - nicht aufhören konnte zu denken:
"Links und rechts und links und rechts... Die Malaria hat unsere Männer sterben lassen! In den Tropen ist es die Malaria. Links und rechts und links und rechts... Sie hat ein ganzes Dutzend erwischt, die Spanier haben acht erwischt, aber wir haben dreiundzwanzig Kerben in unseren Musketen, eine für jeden... Links und rechts und links und rechts... Die Spanier haben uns überrascht, aber was haben wir nicht, wie echte Männer, und das, trotz der Malaria. Links und rechts und links und rechts und..."
Wieder ist es Weihnachten, der Schnee fällt in großen Flocken, begräbt die Gräber auf dem Friedhof, knirscht unter den Stiefeln der Angehörigen wie die Särge unter der Erde... und ein ganzes Jahr ist vergangen, seit das Büblein gestorben ist.
"...links und rechts und links und rechts... meine Machete teilt das Gestrüpp ...links und rechts und links und... vor mir liegt das Meer! Endlich!" In seinen Gedanken wirft der Junge, der in seinen Gedanken kein Junge mehr ist, die Machete in den heißen Sand. Eine breite Pazifikbrandung rauscht gegen ihn an, versickert, zieht sich zurück, rauscht von neuem heran. "Hhhhhhhhhmmmm, wie salzig! Die Luft!" Die Palmen wiegen sich im Wind, der von der See herüberweht, ein Wind, der dem Jungen, der in seinen Gedanken ein Mann ist, ohne dass er überhaupt eine Vorstellung davon hat, was es heißt, ein Mann zu sein, erfrischend und lebendig um den Körper weht. "Die Wellen!" Gewaltige Berge rollen heran, tanzende, weiße Spitzen balancierend, pompös, unangreifbar...
"Wie sie knistern!"

Und in der Kiste liegt ein kleines, menschliches Gerippe.

 

wieso?
ist doch fertig!

(die warheit befindet sich irgendwo zwischen der ersten und der zweiten zeile)

 

Tach Herr Memmel!

Buchstaben schauen Dich an ... "Kanonenboot", mmmh? Na denn: Feuer frei!*

Eins frag ich mich: Warum suche ich mir nach meinen Abwesenheiten von diesem Forum zum Einstieg immer solche Schmankerln aus? (Gruß in die Runde, übrigens ...) Egal, da kannst Du nix für. Das einzige, wofür Du was kannst, ist, dass Du da eine Menge verschachtelter Sätzen so aneinandergereiht hast, dass ich rein gar nichts mehr verstehe. Worum geht's da? Tod und Verklärung? Ich weiß es nicht. Zum Inhalt kann ich demnach nicht viel sagen.

Aber zur Form ... da kann ich was sagen. Allein, das wird Dir nicht gefallen. Der gute Wolf Schneider kommt mir da nämlich in den Sinn, der die Deutsche Sprache oft "quallig und prätentiös" nannte. Wie wahr:

Am Tage darauf - denn es gab ungewöhnlich viele Begräbnisse in dieser Stadt, so dass man sich bemühte, alle möglichst schnell unter die Erde zu bringen um so dem ewigen Gevatter nicht ständig gegenüber zu stehen - da wurde das Büblein begraben.

Zwischen die Aussage "Am Tage darauf wurde das Büblein begraben" mal eben 32 Wörter zu klemmen erleichtert das Verständnis nur bedingt - nämlich überhaupt nicht. Wenn die eingequetschten Aussagen von Bedeutung sind, dann gönne ihnen ruhig einen Platz in einem Hauptsatz. Ansonsten ist der Rotstift angesagt! So'n Leser hat nämlich auch nicht ewig Zeit - und Geduld schon gar noch weniger. Drum sage, wenn Du etwas sagen willst, von dem Du glaubst, dass es, im Bezug auf das Verständnis Deiner Geschichte, die Du ja, so hofft zumindest der Leser, geschrieben hast, um Dich ihm auf verständliche Art und Weise mitzuteilen, wichtig ist, es gleich und ohne Umwege. :)

Einen Interpretationsansatz habe ich noch: Der Bube ist in Wahrheit Ponce de León, der zuviel Wasser aus dem Jungbrunnen getrunken hat, auf sieben Jahre zurückgejungt und vor Schreck unter einem Baum eingenickt ist. Yada, Yada, Yada ... Im Grab wird er wieder wach und denkt: "Neee, oder?"

Nicht? - Na, dann weiß ich auch nich weiter. :)

Du siehst: Ich bin verwirrt. Inhaltlich konnte ich dem Kanonenboot nichts abgewinnen, aber das ist ja - wie so vieles hier - Geschmackssache. Stilistisch war's mir zu ... nimm's mir nicht übel, aber ich fand's etwas gewollt konstruiert. Daher mein bescheidener Rat: Weniger um einen eigenen Stil bemühen, dann kommt auch nichts stilisiertes bei raus. Mach Dich ruhig verständlich!

Danke für eine hilfsarme Rückmeldung. Aber bitte doch. :D

Bis denne!


* Falls mir die Geschichte besser gefallen hätte, hätte ich im Bezug auf den Titel den Wortwitz "Treffer, versenkt!" in meine Bewertung eingeflochten. Habe gelacht. Weil ... wegen "Kanaonenboot" ... Kanonen ... schießen ...Meh, auch egal. Weitermachen! :)

 

Hi,

ich schreibe meine Texte normalerweise für Lesungen, sprich: durch die Stimme wirken solche verschachtelten Sätze nicht mehr verschachtelt, da der Zuhörer allein dadurch sofort wieder weiß, wo er ist. Mag sich tatsächlich etwas schwer lesen, tut mir leid.
Mit Klammer oder Gedankenstrich eingefügte Sätze sind ein gängiges Stilmittel. Da könnte man jetzt streiten... will ich aber nicht.

Trotz dass sie schlecht war, danke für die Kritik (ganz haltlos war sie nicht),

Dominic

Was Du mir mit Ponce de León sagen wollteste, weiß ich nicht... kenn ich nicht.

 

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