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Kartoffeln mit Ketchup

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04.02.2010
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Kartoffeln mit Ketchup

Wo war nur dieser verdammte Schlüssel wieder? Ah, hier!

Leise schloss sie die Tür auf. Wenn bloß die Kinder nicht wach würden! Sie hatte lange genug gebraucht, sie zum Schlafen zu bewegen.

Jacke aus, Schlüssel und Handtasche auf die Kommode im Flur geworfen. Ein Blick auf die Uhr in der Küche: 22.27 Uhr. Kein Wunder, dass die Tankstelle schon geschlossen hatte! Blöde Ladenschlusszeiten.

Die Arbeitsplatte und den Küchenboden würde sie auch noch putzen müssen, überall lagen kleine fettige Krümel. Giftig starrte sie in Richtung Herd, warf dann noch einen letzten Blick in den Kühlschrank – gähnende Leere. Die letzte Hoffnung auf etwas Essbares für diese Nacht war endgültig dahin.

Sie griff ins Regal, zur Dose mit dem Instant-Cappuccino. Wenigstens da war noch etwas drin. Also goss sie sich erst einmal einen Cappuccino auf – in diesen ungeliebten rosa Kaffeebecher mit den altmodischen Schnörkeln, den sie vorher schon benutzt hatte.

Leise, um die Kinder nicht zu wecken, ging sie ins Wohnzimmer und schaltete die Stehlampe neben der Couch ein. Dort, auf dem kleinen Tisch, lagen auch die Zigaretten. Nach dem ersten, langen Zug und einem wohltuenden Schluck des heißen Cappuccino-Gebräus sah sie ihn, den Mistkerl: Als ob nichts gewesen wäre, lag er lang ausgestreckt da. Friedvoll schmatzend, alle Viere von sich gestreckt, sah er sie aus seinen grünen Augen an, als ob er ihr sagen wollte »Na, hab ich das nicht gut gemacht?«.

Yoda, der Super-Kater.

Sie zog noch einmal an ihrer Zigarette. Mistvieh, elendes! Und doch, so wie er jetzt da lag, konnte man ihn eigentlich nur gernhaben … »Katzen müssen irgendeine Art von seltsamer Magie besitzen«, dachte sie, »sonst hätte ich ihn schon längst umgebracht.«

Früher am Abend hatte sie aus den letzten Resten für sich und die Kinder Frikadellen und Kartoffeln gemacht. Diesen leckeren Chemie-Ketchup aus der Flasche sollte es dazu geben.

Nicht genug, dass ihr beim Kochen ein kleines Missgeschick passiert war und sie die Scherben noch aus den letzten Winkeln der Küche zusammenfegen musste, nein, dieses Monster von Katze hatte währenddessen in einem unbewachten Moment auch noch sämtliche Frikadellen aus dem Topf geangelt und aufgefressen … Also hatte es nur Kartoffeln mit Ketchup gegeben – und quengelnde Kinder. Der Magen knurrte ihr immer noch.

Morgen würde sie einen neuen Topfdeckel kaufen müssen.

 

Hallo Moonbase und willkommen bei uns!

Das ist eine Szene, die du beschreibst, aber das ist zu wenig für eine Geschichte. Es wird erzählt, dass die Mutter zum Kühlschrank geht, sich einen Cappu macht, ne Zigg ansteckt und sich zum Kater auf die Couch setzt. Dabei denkt sie über das Abendessen nach.

Um aus der Szene eine Geschichte zu machen, könntest du eine Wende einbauen. Vielleicht wachen die Kinder auf? Oder der Kater ist tot, weil die Frikadellen vergiftet waren und - puh! - damit die Familie beschützt hat?

Wie auch immer. Vielleicht kommt auch der Vater heim und will noch was zu essen, dann gibt es Streit - oder Sex. Oder was auch immer. Aber es müsste mehr passieren als nur diese eine Szene. Es muss ja kein Drama sein, wie die Vorschläge von mir. Vielleicht kommt eines der Kinder, weil es Hunger hat und die zwei kochen noch gemeinsam was, unterhalten sich über den Kater, und daraus entsteht eine Geschichte.

Bis bald,

yours

 

moonbase schrieb unter die Geschichte:

---

Entstanden aus einer spontanen Idee während eines Telefonats mit einer befreundeten Autorin: »Schreib doch mal was über … TOPFDECKEL!«

Konstruktive Kritik erwünscht: Thema verfehlt? Stil? Sonstiges? – Danke.

Solche Anmerkungen bitte in ein Sonderpost.

Tja und ansonsten muss ich mich yours anschließen. Für eine Geschichte ist das eindeutig zu wenig.
Es liest sich so, wie es dein Entstehungsgeständnis vermuten lässt: Mal eben eine rasche Skizze beim Telefonieren entworfen.
Davon habe ich auch hunderte. Aber die hier einzustellen, damit tu ich weder mir noch den Lesern einen Gefallen. Die wollen nämlich Geschichten ;)
Also los, bastel aus der Skizze eine Geschichte!

Ein nachgeschobenes Willkommen :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Ich muss mich auch den anderen anschließen... ist einfach zu wenig und auch zu alltäglich. Wage mal etwas...

mfg,

JuJu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo »yours truly«, »weltenläufer« und »JuJu«!

Zuerst einmal vielen Dank für eure Kritik und das nette Willkommen.

Ich entschuldige mich für den Formfehler beim Einstellen: In den meisten Foren ist Mehrfachposting unerwünscht, aber die Trennung zwischen eigentlichem Text und Bemerkungen dazu ist sicher sinnvoll, werde ich künftig so machen.

Ihr habt natürlich Recht, was die Länge des Textes angeht: Es ist keine »ganze« Geschichte, sondern nur eine Szene. Für mich ist das Lesen längerer Texte in »Foren-Formatierung« ziemlich anstrengend – Normseiten sind am Bildschirm mit meinen alten Augen wesentlich besser zu lesen –, darum neige ich wohl auch dazu, eher kurze Probetexte einzustellen.

Im wesentlichen war es ja, wie oben bereits erwähnt, für mich auch eher eine Schreib-Übung. Da ich bisher nur technische Texte (Handbücher) geschrieben habe, versuche ich gerade herauszufinden, ob ich überhaupt Belletristik schreiben kann.

Aus eurem Feedback nehme ich für mich »im ersten Lauf« schon einmal folgendes mit:

  • Es ist leichter, über Dinge aus dem eigenen Erfahrungsbereich zu schreiben, gleichzeitig schwerer, den Text über das selbst Erlebte hinaus auszubauen. (»Mach mal 'ne Geschichte draus!«) — Das selbst Erlebte fließt einfach so in die Feder, ohne die Notwendigkeit zum bewussten Charakter- oder Plot-Aufbau. Und wird entsprechend »dünn«. Für »mehr« ist mehr Vorarbeit erforderlich (zumindest als Neuling).
  • Es fällt mir relativ schwer, so ad hoc den Text aus dem Erlebnisbereich hinaus weiter auszubauen ins Fiktive – zumindest, ohne dabei planlos zu werden.
  • Ich sollte als nächsten Versuch vielleicht etwas außerhalb des eigenen Erfahrungsbereiches schreiben, und das voher systematisch aufbauen. (Ähnlich dem, wie ich auch technische Texte aufbaue, nur mit anderen Kriterien.)

Unter dem Gesichtspunkt »Schreib-Übung« würde ich mich aber trotzdem freuen, wenn ihr mir noch folgende Fragen ehrlich beantworten könntet, selbst an diesem kurzen Text:
  1. Ist der Leser interessiert? Möchte er also gern weiterlesen, wird er »in den Text gelockt«?
  2. Gelingt es mir, den Leser über kleine Spannungsbrücken »weiterzutragen«, sind genug offene Fragen da, die man gerne gelöst haben möchte?
  3. Sind am Schluss alle Fragen gelöst?
  4. Wie empfindet ihr den Schreibstil? Hektisch? Langweilig? Realistisch? …?
  5. Die Gedanken der Frau gehören nicht als wörtliche Rede ausgezeichnet, oder?
  6. Gibt es sonst noch Fehler (lexikalisch, stilistisch)?

Leider werde ich die nächsten ca. 2 Wochen wenig Zeit haben, am Text oben zu arbeiten, seid aber versichert, dass ich eure Kommentare mit großem Interesse verfolgen werde!

Der Text ist tatsächlich ein eingeschobener »Schnellschuss«, ich habe mir KG.de als Plattform ausgesucht, da ich hier am ehesten mit fundierter und konstruktiver Kritik rechne.

Lieben Gruß
Moonbase

 

Hallo Moonbase,

jetzt, wo ich Deinen Text gelesen habe, versuche ich mal, Dir Deine Fragen zu beantworten. Ich kann es natürlich nur aus meinen Leseempfindungen heraus tun ;).

1. Ist der Leser interessiert? Möchte er also gern weiterlesen, wird er »in den Text gelockt«?

Wo war nur dieser verdammte Schlüssel wieder? Ah, hier!

Ich fand schon den Einstieg recht "schwer". Gedanken werden nicht durch wörtliche Rede gekennzeichnet, da ist wahr. Aber wenn Du mit Gedanken den Text eröffnest, dann würde ich den Leser schon irgendwie darauf aufmerksam machen, dass es Gedanken sind. Normalerweise erfährt man ja - wie der Autor Gedanken kennzeichnet im Verlauf eines Textes, bestenfalls erschließt es sich dem Leser durch den Kontext. Der fehlt natürlich, wenn es der erste Satz ist. Deshalb würde ich es schon deutlich machen. Kursiv ist ein gängiges Mittel, Redebegleitsätze - kann es auch für Gedanken geben ..., dachte sie.
Oder Du bindest die Gedanken halt in Handlung ein - Wo sind nur diese verdammten Schlüssel, dachte sie und kramte sich von rechts nach links durch ihre vollgestopfte Handtasche.

Ein solcher Satz würde mehrere Funktionen erfüllen. Der Einstieg wäre erleichtert, der Leser erfährt etwas über das wo und auch eine Kleinigkeit über die Protagonistin (vollgestopfte Handtasche) - wer.

Leise schloss sie die Tür auf. Wenn bloß die Kinder nicht wach würden! Sie hatte lange genug gebraucht, sie zum Schlafen zu bewegen.

Jacke aus, Schlüssel und Handtasche auf die Kommode im Flur geworfen. Ein Blick auf die Uhr in der Küche: 22.27 Uhr. Kein Wunder, dass die Tankstelle schon geschlossen hatte! Blöde Ladenschlusszeiten.


Der zweite Satz verwirrt dann zusätzlich. Sie hatte lange gebraucht, die Kinder zu Bett zu bringen. Da gehe ich davon aus, sie befindet sich in der Wohnung, nicht davor. Und dann nicht Jacke an, sondern aus. Auch dieses Problem wäre mit der Erweiterung des ersten Satzes schon halb aus der Welt ;).

2. Gelingt es mir, den Leser über kleine Spannungsbrücken »weiterzutragen«, sind genug offene Fragen da, die man gerne gelöst haben möchte?

Fragen die der Leser gelöst haben möchte: wer - wann - wo - wie - warum

... den Mistkerl: Als ob nichts gewesen wäre, lag er lang ausgestreckt da. Friedvoll schmatzend, alle Viere von sich gestreckt, sah er sie aus seinen grünen Augen an, als ob er ihr sagen wollte »Na, hab ich das nicht gut gemacht?«.

Ich nehme an, dass dies die Spannungsbrücken sind, von denen Du redest. Das Du Informationen gibst, die erst im Nachhinein konkretisiert werden. In diesem Fall, dass es sich um einen Kater handelt. Oder oben, dass sie von der Tankstelle kommt, von der "Jagd" auf Nahrung.

Das kann man mal machen. Wie im Krimi, der Mörder kommt zuletzt. Aber es in dieser Häufigkeit einzusetzen, finde ich unelegant gelöst. Weil mich jede Unklarheit erst mal aus dem Text wirft. Ich kann mich nicht einlesen, mich vom Text einlullen lassen, wenn man es so sagen kann. In diesem Fall würde ich fast sagen, es sind zu viele Fragen da :).

3. Sind am Schluss alle Fragen gelöst?

Ja. Das schon. Aber mir war das irgendwie zu rückwärts erzählt. Wenn Du chronologisch erzählen würdest, wäre der Kater auf der Couch der Schluss. Ihre Wut auf ihn verständlicher. In dem Augenblick wo Du den Kater einführst, bleibt es für den Leser unverständlich, wieso sie solche Gedanken hat. Er muss sich damit abfinden, was der Erzähler ihm vorgibt:

»Katzen müssen irgendeine Art von seltsamer Magie besitzen«, dachte sie, »sonst hätte ich ihn schon längst umgebracht.«

Hier kennzeichnest Du ihre Gedanken übrigens als wörtliche Rede.

4. Wie empfindet ihr den Schreibstil? Hektisch? Langweilig? Realistisch? …?

Angenehm. Du variierst in den Satzlängen, überlädst den Text nicht mit Adjektiven und Adverbien, das liest sich für mich alles ganz gut. Da würde ich einige Zeilen mehr von lesen wollen ;).

Die anderen beiden Fragen habe ich ja schon mitbeantwortet.

Es ist leichter, über Dinge aus dem eigenen Erfahrungsbereich zu schreiben, gleichzeitig schwerer, den Text über das selbst Erlebte hinaus auszubauen.

Oh ja. Mir hilft es in solchen Fällen, mich selbst zu "entfremden". Es ist dann eben nicht mir passiert, sondern meiner Nachbarin, Freundin ... Es gibt keine kleinen Kinder, sondern große. Ich tausche sozusagen gedanklich die Figuren aus und somit kann man dann leichter den anderen was in die Schuhe schieben.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig hilfreich sein. Wie gesagt, ich kann hier auch nur für mich und meine individuellen Erwartungen an Geschichten sprechen.

Dir viel Freude hier beim Lesen, Kritisieren und natürlich Schreiben.
Beste Grüße Fliege

 

Hola Moonbase,

und herzlich Willkommen hier auf kg.de :)

Ich steig gleich ein:

Wo war nur dieser verdammte Schlüssel wieder? Ah, hier!

Leise schloss sie die Tür auf. Wenn bloß die Kinder nicht wach würden! Sie hatte lange genug gebraucht, sie zum Schlafen zu bewegen.

Jacke aus, Schlüssel und Handtasche auf die Kommode im Flur geworfen. Ein Blick auf die Uhr in der Küche: 22.27 Uhr. Kein Wunder, dass die Tankstelle schon geschlossen hatte! Blöde Ladenschlusszeiten.


In diesem Absatz sind für mich zuviel Details drin, die sich im weiteren Verlauf als völlig irrelevant zeigen. Ich frage mich am Ende des Textes, wieso die Mutter denn überhaupt weg war und wieso dies nun am Anfang des Textes aufgegriffen wird. War sie zur Tanke unterwegs, um noch etwas zu Essen zu holen? Falls das, ist sie ja ganz schön doof, erst danach auf die Uhr zu sehen ...
Oder war sie noch mit einer Freundin ein Bier trinken? Die Informationen sind mir zu wenig erzählorientiert.
Die letzte Hoffnung auf etwas Essbares für diese Nacht war endgültig dahin.
Es gibt nicht nur im Kühlschrank Essbares. Konserven, Müsli, Mehl, Nudeln. Knäckebrot, Obst - sind diese Dinge im Kühlschrank?
Leise, um die Kinder nicht zu wecken, ging sie ins Wohnzimmer und schaltete die Stehlampe neben der Couch ein.
Nein. Das ist nicht alltagstauglich. Wenn ich jahrelang in einer Wohnung lebe und die Kinder irgendwo ein Zimmer in Flurnähe haben, werden die sich daran gewöhnen, dass jemand in normalem Schritt durch den Flur geht.
Oder pfeift sie normalerweise oder hat klappernde Hausschuhe an? Schleicht sie nun deiner Vorstellung nach auf Socken rum?


Friedvoll schmatzend, alle Viere von sich gestreckt, sah er sie aus seinen grünen Augen an, als ob er ihr sagen wollte »Na, hab ich das nicht gut gemacht?«.
Eine Katze schmatzt nicht. Besonders nicht nach dem Mahl. Die schleckt sich das Maul sauber, das macht aber keine Schmatzgeräusche.
Sie zog noch einmal an ihrer Zigarette.
Übrigens: Zwar so rücksichtsvoll, leise durch den Flur zu gehen, um die Kinder nicht zu wecken - aber in der Wohnung rauchen :D

in einem unbewachten Moment auch noch sämtliche Frikadellen aus dem Topf geangelt und aufgefressen …
Die waren doch eigentlich heiß, wenn sie aus dem Topf kommen. Heißes kann keine Katze fressen.

So, und was wolltest du mir nun erzählen? Dass der Superkater magisch ist und deswegen alles verziehen bekommt? Dass die Mutter einen an der Waffel hat, weil sie nicht checkt, wann die Tanke zumacht und weil sie in der Wohnung raucht?


Nun noch grundsätzlich: Ich denke, man sollte anfangs unbedingt von Dingen schreiben, in denen man sich auskennt. Umso authentischer werden doch die Beschreibungen. (Hast du z.B. eine Katze?)

Die Erfahrungen aus dem Personenumfeld loszulösen, so wie Fliege schon ansprach, nehme ich auch oft zur Hilfe. Es sind verschiedene bekannte Puzzlestücke, die zu einer Geschichte zusammengefügt werden. Eine Prise Fantasie gehört dann auch noch dazu, aber mit der roten Linie sollte man sich auf bekanntem Terrain befinden. Es sein denn, du schreibst in Horror und Science Fiction - da gehört doch eine größere Portion Freigeist dazu ;).

Viel Spaß noch bei uns - und unterschätz' nicht die Zeit, die gute Textarbeit in Anspruch nimmt.

Liebe Grüße
bernadette

 

Ich bin momentan ziemlich viel mit anderen Dingen beschäftigt, möchte aber nicht versäumen, mich für eure ausführlichen Kritiken und Anmerkungen zu bedanken. Das sind echte Hilfen, gerade für einen Neuling auf diesem Gebiet.

Bin schon jetzt gespannt, was mein nächster Versuch so erbringen wird … ;)

 

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