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Katangas Versprechen

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19.05.2006
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Katangas Versprechen

" ... diese mächtigen Geister leben tief unten, am Grunde des Sees. In manchen klaren Nächten kann man ihnen sogar begegnen. Wenn sie Gefallen an dir finden, erfüllen sie deinen größten Wunsch. Aber erzürne sie nicht, sonst bleibst du für immer in ihrer Unterwelt gefangen.“

Die alte Nepalesin hatte ihre Erzählung beendet und blickte ihren Enkelsohn freundlich an. Noch immer hing sein Blick erwartungsvoll an ihren Lippen.
„Hast du auch gut zugehört, Nisanka?“
Er nickte. „Das war eine sehr schöne Geschichte.“
Seine Großmutter sah ihn ernst an. „Sei immer freundlich, wenn du den Seegeistern begegnen solltest.“
„Aber Oma“, lachte er. „Mama sagt, die gibt es gar nicht. Du bildest dir das nur ein.“
„Es gibt sie aber doch“, beharrte die alte Frau. „Ich habe sie selbst gesehen.“ Sie tätschelte ihm zärtlich den Kopf. Der kleine Junge war das größte Glück ihrer alten Tage. Vor wenigen Wochen hatte er seinen achten Geburtstag gefeiert.
Nisanka zog ungeduldig am Sari seiner Großmutter. „Sag schon, Oma. Du hast die Geister wirklich gesehen? Die Geschichte musst du mir unbedingt erzählen.“
„Also gut“, sagte sie. „Was bleibt mir anderes übrig, wenn du so gespannt darauf bist?“ Die alte Frau lehnte sich bequem in ihre Kissen und begann zu erzählen.

***​

Es war für das Pokhara-Tal ein ungewöhnlich heißer Tag. Kein Windhauch regte sich, die flimmernde Luft war erfüllt vom Duft der Mangobäume und dem unaufhörlichen Sirren der Zikaden. Wir wohnten damals noch im alten Haus, unten am See. Großvater saß gemütlich im Schatten des Vordaches und rauchte seine Hookah. Ich wollte Tee aufsetzen, aber das Wasser war ausgegangen. So nahm ich einen Krug und machte mich auf den Weg zum Brunnen. Gerade, als ich das Seil mit dem Schöpfeimer hinunterlassen wollte, erklang eine Stimme. Ich blickte mich um, aber weit und breit war niemand zu sehen. Da hörte ich die Stimme neuerlich. „Hilf mir, bitte hilf mir!“
Es war, als käme das Rufen direkt aus dem Brunnen. Das machte mich neugierig. Ich hielt das Seil fest umklammert und beugte mich über den gemauerten Rand. Ganz wohl war mir nicht dabei. Feuchtkühle Luft und ein modriger Geruch schlugen mir entgegen. Aus den Zwischenräumen der Mauerziegel hingen Pflanzen, tief unten schimmerte das Wasser - sonst konnte ich nichts entdecken.
Plötzlich war diese Stimme wieder da. „Bitte, hilf mir!“
Jetzt war ich sicher. Das Rufen kam aus dem Brunnen. Um besser sehen zu können, beugte ich mich ein kleines Stück weiter vor, da geschah es. Eine fremde Kraft nahm von mir Besitz und zog mich unaufhaltsam über den Brunnenrand.
Ich versuchte mich festzuhalten, aber es war vergebens. Das nasse Seil entglitt meinen Händen, ich verlor jeden Halt und stürzte kopfüber in den dunklen Schacht.
„Das ist bestimmt mein Tod“, fuhr es mir durch den Kopf während der Wasserspiegel des Brunnens auf mich zuraste.
Aber als ich ihn erreicht hatte, fiel ich einfach hindurch. Ganz leicht wurde mein Körper, ich fühlte keinen Schmerz, landete sanft auf einer weichen Unterlage.
Wie war das möglich?
Verwundert blickte ich mich um. Ich saß in einem kreisrunden Zimmer. Sonnenlicht flutete durch den Raum, am Boden lagen Teppiche, darauf bequeme Sitzkissen. Auf einem niedrigen Tischchen stand eine Teekanne und Porzellantassen. Auch süße Leckerbissen waren angerichtet. Der Duft von Räucherstäbchen hing in der Luft und über alldem schwebte der leise Klang einer Sitar.
Ein Mädchen mit langen, schwarzen Haaren saß mir gegenüber. In ihren Augen standen Tränen. Sie war von graziler Gestalt und hatte ein hübsches Gesicht. Der Goldschmuck, sowie ihre seidenen Gewänder ließen sie wie eine Prinzessin aussehen. Noch ehe ich mich von meiner Verwunderung lösen konnte, sprach sie mich an. „Den Göttern sei Dank, dass du zum Brunnen gegangen bist. Bitte, bitte hilf mir.“
Mir war, als träumte ich. „Wie soll ich dir helfen können?“, sagte ich verwundert. „Wer bist du denn überhaupt, und wo befinde ich mich hier?“
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Mädchens. „Ich muss mich zunächst entschuldigen. Du hattest bestimmt große Angst bei deinem Sturz. Aber sei versichert, es bestand niemals Gefahr.“ Sie wies mir ein Kissen zu und schenkte in eine der Tassen Tee ein. „Du bist hier in der Welt der Seegeister. Mein Vater, Katanga, ist der Mächtigste von allen und unser König. Ich bin seine einzige Tochter, Sanizeh.“
Auf ihrer hübschen Stirn erschienen Sorgenfalten. „Vater darf auf keinen Fall erfahren, dass du hier bist. Sonst würde er bestimmt böse werden.“ Sie schluchzte leise. „Es ist allen Wasserwesen streng verboten, mit den Menschen Kontakt aufzunehmen.“
Das Mädchen tat mir Leid. Ich nahm einen Schluck Tee und fragte sie nach dem Grund ihres Unglücks.
„Heute Abend“, sagte sie, „findet das alljährliche Seefest statt. Alle Wassergeister werden anwesend sein. Mein Vater wünscht sich, dass ich zu diesem feierlichen Anlass das Festkleid meiner Mutter trage. Es ist wunderschön und mit vielen Edelsteinen besetzt. Die königliche Schneiderin wurde beauftragt, es mir anzupassen. Zusätzlich sollte das Kleid mit neunundneunzig der größten Seeperlen geschmückt werden. Bei der Anprobe war ich ungeschickt und stieß die Schale mit den Perlen um. Wir suchten lange Zeit, aber eine blieb verschwunden. Mein Vater wurde darüber zornig und wir zankten uns heftig. Zur Strafe hat er mich in diesen Brunnen gesteckt und verlangt von mir, die Perlen selbst anzunähen.“
Wieder schluchzte sie. „Das Kleid muss bis zum Abend fertig sein, sonst darf ich nicht am Ball der Seegeister teilnehmen. Aber ...“, wieder schluchzte sie, „ich kann nicht nähen, und habe mich auch schon zweimal in den Finger gestochen.“ Sie hielt mir den linken Zeigefinger entgegen, eingetrocknetes Blut klebte daran. „Siehst du?“
Das Mädchen fiel vor mir auf die Knie. „Sag, möchtest du mir dabei helfen? Ihr Menschenfrauen seid doch so geschickt in diesen Dingen. Ich würde dich reich belohnen.“
Sie schenkte mir etwas Tee nach. Er war mit Honig gesüßt und schmeckte wunderbar.
„Warum hilft dir deine Mutter nicht dabei?“, fragte ich verwundert“, nachdem ich die Tasse abgesetzt hatte. „Weiß sie denn nichts von deinem Missgeschick?“
Sanizeh senkte ihren Blick zu Boden. „Die Götter haben meine Mutter abberufen, als ich noch sehr klein war. Seit sie bei ihnen weilt, ist Vater mürrisch und reizbar geworden. Er zürnt Gott Shiva immer noch.“
Der Kummer des Mädchens rührte mich. „Zeig mir doch einmal das Kleid“, sagte ich, „und lass mich sehen, ob ich dir helfen kann.“
Die Prinzessin sah mich erleichtert an. Sie stand auf und öffnete die einzige Türe des Zimmers. Sofort umgab sie eine grelle Lichtwolke, in der sie verschwand. Im nächsten Moment kehrte sie wieder zurück. In ihren Händen hielt sie das schönste Kleid, das ich jemals gesehen habe. Es war von allerfeinstem Tuch, mit goldenen und silbernen Fäden durchwirkt und über und über mit Edelsteinen besetzt. Jedes Mädchen wäre glücklich gewesen, dieses Kleid wenigstens einmal im Leben tragen zu dürfen. Sie breitete es über eines der Kissen und zeigte mir, wo ich die Perlen befestigen sollte. Ich sah kein Problem, mit Nadel und Faden konnte ich gut umgehen. „Wenn es weiter nichts ist, kann ich dir helfen“, sagte ich lächelnd.
Ihre großen Augen strahlten vor Glück. „Und du wirst es bis zum Abend schaffen?“
„Ganz sicher“, sagte ich. „Aber mein Mann wird mich vermissen. Bestimmt ist er schon in großer Sorge.“
Sanizeh lachte. „Mach dir deswegen keine Gedanken. Du wirst zum selben Zeitpunkt in deine Welt zurückkehren, an dem du sie verlassen hast.“
Ich sah sie verblüfft an, aber nach den verwirrenden Ereignissen der letzten Minuten hielt ich sogar das für möglich.
„Ich habe schon so viel von mir erzählt und weiß noch gar nichts von dir“, sagte Sanizeh. „Wie heißt du denn?“
„Indira“, sagte ich.
„Indira“, wiederholte sie langsam, ließ den Klang auf ihrer Zunge zergehen. „Ein schöner Name. Hast du Kinder?“
„Ja, mein Mann und ich haben eine erwachsene Tochter. Sie ist seit einigen Jahren verheiratet. Leider schenkte uns Gott Shiva noch kein Enkelkind.“
„Hab Geduld“, sagte Sanizeh. „Bestimmt wird dich deine Tochter bald zu einer AmaJi machen.“
Die Prinzessin zog die Lade des Tischchens auf und entnahm ihm eine gläserne Schale. Sie war gefüllt mit schimmernden Perlen. Eine schöner als die andere, durch jede war ein hauchdünnes Loch gebohrt.
Sanizeh reichte mir Nadel und Silberfaden und ich begann, die Perlen nach ihren Anweisungen am Kleid zu befestigen. Die Arbeit ging mir leicht von der Hand, wir schwatzten und lachten, die Zeit flog dahin, da geschah etwas Unerhörtes. Mit lautem Knall sprang die Türe auf und ein schreckliches Monster stand mitten im Raum.
„Vater!“, schrie Sanizeh.
„Schweig!“, donnerte die furchtbare Erscheinung. „Wie kommst du hierher, Menschenfrau?“
Sprachlos vor Angst starrte ich das Wesen an. Sanizeh hatte es Vater genannt. Kein Zweifel, das musste Katanga sein, der König der Seegeister. Er war von kolossaler Gestalt und sah überhaupt nicht menschlich aus. Sein massiger Leib roch nach Schlamm und Moder, die Zehen und Finger trugen Schwimmhäute. Er hatte Augen wie ein Frosch, der nackte Körper war von blaugrüner Farbe. Vom Kopf hingen struppige Haarbüschel, und aus seinem Maul ragten riesige, gebogene Zähne.
Das einzige Kleidungsstück trug er um die Körpermitte. Einen prächtig verzierten Lungi, in dem ein goldener Dolch steckte.
„Du bist verloren, Menschenfrau!“, schrie Katanga mich an. „Nie wieder wirst du deine Familie sehen. Wer einmal in unserer Welt ist, der ...“
„Sie ist unschuldig, Vater“, stieß Sanizeh weinend hervor. „Es ist alles meine Schuld. Ich habe sie des Kleides wegen hierher gelockt. Ohne ihre Hilfe wäre es nicht fertig geworden. Bitte! Du darfst ihr nicht zürnen.“
Sanizeh sah ihn flehend an. „Sieh doch, es fehlen nur mehr wenige Perlen.“ Sie hielt ihm das Kleid entgegen. „Wir haben es gleich geschafft.“
„Du weißt, dass es streng verboten ist, Menschen in unser Reich zu bringen!“
Sanizeh senkte schuldbewusst den Kopf. „Ja, Vater, ich weiß. Straf mich dafür, aber bitte, lass Indira zurückkehren. Sie wollte nur helfen.“
Katanga gab keine Antwort.
Ich nahm all meinen Mut zusammen, kniete mich vor ihm nieder. „Großer Katanga“, sagte ich. „Sanizeh gab sich jede Mühe, hat sich sogar am Finger verletzt. In ihrer Not holte sie mich zu Hilfe. Mir ging es nicht um Lohn, dein Kind tat mir leid. Ich bitte dich, lass mich zu meiner Familie heimkehren. Ich habe Mann und Tochter, sie brauchen mich.“
Nachdenklich ging Katanga ein paar Schritte auf und ab, blickte abwechselnd mich, dann wieder Sanizeh an. Schließlich blieb er vor mir stehen. „Erhebe dich, Indira“, sagte er mit sanfter Stimme. „Dein Mut und deine Selbstlosigkeit beeindrucken mich. Du wirst deine Familie wiedersehen.“ Er warf seiner Tochter einen strengen Blick zu. „Schließlich ist es Sanizehs Schuld, dass du hier bist. Hilf meinem Kind, das Kleid fertig zu stellen. Deine Mühe soll nicht umsonst sein. Wenn du uns verlässt, wird dir zur Belohnung ein Wunsch erfüllt. Wähle gut!“
Sanizeh lächelte ihn liebevoll an. „Danke, Vater. Aber möchtest du Indira jetzt nicht wie einer der ihren erscheinen?“
Katanga öffnete die magische Tür und verschwand im gleißenden Licht. Als er zurückkam, war kein Monster mehr zu sehen. Ein ansehnlicher Mann stand vor mir. Er trug einen seidenen Turban und blickte mich aus freundlichen Augen an.
„Einfach unglaublich“, sagte ich. „Wie machst du das?“
„Normalerweise leben wir in Menschengestalt“, sagte Sanizeh. „Sie ist das Ebenbild der Götter, die höchste irdische Daseinsform. Vater wollte dich erschrecken. Deswegen ist er als Seegeist erschienen.“
Katanga nahm auf den Kissen Platz und füllte sich Tee in eine der Tassen. „Macht jetzt, dass ihr die Arbeit beendet“, sagte er. „Ich werde euch Gesellschaft leisten.“
Es dauerte nicht lange, und die letzten Stiche waren getan. „Fertig!“, rief ich und blickte vom Kleid auf.
Katanga stellte seine Tasse ab und lächelte hintergründig. „Ich denke, etwas fehlt noch.“
Er stand auf und streckte seine Hand in das grelle Licht der magischen Tür. Als er sie wieder zurückzog, hielt er ein schimmerndes Kleinod zwischen Daumen und Zeigefinger.
„Die fehlende Perle!“, rief Sanizeh. Wir blickten einander überrascht an.
Im Nu war sie befestigt, sofort probierte Sanizeh das Festkleid. Sie sah bezaubernd darin aus, drehte und wendete sich nach allen Richtungen. „Ich bin sicher, wir feiern heute das schönste Fest, das es jemals gegeben hat. Was meinst du, Vater?“
Katangas Augen leuchteten. „Du wirst deiner Mutter immer ähnlicher, Sanizeh“, sagte er leise. Seine Stimme war voll Wärme, aber auch Bitterkeit lag darin. Er musste seine Frau sehr geliebt haben. Katanga wischte mit dem Handrücken über seine Augen, dann wandte er sich an mich. „Es wird allmählich Zeit, Indira. Wir sollten voneinander Abschied nehmen.“
Er faltete die Hände vor der Brust und neigte seinen Kopf. „Das Tor des Lichts bringt dich zurück in deine Welt. Im Moment, wo du es durchschreitest, wird dein Wunsch in Erfüllung gehen. Du darfst ihn niemals jemandem erzählen, das würde großes Unglück bringen.“
Ich verneigte mich vor ihm, dann umarmte ich Sanizeh, ganz fest drückten wir einander.
„Danke“, flüsterte sie mir ins Ohr. „Du bist ein guter Mensch, Indira. Was immer in deinem Leben vor dir liegt, es möge gelingen.“
Beim Gedanken an meine Rückkehr befiel mich große Furcht. „Was muss ich denn tun, um wieder nach Hause zu kommen?“, flüsterte ich mit zitternder Stimme.
„Keine Angst, es geschieht dir nichts“, sagte Sanizeh und nahm meine Hand. „Wenn du durch das Tor des Lichts gehst, schließ einfach deine Augen. Vertrau mir.“
Sanizeh öffnete die Tür, sofort erschien die grelle Lichtwolke. Ein letztes Mal lächelten wir uns an. Dann schloss ich meine Augen, wie sie es mir gesagt hatte.
„Denk jetzt an deinen Wunsch,“ hörte ich sie noch sagen, dann ließ sie meine Hand los. Ich machte einen Schritt nach vorn, augenblicklich umfing mich angenehme Wärme. Ganz leicht wurde mein Körper, es war ein wunderschönes Gefühl, irgendwann verlor ich mich darin ...
Als ich die Augen wieder öffnete, saß ich an die Brunnenmauer gelehnt. Neben mir stand der gefüllte Wasserkrug. Verwundert rieb ich mir die Augen. Wo waren Sanizeh und Katanga? Ich stand auf und blickte über den Brunnenrand. Alles sah aus wie immer. Sollte ich nur geträumt haben? Nachdenklich hob ich den Krug auf meinen Kopf und ging nach Hause.
Großvater saß immer noch am selben Platz und rauchte seine Hookah. Er hatte mich nicht vermisst. Die Zeit musste tatsächlich still gestanden sein.

***​

Nisanka blickte seine Großmutter fassungslos an. „Oma, wenn das wahr ist, dann gibt es sie ja wirklich, diese Geister.“
„Ja, Nisanka. Es gibt sie.“
„Eine Sache musst du mir unbedingt noch erzählen, Oma.“ Er blickte sie schelmisch an. „Was hast du dir gewünscht?“
Die alte Frau schüttelte den Kopf. „Das darf ich dir nicht verraten, mein Kind. Aber glaub mir, es ist in Erfüllung gegangen.“
„Dann muss die Geschichte wahr sein!“, rief Nisanka. „Gleich heute Abend erzähle ich sie Mama.“ Er zog seine kleine Stirn in Falten. „Auch wenn sie nicht an die Seegeister glauben will.“ Mit diesen Worten sprang er auf und lief in den blühenden Garten hinaus.
Seine Großmutter blickte ihm versonnen nach. Auf den Tag genau, neun Monate nach ihrer Begegnung mit Sanizeh, war Nisanka geboren worden. Für die alte Frau gab es keinen Zweifel. Der mächtige Katanga hatte sein Versprechen gehalten.
***​

Erklärung der indischen Begriffe:

Hookah = eine indische Wasserpfeife
Sari = indisches Frauengewand, das aus einer einzigen, bis zu 7 Meter langen, Stoffbahn besteht, die nach einem festgelegten Muster um den Körper gewickelt wird. Besteht aus Seide oder Baumwolle.
Lungi = Seiden- oder Baumwolltuch, das um die Hüfte gewickelt getragen wird. Es kann knielang sein oder bis zu den Knöcheln reichen. Wird nur von Männern getragen.
Sitar = ein indisches Saiteninstrument
Shiva = Hinduistischer Gott der Zerstörung und Erhaltung
Amaji = Verehrte Großmutter

 

Hallo Manuela Korn,
ich hab deine Geschichte gerne gelesen, wenn sie auch noch Schwächen aufweist. Sie ist ein hübsches Märchen mit einigen Mängeln, von denen einige - meiner Meinung nach - auf fehlende Recherche, andere auf fehlendes Nachdenken zurückzuführen sind.
Faun ist der römische Gott der Fruchtbarkeit, das Äquivalent zu Pan. Pans Gestalt hat sich für das Äußere der Spezies der Faune durchgesetzt, deshalb sehen sie aus wie Menschen mit Ziegenfüßen, optional Hörnern, und nicht wie riesige Frösche mit Säbelzähnen. Wenn du deine Geschichte schon in Nepal spielen und indische Seegeister darin auftreten lässt, dann solltest du dich mit Figuren dieser Sagenwelt begnügen und nicht noch irgendwelche anderen darin verquirlen.

Das nächste, was mir aufgestoßen ist, ist der Enkel. Warum wünscht sie sich so verzweifelt einen? Ist ihr Kind unfruchtbar? Das wird nicht erwähnt, deshalb hakt die Geschichte an dieser Stelle für mich.

Du bist auch in der Sprache leider nicht ganz stringent. Du bemühst dich zwar, deine Geschichte antiquiert klingen zu lassen, aber Sätze wie "das wird das tollste Fest" stechen da heraus wie Blutflecken auf einer Dominikanerrobe. Dahingehend solltest du den Text noch einmal überarbeiten. Des Weiteren ist mir das Verhalten des Seekönigs zu verwirrt, der verfolgt keine richtige Route, zuerst ist er sauer und seine Tochter panisch, dann becirct sie ihn, und dann witzelt er plötzlich rum und demonstriert auch noch - nicht wirklich schlüssig erklärt - seine gestaltwandlerischen Fähigkeiten. Das wirkt, als würdest du als Autorin nur zeigen wollen, was du für tolle Ideen hast - dringend überbügeln, damit die Erklärung nicht mehr so hervorsticht. Du kannst Informationen auch indirekt vermitteln, ohne, dass jemand sie dem Leser per wörtliche Rede oder innerem Monolog unter die Nase reiben muss.

Insgesamt hat mir die Geschichte gut gefallen. Ein Punkt, an dem du allerdings definitiv noch arbeiten musst, ist die Kommasetzung. Du hast Neben- und Relativsätze nicht immer abgetrennt, dafür hast du - wie im drittletzten Satz - hin und wieder Kommata gesetzt, wo keine hingehören. Ich finde das noch nicht korrekturcenterverdächtig, Blaine könnte anderer Meinung sein, aber bitte guck dir auf jeden Fall hier die Regeln zur Kommasetzung an und verbessere die Fehler dann.

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo Vita!

Zunächst vielen herzlichen Dank fürs Lesen und deinen umfangreichen Kommentar. Ich freue mich, dass dir die Geschichte insgesamt gut gefallen hat. (Zumal ich so etwas überhaupt noch nie geschrieben habe.):)
Zu deinen Anmerkungen:
Du hast Recht, der Begriff Faun ist hier völlig fehl am Platz. Danke für den Hinweis. Hätte mir eigentlich beim Korrigieren auffallen sollen. Wird geändert.
Die nähere Erklärung, warum die Grossmutter sich so sehr einen Enkel wünscht, fiel der allgemeinen Textstraffung zum Opfer. Ich hatte eine kurze Erklärung in die Einführung der Geschichte eingebaut, wollte aber dann doch nicht zu früh mit dem Hinweis auf ihren Wunsch kommen. Ergo: Weg damit.
Baue ich aber in der Überarbeitung wieder ein.
Die Verwandlung Katangas in echte Handlung aufzulösen erscheint mir sehr reizvoll. Werde ich ebenfalls versuchen umzusetzen.
Eventuelle Stilbrüche in den Dialogen schaue ich mir noch einmal an.
Zu den Beistrichen: Ja, ich beherrsche die Beistrichsetzung nicht besonders gut.:( Aber: Ich arbeite daran!!);)
Meine Überarbeitung dieser Geschichte erfolgt in den nächsten Tagen. Wäre nett, wenn du dann noch einmal vorbeischauen könntest.

Liebe Grüße,
Manuela:)

 

Hallo Manuela,

ich habe deine Geschichte gerne gelesen. Endlich mal ein etwas anderer Hintergrund für ein Märchen, das indische Ambiente hast du meiner Meinung nach gut getroffen.

Ein bisschen irritierend fand ich, dass du jedes Mal, wenn jemand spricht, eine neue Zeile anfängst, auch wenn es der selber Sprecher ist wie im Satz zuvor. Normalerweise macht man das nur bei einem neuen Sprecher so und deswegen hab ich oft den Überblick verloren, wer nun spricht :) Ist aber nur eine Formatierungssache.

Ich sehe, du hast schon nach vitas Kritik überarbeitet. Brav :D Warum der Enkel ein so sehnlicher Wunsch ist, finde ich immer noch etwas unklar, aber wahrscheinlich verstehe ich das erst, wenn ich selber Kinder habe.

Ich finde ein bisschen, dass Sanizeh sich zu sicher ist, dass sie ihren Vater beruhigen kann. Wenn ihr das öfter gelingt, frage ich mich ein bisschen, warum sie das nicht schon vorher getan hat, bevor er sie zum Perlennähen verdonnert. Vielleicht kannst du da den Einfluss der Großmutter noch ein bisschen größer machen, also, die Schützenhilfe, die sie Sanizeh gibt.

Und eine Sache noch:

Der aromatische Duft von Räucherstäbchen hing in der Luft und über alldem schwebte der leise Klang indischer Musik.

Das indisch empfinde ich als ein bisschen unpassend. Die Geschichte spielt ja in Indien und die Großmutter erzählt sie, da wäre es doch seltsam, wenn irgendjemand von etwas anderem als indischer Musik ausginge. Ich würds einfach weglassen :) Oder alternativ "Flötenmusik" o.ä. draus machen.

Alles in allem, nettes Märchen, hab ich gerne gelesen.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo Felsenkatze!

Vielen herzlichen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Ich habe mich wirklich sehr über deine netten Worte gefreut. :)
Den Hinweis "indische Musik" habe ich gerne umgesetzt. (Genaugenommen war das ein Perspektivfehler):dozey:
Die Absatzgestaltung der Dialoge ändere ich ebenfalls ab. - Merci!
Zum dringlichen Kinderwunsch: Mag sein, dass ich da etwas betriebsblind bin. Ich verbringe jedes Jahr einige Monate in Asien. In Indien und Umgebung ist die Einstellung zum Kinderkriegen nicht vergleichbar mit Europa. Dort ist eines der wichtigsten Elemente einer Ehe, der Kindersegen. Bereits im ersten Ehejahr wird erwartet dass Nachwuchs zur Welt kommt. Eine kinderlose Ehe ist somit eine unglückliche Ehe. Die ganze Großfamilie leidet darunter.
Fazit: Ich denke nochmals darüber nach. Auch über eine allenfalls verstärkte Schützenhilfe Omas für Sanizeh.

Liebe Grüße,
Manuela:)

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Manuela!

Dein Märchen hat mir sehr gut gefallen, und es ist die schönste und am besten gelungene Deiner bisherigen Geschichten! :)

Sehr schöne Handlung, die mir nirgends unlogisch erschien. Gut, vitas Wissen über Geister und sonstige Fabelwesen habe ich nicht, daher hat mich auch das Aussehen Katangas nicht gestört – für mich ist es eben in dieser Geschichte so, und vielleicht kann er ja überhaupt ganz verschieden aussehen. Es gibt ja sogar Leute, die behaupten, die Karlskirche in Wien sehe aus wie ein Frosch, also so genau ist das mit den Fröschen ohnehin nicht, es handelt sich dabei um ein ziemlich schwieriges Thema … Niemand weiß so genau, wie Frösche eigentlich aussehen. :D

Was ich sonst noch zu sagen habe, hab ich in diese Liste eingebaut:

»… diese mächtigen Geister leben tief unten am Grunde des Sees. In manchen klaren Nächten kann man ihnen sogar begegnen. Wenn sie wollen, können sie dir jeden Wunsch erfüllen. Aber erzürne sie nicht; sonst bist du verloren, und sie halten dich für immer in ihrer Unterwelt gefangen.“«
– da fehlen die öffnenden Anführungszeichen

»„Das war aber eine sehr schöne Geschichte.“«
– »aber« könntest Du streichen

»„Sei immer freundlich wenn du den Seegeistern einmal begegnen solltest.“«
– freundlich, wenn

»„Also gut“, sagte sie. Was bleibt mir denn anderes übrig, wenn du so gespannt darauf bist.“«
– sagte sie. Was … bist?

»An jenem Tag verließ ich das Haus um frisches Wasser zu holen.«
– Haus, um

»Gerade als ich das Seil mit dem Schöpfkrug hinunterlassen wollte, erklang eine Stimme. Ich blickte mich um, aber weit und breit war niemand zu sehen. Da erklang die Stimme neuerlich.«
– Gerade, als
– Wiederholung »erklang«, Vorschlag: Da hörte ich die Stimme neuerlich.

»Sie rief: „Hilf mir, bitte hilf mir“.«
– mir!“

»Ich hielt das Seil fest umklammert, und beugte mich über den gemauerten Rand. Ganz wohl war mir aber nicht dabei. Feuchtkühle schattige Luft«
– keinen Beistrich nach »umklammert«
– das »aber« würde ich streichen
– Feuchtkühle, schattige Luft

»„Das ist bestimmt mein Tod“, fuhr es mir durch den Kopf. Aber ich sollte mich täuschen.«
– den »täuschen«-Satz würde ich streichen, der nimmt nur Spannung und zu diesem Zeitpunkt wußte die Protagonistin das auch noch nicht.

»Der Wasserspiegel am Grunde des Brunnens war nicht das Ende meines Sturzes«
– Grund ohne -e

»Ganz leicht wurde dabei mein Körper, ich fühlte keinerlei Schmerz, und landete sanft auf einer weichen Unterlage.«
– keinen Beistrich nach »Schmerz«
– würde das umstellen: Ganz leicht wurde mein Körper dabei

»Der aromatische Duft von Räucherstäbchen hing in der Luft und über alldem schwebte der leise Klang von Musik.«
– »Klang von Musik« finde ich nicht so toll, weil es nicht konkret ist. Wie wäre es zum Beispiel mit Sitar-Klängen? Darunter kann man sich etwas vorstellen, »Musik« kann alles mögliche sein.

»Ein junges Mädchen mit lang fallenden schwarzen Haaren saß mir gegenüber.«
– mit langen
– »fallenden« wirkt irgendwie komisch, weil es eigentlich die Bewegung mit einschließt (Haarausfall)

»„Ich brauche dringend deine Unterstützung.
Bitte, bitte hilf mir.“«
– den Zeilenumbruch bitte rausnehmen

»Sie wischte sich ein paar Tränen aus ihrem hübschen Gesicht.«
– »hübschen« würde ich streichen, Du hast ja bereits gesagt, daß sie ein hübsches Gesicht hat.

»Mir war als würde ich träumen.«
– war, als

»Es bestand jedoch niemals Gefahr.“
Ihr Gesicht nahm wieder einen betrübten Ausdruck an.
„Du bist hier in der Welt der Seegeister. Mein Vater, er heißt Katanga, ist der mächtigste von ihnen«
– da hier kein Sprecherwechsel ist, bitte beide Zeilenwechsel raus (nach »Gefahr« und »an«)
– der Mächtigste

»Ich bin seine einzige Tochter Sanizeh.«
– Tochter, Sanizeh

»Das Mädchen tat mir Leid und so fragte ich sie nach dem Grund ihres Unglücks.«
– darf man nach der ganz neuen Rechtschreibung wieder klein schreiben: leid

»„findet das alljährliche große Seefest statt. Mein Vater wünscht sich von mir, zu diesem besonderen Anlass, das königliche Kleid der Prinzessinnen zu tragen. Es ist wunderschön, und über und über mit Edelsteinen besetzt. Für den heutigen Abend sollte es aber noch prächtiger aussehen.«
– »große« würde ich streichen, »das alljährliche Seefest« reicht; durch den Aufwand, der betrieben wird, kann man sich ohnehin denken, daß es sich um ein größeres Fest handeln dürfte.
– den Beistrich nach »Anlass« weg
– wollte schon sagen, am Ende fehlt das schließende Anführungszeichen, aber die direkte Rede geht ja noch weiter, daher bitte den Zeilenumbruch nach »aussehen« raus, und auch beim gleich darauf folgenden »anzunähen«.

»Die königliche Schneiderin wurde daher beauftragt,«
– »daher« würde ich streichen

»Ich war leider ungeschickt, und stieß bei der Anprobe die Schale um, in der sie aufbewahrt wurden.«
– »Ich war leider ungeschickt« finde ich nicht sehr authentisch, wäre eher für z. B.: »Aber ich stieß bei der Anprobe die Schale um, …«

»Willst du mir nicht dabei helfen?«
– das »nicht« würde ich streichen

»„Die Götter haben sie schon abberufen als ich noch sehr klein war. Seit sie bei ihnen lebt, ist Vater mürrisch geworden. Er zürnt Gott Shiva deswegen immer noch sehr“.«
– abberufen, als … sehr.“

»„Du tust mir Leid“, sagte ich. „Zeig mir doch einmal das Kleid und lass mich sehen, ob ich überhaupt imstande bin dir zu helfen.“«
– auch hier kannst Du »leid« klein schreiben
– imstande bin, dir

»Sie breitete es über eines der Kissen und ich betrachtete es sehr aufmerksam.«
– »sehr« würde ich streichen

»„Ja, ich glaube schon“, sagte ich. „Aber mein Mann ist bestimmt in großer Sorge. Er wird mich sicher schon vermissen.“«
– zweimal »schon«, entweder würde ich statt dem ersten schreiben »ich glaube doch«, oder das zweite einfach streichen: »Er wird mich sicher vermissen.«

»„Ich habe schon so viel von mir erzählt, und weiß noch gar nichts von dir. Wie heißt du eigentlich.“«
– den ersten Satz ohne Beistrich, der zweite möchte gern ein Fragezeichen.

»Aber bis jetzt, war alles vergebens."«
– ohne Beistrich

»Die Prinzessin zog eine Lade des zierlichen Tisches auf, und entnahm ihm eine gläserne Schale in der sich die schimmernden Perlen befanden.«
– den Beistrich von »auf« weg und hinter die »Schale« ziehen

»Sanizeh reichte mir Nadel und Silberfaden, und ich begann sofort, die Perlen«
– den Beistrich nach »Silberfaden« kannst Du löschen, mußt aber nicht

»Die Arbeit ging mir leicht von der Hand, und schon«
– der muß auch nicht sein

»Mit einem lauten Knall flog die Türe auf«
– schöner fände ich »Mit lautem Knall«

»„Vater“, schrie Sanizeh erschrocken auf.
„Schweig“, rief die furchtbare Erscheinung«
– beides würde ich mit Rufzeichen schreiben: „Vater!“, schrie Sanizeh … „Schweig!“, rief die furchtbare Erscheinung

»„Ich höre nichts“, rief Katanga ungeduldig.«
– da er ruft, auch hier ein Rufzeichen

»Wer einmal in unserer Welt ist, der bleibt für immer …;“«
– der Strichpunkt nach den drei Punkten ist zuviel

»Sanizeh unterbrach ihn: „Aber Vater, so beruhige dich doch“, sagte sie mit sanfter Stimme. „Haben wir«
– schöner fände ich es, wenn Du die sanfte Stimme gleich vorne hinschreibst und die direkte Rede nicht unterbrichst:
Sanizeh unterbrach ihn mit sanfter Stimme: „Aber Vater, so beruhige dich doch. Haben wir …

»Ich wollte ihr nur helfen. Sie tat mir Leid in ihrer Not.“«
– leid

»„Höre Menschenfrau“,«
– Höre, Menschenfrau

»„Ja mein Kind, du hast natürlich Recht.«
– Ja, mein

»Sie ist das Ebenbild der Götter, und somit die höchste irdische Daseinsform.«
– den Beistrich brauchst Du auch nicht

»„Los ihr Beiden.“«
beiden

»Und vergiss nicht: du hast noch einen Wunsch frei...;"«
– »Du« groß nach dem Doppelpunkt, weil es ein ganzer Satz ist
– den Strichpunkt am Ende weg, der gehört da nicht hin; vor die drei Punkte gehört eine Leertaste, aber ich fände einen ganz normalen Punkt ausreichend.

»„Großer Katanga“, rief ich dazwischen. „Ich möchte kein Gold oder Juwelen, ich möchte lieber …;“«
– keinen Strichpunkt am Ende
– habe nicht das Gefühl, daß sie »dazwischen« ruft, würde es daher streichen

»„Ich blicke tief in dein Herz und sehe alles was dich bewegt.«
– alles, was

»dachte fest an meinen Wunsch und machte energisch einen Schritt nach vor.«
– nach vorn

»Nachdenklich nahm ich den Wasserkrug auf meinen Kopf, und ging nach Hause.«
– ohne Beistrich


Liebe Grüße,
Susi :)

 
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Hallo, liebe Susi!

Vielen, herzlichen Dank für deine netten Worte zu meiner "jüngsten" Kurz-Geschichte. Ich habe mich darüber sehr gefreut und sie machen mich vor Stolz ganz verlegen.:shy:
Ich habe mir deinen Kommentar gerade ausgedruckt und stimme mit fast allem überein. Ich schätze deine Hilfestellung sehr und möchte hier auch den enormen Zeitaufwand würdigen, den du in meinen Text investiert hast. Nochmals, vielen Dank .:)
Diese Erzählung entstand aus einer älteren Reiseimpression, die mit dem selben Absatz endet, mit dem mein Märchen beginnt. Auf Anregung einer befreundeten Autorin, entwickelte ich daraus später die vorliegende Geschichte.
Vitas Kritik bezog sich auf die ursprüngliche Fassung, in der ich Katanga noch einen Faun nannte. Dieser Name stellt jedoch eine fix definierte Begrifflichkeit dar, die ich, (dies ist mein erstes, richtiges Märchen), nicht so genau kannte. Wie auch immer. Am Wochenende wird alles korrigiert, einiges früher schon "Verbesserte", dann quasi wieder zurückverbessert.:lol:

Ganz liebe Samstagabendgrüße,
und bleib mir weiterhin gewogen.
Manuela:)

 

Große Güte,

Maria & Josef,

Manuela,

da sitz ich hier mit einem Ausdruck dieser Geschichte vom 20. d. M. und erhalte Änderungen angezeigt - Änderungen noch und noch - aber probier'n mer's ma'!

Nun kenn ich mich in Nepal nicht aus, wüsste nicht mal, was eine >Hookah< sei und selbst der Name Katanga wäre mir bis zu o. g. Datum allein als kongolesische Provinz bekannt gewesen. Zudem ist mir fremd, an Götter & Geister zu glauben. Dennoch hab ich mir die Geschichte angetan - und hab's nicht bereut. Warum?

Zum einen, weil direkt zu Anfang eine Verhaltensmaxime für Kinder gegeben wird, die sicherlich nicht dem kategorischen Imperativ oder gar dem Gebot der Nächstenliebe gleichzusetzen wäre, aber doch in Richtung Solidarität zielt, wenn die (nepalesische, dieses Attribut ist abhanden gekommen) Großmutter Indira ihrem Enkelsohn, dem personifizierten und erfüllten Versprechen Katangas, Nisanka rät:

>„Sei immer freundlich, wenn du den Seegeistern begegnen solltest“<,

denn wir erfahren aus der Geschichte, dass See/Wassergeister oft und gerne menschliche Gestalt annehmen, da Menschen als Ebenbild der Götter gelten. Und woher sollte da ein kleiner Mensch wissen, ob ihm nun ein Seegeist oder ein Mensch gegenüberstehe?

Zum andern versuchstu mit den gleichen Mitteln wie bei der Geschichte über die seltsame Art Deines Großvaters, seine Suppe zu essen, den gegenteiligen Effekt zu erzielen. Jene Geschichte hatte einen nahezu barockig-ausufernden Titel und maß gerade einmal eine Seite Manuskript. Diese Geschichte hier misst nicht ganz fünf Seiten Manuskript bei zwo Worten im Titel. Wird dort so etwas wie (eine kleine) Ewigkeit erzeugt, so beschränkt sich diese Geschichte - sehen wir von der kurzen Rahmenhandlung ab - auf den Augenblick. Als nämlich Indira Sorge um die vergehende Zeit hat, lacht Sanizeh:

>„Mach dir deswegen keine Gedanken. Du wirst zum selben Zeitpunkt in deine Welt zurückkehren, an dem du sie verlassen hast“,<

und so ist es auch, aber nicht dadurch, dass Du jetzt (radikal) überflüssige Attribute gestrichen hast. Es liegt vielmehr in der Zeit begründet, die ja nur Gegenwart kennt & ist. Vergangenheit & Zukunft sind gedankliche Leistungen und die "Ewigkeit" bedeutet zugleich Stillstand, weil sie unvergänglich wäre. Gottfried Keller drückt das mal so aus >Die Zeit geht nicht, sie stehet still, / Wir ziehen durch sie hin; /Sie ist ein Karawanserei, / Wir sind die Pilger drin. // (...) // Es blitzt ein Tropfen Morgentau / Im Strahl des Sonnenlichts; / Ein Tag kann eine Perle sein / Und ein Jahrhundert nichts. // (...)" Keller, Die Zeit geht nicht

Mir gefiel das Kunstmärchen schon in der vorherigen Fassung, jetzt aber, da der Teich (oder gar schon: Sumpf?) der Adjektive behutsam entwässert wurde, hat es noch gewonnen. Da gibt's nix zu mäkeln, soweit ich das sehe. Vielleicht zwo unbedeutende abschließende Bemerkungen.

>Mir war, als würde ich träumen< - wäre hier nicht der Verzicht auf die würde-Konstruktion dem Kunstcharakter des Märchens angemessener: "Mir war, als träumte ich."?

>„Ich bin sicher, wir feiern heute das schönste Fest, das es jemals gegeben hat. Was meinst du, Vater“< sollte vielleicht mit einem Fragzeichen enden.

Gruß

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Friedl!

Der Zufall wollte es, dass du dich dieser, einer meiner ersten Geschichten, just zum Zeitpunkt ihrer gründlichen Überarbeitung annahmst. Oder vielmehr knapp davor, wie du in deiner wohlwollenden Text-Analyse ausführtest.
Deine zwo Änderungsvorschläge habe ich gerne übernommen, auch ist aus der alten Frau wieder eine nepalesische geworden. Inwieweit Nisanka die Wassergeister als solche erkennen könnte, wo sie ihm doch vermutlich in menschlicher Gestalt erschienen, vermag ich ad hoc nicht zu beantworten, denke jedoch, sie würden dem Knaben ihr zauberhaftes Wesen wohl alsbald offenbaren.

Kurzum, lieber Friedl, es freut mich ungemein, dass diese märchhafte Lektüre geeignet war, dir Vergnügen zu bereiten. Umso mehr, nach ihrer adjektiven Trockenlegung. Schön, dass du vorbeigeschaut hast.

Lieben Gruß,
Manuela :)

 

Hallo Manuela,

hat mir gefallen, das Märchen. Ich stehe auf exotische Atmosphäre und Du bringst sie recht gut rüber.

Es gab ein paar Stellen, die mich aus der Märchenatmosphäre rissen. Z. B. finde ich die Gedanken der Großmutter manchmal etwas störend und unnötig. Folgendes riss mich aus dem Zauber:

Wie war das möglich?

Mir war, als träumte ich.

Ich sah sie verblüfft an, aber nach den verwirrenden Ereignissen der letzten Minuten hielt ich sogar das für möglich.

„Einfach unglaublich“, sagte ich. „Wie machst du das?“

M. E. weiß der Leser sowieso, dass das ein menschliches Wesen alles für unglaublich halten würde. Da sind dieserart Gedankeneinschübe nicht notwendig.

Was die Sprache angeht, hat sich ja Vita schon geäußert, dass sie künstlicher sein könne. Ich glaube, auch die Großmutter könnte sich dieser Sprache zumindest etwas anpassen, da sie ja aus fernen Ländern kommt. So glaube ich kaum, dass sie den Geisterkönig mit "Du" ansprechen würde. Ein gestelltes "Ihr" fände ich passender.

Den Wunsch mit dem Kind fand ich zu vorhersehbar, damit er als Pointe zum Schluss wirkt. Für meinen Geschmack könntest Du das Kommentar über die Tochter, die keine Kinder hat, im Dialog mit der Prinzessin weglassen. Der Enkel wird ja bereits am Anfang erwähnt, und die Geschichte rundet sich damit ab. Dadurch, dass sie vorher davon spricht, verliert das Ende für mich an Überraschung.

Kleinigkeiten:

Fast im selben Moment kehrte sie wieder zurück.

klingt komisch. Wie wär's mit "sofort" oder sowas.

gebogene Zähne

auch komisch. "verbogene", "krumme"


Genug bekrittelt, denn ich habe das Märchen sehr gern gelesen.

Liebe Grüße

Elisabeth

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Elisabeth!

Ich freu mich, dass du vorbeigeschaut hast.

hat mir gefallen, das Märchen. Ich stehe auf exotische Atmosphäre und Du bringst sie recht gut rüber.

Dankeschön. :)

Z. B. finde ich die Gedanken der Großmutter manchmal etwas störend und unnötig. Folgendes riss mich aus dem Zauber:

Wie war das möglich?

Mir war, als träumte ich.


Na ja, das sind nicht ihre Gedanken, sondern ihre Worte. Sie erzählt die Geschichte ihrem lauschenden Enkel. ;)

Den Wunsch mit dem Kind fand ich zu vorhersehbar, damit er als Pointe zum Schluss wirkt. Für meinen Geschmack könntest Du das Kommentar über die Tochter, die keine Kinder hat, im Dialog mit der Prinzessin weglassen. Der Enkel wird ja bereits am Anfang erwähnt, und die Geschichte rundet sich damit ab. Dadurch, dass sie vorher davon spricht, verliert das Ende für mich an Überraschung.

Das ist allerdings ein interessanter Vorschlag. Das probier ich mal aus. :)

Was die Sprache angeht, hat sich ja Vita schon geäußert, dass sie künstlicher sein könne. Ich glaube, auch die Großmutter könnte sich dieser Sprache zumindest etwas anpassen, da sie ja aus fernen Ländern kommt

Vitas Kommentar bezog sich auf eine (sprachliche) Fassung, die mit der heutigen nur mehr rudimentär zu tun hat. Ihr gefielen vor allem einige Modewörter nicht, die aber mittlerweile entfernt sind.

Fast im selben Moment kehrte sie wieder zurück.

Das ändere ich gerne in: Bereits im nächsten Moment ...

Vielen Dank für deine Stellungnahme,
Manuela :)

 

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