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Thema des Monats Katzkat - Heimatwege

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18.10.2007
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Katzkat - Heimatwege

[Juni/Juli] "Katzkat - Heimatwege"

Katzkat – Heimatwege

Jede Spezies entwickelt sich im Laufe der Zeit weiter. Die Katzkat sind uns bekannt als Ameisen. Über Jahrzehnte hinweg entwickelte sich nicht nur eine andere Lebensweise, sondern auch eine Sprache. Ihr Lebensraum bot ihnen nicht mehr die Beschaffenheit, ihr altes Leben weiter fort zu führen. Also veränderten sie sich genau so, wie sich ihre Umgebung verändert hatte.

Sronar stand auf einem kleinen natürlichen Balkon eines Berges und schaute in das weitläufige Tal hinab, das sich bis weit hinter den Horizont erstreckte. Einige Vögel stoben aus den nahe gelegenen Baumkronen des Waldes auf und flogen der Sonne entgegen. Der Wind streichelte durch die Öffnungen unter seinem harten Panzer und hinterließ ein angenehm kühles Gefühl auf dem darunter liegenden weichen Fleisch. Auch mit den Fühlern spielte der Wind, die er seichte hin und her wog.

Plötzlich zog Sronar seine Fühler wieder ein, denn ein unangenehmer Geschmack fuhr durch seinen Körper. Er war froh, dass sein Volk die Möglichkeit hatte die Fühler einziehen zu können und so sich gegen die Geschmäcker von außen abzuschotten. Kurz bevor ihm einfiel, was diese plötzliche Veränderung in der Luft verursacht hatte, hörte er hinter sich ein Schnaufen und das Aufeinanderschlagen von Mundwerkzeugen. Er drehte sich um und erblickte seinen Freund. Sichtlich nervös tänzelte dieser mit seinen sechs Beinen von der einen auf die andere Seite. Da sein Freund wohl nicht die Absicht hatte etwas zu sagen, ergriff er selbst das Wort. „Wark. Warum bist du nicht bei deiner Arbeit im Wald?“
Wark hörte auf zu tänzeln. Doch er schlug abermals mit seinen Mundwerkzeugen. „Mutter will dich sprechen. Es ist wichtig.“ Sronar fuhr seine Fühler wieder vorsichtig aus und schmeckte abermals die Luft. Einen kurzen Moment später vernahm er einen bitteren Duft. Ein eindeutiges Zeichen, dass etwas nicht stimmte. Sronar zischte zum Dank für die Nachricht seinem Freund zu und ging dann in das Innere der Berghöhle.

Er musste weit in den Bau vordringen. Über das Arbeiterlager zu den Vorratsräumen und dann in das Brutgewölbe. Hier in dem Brutgewölbe war es warm und feucht. Genau dieses Klima ist das Richtige für die Eier von Mutter. Mutter, die Königin des Stabs gebar schon seit über dreihundert Zehntagen neue Arbeiter. Im Gegensatz zu seiner Mutter war Sronar zwar noch jung, doch seine Lebensspanne wird um einiges kürzer sein als die ihre. Mutter war auch größer als er. Sie überragte ihn mit mehr als fünf Körperlängen. Wobei der Brutapparat der größte Teil an ihr war.
Mutter rief ihn zu sich und es hörte sich so an, als wenn zwei Steine aufeinander schlugen. „Ein schönes Geräusch.“ dachte er sich. Sronar bewegte sich langsam auf sie zu und verharrte dann eine halbe Körperlänge vor ihr. Wenn er so nahe an der Königin war, dann musste er sich bemühen keine eiligen Bewegungen zu machen. Würde er sich ohne ersichtlichen Grund Mutter weiter nähern, so würden ihn ihre Leibwachen aus Schutz vor der Königin ohne Skrupel töten. Also versuchte er nicht allzu nervös zu sein und schluckte seine Angst hinunter.

Mutters großer Kopf hob sich vom Boden und die Augen richteten sich langsam auf seinen kleinen Körper. Sie streckte ihre Fühler aus und tastete mit ihnen über seinen Panzer. Kurze Zeit später zogen sich die Fühler wieder zurück und ein wohliges Knurren drang aus dem Mundwerkzeug von Mutter. „Sronar. Es ist lange her, seit du mich das letzte Mal besucht hast. Du bist alt geworden. Ist es denn schon so viele Tage her?“ Sronar überhörte nicht das bedauern in ihrer Stimme „ Ja Mutter. Etwas über einen Zehntag ist es her, seit ich dich das letzte Mal besucht habe. Es gab keinen Grund, weshalb ich dich mit Nichtigkeiten behelligen müsste. So ließ ich es sein, um zu warten, bis sich eine Gelegenheit ergeben würde. “Wieder erklang ein tiefes Knurren der Zustimmung. Danach bäumte sich Mutter einmal auf und keuchte. Kurz darauf verließ ein neues Ei den Brutapparat. Als sich Mutter davon überzeugt hatte, dass das Ei unbeschädigt war, wurde es sofort von einer Amme in eine andere Kammer gebracht. Sie wandte sich wieder an Sronar und er bemerkte sofort, dass das vorher unbeschwerte Gespräch nun eine Wendung nahm. „Sronar. Du weißt mit Sicherheit etwas über die Kalten nicht wahr?“ Er schüttelte sich, denn es lief ihm kalt den Rücken hinunter. Die Kalten waren ein grausames Volk. Zwar teilten sie sich den Planeten seit Anbeginn der Zeit, doch die Kalten versuchten immer wieder sie zu vernichten. Warum sie das taten, konnte ihnen niemand sagen. Doch es reichte aus, zu wissen, dass ein friedliches Zusammenleben nicht möglich war. Die Kalten rodeten die Bäume der Nahrungsfarmen und hinterließen nichts als zerstörten Wald. Die Kazkat hatten so keine Nahrung mehr und wenn sie sich ihnen in den Weg stellten, so wurden sie skrupellos ermordet. Zumindest wurde es ihm so als kleine Larve erzählt.

Als Sronar bemerkte, dass er sich in seinen Gedanken verstrickte, versuchte er diese abzuschütteln, um zu dem Gespräch zurückzukehren. „Ja. So wurde es mir erzählt.“ Mutter blickte gutmütig auf ihn herab, knurrte zustimmend und verlagerte etwas ihren Leib. „In letzter Zeit wurde das eine um das andere Mal ein Kalter hinter dem Berg gesichtet. Sie haben unsere Späher zwar nicht bemerkt, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie uns finden und jagen. Also bleibt dem Stab keine andere Wahl als zu fliehen und einen neuen Bau zu errichten.“ Unwohlsein machte sich in Sronars Magen breit, doch er hörte seiner Mutter und Königin weiter schweigsam zu. „Ich selbst bin zu alt um diese Reise zu überstehen und werde noch in dieser Nacht ein Königinnenei gebären. Du musst dafür sorgen, dass das Ei wohlbehalten den neuen Bau erreicht. Nur so können wir alle überleben. Es gibt etwa einen halben Zehntag entfernt einen Bau der unbewohnt ist und ich habe einige Arbeiter vorgeschickt und angewiesen sich auf die baldige Ankunft aller vorzubereiten. Es werden sich drei Leibwachen, meine Amme und du um das Ei während der Reise kümmern. Sag Wark, dass er sich darum bemüht, dass euch alle folgen. Ihr werdet jeden aus unserem Stab benötigen, um Vorräte und andere Materialien zu transportieren. Wenn der Weg erst einmal beschritten wurde, dürft ihr nicht mehr zurückkehren, denn mein Kadaver wird die Kalten herlocken. Es tut mir leid, dass dies alles so schnell passiert, doch die Zeit ist knapp und jeder Herzschlag der verstreicht, könnte der Letzte sein. Geh nun und bereite alles für euren Aufbruch vor.“
Sronar knurrte zustimmend, aber traurig und machte sich, ohne noch einmal zurückzublicken auf den Weg nach draußen. Er musste Wark finden, um ihm zu erzählen, dass sie fliehen müssen.

Wieder an der frischen Luft, atmete Sronar einmal tief ein und hielt sie für zwei Herzschläge in der Lunge. Als er wieder ausatmete, verschwand auch das faulige Gefühl der Angst aus seinem Körper. Sichtlich erleichtert, sich nun mit anderen Dingen beschäftigen zu müssen, ging er hinab zu den Baumnahrungsfarmen, um Wark zu suchen. Wark war der Aufseher der Farmen. Immer wenn ihn Sronar fragte, wie es ihm dort ergehe, fingen die Augen an zu glitzern und Wark erzählte ihm voller Stolz davon.
Die Bäume spenden den Kazkat die Nahrung, die sie für ihr Überleben brauchen. Sie spenden ihnen sogar soviel Nahrung, dass sie nicht darauf angewiesen sind tote Langohren oder Rotfelle zu erbeuten. Mit den Mundwerkzeugen ritzt ein Arbeiter die Rinde eines Baumes an und trinkt den Nektar, der aus der frischen Wunde austritt. Wenn dieser Arbeiter genug von dem Nektar aufgenommen hat, so tritt ein anderer an seine Stelle und trinkt ebenfalls davon. Voller Nektar begeben sich die Arbeiter dann in den Bau und erbrechen sich in den Vorratsräumen. In den Vorratsräumen befinden sich Arbeiter, die dann den Nektar veredeln und bringen ihn in eine feste Form. Dann werden sie in Portionen geschnitten und eingelagert.
Sronar knurrte. Wie sie sich doch alle ergänzten. Aber Eile war geboten, denn ihnen blieb nicht mehr viel Zeit, um von hier fort zu gehen.

Als Sronar einige Arbeiter fragte, wo Wark sei, befand er sich kurzerhand am Rande der Baumnahrungsfarm wieder. Wark stand neben Neto und beide schauten auf ein dunkles Etwas. Als Sronar näher kam entdeckte er, dass dieses Etwas sein Freund Fek war. Neben Fek lag ein großer Ast, der am dicken Ende eine frische Bruchstelle aufwies und Sronar mutmaßte, dass dieser Ast Fek erschlagen hatte. Wark und Neto schauten kurz auf und fiepten ihm zu. Beide drehten sich wieder um und machten sich daran den Leichnam von Fek zu zerteilen. So war es schon seit jeher in ihrem Stab gewesen. Wenn ein Arbeiter nicht durch Vergiftung oder Krankheit verstarb, so wird sein Körper aufgelöst und dient als Nahrung für alle anderen. So hat der Tod noch einen letzten Sinn, von dem alle etwas haben. Der Panzer wird nicht zu Nahrung verarbeitet, denn er ist einfach zu hart, um ihn zu verarbeiten. Er wird als Wandverkleidung genutzt, um den Bau vor Verwitterung zu schützen.
Nervös schnappte Sronar mit seinen Mundwerkzeugen. „Wark. Ich muss dich leider stören. Es ist wichtig.“ Wark ließ von dem Leichnam ab und schnappte nun selbst mit den Mundwerkzeugen. Nicht aber, wie Sronar aus Unbehagen, sondern aus Frust seinem Freund nicht die letzte Ehre erweisen zu können. „Was kann so wichtig sein, dass du uns bei der Totenzeremonie unterbrechen musst Sronar.“ Wark schnaufte und war sehr aufgebracht. Sronar hätte selbst gerne an der Zeremonie teilgenommen, doch es lagen wichtigere Aufgaben vor ihm und Fek ist leider zur falschen Zeit gestorben. Sronar riss sich zusammen und richtete wieder das Wort an Wark. „Bitte sei nicht so aufgebracht guter Freund. Hier geht es leider nicht um Fek, sondern um den ganzen Stab.“ Wark schloss die Augen, als wenn er schon ahnen würde, was kommen könnte. Langsam schoben sich die Fühler aus seinem Kopf und er hörte Sronar zu, als der weiter sprach. „Mutter sagt, dass wir bei Einbruch der Nacht unser Zuhause verlassen müssen. Die Kalten sind auf dem Weg zu uns und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie uns entdecken.“
Wark schaute auf den Kadaver von Fek zurück und schüttelte den Kopf. Aus seinen Mundwerkzeugen drang ein leises: “Kommt Mutter mit?“ Sronar wusste nicht, wie er ihm erklären sollte, dass sie einfach zu alt sein würde, um diese Reise zu unternehmen. Sie ist älter als alle anderen im Stab. Sie kennt viele Generationen der Kazkat und nun war es an der Zeit, einer neuen Königin Platz zu machen. „Nein Wark. Wir müssen das Königinnenei in den neuen Bau mitnehmen und dort warten, bis sie schlüpft. Nur so können wir überleben.“ Nervös betasteten seine Fühler seinen Freund. „Mutter sagt, dass ihre Tage gezählt sind und ihr Kadaver die Kalten anlocken wird.“ Ein Schmerzlaut kam aus den Mundwerkzeugen von Wark und Nato schaute auf. Auch in seinem Augenpaar spiegelte sich die gleiche Trauer wie bei Wark. Sronar wandte sich wieder seinem Freund zu und erklärte ihm, wie er sich die Abreise vorgestellt hatte. „Wark, sage allen Bescheid, sie sollen kurz vor Anbruch der Nacht Mutter verabschieden. Alle Arbeiten müssen eingestellt werden. Außerdem sollen alle aus den Vorratskammern soviel wie möglich mitnehmen. Ich übertrage dir die Verantwortung. Sie hören auf dich besser als auf mich.“ Sronar stieß Luft aus und ging dann wieder zurück zu den Höhlen. Seinen Freund ließ er vorerst zurück. Denn auch er konnte nicht glauben, dass sich ab heute Nacht vieles ändern würde.

Kurz vor dem Aufgehen des Mondes versammelten sich alle Kazkat in der Höhle von Mutter. Dies war das letzte Mal, dass sie die Laute von Mutter vernehmen konnten. Sronar befand sich schon in der Brutkammer und sprach mit der Amme, wie sie das Ei sorgfältig genug transportieren könnten. Sie kamen beide zu dem Schluss, dass rollen die einzige Möglichkeit war, dass Ei möglichst ungefährlich zu transportieren. Sronar konnte sich gar nicht vorstellen, die Larve in diesem Ei als neue Mutter anzuerkennen. Es wäre viel kürzer auf der Welt als er und hatte noch keine Erfahrung. Es wäre schwach. Mit Wark beschloss er, dass sich niemand näher als drei Körperlängen an das Ei heranwagen sollte. Wark stimmte ihm zu und lauschte Mutter.
Doch während er darüber nachdachte, bemerkte er, dass er nur versuchte sich abzulenken. Sein Schmerz um Mutters baldigen Verlust war einfach zu groß, als dass er einfach nur warten könnte bis es passiert. Er schüttelte alles ab und versuchte Mutter zuzuhören.

Mutter sprach über die Gefährlichkeit dieser Reise und das nur alle zusammen eine Chance hätten zu überleben, wenn sie sich weiterhin wie ein Stab verhalten würden. Sie sei traurig darüber, dass sie diese Reise nicht selbst mit antreten kann und wünschte allen einen sicheren Neubeginn. Alle Kazkat knurrten voller Trauer, aber auch Hoffnung und streckten ihre Fühler in Mutters Richtung aus. Mutter knurrte zurück und strich mit den ihren über die versammelten Kinder. Dann hielt sie für eine kurze Zeit inne und bäumte sich auf.

„Das neue.“ Schoss es Sronar durch den Kopf. Sofort eilte er zum Ende des Brutapparates und die Amme folgte ihm. Dieses Ei war um einiges größer als das der Arbeiter. Es war fast so groß wie Sronar und er war schon ein altes Männchen. Wark stellte sich in diesem Moment vor die versammelten Brüder und sprach gefasst und mit festen Lauten: „Wir müssen nun alles mitnehmen, was wir zwischen die Mundwerkzeugen bekommen und uns dann auf den Weg zum neuen Bau machen. Sronar wird mit drei Leibwachen und der Amme gehen.“ Nun stellte sich Wark auf seine beiden Hinterläufe, um zu demonstrieren, dass er stark und fähig genug ist, die Führung zu übernehmen. Für einen Kazkat eine meisterhafte Leistung. Es ist ein Zeichen von großer Kraft und Entschlossenheit. „Sollte sich irgendjemand mehr als drei Körperlängen an das Ei heranwagen, so wird dieser augenblicklich getötet. Nun seid schnell und macht euch zum Aufbruch bereit. Wartet auf der Baumnahrungsfarm auf die Abreise.“

Alle verließen die Bruthöhle und taten das, was ihnen aufgetragen wurde. Wark kam wieder auf seine restlichen Beine und atmete tief ein und aus. Sronar ließ kurz vom Ei ab und strich mit seinen Fühlern über den Panzer seines Freundes. „Das war sehr gut Wark. Es gibt heute keinen besseren Anführer als dich. Sei stolz auf deine Gedanken.“ Wark knurrte und verließ dann die Bruthöhle. Am Eingang drehte er sich noch ein letztes Mal um und schaute auf den toten Leib von Mutter. „Ich wäre lieber an ihrer Stelle gestorben Sronar. Du nicht auch?“ Sronar schaute nun auch noch mal auf Mutters Leib und er musste sich anstrengen die richtigen Worte zu finden. „Hätte das nicht jeder gewollt Wark?“ Wark drehte sich um und ließ seinen Freund mit dem Ei und der Amme allein.

Die Amme war aufgebracht. Weder konnte sie glauben, dass nun die alte Königin nicht mehr lebt, noch wusste sie nicht genau, wie sie das Ei berühren sollte. Wie soll sie eine neue Königin denn rollen? Konnte sie genauso mit dem Ei umgehen wie mit all den anderen Eiern auch, oder musste sie es anders rollen? Die Amme schnappte nervös mit den Mundwerkzeugen und umrundete mehrmals das Ei. Sronar ging ihr dazwischen und schnaufte sie an. „Reiß dich zusammen. Das Ei wird sicher in deinen Händen sein und außerdem bin ich auch noch da um dir zu helfen. Also. Sei stark.“

Einige Zeit später fand sich der Stab der Kazkat auf einer Lichtung der Baumnahrungsfarm ein und wartete nervös auf Warks Anweisungen. Wark war noch dabei einzelnen Arbeitern Aufgaben zuzuweisen und wurde sichtlich entspannter als Sronar mit den Leibwachen, der Amme und dem Ei auf die Lichtung zukamen. Wark ging durch die Menge auf Sronar zu und hielt dann in dem von ihm selbst befohlenen Abstand von drei Körperlängen an. Sronar knurrte ihm zu und Wark wusste, dass auch sie zur Abreise bereit waren.
Wark entschied, dass das Ei in die Mitte genommen wird damit alle Gefahren früh genug erkannt werden können. Sie gingen auch nicht geschlossen, um den Waldboden nicht zu sehr zu zertreten und die Kalten auf sich aufmerksam zu machen. Die Amme hatte sich beruhigt, als sie entzückt feststellte, dass sich das Königinnenei um einiges leichter rollen ließ als die normalen Arbeitereier. Sronar war voller Zuversicht, dass die Reise weniger schwierig sein würde als angenommen.

Nach einem Tag, als die Sonne den höchsten Stand erreichte, kamen sie an einen Fluss, der ihnen scheinbar keine Möglichkeit bot hinüber zu kommen. Sie fanden sich wieder zu einer Gruppe zusammen und berieten wie sie den Übergang schaffen konnten. Einer der Arbeiter - Wark glaubte, dass er Hatje hieß - hatte die Idee, dass sie einen nahe gelegenen Baum so lange einritzten, bis sich dieser nicht mehr auf seinem eigenen Stamm halten konnte. Dann würden sie ihn in die Richtung des Flusses fallen lassen und könnten über den Stamm an das andere Ufer gelangen. Wark schaute zu Sronar, der von der Idee sichtlich überrascht war. Sronar ging zu Hatje hinüber und tätschelte mit seinen Fühlern auf dessen Haupt. „Du bist zwar sehr jung Hatje, doch ich muss eingestehen, dass du für dein Alter schon sehr weise bist.“ Freudig schnappte Hatje mit seinen Mundwerkzeugen und sah Sronar dankend an. Sronar wandte sich an eine kleine Gruppe, die etwas abseits stand und rief sie zu sich. Als sie sich um ihn versammelt hatten, ließ er Hatje zu sich treten. „Du weißt, wie du es machen sollst?“ Hatjes Augen leuchteten vor Freude und er tänzelte auf seinen sechs Beinen. „Ja. Sicherlich. Es ist einfach, wenn man weiß, wie man es machen muss.“ Sronar wies auf die kleine Gruppe und zeigte dann auf Hatje. „Da Hatje diese Idee hervorgebracht hat, sollt ihr seinen Anweisungen folgen. Er wird euch erklären was ihr zu tun habt. Nun geht an die Arbeit und seid gewissenhaft und schnell.“

Hatje nahm sich der Gruppe an und sie machten sich daran einen Plan für die Fällung des Baumes auszuarbeiten. Wieder war es die Amme die in ihrer Verzweiflung die Beherrschung verlor. „Was soll ich nur machen. Was ist, wenn etwas schief geht und sie das Ei treffen, anstatt den Stamm über den Fluss fallen zu lassen.“ Sronar musste sich zurückhalten, um nicht aus seinem Panzer zu fahren. Doch er teilte ihre Besorgnis, denn das Ei ist ihre einzige Hoffnung als Stab weiter zu leben. „Du solltest mit den Leibwachen etwas außer Reichweite des Baumes gehen, um dieser Gefahr für das Ei zu entgehen. Stellt euch hinter einen der großen Bäume dort drüben und wartet bis es vorbei ist.“ Als die Amme darauf etwas erwidern wollte, wandte sich Sronar von ihr ab und ging zu dem Baum der gefällt werden sollte.

Einige Zeit später waren sie soweit den Baum zu fällen. Der Baum maß im Durchmesser beinahe zehn Körperlängen und Wark hatte alle Katzkat aus dem Gefahrenbereich gebracht. Nun gestattete er nur noch denen den Zugang zur Zone, die etwas mit dem Fällen des Baumes zu tun hatten. Sronar sah hinauf zur Baumkrone und fühlte sich elendig klein bei diesem Anblick. Einer der Arbeiter stieß einen lauten Warnlaut aus und der Baum neigte sich in Richtung Fluss. Einige Herzschläge später vernahm Sronar ein lautes Knacken und der Baum fiel in die zuvor bestimmte Richtung. Glücklich über den Verlauf der Fällung tat er es vielen anderen gleich und rannte auf den Fluss zu. Obwohl der Baum so gefallen war, wie sie es wollten, war die Baumkrone nicht vollständig auf dem anderen Ufer. Das erschwerte zwar den Übergang, doch wenn sie sich Mühe gaben, sollte es keine weiteren Probleme geben. Sronar ging zurück zu Hatje und seiner Gruppe und beglückwünschte sie zu dieser guten Leistung. Hatje war der Stolz anzusehen und Sronar konnte ihm das nicht verübeln. Dies war wirklich eine meisterhafte Leistung von ihnen gewesen und wird ihnen bestimmt Ruhm einbringen. Wark tauchte auf und auch er beglückwünschte die Gruppe. Dann ging er auf Sronar zu, um von dem weiteren Ablauf der Reise zu erzählen. „Ich finde, wir sollten das Ei zuerst hinüberbringen. Wie du gesehen hast, ist die Baumkrone nicht vollständig auf dem gegenüber liegenden Ufer gelandet und wird wahrscheinlich sehr instabil sein. Während wir zur Not auch diese kurze Strecke von der Baumkrone zum Ufer im Wasser verbringen könnten , wäre es für das Ei fatal. Bitte Informiere die Amme, dass sie sich sofort daran macht, dass das Ei nach drüben kommt.“ Sronar stimmte ihm zu und folgte dem Rat seines Freundes. So machte er sich auf den Weg zum Baum, zu dem er vor kurzem die Amme hingeschickt hatte.

Als er den Baum erreichte, saß die Amme neben dem Ei und schien zu schlafen. Das Ei hatte ein Dach aus mehreren Blättern bekommen und Sronar erwischte sich bei dem Gedanken, die Amme das erste Mal loben zu wollen. Als Sronar direkt vor ihr stand öffnete sie die Augen und rappelte sich auf. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“ Sronar sah ihre Furcht in den Augen und versuchte sie zu beschwichtigen. „Ich komme nicht umhin dir zu sagen, dass ich verwundert bin. Warum hat das Ei ein Blätterdach bekommen?“ Die Amme wirkte nervös, doch sie fasste sich. „Das Ei wurde die ganze Zeit von der Sonne angestrahlt und ich konnte es ja nicht in eure Richtung rollen, um es in den Schatten zu stellen. Also habe ich einige Blätter gesammelt und das Ei damit bedeckt.“ Sronr streichelte mit seinen Fühlern über ihren Kopf und vernahm von ihr ein leises Knurren. „Amme. Ich muss sagen, dass du über dich selbst hinaus gewachsen bist. Doch nun musst du das Dach entfernen.“ Widerwillig zog sie die Blätter von dem Ei und Sronar begutachtete das Ei, das mattweiß in der Sonne glänzte. „Ich möchte, dass du und die Leibwachen als erste gehen. Wark hat gesagt, dass die Krone sich vielleicht zu weit senken würde, wenn du mit dem Ei zum Schluss hinübergehen würdest. Also mache dich auf und lass dir von den Leibwachen helfen. Und ich will jetzt keine Bedenken von dir hören.“ Mutlos ließ die Amme ihre Fühler sinken und nahm sich des Eies wieder an. Die Leibwachen schoben sich an ihr vorbei und ließen eine Schneise durch die Menge treiben. Sronar betrachtete das Bild und wollte sich dann wieder auf den Weg zu Wark machen, als er hinter sich ein Geräusch vernahm. Er drehte sich um und versuchte durch die vielen Bäume hindurch zu spähen. Als er seiner Meinung nach genug Zeit verstreichen ließ, in der nichts passierte, drehte er sich wieder um und konzentrierte sich auf die bevorstehenden Aufgaben.

Die Amme hatte eine Möglichkeit gefunden, wie sie das Ei behutsam auf die andere Seite bekommen konnte. Eine der Leibwachen nahm das Ei auf den Rücken, während die anderen es von der Seite stabilisierten. Sie selbst passte auf, dass es nicht nach hinten wegrutschte. Da der Stamm breit genug war, konnten sie dieses Vorhaben auch in die Tat umsetzen und nach einiger Zeit waren sie an der Baumkrone angelangt. Vorsichtig mussten sie sich nun über einige Zweige verteilen, was die Angelegenheit sehr wackelig und gefährlich machte. Sronar ertappte sich dabei, wie er bei jedem unsicheren Schritt der Leibwachen die Luft anhielt und dann scharf ausstieß, wenn die Gefahr gebannt war. Kurz bevor sie am anderen Ufer angekommen waren, verlor einer der Leibwachen endgültig die Kontrolle und fiel in den Fluss. Da die Amme diese Gefahr wahrscheinlich schon früh genug erkannte, schnellte sie hervor und hielt das Ei fest. Einige wollten über den Stamm laufen und der verunglückten Leibwache helfen. Doch Sronar und auch Wark hielten sie zurück, denn wenn jetzt jemand versuchen würde hinüber zu gehen, könnte die zusätzliche Belastung das Ei gefährden. Als die Amme mit den beiden verbliebenen Leibwachen und dem Ei das andere Ufer erreichten, liefen sofort einige Arbeiter los, um der verunglückten Wache zu helfen. Doch sie kamen zu spät, denn die Wache ließ erschöpft die Äste los an denen sie sich festgehalten hatte und trieb flussabwärts. Sronar spürte einen Stich in seinem Herzen, denn sie hatten schon wieder jemanden verloren und er musste auch wieder an seinen Freund Fek denken.
Doch sie konnten sich solche Gefühle nicht erlauben. Die Leibwachen wurden dafür ausgebildet der Königin zu dienen und wenn nötig auch ihr Leben zu lassen. Also ist die Wache nicht grundlos gestorben, sondern hat an das Wohl aller gedacht, als sie nicht auf sich aufmerksam machte. Als das Ei auf der anderen Seite wieder behutsam auf das weiche Gras gelegt worden war, schaute die Amme hinüber und Sronar konnte die Trauer in ihren Augen sehen. Wark wies nun die anderen an ihm zu folgen. Der Übergang aller war ruhig und Sronar wusste, dass jetzt alle an die Leibwache dachten. Doch es musste weitergehen, denn es war nicht mehr weit bis zu ihrer neuen Heimat.

Alle waren auf der anderen Seite des Flusses, außer Sronar und der sah noch einmal zurück, um sich auch geistig von seiner alten Heimat zu verabschieden. Sie hatten es geschafft. Er hoffte, dass sie hinter diesem Fluss vorerst sicher sein würden
und niemand sie so schnell dort finden würde. Doch während er ein letztes Mal in den Wald sah, konnte er zwischen den Bäumen eine Bewegung wahrnehmen. Es war nur ganz kurz zu sehen, doch er hätte schwören können, dass dort etwas war. Er spähte in den Wald. Doch als sich das Phänomen nicht mehr wiederholte, drehte er sich wieder um, um den Stamm zu passieren. Dann hörte er das Bersten eines trockenen Astes und er fuhr erschrocken herum. Warks Stimme wurde vom Wind zu ihm herübergetragen. „Was ist da los Sronar?“ Sronar reagierte nicht auf das Rufen seines Freundes, denn wenn es wirklich eine Gefahr gab, dann musste er sie rechtzeitig erkennen. Warks Stimme drang immer wieder zu ihm herüber, doch er hörte nicht mehr darauf. Er konzentrierte sich nur auf die vielen Bäume.
Plötzlich schob sich eine riesige Gestalt zwischen den Bäumen hervor. Sronars Fühler zogen sich automatisch in den Panzer zurück und er bekam weiche Beine. Dieses Etwas lief nur auf zwei Beinen. Es hatte zwar noch ein weiteres Beinpaar, doch diese schienen eine andere Funktion zu haben. Das fürchterlichste aber war, dass die Haut blass war. So wurde sich Sronar bewusst, dass dieses Wesen ein Kalter war. Der Kalte stieß einen für Sronar widerlichen Laut aus und er fuhr erschrocken zusammen. Er schrie nur noch und hörte wie auf der anderen Uferseite Panik ausbrach.

Wark sah dieses Wesen und erschreckend wurde ihm bewusst, dass sein Freund dem Tode geweiht war. Alle liefen panisch durcheinander, doch er konnte einfach nicht wegschauen. Als er bemerkte, dass es ihm andere gleich machten, kam ihm eine Idee. „Wir müssen Sronar helfen. Dazu brauche ich aber Freiwillige, denn es könnte das Letzte sein was wir tun würden.“ Einige kamen sofort zu Wark und dieser versuchte sich möglichst kurz zu fassen. „Ich brauche ein paar Freiwillige die mit mir dort rüber gehen. Die anderen müssen den Stamm in der Mitte zerteilen, damit der Kalte nicht auch noch die anderen erwischt. Es muss schnell gehen und wir können uns jetzt keine Fehler erlauben.“ Alle nickten ihm zu und sie hangelten sich an der Baumkrone vorbei auf den Stamm. Sronar hatte sich nun gefangen und bot dem Kalten die Stirn. Zwar wusste er, dass er alleine nicht viel ausrichten konnte, doch er hoffte zumindest, dass sich die anderen schnell genug in Sicherheit brachten. Als der Kalte mit ihm fast auf gleicher Höhe war, sprang er auf die Pfote des Kalten und versuchte unter das Fell zu kommen. Mit diesem Sprung rettete er sein Leben. Denn wo er eben noch gestanden hatte, rammte der Kalte seine Pfote in das Gras. Sronar hielt sich mit allen Beinen am Fleisch fest und biss mit seinem Mundwerkzeug immer wieder hinein. Der Kalte schrie und schlug mehrmals auf ihn ein. Sronar aber unterdrückte die hereinbrechende Bewusstlosigkeit und machte weiter. Für ihn eine sehr lange Zeit später, tauchte ein bekannter Kopf neben ihm auf und verschwand dann wieder. Wahrscheinlich bildete er sich das nur ein. Doch dann ertönte dumpf eine ihm sehr vertraute Stimme. Es war Neto. „Sronar wir werden dir helfen. Die anderen versuchen gerade den Baum zu zerschneiden, um dem Kalten die Chance zu nehmen die anderen zu verfolgen.“ Sronar konnte aufgrund der Schmerzen, die durch seinen ganzen Leib tobten, keinen Zusammenhang feststellen, war aber froh nicht mehr alleine zu sein. Der Kalte schrie immer weiter und das Blut lief aus den Wunden die ihm Sronar zugefügt hatte. Dann bekam er einen weiteren Schlag ab und aufgrund der Härte verschwand die Welt um ihn herum.

Als Sronar erwachte, konnte er sich nicht mehr bewegen. Neto und Wark standen bei ihm und auch einige andere waren anwesend. Sronar versuchte sich abermals aufzurichten, doch ein unsagbarer Schmerz durchfuhr seinen Leib. „Was ist passiert.“ Wark ließ sich neben seinem Freund nieder und strich mit seinen Fühlern über die seinen. Doch auch das schmerzte Sronar, worauf Wark von ihm abließ. „Wir konnten den Kalten vertreiben und den Stamm zerteilen. Kurz vorher haben wir dich rübergebracht. Leider bist du so schwer verletzt, dass du nicht mehr mit uns reisen kannst.“ Wark musste sich um Fassung bemühen, denn es war schwer seinen Freund so verletzt zu sehen. Sronar rang nach Luft, doch seine Lungen schienen sie nicht halten zu wollen. „Ich werden sterben nicht wahr?“ Wark nickte und stieß einen Klagelaut aus. „Zuerst Mutter und jetzt auch noch du Sronar. Es ist nicht fair, dass alle die ich schätze und liebe, so schnell sterben. Ich weiß nicht, ob ich das noch länger überstehen kann.“ Nun war es Sronar der seine Fühler ausstreckte und obwohl es ihn schmerzte strich er über Warks Kopf. „Du musst auf das Ei acht geben mein Freund. Sonst wird unser Stab aussterben und dann wäre mein Tod umsonst.“ Sronar keuchte stark und er fühlte wie das Leben aus ihm wich. „Kannst du mir versprechen auf die neue Mutter aufzupassen?“ Zuerst verharrte Wark eine Weile. Dann nickte er entschlossen. „Ja Sronar. Ich werde auf die neue Mutter aufpassen. Ich werde sie ehren und lieben wie unsere alte Mutter.“ Als Wark diese Worte ausgesprochen hatte, wurden die Glieder von Sronar schlaff und er starb. Wieder stieß Wark einen Klagelaut aus und ließ von seinem Freund ab. Neto und die anderen waren verunsichert, denn normalerweise müssten sie die Totenzeremonie durchführen. Als sie Wark fragten, schüttelte dieser sich und ging weiter. Daraufhin wussten sie, dass Sronar so bleiben sollte, um seinem Mut zu gedenken. Also folgten sie Wark, um ihre Reise zu beenden.

Am dritten Tag erreichten sie ihr neues Heim. Da schon einige Arbeiter da waren, um alles herzurichten, konnten sie das Ei von Mutter in die Bruthöhle bringen. Wark hatte seit Sronars Tod kaum mit jemandem gesprochen, denn noch immer trauerte er um den Verlust seines besten Freundes. Die Amme war sichtlich froh, dass sie das Ei unbeschadet hierher geschafft hatten. Doch auch ihr entging die Trauer Warks nicht. Da sie gerade nicht gebraucht wurde, ging sie nach draußen, um Wark zu suchen. Sie musste sich irgendwie erkenntlich zeigen. Denn Sronar war immer derjenige, der ihr Mut zugesprochen hatte. Sie fand Wark an einem Baum, der zur Nahrungsgewinnung geeignet war. Er suchte nach den geeigneten Stellen, an denen die Arbeiter die Rinde anritzen konnten. Die Amme näherte sich Wark vorsichtig und machte dann durch ein leises, unterwürfiges Fiepen auf sich aufmerksam. Wark drehte sich langsam zu ihr um und in seinen Augen spiegelte sich noch immer die Trauer des letzten Tages. „Ich wollte mal nach dir sehen Wark.“ Wark schien sie nicht zu hören, doch plötzlich drehte er den Kopf zu ihr. „Was soll denn mit mir sein?“ Die Amme war nicht gut darin mit den Arbeitern zu sprechen, doch dieses eine Mal war sie es Sronar schuldig ihre Angst zu überwinden. „Ich möchte mich bei dir für Sronar bedanken, dass er immer derjenige auf dieser Reise war, der mir Mut zugesprochen hatte. Wäre er nicht gewesen, wäre ich wahrscheinlich nicht in der Lage gewesen das Ei bis hier hin zu rollen. Ich will nur, dass du weißt, dass du mit deiner Trauer nicht alleine stehst und vielleicht geht es dir etwas besser, wenn er auch von mir als Held anerkannt wird.“ Wark klickte freundlich mit seinen Mundwerkzeugen und war froh, dass er nicht mit seiner Trauer alleine war. Doch als die Amme wieder gehen wollte, hielt sie inne und drehte sie sich noch einmal zu ihm um. „Wenn die jungen Larven schlüpfen, erzähle ich ihnen immer Geschichten über unsere Vergangenheit. Genau die gleichen, die mir meine Amme auch erzählte. Zwar haben die Larven noch keine Möglichkeit sich zu äußern, doch sie haben einen wachen Geist. Vielleicht ist es an der Zeit, dass sie eine weitere Geschichte hören. Und zwar diese, die uns zu unserer neuen Heimat geführt hat.“ Das erste Mal seit Sronars Tod zeigte Wark Freude. „Wenn du das tun würdest, dann wäre ich dir auf ewig dankbar.“ Die Amme drehte sich fröhlich um und überlegte schon auf dem Rückweg, wie sie diese Geschichte am besten erzählen würde.

Amme Nuri sah auf die Larvenkinder und erntete neugierige Blicke. „Und ich war eine der ersten Larven, die diese neue Geschichte erzählt bekam…“

 
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Nachtrag

Hallo KG-User,

ich habe mich vor etwa zwei Jahren schon einmal auf KG angemeldet, doch ich hatte einfach keine Zeit mehr gehabt und meinen Account gelöscht. Früher war mein Username Ralle gewesen und ich hatte eine Kurzgeschichte im SF-Forum reingestellt. Mir wurde da von euch vor Augen geführt, wie wenig ich mich mit dieser Geschichte selbst auseinander gesetzt hatte und zog mich etwas zurück, um das Gesagte zu überdenken. Nun drängelte sich seit einiger Zeit meine Muse in den Vordergrund. Ermahnte mich aber, nicht die gleichen Fehler wie vorher zu machen. Ich hoffe, dass ich mit dieser Geschichte auf meine Muse gehört habe. Wenn nicht. Scheut euch nicht mir mit eurer konstruktiven Kritik zu helfen.

 
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Hallo KG-User,

seit knapp zwei Wochen steht meine Geschichte nun hier im Forum und ich habe noch keine einzige Antwort von euch erhalten.
Ich frage mich warum?

-Geschichte zu lang?
-Plot zu langweilig?
-Ameisen doof?

Mir ist es egal was ich für Antworten bekomme. Ob nun gut oder schlecht. Doch bitte gebt mir ein Feedback. Denn sonst weiß ich nicht ob sie jemand überhaupt gelesen hat. :-(

Gruß
willbehere

 
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Ich will kein Käfer sein ... :Pfeif:

Hallo willbehere!

Da das bis jetzt noch niemand getan hat, werde ich mal den ersten Kommentar zu deiner Geschichte schreiben.

seit knapp zwei Wochen steht meine Geschichte nun hier im Forum und ich habe noch keine einzige Antwort von euch erhalten.
Ich frage mich warum?
Ja schwierig. Könnte natürlich an den von dir angeführten Problemen liegen. Vielleicht hast du auch zu wenig selbst kommentiert, wer weiß.

Zu deiner Geschichte: Zunächst sind mir die vielen Kommafehler aufgefallen und der ständige Zeitformensprung. Du scheinst Probleme mit dem Konjunktiv zu haben und wechselst deshalb oft in den Präsens. Das nervt. Nach vier Absätzen oder so hab ich aufgehört, mitzuschreiben. Ich glaube, du solltest dich nochmal intensiv mit deiner KG auseinandersetzen und die Fehler herausfiltern, denn gerade bei einer so langen Geschichte kann ich nicht jeden Fehler anführen. Ich werde dir aber am Ende einige Beispiel anführen.
Wie gesagt, deine KG ist relativ lang und hat im Vergleich dazu wenig Handlung. Das macht das Lesen nicht besonders angenehm, tut mir Leid. Diese Detailtreue gehört eher in einen Roman als in eine KG.
Dein Erzählstil ist auch ein wenig trocken und reißt mich als Leser irgendwie nicht so richtig mit.
Über den Plot lässt sich streiten, mir für meinen Teil gibt er nichts. Am Anfang wollte ich den Käfer ja noch niedlich finden, aber du hast irgendwie so aus der Distanz berichtet (ja, berichtet), dass ich mich mit deinen Wesen nicht so richtig anfreunden konnte. Die Handlung zieht sich dann so hin, jedes einzelne Detail wird beschrieben und der Höhepunkt war dann, dass sie auf einer Reise von einem Kalten (das sind die Menschen oder?)angegriffen werden. Wenn man schon so weit ausholt, muss da auch ein bisschen Spannung rein und die hat mir bei dir gefehlt.

Tut mir wirklich Leid, dass ich dir nichts besseres sagen kann. Aber wenn man sich durch eine so lange Geschichte quält, in der nix passiert ist man schon ein bisschen enttäuscht. :thdown:

Jetzt noch ein bisschen Kleinkram wie versprochen.

Genau dieses Klima ist das Richtige für die Eier von Mutter.
Warum der Zeitenwechsel? war das Richtige
doch seine Lebensspanne wird um einiges kürzer sein als die ihre.
Konjunktiv... Das zieht sich durch den gesamten Text. würde
Ja Mutter.
Ja, Mutter.
Es gab keinen Grund, weshalb ich dich mit Nichtigkeiten behelligen müsste.
... weshalb ich dich mit Nichtigkeiten hätte behelligen müssen.

Das sind eigentlich die Hauptprobleme, die du dir nochmal anschauen solltest: Kommasetzung, Konjunktiv, Zeitformen und achja: Zeichensetzung bei wörtlicher Rede.
Sorry aber hab jetzt keinen Nerv, das Ganze durchzukorrigieren. ;) Ist auch nicht meine Aufgabe.

Also ich hoffe meine Kritik war einigermaßen konstruktiv und du kannst was damit anfangen.

Liebe Grüße,
apfelstrudel

 

Hallo willbehere,
die Grundidee zur Geschichte finde ich nicht schlecht, auch, wenn ich mich ein bisschen gefragt habe, ob sie nicht besser nach ScienceFiction passt. Ein intelligentes Ameisenvolk, hm, warum nicht?
Du weichst an einigen Stellen von der Vorlage ab, zum Beispiel da, wo niemand sich der Königin nähern darf. Das wäre bei "echten" Ameisen ja nicht der Fall, der gesamte Stamm identifiziert sich ja anhand von Gerüchen, und durch das Kollektiv sind sie auch vertrauenswürdig genug...
Handwerklich gibt es daran noch einiges zu tun. Abgesehen davon, dass du an einigen Stellen den Satz an die", wörtliche Rede nicht richtig angefügt hast, springst du wild in der Perspektive hin und her und durch die wenigen Absätze wirkt die Geschichte hektisch und gedrängt. Lass dir ruhig mehr Zeit, um die einzelnen Stationen deiner Geschichte zu erzählen, denn so kann sich die Athmosphäre nicht richtig entwickeln. Ich würde dir raten, die Geschichte dahingehend zu überarbeiten, dass du jede Szene aus einer einzelnen Perspektive erzählst und nicht wild hin- und herspringst, damit ist schon viel gewonnen.
Du kannst aus dem Text noch eine Menge mehr rausholen als du es zur Zeit gemacht hast, mach das doch mal, dann wird er noch eine Menge gewinnen!

lg

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke für eure Kommentare.

Nun habe ich endlich etwas womit ich Arbeiten kann.

An apfelstrudel:

Jetz wo du es sagst, fallen mir einige Dinge auf, die ich vorher gar nicht gesehen habe. Ich werde mal versuchen das Ganze zu überarbeiten und sie (wenn möglich) kürzen und würzen. Auch werde ich versuchen mehr Atmosphäre hineinzubringen, um den Leser mit hineinzuziehen.

An vita:

Der Schreibende sieht zu oft nur das was er geschrieben hat, nicht aber seine fehler, da er sich mit ihr zu sehr verbunden fühlt.
Für mich war es in Ordnung, doch nun sehe ich auch was du meinst.
Ich werde mich dann mal auf meine Geschichte setzen und darüber brüten wie ich sie verbessern kann.

Danke euch beiden!

 

Aloha!

Die Idee als solche finde ich eigentlich ganz knuffig, leider versprüht Deine Erzählung den Charme eines Berichts des Ordnungsamtes bei der Überprüfung eines Gewerbebetriebes … Die Handlung kommt zwar detailliert daher, so dass sich mir die Charaktere durchaus vergegenwärtigen, aber es passiert herzlich wenig. Und wenn denn etwas passiert, nehmen die Betroffenen es zwar auf, Du transportierst aber keine Gefühle mit Deinen Worten und als Leser möchten wir ja mit den Ameisen leiden. Die Konversation ist platt, wirkt stellenweise extrem gestelzt.

Über all das würde ich gerne hinwegsehen, wenn ich mich nicht durch endlose Zeitfehler, Wiederholungen und Fehler bei der Zeichensetzung hätte kämpfen müssen und es erfordert wirklich schon ein gerüttet Maß an masochistischer Anwandlung, um tapfer bis zum Ende durchzuhalten.

Das finde ich sehr schade, denn in einer überarbeiteten Fassung kann das richtig gut werden, obwohl viele Leser eigentlich eher nicht auf vermenschlichte Tiere als Protagonisten stehen. Dass Du durchaus mit Worten umgehen kannst, zeigen mir etliche recht verschachtelte Sätze – Du solltest Dir aber unbedingt die Zeit nehmen, und die Erzählung gründlich überarbeiten und mindestens die Fehler beheben.

Ich habe den Text bearbeitet und Dir meine Hinweise und Empfehlungen hier als Word-Dokument eingestellt.

shade & sweet water
>x<

 

Hallo xadhoom,

es erfordert wirklich schon ein gerüttet Maß an masochistischer Anwandlung

Ich unterstelle dir einfach mal, dass du diese hast und bin dir dafür dankbar. Es wird wahrscheinlich etwas dauern bis ich die KG richtig überarbeitet habe, doch mit dem Dokument im Anhang wird es mir sichtlich leichter fallen, meine fehler zu korrigieren. Da ich nun zum dritten Mal gehört habe, dass ich zu trocken schreibe, werde ich versuchen die KG noch Atmosphärischer zu machen.


Du solltest Dir aber unbedingt die Zeit nehmen, und die Erzählung gründlich überarbeiten und mindestens die Fehler beheben

Das werde ich machen. Dafür habe ich sie ja auch in dieses Forum gestellt. :)

 

Hallo willbehere,

ich finde, das ist eine gute Geschichte.
Ich habe mich beim Lesen ordentlich unterhalten.
Der Erzählstil wirkt auf mich manchmal etwas formal und steif, aber das passt ja zu den organisierten Ameisen.
Gut gefällt mir das tragische Ende - wie Sronar stirbt und Wark trauert und zusammen mit der Amme Sronars Erinnerung am Leben erhält.
Und natürlich gefällt mir das ungewöhnliche Setting Ameisen. :-)

Gleich weiter zu den Einzelheiten.

### Kurz bevor ihm einfiel, was diese plötzliche Veränderung in der Luft verursacht hatte, hörte er hinter sich ein Schnaufen und das Aufeinanderschlagen von Mundwerkzeugen.
Die Formulierung „Kurz bevor“ ist ein kleiner Rückwärtssprung in der Zeit und bringt mich eher durcheinander.

Immer wieder ist ein Zeitfehler drin, zB bei

### Doch er teilte ihre Besorgnis, denn das Ei ist ihre einzige Hoffnung
Ich denke, das sollte heißen “denn das Ei war”.

Oder bei

### Dies war wirklich eine meisterhafte Leistung von ihnen gewesen und wird ihnen bestimmt Ruhm einbringen.
Ich denke, das sollte heißen “und würde ihnen bestimmt Ruhm einbringen”.

Manchmal kommen auch auffällige Wiederholungen vor, zB bei
### Widerwillig zog sie die Blätter von dem Ei und Sronar begutachtete das Ei,

### als er hinter sich ein Geräusch vernahm. Er drehte sich um und versuchte durch die vielen Bäume hindurch zu spähen.
Bei diesem Absatzende finde ich die Hinweise auf den Verfolger ziemlich breitgetreten. Geht das nicht etwas weniger auffällig?

### Als er seiner Meinung nach genug Zeit verstreichen ließ, in der nichts passierte,
Das finde ich verschlungen und hölzern. Wie wäre es kürzer mit Als er nichts entdecken konnte?

### Da die Amme diese Gefahr wahrscheinlich schon früh genug erkannte, schnellte sie hervor und hielt das Ei fest.
Das ist zu erklärend. Insbesondere “wahrscheinlich” ist wischi-waschi. Wie wäre es einfacher mit “Die Ame schnellte hervor und hielt das Ei fest“. Das erzeugt beim Leser eher einen Überraschungseffekt.

Gut ist die Darstellung der Opferbereitschaft und des Gemeinschaftssinns und der Prioritäten der Ameisen, zB wenn die Wache in den Fluss fällt und nicht gerettet werden kann.

### Die anderen müssen den Stamm in der Mitte zerteilen, damit der Kalte nicht auch noch die anderen erwischt.
Hier habe ich Probleme mit den Größenverhältnissen. Ist der Kalte ein Mensch? Haben die Ameisen wirklich einen ausgewachsenen Baumstamm gefällt?

### sprang er auf die Pfote des Kalten und versuchte unter das Fell zu kommen
Das finde ich seltsam. Vorher hat der Kalte doch zwei sehr unterschiedliche Beinpaare und blasse Haut. Ich bin mir nicht sicher, ob der Kalte ein Mensch oder ein Hund sein soll.

### Der Kalte schrie und schlug mehrmals auf ihn ein.
Dass Sronar dabei nicht vollständig zerquetscht wird, finde ich etwas unglaubwürdig.

### Für ihn eine sehr lange Zeit später, tauchte ein bekannter Kopf neben ihm auf
Ich finde, das ist keine gute Formulierung. Hier stimmt die Perspektive nicht. Erzählt wird aus der Perspektive von Sronar, und für ihn *ist* es eine sehr lange Zeit. Also hat das ausdrückliche, erklärende “Für ihn” hier nichts verloren.

Dann kommt der Perspektivenwechsel zu Wark als Sronar stirbt.
Einerseits finde ich das ordentlich gemacht - es fällt nicht zu sehr auf und ist ein fließender Übergang.
Andererseits wirkt das aber schon angeklebt, weil die Geschichte eben nach Sronars Tod noch weitergehen soll.
Man merkt auch ein bisschen einen Bruch, weil hier Warks Innenleben zum ersten mal genauer beschrieben wird (“Es ist nicht fair, dass alle die ich schätze und liebe, so schnell sterben.“) Bisher hat man Wark eigentlich nur von außen gesehen.
Man könnte das vielleicht etwas besser machen, wenn man Wark vorher schon nicht nur auftauchen lässt, sondern ihm kurze Abschnitte aus seiner Perspektive gibt, damit der Leser sich an sein Innenleben gewöhnt.

### Wark hatte seit Sronars Tod kaum mit jemandem gesprochen, denn noch immer trauerte er um den Verlust seines besten Freundes.
Die nachgeschobene Begründung “denn noch immer” finde ich lahm.

Die Amme hat keinen Namen, ist aber am Schluss ziemlich wichtig. Ich finde, da sollte sie einen haben.

Außerdem finde ich, dass die Klammern (kursiven Textstücke) am Anfang und Ende nicht zusammenpassen. In der Eingangsklammer geht es um uns (Menschen), die die Katzkat als Ameisen kennen. In der Ausgangsklammer geht es um die Katzkat-Amme Nuri. Nach meiner Lesegewohnheit sollten solche abgesetzten Klammern am Anfang und Ende mehr miteinander zu tun haben, sonst fehlt mir was. Bei deiner Geschichte geht es da um völlig verschiedene Dinge.
Und noch was - die Amme Nuri ist nach meinem Verständnis nicht die Amme, die das Ei transportiert hat. Das finde ich aber in Ordnung.

So viel zu den Einzelheiten.
Trotz diesem Genörgle finde ich aber, dass irgendwas in der Geschichte drinsteckt, das den Leser bei der Stange hält.
Ich jedenfalls wollte wissen, wie’s ausgeht.
Und mit dem Schluss war ich dann auch sehr zufrieden.

viele Grüße
jflipp

 

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