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Kim & Sam

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23.10.2004
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Kim & Sam

Kim & Sam

Wie es uns zur lebensvergnüglichen Gewohnheit geworden war, trafen sich mein bester Freund Daniel und ich auch an diesem Samstagnachmittag im Cafe Cologne, nahmen Platz und einen wohltuenden Tee zu uns. Nach üblichen Plaudereien über die letztwöchentlichen Ereignisse, nach leisem Flüstern über visionäre Pläne einer Staatsrevolution, zeigte Daniel mir einen silbernen Ring, den er schon während des ganzen Gesprächs an seiner Hand getragen hatte, in der eigentlichen sicheren, aber nun doch getäuschten Gewissheit, dass ich, als beobachtungsbegabter Künstler, auf ihn aufmerksam werden würde.
Daniel aber betrachte ich nicht wie alle anderen Menschen, welche ich in meinen Werken umgestalte. Er bleibt davon verschont. Eben weil er mein Freund ist.
Der Ring war nicht sonderlich kunstvoll gearbeitet. Kein Edelstein zierte ihn. Verwundert schaute ich Daniel an, denn es war bei uns nicht Brauch, wertlosen Schmuck vorzuführen.
Er erklärte: „Seit Montag trage ich nun diesen Ring. Ich habe ihn in der Nähe des Doms gefunden. Es ist ein Ehering. Sie selbst, was eingraviert ist.“
Kim & Sam ´93 war zu lesen.
„Das moralische Gewissen plagt mich.“, fuhr er fort, „ Ich trage hier den Ring eines verheirateten Menschen, es ist ja gleichgültig, ob er nun von Kim oder von Sam ist.
Ich sollte ihn ablegen, ihn fortbringen, das weiß ich. Doch es bereitet mir ein perverses Vergnügen, mich in der Öffentlichkeit als Ehepartner aufzuführen. Weißt du einen Rat?“
Ich sah auf die Gravur. Kim & Sam ; Kim & Sam. Meine Gedanken flossen, Millionen von Phantasien.
„Wir werden wahrscheinlich niemals erfahren“, sagte ich, „wer diese Beiden tatsächlich waren. Also ist eine erdachte Wahrheit gleichrangig gegenüber der Realität.
Ich werde dir nun eine Geschichte erzählen. Eine traurige, tragische Geschichte. Eine Geschichte zum Weinen. Sie behandelt das Schicksal eines Liebespaares, mit den Namen Kim und Sam.
Eben dieser Sam, sein eigentlicher Name lautet Samuel, - Wer weiß schon gewiss, was seine Eltern sich bei diesem Namen gedacht haben, offenbar erachteten sie es als sinnvoll, ihren Sohn nach einem biblischen Propheten zu benennen- dieser Sam also wuchs auf dem Lande auf. Die Familie lebte weder in armen, noch in übermäßig reichen Verhältnissen. Gesättigter Mittelstand, könnte man sagen.
Die Natur schlug Samuel fürchterlich hart. Gleich als Kind, und es verschlimmerte sich mit den Jahren sogar noch zusehends, ging er tief gebeugt, so dass ein grässlicher Buckel seinen Körper verunzierte. Eine ekelhafte, lange, gehakte Nase, sowie weit abstehende Ohren gaben seinem Gesicht dazu das Prädikat der Unverwechselbarkeit.
Es ist der Lauf der Dinge in einer rücksichtslosen Welt, dass solche Menschen bereits sehr früh gehänselt werden. Sam wurde ausgeschlossen, niemand wollte „sein Freund“ genannt werden. Von einer Frau, die ihn aufgrund seiner Attraktivität Blicke zuwarf, und sich ihm vielleicht einmal hingeben würde, war ja nicht einmal zu träumen.
So einsam versank er in dunklen Depressionen. Fast durchgängig umwölkte ihn die Suizidgefahr. Doch er lebte weiter, allein aus Pflicht, als Mensch sein Leben zu erhalten.
War ihm das Fleischliche nicht vergönnt, blieb ihm einzig der Geist, jenes unzulängliche Gegenglück. Es gibt wohl keinen Menschen, der derartig viele Bücher mit Verstand gelesen hat, wie Samuel. Literatur, und Philosophie waren also seine Bereiche. Auch liebte er die klassische Musik, hatte sich bald die Partiturkenntnisse eines Dirigenten von hohem Rang erworben. Doch die übertriebene Unterdrückung eines jeden Gefühls des Stolzes erstickte allen Mut, welcher nun einmal vorhanden sein muss, um vielleicht ein Instrument zu erlernen, oder sich gar als Kondukteur unterrichten zu lassen. Sam sprach sich frei von allen Talenten, sah sich bar jeder künstlerischen Fähigkeit, obwohl aus ihm durchaus ein großer Musikus, oder auch ein stilistisch begabter Schriftsteller hätte werden können.
So zog er hinaus in die Stadt, um an der Universität ein Gelehrter zu werden, um auf dem geistigen Gebiet etwas zu leisten. Dies gelang ihm recht gut, schnell wurde sein Name unter den Professoren bekannt.
In den Hörsälen war die weibliche Schönheit allgegenwärtig. Viele Frauen lockten ihn nun, weil im Studentenalter der Satz bewiesen wird, wonach die Schönheit stets den Geist sucht. Sam war allerdings kaum in der Lage, mit jenen Frauen überhaupt auch nur zu sprechen. Dieser Konflikt, zwischen Verlangen und Feigheit, zwischen Sehnsucht und Disziplin, bestimmte fortan sein inneres Leben.
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Kims Eltern hegten vielleicht eine ungehörige Faszination für die asiatische Kultur, jedenfalls will mir so recht kein anderer, vernünftiger Grund in den Sinn kommen, weshalb ein blondes, deutsches Mädchen nicht etwa den Namen Clara, Elise, oder Carolin tragen sollte, sondern eben Kim.
Kims Kindheit verlief furchtbarer, als wir es uns heute überhaupt erst vorstellen können.
Ihr Vater war Bauunternehmer, und vergewaltigte seine Tochter. Ebenso ihr Bruder. Mehrmals wöchentlich.
Die einzige Freude ihn ihrem jungen, unschuldigen Leben blieb das Violoncello, mit dessen weinerlichen Klängen sie ihr Leid aus der Seele musizierte.
Aus Angst und Scham vermochte sie es nicht, sich einer hilfefähigen Person anzuvertrauen. Der Großvater entdeckte einmal zufällig, welch dunkle Übel im Hause seines Sohnes vorgingen. Dieser Mann hatte noch Anstand. Er handelte einer moralischen Pflicht gemäß, und nahm seinen Sohn aus der Welt. Solche Menschen haben nämlich ihr Lebensrecht eingebüßt, durch die Zerstörung eines weiteren Lebens.
Bald offenbarte sich, welch tiefe Wunden die jugendliche Hölle in Kims Seele geschnitten hatte. Sie erkrankte an Bulimie. Bedauerlicherweise gelang ihr die jahrelange Verheimlichung des Problems, so dass sie es als gewöhnlichen Teil ihres Lebens betrachtete. Dabei war es doch Folge der erleideten Gräuel.
Kim war dabei von außerordentlicher Schönheit, mit einem hübschen Gesicht, und angenehm üppigen Formen. Viele Männer bemühten sich um sie, und wenn dies eben nicht alle taten, dann einzig aufgrund ihrer Unsicherheit dem Naturkunstwerk gegenüber.
Jedoch, eine gewisse Zuneigung, eine Liebe a priori, verspürte bei ihr tatsächlich das gesamte männliche Geschlecht. Natürlich ahnte niemand, welches Leid man ihr zufügte, durch Geschenke, Einladungen zum Essen, Liebesbriefe. Sie selbst war nämlich gar nicht in der Lage, jemanden zu küssen, gar mit ihm zu schlafen, einen Mann tief zu lieben. Wie sollte sie denn dazu auch fähig sein?
Jeder Versuch, ihre Situation einem Verehrer verständlich zu machen, schlug fehl, und endete in Einsamkeit. Denn der Mensch, im Besonderen noch nie Männerwelt, setzt ein gutes Aussehen einer Frau mit innerem Wohlbefinden gleich. Ein fataler Trugschluss.
Auch Kim ging in die Stadt am Rhein, um ein Studium zu beginnen.
Frisch, freudenfröhlich gab sie sich, damit alle sie möglichst mochten. Doch sie verschloss sich schnell bei den kleinsten Anzeichen einer Annäherung. So zählte sie viele Bekannte, hatte aber keinen einzigen, wahren Freund.
Das Schicksal vermag es, uns an beispielhaften Konstellationen seine ganze Grausamkeit zu demonstrieren. Es kann so grausam sein, dass man sich notwendigerweise fragen muss, welchen Grund es geben mag, einen Menschen auf einer solchartigen Weise leiden zu lassen. So wie Kim. Man stellte eines Morgens die Krankheit Multiple Sklerose bei ihr fest. Unheilbar, in Schüben auftretend, zum Tode führend. Sie war gezwungen, dass Cellospiel aufzugeben, da sie in den Fingern kein Gefühl spürte. Vom Leid zerrüttet lebte sie fort. So unglücklich wie wunderschön.
Bei einem ihrer öfteren Besuche der Philharmonie hatte ein junger Mann an ihrer Seite Platz genommen. Na? Wer wohl? Das Fatum kann auch anders. Manches Mal zeigt es sich von seiner gutmütigen Wahnsinnigkeit. Es war Samuel.
Wie es seine, von der Musik aus in ihm heraufquollende Art war, dirigierte er die ihm bekannten Werke mit kleinen Handbewegungen für sich selbst, als Ausdruck seiner in Spannungen umgesetzten Empfindungen. Kim bemerkte dies natürlich, und erstaunlicherweise brachte sie es über sich, ihn in der Konzertpause darauf einmal anzusprechen. Das Gespräch entwickelte sich.
Es wurden die standardisierten Hauptfragen gestellt. Name, Beruf, Alter, Interessen… .
Seltsam, und doch wundervoll: Keiner von Beiden legte die übliche Schüchternheit an den Tag. Sie waren so vertraut, dass man hätte glauben können, eine tiefe Freundschaft würde sie schon lange Zeit verbinden. Seelenverwandt, eindeutig.
Es kam zu weiteren Treffen. Theater, Museum … . Zwei Kulturnarren hatten sich gefunden. Nach vielen Wochen des Rausches, von nie erträumtem Glück, gestand Sam, wie es ihm natürlicherweise auferlegt wurde, ihr seine Liebe. Er war sich sicher, dass sie das Gleiche fühlte.
Klar und entsetzlich war aber ihre Reaktion: „Ich liebe dich nicht. Ich empfinde für dich lediglich eine tiefe Freundschaft. Es wird nie mehr zwischen uns sein.“
Als vermeintlichen Grund gab sie die Ähnlichkeit der Beiden an. Zwei im Geist identische Menschen seien unfähig, sich in einer Beziehung etwas Neues geben zu können.
Die wirkliche Ursache, weshalb Kim mit ihm keine Liebesbindung eingehen konnte, lag selbstverständlich noch ganz woanders.
Sam sah sich im tiefsten Herzen erschüttert. Kim war die Frau seines Lebens, der Mensch, in dem er alles fand, wonach er jemals gesucht hatte. Dies war über jeden Zweifel erhaben.
Oftmals ereilten ihn sogar prophetische Visionen, Vorstellungen eines Lebenstraumes, konkret die Heirat mit Kim und die Gründung einer Familie. Nun geriet der endgültige Verlust seines Glaubens an das Fatum in gefahrvolle Nähe. Allein eine tränenvolle Umarmung der Beiden konnte ihn von der Todessehnsucht befreien. Und nach qualvollem Zögern nannte Kim ihm endlich die genauen Umstände ihrer Situation, sagte ihm, welch Unglück ihr in der Kindheit widerfahren war, und welches Leid sie sich selbst immer wieder zufügte. In der gleichen Nacht genossen sie die Klangsprache Bruckners, zärtlich berührend unter einer Wolldecke auf dem Boden von Kims Zimmer.
Samuel glaubte zunächst fest daran, all sie Probleme mit seiner Liebe lösen zu können, doch schon bald erfasste er die gesamte Ernsthaftigkeit, und sah sich gezwungen, seiner Geliebten den Rat zu erteilen, sich in professionelle Hände zu begeben.
Nach einigen nicht abzuwendenden Rückschlägen vollbrachten sie die Heilung, gemeinsam. Somit war er frei geräumt, der Weg zum vollkommensten Glück.
Aber hier offenbarte sich jetzt der eklatante Makel dieser Verbindung. Denn Sam war chronisch eifersüchtig. Dagegen benötigte Kim enorme Freiräume, (Was nach ihren traumatischen Erfahrungen sicherlich nur allzu verständlich ist.) um überhaupt lebensfähig zu sein. Tiefe Wunden trug Sam davon, wenn sein Alles über Monate verreiste, oder mit anderen Männern tanzte (Da Kim den Tango liebte, Sam aber selbst einen abgrundtiefen Hass dem Tanzen gegenüber empfand.). Schwere Wolken legten sich auf seine Seele, das Glück entschwand wieder völlig. Auch Kim verfiel in alte Gewohnheiten.
Hier stoppte Samuel den reißenden Strom in den Untergang. Er kämpfte. Eine ungeheure Kraft hatte sich in ihm entwickelt. Die Fähigkeiten eines Messias. So zog er in die Schlacht, führte Krieg gegen das Fatum. Nur die unwiederbringliche Zerstörung des Schicksals, als unüberwindbar scheinendes Hindernis auf dem Weg zur Erlösung, konnte überhaupt die Hoffnung auf ein leidloses Leben erlauben. Siegreich kehrte er schließlich zurück, von wo auch immer, und ließ sich, gemeinsam mit Kim, auf einem Triumphzug feiern. Bei ihrer Trauung. Er fundamentierte das Glück, manifestierte es mit zwei Ringen. In einer sehr edlen Zeremonie, mit Wagner und Bach in der Musik.
Der nun gemeinsame Lebenstraum, gehegt von Kim und Sam: Im unnennbaren Glück vereint wollten sie ihre Liebe an Kinder weitergeben, und sie nach philosophischen, kunstvollen Vorstellungen erziehen. Musik, Literatur, Malerei- Sie wollten eine Kulturfamilie begründen. Nur liegt solch ein Vorhaben leider außerhalb des Möglichen, wenn beide Partner biologisch dazu nicht in der Lage sind. Qualvoll! Sie durften ihre Liebe nicht weiterverschenken, konnten ihren inneren Kern nicht verschmelzen, durften keine neuen Geschöpfe mit wundervollen, herrischen Anlagen erschaffen.
Langsam zerfressend ätzten nun die zerrissenen Überreste des Schicksals beide Seelen immer näher zur Auflösung.
Denn Kims körperliche Krankheit, in der neueren Zeit kaum akut vorhanden gewesen, trat nun in immer weiter ausholenden Schüben verstärkt auf. Sie war wie gelähmt, die Wahrscheinlichkeit des Überlebens gering.
Wenn die Menschen kein Glück erfahren können, wenn sie nicht zum Leben, sondern zum Leiden bestimmt sind, bleibt nur der Tod, als Erlösung vom endlosen, sinnlosen Kampf. Das heilvolle Nichts. So stiegen sie zusammen aufs Haus, um hinunter zu fallen. Dabei löste sich wohl einer der beiden Eheringe, als Symbol für das überlegende Schicksal, dass ihnen sogar verwehrte, vereint der Erde zu entfliehen.“
Daniel schaute mich schweigend an. Ihm kamen die Tränen.
„Soviel Leid mussten diese zwei unschuldigen Menschen ertragen. Wieso? Warum ist das Schicksal so grausam?“
Erst später wurde mir überhaupt erst bewusst, welche Bedeutung Daniels Fragen hier eigentlich haben. Ich scheine ja ein derart grandioser Erzähler zu sein, dass er meine Worte als Wahrheit angenommen hat. Meine Hochachtung!
Ich antwortete: “Das Fatum handelt genau in dem Maße an Grausamkeit, wie es überhaupt möglich ist, dass es grausam handeln kann. Dem Menschen bleibt nur der ewige Kampf. Diese kosmische Macht sollte zerstört werden.“
Grübelnd verließen wir das Cafe. Beim Handschlag zum Abschied spürte ich den Ring auf meiner Handfläche. Daniel trägt ihn weiterhin. Dabei meine ich mittlerweile, dass eigentlich ich ihn mir verdient habe.

 

Hi Mike,

doch, hat mir gut gefallen. Der Anfang plätschert ein bisschen vor sich hin. Hier läufst du eventuell Gefahr, dass manche Leser wieder wegklicken. Was wirklich schade wäre.

Was mir wirklich gut gefallen hat, ist, dass du mit der Geschichte - so tragisch sie auch endet - viel Hoffnung ausdrückst. "Man hat immer die Wahl", scheint die Kernaussage zu sein - "... in einem gewissen Rahmen". Aber immerhin: Man kann die Schatten der Vergangenheit abwerfen und sich neuen Dingen zuwenden, das ist doch eine Aussage, die sehr positiv ist. Und zum Ende: Was wäre die Alternative gewesen - zum Beispiel für Sam? Wenn er so weitergelebt hätte wie bisher, Kim nicht begegnet wäre oder nicht so hartnäckig gewesen wäre, wodurch er ihr aus ihrem Tief half, wäre er niemals annähernd glücklich geworden. So hat er vielleicht kürzer, aber doch wesentlich intensiver gelebt. Und selbst der gemeinsame Freitod birgt für mich noch viel an Liebe, Hoffnung, Zutrauen. Insgesamt eine traurige und zugleich auch Zuversicht ausstrahlende Geschichte. Ähm, versteht mich hier einer? ;)

Den Stil empfinde ich als nicht ganz durchgängig. Da sind wunderschöne Wendungen, z. B.:

Viele Frauen lockten ihn nun, weil im Studentenalter der Satz bewiesen wird, wonach die Schönheit stets den Geist sucht.
Die einzige Freude ihn ihrem jungen, unschuldigen Leben blieb das Violoncello, mit dessen weinerlichen Klängen sie ihr Leid aus der Seele musizierte.
Hat mir beides sehr gut gefallen, dazu noch andere mehr.


Hier hatte ich dann kurz das Gefühl, du benutzt die Holzhammer-ich-trichter-euch-meine-Autoren-Meinung-schon-ein-Methode:

Er handelte einer moralischen Pflicht gemäß, und nahm seinen Sohn aus der Welt. Solche Menschen haben nämlich ihr Lebensrecht eingebüßt, durch die Zerstörung eines weiteren Lebens.
Bedauerlicherweise gelang ihr die jahrelange Verheimlichung des Problems, so dass sie es als gewöhnlichen Teil ihres Lebens betrachtete. Dabei war es doch Folge der erleideten Gräuel.
Aber dann fiel mir wieder ein, dass du ja den Prot erzählen lässt. Da passt das natürlich wieder und verleiht seiner Einstellung Ausdruck. Hier war ich als Leser also auf dem Holzweg. Man könnte auch sagen, dass mich die Geschichte von Sam und Kim so hineingezogen hat, dass ich die Rahmenhandlung vergessen habe. Dann ging es mir also ähnlich wie Daniel.

Dennoch empfand ich den Stil als nicht ganz durchgängig. Das kann aber tatsächlich an der gewählten Perspektive und der gewählten Erzählform gelegen haben. Da sind tolle sprachliche Wendungen. Dann wieder Sätze, die zehn Mal in sich selbst verschachtelt sind (Okay, ich neige manchmal zu Übertreibungen und auch okay, manche Menschen reden so - es ist dennoch anstrengender für den Leser). Dazu dann die absoluten Wertungen - auch wieder verursacht durch die gewählte Erzählform. Hmm, schwierig. Irgendetwas sagt mir, dass du auf die Rahmenhandlung nicht wirst verzichten wollen. Na ja, ist nur 'ne Anmerkung.


Was die Lesefreude aber wirklich trübt, sind zahlreiche Fehler, die sich noch eingeschlichen haben. Ich habe keine Liste gemacht, sondern mal nur ein paar rausgezogen - absolut unvollständig und noch nicht mal in der richtigen Reihenfolge.

Es ist ein Ehering. Sie selbst, was eingraviert ist.
Sieh

Sam sprach sich frei von allen Talenten, sah sich bar jeder künstlerischen Fähigkeit, obwohl aus ihm durchaus ein großer Musikus, oder auch ein stilistisch begabter Schriftsteller hätte werden können.
Komma vor "oder" weg

Eben dieser Sam, sein eigentlicher Name lautet Samuel, - Wer weiß schon gewiss, was seine Eltern sich bei diesem Namen gedacht haben, offenbar erachteten sie es als sinnvoll, ihren Sohn nach einem biblischen Propheten zu benennen- dieser Sam also wuchs auf dem Lande auf.
lautet Samuel - wer weiß (Komma weg, "wer" klein)
benennen - dieser (Leerzeichen vor dem Gedankenstrich fehlt)

So zählte sie viele Bekannte, hatte aber keinen einzigen, wahren Freund.
einzigen wahren Freund (Komma weg)

Wie es seine, von der Musik aus in ihm heraufquollende Art war, dirigierte er die ihm bekannten Werke mit kleinen Handbewegungen für sich selbst,
entweder Komma zwischen "seine" und "von" weg oder noch eines zusätzlich "heraufquellende", so dass es ein eingeschobener Nebensatz wird

Dagegen benötigte Kim enorme Freiräume, (Was nach ihren traumatischen Erfahrungen sicherlich nur allzu verständlich ist.)
entweder Komma weg, "was"" klein und Punkt außerhalb der Klammer oder (besser) die Klammer weg und "was" klein.


Bitte lies noch einmal gründlich Korrektur.

Insgesamt eine Geschichte, die mir gut gefallen hat, an der man aber sicher hier und da noch was Feinschliff anbringen kann. Gern gelesen. :)

Viele Grüße
Kerstin

 

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