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Kind?

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23.09.2010
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Kind?

Kind ?

Ich schiebe ganz vorsichtig den Schlüssel in das Schloss.
Leise sein. In diesem Haus habe ich gut 20 Jahre gewohnt, somit
weiß ich genau auf welche Stelle der Stufe ich treten muss, um lautlos hinauf zu schleichen.
Die zweite Stufe überspringe ich.
Heute will ich kurz zu meinen Eltern. Sie wohnen im zweiten Stock, meine Oma im ersten.
Und an genau dieser Oma will ich vorbei schleichen.

Ich höre sie reden. Wie jeden Nachmittag sitzt sie mit ihrem Besuch am Kaffeetisch.
Ihr Besuch, das ist Herta, keine wirkliche Freundin, eher eine Nervensäge oder olle Hippe, wie Oma immer sagt. Die beiden verbindet eine Zweckfeindschaft, das ist zumindest meine
Meinung. Sie sind beide Witwen, knapp 90 Jahre alt. Da hat man nicht mehr so die Möglichkeit auf Freunde zurückzugreifen. Die meisten sind bereits verstorben.
So klingelt Herta jeden Tag pünktlich um halb vier und das ist auch der Startschuss zum rumzanken. Herta isst keinen Kuchen, sagt sie zumindest immer, da sie auf ihre Linie achten muss. Meine Oma liebt Kuchen, aber nur mit Schlagsahne! Herta hat eine beachtliche Menge
Haarspray im Haar, es sieht aus wie eine weiße Haube, aber wenn man genau hinsieht, bemerkt man, dass es sich um zusammengeklebte Haare handelt. Meine Oma hat Naturlocken, ich mag besonders die widerspenstige die ihr von der Stirn absteht und an der sie immer rumzupft. Sie sieht immer etwas zerzaust aus. Und das liebe ich.

Die erste Treppe habe ich geschafft. Jetzt noch 5 Stufen bis zur ersten Etage.
Ich muss mich konzentrieren und die richtigen Stellen auf dem Läufer treffen.
Heute habe ich wirklich keine Zeit, nur schnell was holen oben und dann wieder weg.

Ich lausche. Ah, heute lesen sie wieder einmal im Telefonbuch.

„Der Erich wohnt doch nicht auf der Laupendaler! Die haben ihr Häuschen am Berg.“
„Welchem Berg?“
„Da wo die vom Friseur wohnt. Die Dings.“
„Welche Dings?“
„Ach das weißt du doch genau Herta! Jetzt tu nicht so!“
„Nee, weiß ich nicht!“
„Ich guck jetzt mal nach der Straße. Wie heißt die noch mal?“
„Wer?“
„Na die Dings aus dem Salon!“

Oh nein, heute will ich solche Gespräche nicht. Auf gar keinen Fall! Ich muss dann immer sagen wer wo wohnt und wer jetzt im Recht ist. Keine Zeit. Also langsam weiter.
Wie gut das Herta fast taub ist und auch Oma schlecht hört. Sie hört anscheinend nur noch das, was sie auch hören will. Ich liebe meine Oma, aber sie ist so zeitraubend.
Wenn ich ihr in die Hände falle, ist der Abend gelaufen.

Ich stehe im Flur. Von da aus kommt man in die Küche, ins Bad und ins Wohnzimmer.
Die Türen Richtung Küche und Bad sind zu.
Die Wohnzimmertür ist wie immer nur angelehnt. Man könnte ja sonst etwas verpassen.
Ich höre leises Plaudern. Man hat sich wohl auf eine Straße geeinigt.

Warum halte ich eigentlich die Luft an? Mein atmen wird sie wohl kaum hören.
Mein schlechtes Gewissen drängelt sich nach vorne. Mir ist klar, dass sie auf mich wartet.
Manchmal steht sie schon am Fenster, wenn ich die Straße hinauf komme.
Sie strahlt dann über das ganze Gesicht und klopft wild gegen die Scheibe. Früher fand ich das immer peinlich. Jetzt winke ich lächelnd zurück. Es fühlt sich gut an, wenn man so liebevoll empfangen wird. Ein wundervolles, warmes Gefühl.

Aber heute habe ich noch etwas vor und deshalb setzte ich den Fuß auf die erste Stufe des letzten Treppenabschnitts. Die Treppe gibt keinen Laut von sich, ich triumphiere innerlich.
Ich weiß also noch wie es geht! Ha, ich hab’s geschafft. Ich bin dran vorbei!

„Kind? Bist du das? Warum schleichst du denn rum?“

Unglaublich! Sie hat mich tatsächlich gehört!

„ Ja, ich bin’s, aber ich habe heute echt keine Zeit.“
„Ach nu komm mal eben rein. Du musst mal eben was für uns klären.
Du kennst doch die Blonde. Die, die bei meiner Friseurin arbeitet.
Wo wohnt die?“

 

Hallo sweetie!

Das hat mir gut gefallen. Eine Liebesgeschichte an die Großmutter. Damit kriegst Du mich immer. :gelb:
Du erzählst sehr warm, es klingt fast kindlich, aber schön kindlich, nicht nachgemacht. Der Humor kommt aus der Geschichte und den Figuren, nicht nachträglich vom Autor. Die Dialoge mochte ich besonders.

Rechtschreibung, Zeichensetzung und Formatierung würde ich an Deiner Stelle nochmal gründlich überarbeiten.

Freundliche Grüße,
Makita.

 

Hey Sweetie!

Ja ja, immer Vorwände, warum man die Alten nicht besucht, immer etwas wichtiger ist als die Großeltern. Obwohl man doch tatsächlich traurig wäre, wenn sie dann plötzlich nicht mehr da wären.

Die Charakterisierung der Oma ist dir ganz gut gelungen, wenn eben auch relativ klischeehaft, aber doch, ich habe eine Oma vor mir. Was mir jedoch eindeutig fehlt, ist die Ausarbeitung dieses Konflkits, den man mit sich und seinem Gewissen hat. Soll ich sie nicht doch öfter mal besuchen?
Die ganzen Abers und Wenns, die man zur eignen Entschuldigung findet, das müsste vielleicht noch ein bisschen stärker sein, als dieses "Ich will nur schnell was holen, hab noch was vor"
Oder soll das eben zeigen, dass man so schnell drüber hinweg geht? Dann fehlt aber der Schlag, die Erkenntnis, dass es eben irgendwann dazu kommen kann, das da nichts mehr ist, was man über gehen kann.

Timo

 

Hallo Makita! Hallo Timo!

Bin ganz erstaunt, dass ich jetzt schon die ersten Reaktionen auf diese Geschichte habe. Danke das ihr euch die Zeit genommen habt! Diese Geschichte beschreibt ein bißchen eines meiner persönlichen Alltagserlebnisse.Diese Oma gab es wirklich. Timo, du hast durchaus Recht das der Konflinkt, um mein schlechtes Gewissen nicht sehr stark herausgearbeitet ist, aber das war hier durchaus so gewollt. Ich wollte dieser Geschichte etwas Leichtigkeit geben. Sicherlich hätte ich deutlicher herausarbeiten können, wie schwer es manchmal ist das richtige zu tun. Ich hatte heute das Bedürfnis diese Geschicht aufzuschreiben und zu teilen. Mir fallen soviele wundervolle Erlebnisse mit ihr ein. Werde mich am WE noch mal dransetzten und die Fehler korrigieren. Ich bin manchmal zu ungeduldig :) Dann muss alles schnell gehen :) Es freut mich sehr, dass ihr diese Geschicht mögt!

Liebe Grüße!

Sweetie

 

Hey sweetie,

eine kleine Feine für Zwischendurch. Nichts großes, aber hübsch. Hab ich gern gelesen.

Ich denke übrigens nicht, dass der innere Konflikt da künstlich aufgebauscht werden muss, das will, glaub ich keiner lesen. Denn so riesig ist er ja nicht, dass er mehr Raum einnehmen muss.

Ich schiebe ganz vorsichtig den Schlüssel in das Schloss.
Ganz leise sein.

Wortwiederholungen sind meistens nicht sehr elegant. Auf das erste "ganz" kann man ja auch gut verzichten ;).

Herta isst keinen Kuchen, sagt sie zumindest immer, da sie auf ihre Linie achten muss.

:D - die beiden sind toll!

Meine Oma hat Naturlocken, ich mag besonders die widerspenstige die ihr von der Stirn absteht und an der sie immer rumzupft. Sie sieht immer etwas zerzaust aus.

Das ist schön! Da steckt so was liebevolles drin. Ich mag das.

Ah, heute lesen sie wieder einmal im Telefonbuch.

Du hast die beiden echt im Griff! Das ist witzig. Und das Gespräch der beiden Damen - Gottchen. Man möchte fast niedlich sagen, aber ich glaube, die beiden würden das nicht gern hören.

Sie strahlt dann über das ganze Gesicht und klopft wild gegen die Scheibe. Früher fand ich das immer peinlich. Jetzt winke ich lächelnd zurück. Es fühlt sich gut an, wenn man so liebevoll empfangen wird. Ein wundervolles, warmes Gefühl. Ich fühle mich gesegnet.

Das ist auch so ein Einschub, wo viel Wärme durchkommt. Allerdings finde ich das Fette etwas zu fett aufgetragen. Sag dem Leser mal nicht, wie er es zu deuten hat, das bekommt er auch so hin.


Vielen Dank für den liebevollen Zeitvertreib.
Beste Grüße Fliege

Ach so, vielleicht kannst Du ja auch mal einen Autor mit ein paar Zeilen erfreuen. Man freut sich doch, wenn er was schreibt ;).

 

Hey Sweetie,

klingt für mich eher wie eine Anekdote als eine "warme" Geschichte. Ich fand sie platt und auf jeden Fall will ich da einen Konflikt lesen, sonst ist es mir doch zu alltäglich. In Geschichten sollte man doch irgendwie den Alltag aufarbeiten und nicht eine Aufzählung machen, was man so macht und mag. Außerdem sehe ich da keine Besonderheit in der Beziehung der Oma und der Enkelin. Es gab für mich keine Zwischenräume - einzig, als sie meinte, dass ihr das Klopfen der Oma an der Scheibe früher peinlich war und heute lächelt sie - da könnte man irgendwo anknüpfen - was ist da in der Zwischenzeit passiert? Nur erwachsen geworden? Erzählenswert?

Hat mich nicht erwärmt. :D Aber dafür müsstest du auch mit einem Bunsenbrenner kommen. :D
Viel Spaß auf kg.de

JoBlack

 

Hallo sweetie,
mir hat die Geschichte auch gefallen. Nichts Großartiges, ich weiß, aber doch mit einem liebevollen und leicht humorvollen Blick geschrieben. Ich finde alte Leute sowieso Klasse, die werden viel zu oft unterschätzt. Hast einen angenehmen Schreibstil. Titel ist ein bisschen ...na,ja ...

LG
Sammamish

 

Hallo sweetie!

Eine sehr schöne Geschichte hast du da geschrieben. Die Geschichte war angenehm zu lesen und wie du das alles beschrieben hast finde ich toll.
Vor allem wie du die beiden alten Damen beschrieben hast. So schön klischeehaft. So etwas liebe ich. :)

GLG
mausi

 
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Hallo Fiege!

Danke das du dich mit meiner Geschichte beschäftigt hast :) Es ist sicher nicht die große Geschichte, aber sie kommt von Herzen. Ich bin nochnicht lange hier auf dieser Seite und ich komme kaum dazu mal in Ruhe zu lesen.
Ich lese jetzt erst einmal einer deiner Geschichten. Schön finde ich, dass du die Seele meiner Geschichte erkannt hast.Genau so wollte ich rüberbringen :)

Sei lieb gegrüßt!

Sweetie

Hallo JoBlack!

Tja da habe ich dich nicht erreichen können mit meiner Geschichte. So ist es eben. Ist sicher nicht jedermanns Sache, aber die Geschmäcker sind verschieden. Vielleicht schaffe ich es ja mit einer meiner nächsten Geschichten :)

Hallo Sammamish und hallo Mausi!

Super das ihr meine Oma mögt.Ja alte Leute werden in der Tat oft unterschätzt. Sie sind oft sehr zauerhaft. Danke fürs lesen!

Liebe Grüße

Sweetie

 

Hallo Sweetie,

eine schöne Geschichte.
Ich habe mit meiner Oma zusammen in einem Haus gewohnt: wir in der 4 Etage, die Oma im Erdgeschoß. Irgendwie hat sie immer gewußt, dass wir es waren, die da die Treppe herunterkamen. Ihre Wohnungstür hatte ein Fenster und automatisch wartete man darauf, dass es sich öffnete und ihr Kopf erschien .. was auch meist der Fall war :)
Als sie dann nicht mehr war, hatte ich noch lange Zeit das Gefühl, das Fensterchen müsse jeden Moment aufgehen, wenn ich die Treppe herunter kam.
Deine Erzählung hat mich sehr an diese Zeit erinnert. Sehr liebevoll geschrieben

LG, Eisbär

 

Hey sweetie,

eine kleine Feine für Zwischendurch. Nichts großes, aber hübsch. Hab ich gern gelesen.

Das steht schon im Kommentar von Fliege und ich sehe es ganz genau so. Hat mich berührt. Und vor allem hat der kleine Text etwas sehr schönes in mir erzeugt: Ich würde gerne mehr aus der Welt Deiner Figur, also aus Deiner Feder lesen.

Liebe Grüße, T.

 

Hallo Eisbär, hallo T Anin!

Ich sehe jetzt erst, dass ihr meine "Omageschichte" gelesen habt. Erst einmal lieben Dank dafür und auch für euer Feedback. Das diese kleine Szene bei euch liebe Erinnerungen wecken, oder euch sogar Freude beim lesen bringen, freut mich ungemein. Ich war mir überhaupt nicht sicher, ob ich das so rüberbringen kann, was ich mir vorgestellt hatte. Ihr bestätigt mich darin :)

@ Eisbär, ist es nicht toll. So eine Oma gehabt zu haben? Ich vermisse meine sehr. Das mit dem Fensterchen finde ich ja toll! Sowas hat meiner Oma dann noch gefehlt :)

@ T Anin, es gibt noch ein paar Geschichten über sie. Bin mir noch nicht sicher, ob sie fertig sind und ob ich sie veröffentlichen soll. Ich bastel immer mal wieder an ihnen. Vielleicht bekomme ich es ja hin :)

Lieber Grüße an euch beide!

Sweetie

 

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