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Klaus-Rüdiger und die Schrankwand

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20.11.2005
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Klaus-Rüdiger und die Schrankwand

Klaus-Rüdiger und die Schrankwand


Klaus-Rüdiger hatte schon wieder genug. Wie jedes Jahr kurz vor Weihnachten hatte sich seine Freundin dazu entschlossen, die Wohnung und deren Mobiliar zu erneuern. Dieses Mal war das Wohnzimmer dran. Klaus-Rüdigers Schrankwand aus den siebziger Jahren die er beim Auszug aus dem Haus seiner Familie hatte retten können, war der feinen Dame nicht mehr gut genug. Dabei war diese noch fast neu. Sogar die Puhdys-Aufkleber, die Klaus-Rüdiger als Jugendlicher darauf gepatscht hatte, glänzten dank Asbestveredeltem Material noch wie als hätte Klaus-Rüdiger sie gerade gestohlen.

Nun sollte also ein Ersatz her. Und zwar nicht wie Klaus-Rüdiger es verzweifelt forderte, von der Möbelrampe, sondern vom teureren Konkurrenten IKEA. Und das konnte Klaus-Rüdiger ums Verrecken nicht nachvollziehen. Warum denn mehr für Möbel ausgeben als für einen Kasten Bier? Günstig gleich gut, das war jahrelang Klaus-Rüdigers Devise wenn es um die Inneneinrichtung ging. Oder: Was für Kakerlaken reicht, ist uns gerade gut genug. Möglicherweise war er auch deshalb bei seiner ersten Familie rausgeflogen. Am allermeisten störte ihn aber der Umstand, dass es nachher einen Idioten geben müsste, der das ganze Zeug zusammenbauen muss. Und wer könnte das wohl sein?

Wie auch immer, ausgerechnet am Samstag wollte Gertrude dann mit ihrem schmächtigen Packesel Klaus-Rüdiger die skandinavischen Möbelhändler besuchen. Klaus-Rüdiger hatte noch einen dicken Kopf vom Vortag, da er Freitags immer beim Wettsaufen in der Schlageromme, seiner Stammkneipe, ist. Und natürlich schmerzende Hoden, da er dies immer tut um dem freitäglichen Ehepflichten zu begegnen.
Schon bei der Ankunft begann der erste große Ärger. Gertrude befahl Klaus-Rüdiger, einen Parkplatz nahe am Eingangstor zu finden, da sie aufgrund ihrer ausladenden Kiste nicht große Strecken zu Fuß laufen könnte. Klaus-Rüdiger versuchte gar nicht erst, Argumente dagegen zu finden sondern kurvte mit seinem pinken VW Lupo über das Parkareal. Weil es sehr voll war, bekam er allerdings am laufenden Meter den Stinkefinger gezeigt oder wurde von der Straße gehupt. Schließlich stellte er sich kackfrech auf den Bürgersteig. War ihm doch egal, Hauptsache Ruhe vor der Alten.

Breitbeinig und übelgelaunt stakste Klaus-Rüdiger hinter Gertrude durch das Kaufhaus. Hunderte, tausende Menschen drängten sich zwischen Sofas und Tischen. Es roch nach Ausdünstungen und verbrauchter Luft. Klaus-Rüdiger rümpfte die Nase. Er verabscheute diese unverschämten Leute, die es sich herausnahmen, am gleichen Tag einzukaufen wie er.
Auf einmal kreischte Gertrude wie am Spiess. „Diese Wand! Diese Wand ist es!“ Klaus-Rüdiger, der sich noch pikiert umschaute, trat an das Objekt der Begierde heran. Dann las er den stolzen Preis der Designerschrankwand aus Sumatra-Mahagoni: 3999 Euro!
„Sag mal spinnst du?“ fauchte er. „Ich scheiß doch keine Dukaten!“ Das hatte er kaum ausgesprochen, da lattete ihm Gertrude schon eine und Klaus-Rüdiger flog vor einem vollen Kaufhaus hinterrücks in den Couchtisch „MALM“.
„Die Schrankwand wird gekauft und damit BASTA!“ kreischte Gertrude in der Lautstärke einer startenden Boeing. „Okay, okay!“ raunte Klaus-Rüdiger, der sich aus den Fetzen des Pressspantisches kämpfte.

Unten angekommen ging das ganze Spiel munter weiter. Weil Gertrude jetzt ihre dicke Kiste wehtat, sollte Klaus-Rüdiger sie in den großen Schubwagen herumschieben. Der schwächliche Klaus-Rüdiger ächzte und keuchte, ebenso wie der Schubwagen, als er seine mehr als sechsmal schwerere Freundin durch die Gänge schob, wobei er sich andauernd die kalkweißen, unbehaarten Schienbeine einrammte.
Dann erreichte das Traumpaar die Lagerhalle. „Wo ist denn diese Scheiß-Wand?“ knurrte Klaus-Rüdiger. „Nicht in diesem Ton bitte!“ quakte Gertrude hinter sich. Sie genoß es, wie er sie vor sich herschob und wie ihr Schoßhündchen Klaus-Rüdiger parierte, wenn sie ihm Schläge androhte.
Im allerletzen Regal, ganz hinten war dann auch noch eins der drei mal zwei Meter großen Komplettpakete mit einem Gewicht von zwei Gertrudes zu finden. „Ach du Kacke!“ fauchte Klaus-Rüdiger abermals. „Das kann ich doch nicht tragen!“ Aber Gertrude ließ nicht mit sich reden: „Mir egal, ich will die Wand!“ Dann stieg sie vom Wagen ab und klatschte Klaus-Rüdiger eine. „Los jetzt!“.

Wenigstens durfte Klaus-Rüdiger das riesige Paket per Wagen zur völlig überfüllten Kasse schieben. Dennoch war seine Laune völlig im Eimer. Einen Augenblick später hellte sich sein vom Verlauf des Einkaufes gezeichnetes Gesicht aber auf: Die Lautsprecher spielten plötzlich keine Weihnachtsmusik mehr. Und dann erkannte Musikexperte Klaus-Rüdiger die Anfangsmelodie seines absoluten Lieblingsliedes. „I.O.U.! Eijeijeijeijei I.O.U.!“ sang Klaus-Rüdiger lauthals mit. Gertrude errötete, aber sie entschied sich, Klaus-Rüdiger seine peinliche Performance an der Warteschlange beenden zu lassen. Es ging gerade auf den Refrain zu und Klaus-Rüdiger tanzte schon, als er plötzlich einen heftigen Schmerz aus Richtung seiner Achillesferse spürte. Ein kleiner Junge war ihm mit voller Absicht mit seinem Kindereinkaufswagen in die Hacken gebrettert und setzte gerade zur zweiten Runde an.
„Also hör mal!“ knurrte Klaus-Rüdiger, sichtlich empört über die Unterbrechung seiner Steppeinlage. „Fick dich!“ Bekam er als Antwort. Jetzt war das Maß voll. „Du kleines Monster!“ schrie Klaus-Rüdiger und griff sich eine Tüte aus dem Regal neben sich. „Was bildest du dir ein!“ und stülpte die Tüte über den Kopf des Jungen.
Nun zog Klaus-Rüdiger die Tüte um dessen Hals zu und brüllte immer wieder: „Du fährst mir nicht in die Hacken! Du nicht!“ Endlich hatte er einen ebenbürtigen Gegner gefunden. Ein Sechsjähriger, der nach Luft rang und um Hilfe schrie.
Dann wurde es schlagartig dunkel. Der Vater des Jungen hatte Klaus-Rüdigers höchst fragwürdige Erziehungsmaßnahme beobachtet und ihm nun eine hinters Ohr gedrückt, dass Rabauke Klaus-Rüdiger in einen Stapel Plüschtiere sauste.

Später konnte Klaus-Rüdiger schon wieder eigenständig sprechen. Zum Glück war durch die Auseinandersetzung am Kassenhäuschen das Platzproblem im Auto gelöst worden. Klaus-Rüdigers 46 Kilogramm hätten nämlich der Mahagonischrankwand die nötigen Zentimeter geraubt. Aber schön, wenn man vom Einkaufen direkt in die Notaufnahme kommt. Denn so muss man die Schrankwand nicht auch noch zusammenbauen.

 

Onkel Horst schrieb zu seiner Geschichte:

(Achtung: Wer auf hohes Niveau schaut, ist möglicherweise fehl am Platze. Hier überwiegt doch eher simpler Klamauk. Ach ja: alle Personen sind fiktiv und meinem Geist entsprungen!)
Solche Kommentare bitte in ein extra Posting unter die Geschichte!

 

Günstig gleich gut
:lol:
Am allermeisten störte ihn aber der Umstand, dass es nachher einen Idioten geben müsste, der das ganze Zeug zusammenbauen muss.
Zeit?
da er Freitags immer beim Wettsaufen in der Schlageromme, seiner Stammkneipe, ist.
Stell den Satz lieber um, klingt etwas verkorkst.
Und natürlich schmerzende Hoden, da er dies immer tut um dem freitäglichen Ehepflichten zu begegnen.
So wie der Satz geschrieben ist, macht er keinen Sinn.
Schließlich stellte er sich kackfrech auf den Bürgersteig.
Weiß nicht genau warum, aber da musste ich ziemlich schmunzeln.

Das derbe Niveau der Geschichte hast du ja angekündigt, geht von daher also OK.
Der Anfang der Geschichte war unterhaltsam.
Der Mittelteil, naja, dagegen weniger. Überleg dir da mal was amüsanteres. Irgendwie ist die Sache mit seiner übergewichtigen Freundin, die ihm dauernd eine scheuert einfach nicht witzig, wahrscheinlich, weils zu einfach ist.

Die Szene an der Kasse dagegen fand ich hervorragend, hab mich köstlich amüsiert.
Der Schluss war auch gut, wobei sich der letzte Satz aber noch verbessern lässt.

Bie dez

Benutzer seiner Freunde

 

vielen dank fürs erste feedback!:)

Werd mich demnächst dran halten, die Anmerkung drunter zu setzen, sorry!

Aber wenigstens endlich mal ne positive Reaktion! ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben...;)

 

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