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Klaus
Klaus
Klaus, der Hamster, ein kreatives gutmütiges Wesen, das am besten Bescheid wusste, wie ernst es um Robert wirklich stand.
Pünktlich um sieben Uhr morgens stieg die Sonne fröhlich leuchtend über den Horizont und nur eine Viertelstunde später ergossen sich ihre warmen Strahlen in Roberts Wohnheimzimmer.
Für den geneigten Leser sei kurz angemerkt, dass es sich beim hier erwähnten Robert um einen Langzeitstudenten der Philosophie, forensischen Psychologie, Sanskrit und Germanistik handelt; kurz einem modernen Oblomov. Sollte es jemanden geben, der sich unter "Oblomov" nichts und niemanaden vorstellen kann, so muss ich auf Lexika und dergleichen verweisen, denn ein literarhistorischer Exkurs würde zu sehr von unserem Helden Klaus ablenken.
Also:
Pünktlich um sieben Uhr morgens stieg die Sonne fröhlich leuchtend über den Horizont und nur eine Viertelstunde später ergossen sich ihre warmen Strahlen in Roberts Wohnheimzimmer.
Zuerst leuchtete die Decke in zartem Rosa auf, dann kroch das Licht langsam die Wände hinab, über das "Keine Macht den Drogen.", Poster, das als Dartscheibe diente, und weiter über leere Pizzakartons, mehrere Stummel von aufgerauchten Joints, bis hin zum dem Käfig mit dem Hamster namens "Klaus."
Hier hat Robert übrigens eine große Chance verpasst, um weltberühmt und eventuell auch relativ reich zu werden, denn dieser Hamster "Klaus" wäre ein wahres Weltwunder für jeden Biologen gewesen, hätte er ihn nur jemals einem gezeigt. Klaus war nämlich in der Lage, bis zu acht Monate ohne Hamster-Nahrung auszukommen und seinen Flüssigkeitsbedarf nur aus dem Ausnuckeln umgefallener Bierflaschen zu decken. Diese Ernährungsgewohnheiten hatte er zwangsweise annehmen müssen, denn sein Besitzer hatte ihn schlicht und ergreifend vergessen. Nicht einfach so, wie man beispielsweise vergisst, seine Tante zum Geburtstag anzurufen, und sich dann zur Strafe zum hundertsten mal anhören muss, dass man enterbt wird, oder wie man mal vergisst, samstags Lotto zu spielen, nein, er hatte diesen Hamster vor drei Jahren geschenkt bekommen, ihn in die Ecke neben seinem Bett gestellt und einfach...vergessen.
Dumm für Klaus war außerdem, dass Robert ihn auch nicht zurückgeben konnte, denn wer ihm diesen Hamster eigentlich geschenkt hatte und zu welchem Anlass, hatte er auch vergessen. In seiner Hamsterjugend, als es noch Futter und Wasser für ihn gab, wäre Klaus nie der Gedanke gekommen, er müsse sich mal von Bier und Pizza Funghi ernähren, doch das war ja mittlerweile alles halb so wild, denn vor einem Jahr hatte er auf seiner nächtlichen Suche nach Essbarem im Zimmer eine kleine Tüte, mit grünen Pflanzen gefüllt, entdeckt.
Da dies die erste Pflanze seit über zwei Jahren war, die er zu Gesicht bekam, ließ er sein Hamsterhirn auf Hochtouren arbeiten, um sie zu öffnen, es gelang ihm.
Übrigens - für Biologen wäre sicher auch interessant gewesen, dass sich seine Denkleistung und die Anzahl seiner synaptischen Verbindungen um ein Vielfaches erhöht hatten.
Kein Wunder, bei dem, was er sich alles selbst beibringen musste, um überleben zu können.
So öffnete er also diese seltsame Tüte mit seinem selbst geschnitzten Messer, mampfte mit Hochgenuss den grünen Inhalt und bemerkte eine gewisse Hochstimmung, die sich nach und nach bei ihm einstellte.
Sehr zum Verdruss seines Besitzers, wie Klaus bemerkte, denn der machte sich am nächsten Tag murrend auf die Suche nach dem Inhalt "Wo ist denn mein Zeug, verdammt?", fand es jedoch nicht direkt und ließ sich dann nach wenigen Minuten erschöpft auf sein Bett fallen.
Und da es Robert zu anstrengend fand, im ganzen Zimmer nach seinem Gras zu suchen, bemerkte er nie die vielen leeren, durchsichtigen Tütchen im Hamsterkäfig, aus denen sich Klaus mittlerweile ein Nest gebaut hatte.
"Selbstgeschnitztes Messer"(?) wird der kritische Leser denken. Ja! Sehr richtig! Klaus hatte sich ein Messerchen geschnitzt. Die Evolution liebt ab und an den Zickzack-Kurs. Unser Klaus hatte sich nicht nur "Werkzeug" zum Überleben gebastelt, nein, er übte auch fleißig das Gehen auf zwei Beinen. Zunächst geschah dies aus Langeweile, aber bald entdeckte er, dass sich die Wahrnehmung seiner Umgebung drastisch veränderte und er die Vorderpfoten frei bekam. Nach dem Verzehr der grünen Pflanzen konnte es auch vorkommen, dass er in ekstatisches Tanzen verfiel.
Klaus jedenfalls schwebte an dem besagten Morgen um kurz nach sieben noch viel zu sehr in anderen Sphären, um die warmen Sonnenstrahlen im Zimmer zu bemerken, die immer tiefer hinab krochen und Robert schließlich an der Nase kitzelten und zärtlich seine Wangen streichelten.
Robert jedoch war kein bisschen kitzelig, und so schlief er bis halb elf.
Doch plötzlich ...
(c) g-ps-d